Mad Games Tycoon - Computerspiele made in DDR
01.01.1980
Ostberlin
Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik
Da lernt man ein nettes Mädel kennen und will ihm imponieren. Kennt Ihr? Klar. Da es anrüchig ist, verboten und aufregend, lässt sie mich in der Nacht...
Das "Hoho!" könnt Ihr Euch verkneifen! Sie lässt mich in das Ministerium rein. Weil sie Sekretärin da ist. Vom Egon. Krenz, meine ich.
Wir schleichen durch die Korridore. Nachts. Und sie zeigt mir ihren Arbeitsplatz und die streng geheime Rechenmaschine, mit der sie arbeiten darf.
Natürlich will ich sie beeindrucken. Also hole ich aus meiner Tasche die Disketten raus.
Ja, Disketten! Nicht, was Ihr denkt! Und ich spiele dieses Programm auf das Gerät. Funktioniert. Keine Stunde später zeige ich Ihr, was sie jetzt spielen kann.
Ja, und sie zeigt mir auch etwas.
Das könnt Ihr Euch verkneifen!
Hinter der nächsten Türe ist eine dunkle Kammer und da warten Kollegen von ihr!
"Ich bin Genosse Hauptmann Pütz. Mein Kollege hier ist Genosse Leutnant Maier. Abteilung 26..."
Jetzt ist es aus. Nicht nur mit dem schönen Abend, sondern dauerhaft. Aber nein. Minuten später, mit allen Fingern und Zähnen ausgestattet, sitze ich einem jovialen Mann mit breitem Oberkörper gegenüber, der mich freundlich anlächelt.
Eben schon genannter Egon.
"Bitte, können Sie das noch einmal wiederholen", stammele ich und blicke den Ersten Sekretär des Zentralrats der Freien Deutschen Jugend groß an.
Ich verstehe es so: Die DDR befindet sich in einer wirtschaftlichen Krise. Natürlich geht es dem real existierenden Sozialismus damit noch weit besser als dem kapitalistischen Klassenfeind, der an den Grenzen steht und beinahe schon um Aufnahme bettelt. Aber es sei an der Zeit, der Welt die Überlegenheit der ostdeutschen Elektrotechnik zu beweisen.
Zwar würden Robotron und RFT bereits gute, sozialistische Produkte herstellen, doch gäbe es einen Weg, das sozialistische Gedankengut in die Köpfe aller Menschen zu bringen.
"Computerspiele?"
"Sehr gut, Genosse Steiner. Sie werden Räumlichkeiten und ein Budget erhalten, um Programme für diese Rechenmaschinen zu entwickeln. Nicht nur für die einheimische Arbeiterklasse, sondern um diese auch in der kapitalistischen Welt zu vermarkten! Jeder Tastendruck ein Schritt zum ideologischen Sieg des Sozialismus!"
Und das nur, weil ich versucht habe, Susanne mit einer illegalen Kopie von Space Invaders zu beeindrucken...