Dieses Jahr steht ja noch eine Bundestagswahl an, bei der man ein Kreuz machen muss (oder darf... oder soll - wie man will). Deshalb will ich ein bisschen was zu Kreuzen in der Heraldik erzählen.
Betrachtet man den Schild als Waffe, waren Schildbeschläge (u.a. auch kreuzförmig) üblich, um einen Schild aus weichem Material (Holz, Leder) stabiler zu machen und die Wucht von Schlägen abzuleiten. Das sah dann z.B. so aus:
Im Wappen der Feudalzeit bei Age of Empires II sorgt z.B. auch ein Schildbeschlag für die Zweiteilung. Aus heraldischer Sicht hatte das den Nutzen, dass man daran Wappenelemente befestigen konnte. Beschläge wurden dadurch vielleicht auch Teil bei der Blasonierung von Wappen. Es gibt nämlich das Kreuz als Heroldsbild: als sog. Gemeines Kreuz teilt es den Schild räumlich auf (wie ein Balken oder ein Pfahl - tatsächlich ist ein gemeines Kreuz einfach ein Pfahl über einem Balken). Hier z.B. im Stadtwappen von Wien (mglw. seit 1228 so geführt):
In Rot ein silbernes (gemeines) Kreuz.
Wir haben es aber auch im Griechischen Wappen (In Blau ein silbernes Kreuz) gesehen. Kreuze sind aber auch beliebte Wappenfiguren. Dann dürfen sie nicht, wie die Heroldsbilder den Rand berühren. Und an dieser Stelle sind die Heraldiker richtig crazy gewesen und haben sich alle möglichen Arten von Kreuzen ausgedacht.
Die langweiligeren kennt man wahrscheinlich (lateinisches Kreuz, griechisches Kreuz, Andreaskreuz - das macht man dann auch auf den Wahlzettel - Tatzenkreuz, Malteserkreuz). Es gibt aber ein paar echt abgefahrene Varianten.
Es gibt z.B. das Fadenkreuz, das für einen Heraldiker nicht wie ein... äh... Fadenkreuz aussieht, sondern wie ein Fadenbalken (sehr dünner Balken) über einem Fadenpfahl (sehr dünner Pfahl). Hier z.B. als Andreaskreuz im Wappen von Brebel (Kaff an/ knapp vor der dänischen Grenze):
In Gold ein grünes vierblättriges Kleeblatt mit
einem aufgelegten goldenen Fadenkreuz (als
Blattadern), darunter zwischen zwei blauen
Wellenbalken ein Wellenfaden.
Hier symbolisiert das Kleeblatt die vier Ortsteile und das Fadenkreuz die Kreuzung im Ortszentrum.
Was man sich landläufig unter einem Fadenkreuz vorstellt, ist ein nimbiertes Kreuz, hier im Wappen von Einhaus (auch Schleswig-Holstein):

In Grün mit von Silber und Schwarz zwölfmal
gestücktem Bord eine silberne Stele, die oben
in einem nimbierten Kreuz mündet
Es gibt auch verrücktere Sachen wie das Schlangenkreuz. Am prominentesten ist es wohl im Wappen der Familie Huyn von Amstenraedt. Als solches hat es Einzug in verschiedene, mit der Familie assoziierte Gemeinden, gehalten. Hier z.B. im Wappen der ehemaligen Gemeinde Onderbanken (Niederlande):
Gespalten von Silber und Rot. Vorn ein (rotbewehrter,
rotbezungter) und rotbekrönter roter Löwe, hinten
ein silbernes Doppelschlangenkreuz mit silbernem
Herzschild, darin drei rote Kugeln. Auf dem Schild ein
blaues Schwert mit goldenem Knauf. Darüber ein goldenes
griechisches Kreuz (schon wieder ein Kreuz!!).
Der Schild ist bekrönt mit einer Adelskrone.
Das Thema Kreuze beschäftigt Heraldiker so sehr, dass sie sich wohl auch Kreuze ausgedacht haben, die es so nicht gibt/ gab. Gert Oswald (der hat ein Standardwerk der Heraldik geschrieben, das Lexikon der Heraldik) ging 1984 bspw. davon aus, dass es das Seilkreuz nicht gibt. Sähe so aus:
In Silber ein rotes Seilkreuz
Würde zu irgendwas mit Biologie und DNS passen 
Natürlich haben Kreuze auch oft eine Bedeutung (das Doppelkreuz bei den orthodoxen Christen, z.B. mit Schrärechtsbalken unten für die russisch-orthodoxe Kirche, das lateinische Kreuz für Jesus, das Papstkreuz etc.). Fürs erste hab ich aber genug über Kreuze gesprochen