Österreich war ein Verbündeter und Russland ein Feind.
Österreich war ein Verbündeter und Russland ein Feind.
Russland musste auch gegen Deutschland kämpfen und nicht gegen Italien und Serbien
Wobei komplett unabhängig davon: Ich hab letztens mal gelesen das Anscheinend die Soldatengruppen die aus verschiedenen Reichsteilen (Also Mehrsprachig) bestanden eine höhere Moral besaßen als die die nur aus einem Teil bestanden, bzw gar aus der selben Stadt...
Ausserdem dürfte es härter sein, wenn man Leute sterben sieht, die man schon sein ganzes Leben lang kennt und wenn es nur der Friseur um die Ecke ist.
Der britische Historiker Niall Ferguson - der überhaupt ein Freund kontrafaktischer Geschichte ist, geht in seiner Darstellung des Weltkrieges auch auf die Frage von MrPresident ein. Er will damit, wie er in seiner Einleitung schreibt, die Alternativen und Möglichkeiten der handelnden Personen ausloten, um so die Qualität ihrer Entscheidungen beurteilen zu können. In seinem Szenario bricht der Krieg zwar am 28. Juli und 1.-3. August wie in der Realität aus (auch die Besetzung Belgiens findet statt), Großbritannien bleibt aber neutral, womit ein deutscher Sieg in greifbare Nähe rückt. Ferguson nimmt an, dass es dann eine Art frühe Europäische Gemeinschaft unter deutscher Führung gegeben hätte (was er übrigens aus britischer Sicht für durchaus akzeptabel hält). Auch für spätere Entscheidungen wendet er diese Methode an, um etwa die Folgen eines früheren Ausscheidens Russlands aus dem Krieg oder einer anhaltenden Neutralität der USA auszuloten (beide Male ist ein deutscher Sieg die für ihn wahrscheinliche Folge). Allerdings ist Ferguson auch für seine eher speziellen Thesen und Methoden bekannt, die seine Fachkollegen nicht immer überzeugen.
Schreibt er, wieso die Briten den Einmarsch in Belgien akzeptieren?
Ohne einen starken Verbündeten auf dem Kontinent griff Großbritannien damals (auch allgemein früher) niemals in Kriege oder die Politik Europas allgemein wirklich ein. Das liegt daran dass die Britten zwar eine starke Marine, aber ein schwaches Heer hatten. Ohne einen Verbündeten (wie z.B. Frankreich oder Russland) hätte man also nicht auf dem Kontinent eingegriffen.
Lao: Ferguson geht davon aus, dass ein großer Teil des Kabinettes ohnehin von einem Krieg nicht Gutes für das Empire erwartete und hält daher Lloyd Georges Stimme für entscheidend. Hätte dieser also anders entschieden - aus Fergusons Sicht "rationaler" - hätten sich die Briten auch herausgehalten. Das ist aber eine echte Minderheitenposition, denn die meisten Historiker halten es für ausgeschlossen, dass Gb eine Neutralität lange hätte durchhalten können, wenn Deutschland sowohl die flandrische Küste kontrolliert als auch die Hegemonie auf dem Kontinent zu erreichen gedroht hätte. Es wäre vor dem Hintergrund der klassischen britischen Gleichgewichtspolitik jedenfalls recht unwahrscheinlich gewesen. Außergewöhnlich war eher - wie GT schon schrieb - dass sie erstmals seit den napoleonischen Kriegen auch mit einer starken Landmacht auf dem Kontinent eingriffen, um Frankreich zu unterstützen.
Ich bin mir unsicher, ob es im Sommer 1914 noch viel Spielraum für eine britische Neutralität gab. Der Erfahrungsschatz der Krisendiplomatie weit vorher gehört eigentlich auch dazu, nämlich dass das Deutsche Reich am britisch-französischem Bündnis scheiterte, besonders bei den beiden Marokkokrisen. König Edward VII. hatte aufgrund seines strengen Vaters eine starke Abneigung gegen alles Deutsche. Ich weiß aber nicht, wie weit sich die britische Diplomatie dann ab 1910, der Thronbesteigung George V., da noch änderte. Für die Wilhelmsstraße schien allerdings die Möglichkeit verbaut, eine auch für Deutschland akzeptable diplomatische Lösung der Julikrise zu schaffen.
Zudem hatte sich Wilhelm II auch aufgeführt wie der sprichwörtliche Elefant im China-Porzellanladen. Die deutschen Diplomaten hatten wirklich alle Hände voll zu tun die Wogen zu glätten. Aus britischer Sicht wäre ein Bündnis gar nicht mal so schlecht gewesen, denn die deutsche Flottenbedrohung wäre damit eliminiert worden, man hätte einen stärkeren Partner als Frankreich oder Russland bekommen und es bestand ja eine gewisse historische Rivalität mit Frankreich. Aber ich denke, dass man einfach vor der wankelmütigen ja oft willkürlichen Außenpolitik Wilhelm II Angst hatte.
Naja, einen stärkeren Partner wollten die Briten ja nicht, sondern ein Gleichgewicht auf dem Kontinent, was bei einem Bündnis mit Deutschland kaum funtioniert hätte. Und die Deutsche Flottenbedrohung ist immer noch am besten eliminiert, wenn man die Deutsche Flotte eliminiert.