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Thema: Hast du die Bibel je selbst gelesen?

  1. #5341
    Für mehr Klink im ***** Avatar von Gulaschkanone
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    Also welche Antwort hätte er auf 40 haben wollen?
    Zitat Zitat von Nahoïmi Beitrag anzeigen
    Einheit, Einheit, gib mir meine Minghan wieder :p

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    Vom Kurfürst, über Admiral, Jarl, Botschafter und König zum Papst-ein Leben im Civforum.

  2. #5342
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    Genau die, die sie selbst geben. In Markus und Lukas steht das Gleichnis auch und da kommt der Satz, dass der Weinbergsbesitzer kommen und die Pächter töten und den Weinberg anderen geben wird, von Jesus selbst. - Es ist ne Gerichtsankündigung wie im AT - sie beinhaltet immer unausgesprochen eine Möglichkeit zur Umkehr, um dem Gericht zu entgehen. (Wie bei Jona und Niniveh)

    Ach ja, ich habe noch vergessen: Das Volk, was was Erbe antritt. Dies wird normalerweise mit den Christen und der Kirche ausgelegt, nicht mit einer bestimmten Nation.
    Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal

    Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.


  3. #5343
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    Dabke, d.h. 42 ist zu 41 eigentlich ein Absatz und neuer Aspekt und keine inhaltlich anschließende Aussage
    Zitat Zitat von Nahoïmi Beitrag anzeigen
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  4. #5344
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    Doch, würde ich sagen. Der nähere Textzusammenhang geht meiner Meinung nach bis Vers 46, ja. Da ist kein Bruch in der Situation.
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  5. #5345
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    Matthäus 22
    Achtung Spoiler:
    1 Und Jesus hob an und redete noch einmal in Gleichnissen zu ihnen folgendermaßen:
    2 »Das Himmelreich ist einem König vergleichbar, der seinem Sohne die Hochzeit ausrichten wollte.
    3 Er sandte also seine Knechte aus, um die geladenen Gäste zum Hochzeitsmahl zu bitten; doch sie wollten nicht kommen.
    4 Nochmals sandte er andere Knechte aus, denen er die Weisung gab: ›Sagt den Geladenen: Seht, mein Festmahl habe ich zugerichtet; meine Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, und alles ist bereit: kommt zum Hochzeitsmahl!‹
    5 Die aber beachteten es nicht und gingen hin, der eine auf seinen Acker, der andere an sein Handelsgeschäft;
    6 die übrigen ergriffen seine Knechte, mißhandelten und töteten sie.
    7 Da wurde der König zornig; er entsandte seine Heere, ließ jene Mörder umbringen und ihre Stadt verbrennen.
    8 Hierauf sagte er zu seinen Knechten: ›Das Hochzeitsmahl ist zwar bereitet, aber die Geladenen waren unwürdig (daran teilzunehmen).
    9 Geht darum an die Straßenecken hinaus und ladet alle zum Hochzeitsmahl ein, soviele ihr antrefft!‹
    10 So gingen denn jene Knechte auf die Straßen hinaus und brachten alle, die sie trafen, zusammen, Böse wie Gute, und der Hochzeitssaal füllte sich mit Gästen.
    11 Als aber der König hineinging, um sich die Gäste anzusehen, bemerkte er dort einen Mann, der kein Hochzeitsgewand angelegt hatte.
    12 Da sagte er zu ihm: ›Freund, wie hast du hierher kommen können, ohne ein Hochzeitsgewand anzuhaben?‹ Jener verstummte.
    13 Hierauf befahl der König seinen Dienern: ›Faßt ihn an Händen und Füßen und werft ihn hinaus in die Finsternis draußen! Dort wird lautes Weinen und Zähneknirschen sein.‹
    14 Denn viele sind berufen, aber wenige auserwählt.«
    15 Hierauf gingen die Pharisäer hin und stellten eine Beratung an, wie sie ihn durch einen Ausspruch (wie in einer Schlinge) fangen könnten.
    16 Sie sandten also ihre Jünger nebst den Anhängern des Herodes zu ihm, die mußten sagen: »Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist und den Weg Gottes mit Wahrhaftigkeit lehrst; auch nimmst du auf niemand Rücksicht, denn du siehst die Person der Menschen nicht an.
    17 So sage uns denn deine Meinung: ›Ist es recht, daß man dem Kaiser Steuer entrichtet, oder nicht?‹«
    18 Da Jesus nun ihre böse Absicht durchschaute, antwortete er: »Was versucht ihr mich, ihr Heuchler?
    19 Zeigt mir die Steuermünze!« Als sie ihm nun einen Denar gereicht hatten,
    20 fragte er sie: »Wessen Bild und Aufschrift ist das hier?«
    21 Sie antworteten: »Des Kaisers.« Da sagte er zu ihnen: »So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser zusteht, und Gott, was Gott zusteht!«
    22 Als sie das hörten, verwunderten sie sich, ließen von ihm ab und entfernten sich.
    23 An demselben Tage traten Sadduzäer an ihn heran, die da behaupten, es gebe keine Auferstehung, und fragten ihn:
    24 »Meister, Mose hat geboten: ›Wenn jemand kinderlos stirbt, so soll sein Bruder (als Schwager) dessen Frau heiraten und für seinen Bruder das Geschlecht fortpflanzen.‹
    25 Nun lebten sieben Brüder bei uns; der erste, der sich verheiratet hatte, starb und hinterließ, weil er keine Kinder hatte, seine Frau seinem Bruder;
    26 ebenso auch der zweite und der dritte, schließlich alle sieben;
    27 zuletzt nach allen starb auch die Frau.
    28 Wem von den Sieben wird sie nun in der Auferstehung als Frau angehören? Alle haben sie ja zur Frau gehabt.«
    29 Jesus antwortete ihnen: »Ihr seid im Irrtum, weil ihr weder die (heiligen) Schriften noch die Kraft Gottes kennt.
    30 Denn in der Auferstehung heiraten sie weder, noch werden sie verheiratet, sondern sie sind wie Engel im Himmel.
    31 Was aber die Auferstehung der Toten betrifft: habt ihr nicht gelesen, was euch darüber von Gott gesagt worden ist, wenn er spricht
    32 ›Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs‹? Gott ist doch nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebenden.«
    33 Als die Volksmenge das hörte, staunte sie über seine Lehre.
    34 Als aber die Pharisäer vernahmen, daß er die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, versammelten sie sich (um ihn);
    35 und einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, versuchte ihn mit der Frage:
    36 »Meister, was ist ein Hauptgebot im Gesetz?«
    37 Er antwortete ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken.
    38 Dies ist das Hauptgebot, das obenan steht.
    39 Ein zweites aber steht ihm gleich: ›Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!‹
    40 In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.«
    41 Da aber die Pharisäer beisammen waren, legte Jesus ihnen die Frage vor:
    42 »Wie denkt ihr über Christus? Wessen Sohn ist er?« Sie antworteten ihm: »Er ist Davids Sohn.«
    43 Da erwiderte Jesus ihnen: »Wie kann ihn dann aber David im Geist ›Herr‹ nennen, indem er sagt (Ps 110,1):
    44 ›Der Herr hat zu meinem Herrn gesagt: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege zum Schemel deiner Füße‹?
    45 Wenn David ihn also ›Herr‹ nennt, wie kann er da sein Sohn sein?«
    46 Und niemand konnte ihm hierauf eine Antwort geben; auch wagte von diesem Tage an niemand mehr, ihm eine Frage vorzulegen.


    Bemerkungen/ Gedanken:

    • Noch mehr Gleichnisse
    • Das hier erscheint mir aber, zumindest für moderne Leser, kryptischer. Ins Himmelreich einzutreten ist wie zu einer Hochzeit geladen zu werden, so weit, so klar. Frage mich, ob das ein generischer Sohn ist (jede Hochzeit hat einen Bräutigam) oder explizit Jesus gemeint ist. Dann wäre aber die Frage, wer die Braut ist. Wayne, die geladenen Gäste (alle, die Jesus kritisiert) verhalten sich unangemessen und schlagen die Einladung aus (oder Schlimmeres, s. V. 6). Stattdessen lädt er "alles und jeden" ein. Sprich, das Himmelreich als Hochzeitsort steht jetzt allen offen - "Böse[n] wie Gute[n](!)" (V. 10). Das klingt nach einem krassen Bruch mit dem "auserwählten Volk". Vor allem, dass auch "Böse" (übersetzen alle so) geladen sind, schließt nicht einmal Leute wie Hitler aus - es sei denn, sie haben kein Hochzeitsgewand angelegt (V. 11). Das fand ich reichlich kryptisch, habe aber im Internetz gelesen, dass es zur damaligen Zeit Usus war, dass die Hochzeitsgewänder vom Veranstalter bzw. der Gemeinde/ dem Dorf gestellt wurden. Vor dem Hintergrund ist das Handeln des Königs (Gottes) zumindest nachvollziehbar: wenn man sich nicht an die einfachen Regeln halten will und die keine Kosten verursachen, darf man nicht mitfeiern.
    • Vers 14 versteh ich nicht ganz. Viele sind berufen, aber wenige auserwählt - sind jetzt nicht jede Menge auf der Hochzeit?
    • Trotzdem, 4:1 für Jesus (aber die Sache mit dem Hochzeitsgewand musste sich der VAR anschauen )
    • Im Folgenden versuchen die einzelnen antagonistischen Gruppen (Pharisäer, Sadduzäer und nochmal Pharisäer), Jesus eine Falle zu stellen. Die Reaktion auf die Münze finde ich genial, das ist eine herrlich Alles-und-Nichts-Antwort, gegen die man nix sagen kann - 5:1
    • Die Versuchung der Sadduzäer finde ich etwas trickreicher. Das klingt mir von der Qualität der Frage ähnlich zu der, ob Jesu Vorhaut mit ihm auferstanden ist oder nicht. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass von einer "Auferstehung" wie in V. 28 im AT die Rede war. Das Pentateuch, auf das sie sich beziehen, ist allerdings schon eine ganze Weile her.
    • Jesus sieht das zumindest ähnlich Die Stelle, auf die er verweist, ist 2. Mose 3,6. "Gott ist doch nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebenden" ist ein starker Satz, muss man ihm lassen 6:1
    • Die Frage in V. 36 finde ich sehr spannend. Die muss ich mir merken, wenn ich mal wieder Priester treffe und schauen, ob sie die gleiche Antwort geben können. V. 37 zitiert dabei 5. Mose 6,5 und V. 39 zitiert 3. Mose 19, 18. Bei Letzterem lässt Jesus einen Teil aus: "Du sollst den Angehörigen deines Volkes gegenüber nicht rachgierig sein und ihnen nichts nachtragen, sondern sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst: ich bin der HERR!"
    • Das ausgelassene "Ich bin der HERR" finde ich nicht uninteressant. Jesus stellt beide Gebote als gleichberechtigt nebeneinander. Dabei legt die Quelle für das Gebot der Nächstenliebe eine Überordnung des Herrn nahe. Ich werte das als 7:2.
    • Tatsache, in Psalm 110, 1 steht: "Von David, ein Psalm. So lautet der Ausspruch des HERRN an meinen Herrn". Was wir im Oktober 2022 dazu im Thread hatten:


    Zitat Zitat von Mongke Khan Beitrag anzeigen
    • Wer ist denn hier der Herr (also nicht der HERR)? Geht es hier um die Einsetzung der Richter, die auf Wunsch der Menschen an Gottes Seite auf dessen Geheiß hin regieren? Oder spricht David von sich in der dritten Person?
    Zitat Zitat von Der Kantelberg Beitrag anzeigen
    Jesus wird deine Fragen im Neuen Testament den mit ihm diskutierenden Pharisäern stellen, die dazu genauso viel sagen können wie du.

    Zitat Zitat von Baldri Beitrag anzeigen
    Würfel doch mal für nen Job bevor du hier finanzielle Aussagen triffst die ernstgenommen werden sollen.

  6. #5346
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    Den Spurch mit Berufen und Auserwählt versteh ich auch nicht so recht. Normalerweise würde sich beides decken. Da versteckt sich auch eine riesige theologische Diskussion über die Erwählung dahinter, die ich bisher noch nicht richtig durchdrungen habe. Wer will, kann ja mal mit diesem Artikel versuchen, da einzusteigen: https://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4destination

    Die Frage nach der Steuer.
    Sie ist mies. Es steht ja auch, dass es eine Fangfrage ist. Sagt Jesus: "Ja, ihr sollt an den Kaiser Steuern zahlen" verspielt er sich die Gunst beim Volk. Ich erinnere an den Hexenkessel. Fast alle hassen die Römer, die mit Militärgewalt herrschen. Die Steuern sind für viele Arme zu hoch. Wenn Jesus sagt, dass man das zahlen soll, werden sie Jesus dafür hassen.
    Sagt er hingegen: "Nein, zahlt keine Steuern" - dann haben sie einen Grund, ihn beim Statthalter anzuzeigen, weil er dem jüdischen Volk erzählt, dass es die Steuern nicht zahlen soll. Denn der Reichtum ist das Hauptinteresse Roms an den Provinzen - und Sklaven und Soldaten und Handelsgüter - aber Steuern sind ein Hauptinteresse.

    Wie wird Jesus also antworten? Seine Antwort ist genial. Er lässt sich eine Münze zeigen und fragt wessen Bild darauf sei. Die Münze lässt er sich vom Fragesteller zeigen. Und darauf ist das Kaiserbild. Das erinnert an das zweite Gebot: Du sollst dir kein Bildnis machen. Ganz subtil erinnert Jesus sie damit daran, dass der Besitz dieser Münze an sich gegen ein Gebot verstößt. Was natürlich nicht umgangen werden kann - der römische Denar ist quasi sowas wie gesetzliches Zahlungsmittel - die gebräuchlichste Münze. Und seine Antwort geht in eben diese Richtung: Wenn du dich schon mit dem heidnischen Geld abgeben musst, dann gib dem heidnischen Kaiser in Rom, was ihm zusteht. - Aber gib Gott auch, was ihm zusteht.
    Jesus umgeht so sehr geschickt diese Fangfrage und spielt den schwarzen Peter wieder den Pharisäern zu.

    Das größte Gebot:
    Jesu Antwort ist hier die Standardantwort des jüdischen Rabbinertums. Er zeigt damit, dass er sich gut in ihrer Theologie auskennt und segnet diesen Teil sozusagen ab. Häufig wird heutzutage gesagt, dass Wichtigste im Christentum sei die Nächstenliebe, das ist aber falsch. Das Wichtigste ist die Liebe zu Gott.

    Wessen Sohn ist der Christus:
    Jesus bezieht jetzt diesen Psalmvers auf sich. Er ist der Herr, der sich an die Seite des Herrn setzt. Zwar ist er Davids Sohn, weil er ein Nachkomme der Davidsdynastie ist. Aber er ist größer als David, weil er eben auch Gottes Sohn und gar Gott selbst ist. Deswegen nennt David ihn "Herr" - Die Phasrisäer verstehen das nicht - für sie ist der Messias (=Christus auf hebräisch) ein irdischer, militärischer König und weltlicher Retter. Ähnlich wie Kyrus oder Judas Makkabäus.
    Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal

    Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.


  7. #5347
    Hat einen Plan Avatar von Mongke Khan
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    https://www.bibleserver.com/LUT.ELB....atth%C3%A4us23

    Matthäus 23

    Achtung Spoiler:
    1 Damals richtete Jesus an das Volk und an seine Jünger folgende Worte:
    2 »Auf den Lehrstuhl Moses haben sich die Schriftgelehrten und die Pharisäer gesetzt.
    3 Alles nun, was sie euch sagen, das tut und befolgt, aber nach ihren Werken richtet euch nicht; denn sie sagen es nur, tun es aber nicht.
    4 Sie binden schwere Lasten zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, sie selbst aber wollen sie mit keinem Finger anrühren.
    5 Alle ihre Werke tun sie in der Absicht, von den Leuten gesehen zu werden; denn sie machen ihre Gebetsriemen breit und ihre Mantelquasten lang;
    6 sie lieben den ersten Platz bei den Gastmählern und die Ehrensitze in den Synagogen;
    7 sie wollen auf den Märkten gegrüßt sein und lassen sich von den Leuten gern ›Rabbi‹ nennen.
    8 Ihr aber sollt euch nicht ›Meister‹ nennen lassen; denn einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder.
    9 Und niemand auf Erden sollt ihr euren ›Vater‹ nennen; denn einer ist euer Vater, der im Himmel.
    10 Auch ›Lehrer‹ sollt ihr euch nicht nennen lassen; denn einer ist euer Lehrer, nämlich Christus.
    11 Der Größte unter euch soll euer Diener sein.
    12 Wer sich aber selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.«
    13 »Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr verschließt das Himmelreich vor den Menschen. Ihr selbst geht ja nicht hinein, laßt aber auch die nicht hinein, welche hineingehen wollen.
    14 [Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr bringt die Häuser der Witwen gierig an euch und verrichtet zum Schein lange Gebete. Darum werdet ihr ein um so strengeres Gericht erfahren.]
    15 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr durchreist Land und Meer, um einen einzigen Glaubensgenossen zu gewinnen; und wenn er es geworden ist, macht ihr aus ihm ein Kind der Hölle, das doppelt so schlimm ist als ihr selbst.
    16 Wehe euch, ihr blinden Führer, die ihr sagt: ›Wenn einer beim Tempel schwört, so hat das nichts zu bedeuten; wer aber beim Gold des Tempels schwört, der ist gebunden.‹
    17 Ihr Toren und Blinde! Was steht denn höher: das Gold oder der Tempel, der das Gold erst heilig gemacht hat?
    18 Ferner (sagt ihr): ›Wenn einer beim Altar schwört, so hat das nichts zu bedeuten; wer aber bei der Opfergabe schwört, die auf dem Altar liegt, der ist gebunden.‹
    19 Ihr Blinden! Was steht denn höher, die Opfergabe oder der Altar, der die Gabe erst heilig macht?
    20 Wer also beim Altar schwört, der schwört bei ihm und bei allem, was auf ihm liegt;
    21 und wer beim Tempel schwört, der schwört bei ihm und bei dem, der in ihm wohnt;
    22 und wer beim Himmel schwört, der schwört bei Gottes Thron und bei dem, der auf ihm sitzt.
    23 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr entrichtet den Zehnten von Minze, von Anis und Kümmel, laßt aber das Schwierigere im Gesetz außer acht, nämlich das Gericht, die Barmherzigkeit und die Treue. Diese sollte man üben und jenes nicht außer acht lassen.
    24 Ihr blinden Führer, die ihr die Mücke seihet, aber das Kamel hinuntertrinkt!
    25 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr haltet die Außenseite des Bechers und der Schüssel rein, inwendig aber sind sie gefüllt mit Raub und Unmäßigkeit.
    26 Du blinder Pharisäer! Mache zuerst das rein, was den Inhalt des Bechers bildet, dann wird auch seine Außenseite rein werden (können).
    27 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr gleicht frischgetünchten Gräbern, die von außen schön aussehen, im Innern aber voll von Totengebeinen und lauter Verwesung sind.
    28 Ebenso zeigt auch ihr euch den Menschen von außen gerecht, inwendig aber seid ihr voll von Heuchelei und Gesetzlosigkeit.
    29 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler! Denn ihr baut die Grabstätten der Propheten aus und schmückt die Grabdenkmäler der Gerechten
    30 und sagt: ›Hätten wir zur Zeit unserer Väter gelebt, wir hätten uns nicht mit ihnen am Blut der Propheten schuldig gemacht!‹
    31 Damit stellt ihr euch selbst das Zeugnis aus, daß ihr die Söhne der Prophetenmörder seid.
    32 So macht denn ihr das Maß (der Schuld) eurer Väter voll!
    33 Ihr Schlangen, ihr Otternbrut! Wie wollt ihr dem Strafgericht der Hölle entrinnen?!« 
    34 »Deshalb seht: ich sende zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte; von diesen werdet ihr die einen töten und kreuzigen, die anderen in euren Synagogen geißeln und von Stadt zu Stadt verfolgen,
    35 damit über euch alles gerechte Blut komme, das auf der Erde vergossen worden ist, vom Blut des gerechten Abel an bis zum Blut Sacharjas, des Sohnes Berechjas, den ihr zwischen dem Tempelhause und dem Brandopferaltar ermordet habt.
    36 Wahrlich ich sage euch: (Die Strafe für) dies alles wird über dieses Geschlecht kommen!« 
    37 »Jerusalem, Jerusalem, das du die Propheten tötest und die zu dir Gesandten steinigst! Wie oft habe ich deine Kinder um mich sammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt; doch ihr habt nicht gewollt.
    38 Nunmehr wird euer Haus euch verödet überlassen;
    39 denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht (mehr) sehen, bis ihr (einst bei meiner Wiederkunft) ausruft: ›Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!‹«


    Bemerkungen/ Gedanken:

    • Nachdem Jesus sich mit den Hohenpriestern auseinandergesetzt hat, spricht er in der heiligen Stätte nun zu seinen Homies.
    • "Lehrstuhl Moses" klingt, als wär das ne Uni
    • In dem Kapitel gibt es von Menge jede Menge Anmerkungen zu Übersetzungen einzelner Begriffe (z.B. "Märkte" in V. 7 könnte auch "öffentliche Plätze" heißen).
    • In Vers 3 stellt Jesus die Hohenpriester wieder als bigott dar. Ich will zumindest einmal einwerfen, dass es auch noch schlimmer geht: wenn sie nur Wein tränken, ohne Wasser zu predigen. Moralisch erscheinen solche Menschen oft weniger verkommen, obwohl sie nicht einmal Wasser predigen...
    • Elberfelder merkt an, dass "Rabbi" so viel wie "Mein Meister" bedeutet. Im Judentum gibt es Rabbis immer noch, im Christentum dem Namen nach nicht. Das erscheint mir eine plausible Folge von V. 8 zu sein.
    • Meister, Vater, Lehrer gegenüber Dienern, die sich erniedrigen - diese Hierarchie ist und bleibt mir rein begrifflich einfach schon zuwider.
    • Die Kritik an den "Schriftgelehrten und Pharisäern" reißt nicht ab. Jesus leitet 7 Mal mit "Wehe euch..." folgende Punkte ein:
      • Anderen den Weg ins Himmelreich verwehren (das erscheint mir angesichts der bisherigen Lehren Jesu am gewichtigsten)
      • Raffgier und Scheinheiligkeit
      • Verschlechterung von Menschen
      • Unbarmherzigkeit, Treulosigkeit
      • Raub, Unmäßigkeit
      • Heuchelei, Gesetzlosigkeit
      • Falschbehauptung

    • Wenn ich es auf einen Punkt reduzieren sollte, würde ich sagen, er stört sich vor allem an der Säkularisierung des Heiligen. Nach Außen glänzt alles, ist aber lange noch kein Gold; den Zehnt zu zahlen, ist seiner Ansicht nach nicht der Kern des gelehrten Glaubens. Dazu passt das "Wehe euch", das sich an die "blinden Führer" richtet und in der Mitte der übrigen Anklagepunkte steht. An dieser Stelle bricht Jesus aus seiner rhetorischen Struktur aus und echauffiert sich darüber, dass Gold als Ergebnis von Heiligkeit über den Tempel als Quell der Heiligkeit gestellt wird. Er ruft den "Blinden" die Verbindung von Altar über Tempel zum Himmelreich in Erinnerung. Blindheit verknüpft er sprachlich in V. 24 und V. 26 mit den Pharisäern.
    • Den Vergleich mit den frisch getünchten Gräbern finde ich besonders gelungen. Über das Aussehen christlicher/ katholischer Friedhöfe könnte ich auch mehrere Zeilen lang ranten
    • Die Vorstellung, dass über alle gerechtes Blut vergossen werden soll oder werden muss, um Änderung zu bewirken, ist irgendwie cool und irgendwie gruselig. Mich erinnert das spontan an dir Rotfärbung des Nil und den Tod aller Erstgeborenen bei den Plagen. Da muss es den Unterdrückern auch maximal schlecht gehen, bis der Pharao das Volk ziehen ließ, das - wenn man den Vergleich zu ende zieht - Ähnliches erleben wird (V. 36).
    • V. 38 wiederholt die Drohung aus Jeremia 22, 5: "Wenn ihr aber diesen Weisungen nicht nachkommt, so habe ich bei mir selbst geschworen‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –, ›daß dieser Palast zu einer Trümmerstätte werden soll!‹"
    Zitat Zitat von Baldri Beitrag anzeigen
    Würfel doch mal für nen Job bevor du hier finanzielle Aussagen triffst die ernstgenommen werden sollen.

  8. #5348
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    Getünchte Gräber:
    Die Berührung eines Toten macht im Judentum ja unrein. Wenn jetzt so ein Grab überstrichen ist, sieht man nicht, dass es ein Grab ist, aber verunreinigt sich eventuell. Das ist ein Aspekt dieses Vergleichs: Die Pharisäer sind im Innern unrein - geben sich aber außen als ganz heilig. Ansonsten sprechen finde ich Jesu Worte gegen die Pharisäer fur sich und sind immer noch aktuell. Man darf gerne alle frommen Christen daran beurteilen, dazu wurde das aufgeschrieben.

    Abel bis Secharja:
    Nach jüdischer Buchanordnung kommt die Chronik im AT. Abel ist der erste Ermordete im 1. Buch Mose. Secharja bezieht sich auf 2. Chronik 24,20:
    "20 Und der Geist Gottes ergriff Secharja, den Sohn des Priesters Jojada. Der trat vor das Volk und sprach zu ihnen: So spricht Gott: Warum übertretet ihr die Gebote des HERRN, sodass ihr kein Gelingen habt? Denn ihr habt den HERRN verlassen, darum wird er euch auch verlassen. 21 Aber sie machten eine Verschwörung gegen ihn und steinigten ihn auf Befehl des Königs im Vorhof am Hause des HERRN. 22 Und der König Joasch gedachte nicht an die Barmherzigkeit, die Jojada, der Vater Secharjas, an ihm getan hatte, sondern tötete seinen Sohn. Der aber sprach, als er starb: Der HERR wird es sehen und strafen." - Von Abel bis Secharja bezieht sich also auf alle ermordeten Propheten des AT - und Jesus wirft den Pharisäern hier vor, genau so zu sein wie die damaligen Mörder. Er weiß schon, welches Ende er nehmen wird.
    Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal

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  9. #5349
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    Matthäus 24 (Teil 1)
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    1 Jesus verließ dann den Tempel und wollte weitergehen; da traten seine Jünger zu ihm heran, um ihn auf den Prachtbau des Tempels aufmerksam zu machen.
    2 Er aber antwortete ihnen mit den Worten: »Ja, jetzt seht ihr dies alles noch. Wahrlich ich sage euch: Es wird hier kein Stein auf dem andern bleiben, der nicht niedergerissen wird!«
    3 Als er sich dann auf dem Ölberg niedergesetzt hatte, traten die Jünger, als sie für sich allein waren, an ihn mit der Bitte heran: »Sage uns doch: wann wird dies geschehen? Und welches ist das Zeichen deiner Ankunft (bzw. Wiederkunft) und der Vollendung der Weltzeit?« 
    4 Jesus antwortete ihnen: »Sehet euch vor, daß niemand euch irreführe!
    5 Denn viele werden unter meinem Namen kommen und behaupten: ›Ich bin der (wiederkehrende) Christus‹, und werden viele irreführen.
    6 Ihr werdet ferner von Kriegen und Kriegsgerüchten hören: gebt acht, laßt euch dadurch nicht erschrecken! Denn das muß so kommen, ist aber noch nicht das Ende.
    7 Denn ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Reich gegen das andere; auch Hungersnöte werden eintreten und Erdbeben hier und da stattfinden;
    8 dies alles ist aber erst der Anfang der Wehen.« 
    9 »Hierauf wird man schwere Drangsale über euch bringen und euch töten, und ihr werdet allen Völkern um meines Namens willen verhaßt sein.
    10 Alsdann werden viele Anstoß nehmen und sich einander ausliefern und einander hassen.
    11 Auch falsche Propheten werden in großer Zahl auftreten und viele irreführen;
    12 und weil die Gesetzlosigkeit überhand nimmt, wird die Liebe in den meisten erkalten;
    13 wer jedoch bis ans Ende ausharrt, der wird gerettet werden.
    14 Und diese Heilsbotschaft vom Reich wird auf dem ganzen Erdkreis allen Völkern zum Zeugnis gepredigt werden, und dann wird das Ende kommen.« 
    15 »Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung, der vom Propheten Daniel angesagt worden ist, an heiliger Stätte stehen seht – der Leser merke auf! –,
    16 dann sollen die (Gläubigen), die in Judäa sind, ins Gebirge fliehen!
    17 Wer sich alsdann auf dem Dache befindet, steige nicht erst noch hinab (ins Haus), um seine Habseligkeiten aus dem Hause zu holen;
    18 und wer auf dem Felde weilt, kehre nicht zurück, um sich noch seinen Mantel zu holen.
    19 Wehe aber den Frauen, die guter Hoffnung sind, und denen, die ein Kind in jenen Tagen zu nähren haben!
    20 Betet nur, daß eure Flucht nicht in den Winter oder auf den Sabbat falle!
    21 Denn es wird alsdann eine schlimme Drangsalszeit eintreten, wie noch keine seit Anfang der Welt bis jetzt dagewesen ist und wie auch keine wieder kommen wird;
    22 und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden; aber um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden.« 
    23 »Wenn dann jemand zu euch sagt: ›Seht, hier ist Christus!‹ oder: ›Dort (ist er)!‹, so glaubt es nicht!
    24 Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten auftreten und werden große Zeichen und Wunder verrichten, um womöglich auch die Auserwählten irrezuführen.
    25 Seht, ich habe es euch vorhergesagt. Wenn man also zu euch sagt:
    26 ›Seht, er ist in der Wüste!‹, so geht nicht hinaus; und (sagt man ›Seht, er ist in den Gemächern (dieses oder jenes Hauses)!‹, so glaubt es nicht!
    27 Denn wie der Blitz vom Osten ausgeht und bis zum Westen leuchtet, so wird es auch mit der Ankunft des Menschensohnes sein;
    28 denn wo das Aas liegt, da sammeln sich die Geier.«


    Bemerkungen/ Gedanken:
    • Jesus verkündet die Zerstörung des Tempels - Der Salomonische Tempel ist ja schon lange futsch, aber der Folgetempel wurde im Jahre 70 n. Chr. von den Römern geplündert und zerstört.
    • Auch Vers 7 lässt sich in der Rückschau einfach auf Christen vs. Römer beziehen. Die Prophezeiungen finde ich insgesamt allerdings reichlich horoskopisch: Andere werden behaupten, Erlöser zu sein. Es wird Erdbeben und Hungersnöte geben. Da muss man nicht Menschensohn sein, um sowas kommen zu sehen. Und dann sagt er (fast) das Gleiche nochmal mit anderen Worten
    • Vor allem die falschen Heilande (vgl. auch V. 24ff) sind ihm ein wichtiges Anliegen.
    • Wertvoller erscheint mir V. 13: "Wer jedoch bis ans Ende ausharrt, der wird gerettet werden." - Das klingt nach gesundem Optimismus
    • Jesus bezieht sich mehrfach auf Daniel, der sehr viel konkretere Angaben macht:
      • 9,27: "Und er wird einen festen Bund mit der Volksmenge eine Jahrwoche lang schließen und während der Hälfte der Jahrwoche Schlacht- und Speisopfer abschaffen; und an ihrer Stelle wird der Greuel der Verwüstung aufgestellt sein, und zwar so lange, bis die festbeschlossene Vernichtung sich über die Verwüstung ergießt."
      • 11,31: Da werden dann Truppen von ihm (entsandt) dastehen und das Heiligtum, die Burg, entweihen; das tägliche Opfer werden sie abschaffen und den Greuel der Verwüstung aufstellen.
      • 12,11: Und von der Zeit an, wo das tägliche Opfer abgeschafft und der Greuel der Verwüstung aufgestellt wird, sind es 1290 Tage.
      • 12,1: Zu jener Zeit nämlich wird Michael auftreten, der große Engelfürst, der deine Volksgenossen beschützt, und es wird eine Zeit der Bedrängnis eintreten, wie noch keine dagewesen ist, seitdem es Völker gibt, bis zu jener Zeit; aber dein Volk wird in jener Zeit gerettet werden, nämlich ein jeder, der sich im Buch (des Lebens) aufgezeichnet findet.

    • Interessant finde ich den direkten Anruf an den Leser in V. 15. Das wird Jesus kaum so gesagt haben, das wäre schon sehr meta. Das wirft die Frage in Erinnerung, inwiefern die direkten Reden sonst noch bearbeitet wurden.
    • V. 20: "Betet nur, daß eure Flucht nicht in den Winter oder auf den Sabbat falle!"
    Zitat Zitat von Baldri Beitrag anzeigen
    Würfel doch mal für nen Job bevor du hier finanzielle Aussagen triffst die ernstgenommen werden sollen.

  10. #5350
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
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    Hier sind wieder einige spannende Punke dabei:

    1.) Dies ist die fünfte und letzte Rede Jesu im Matthäusevangelium, die Endzeitrede. In Markus und Lukas stehen wieder ähnliche Sachen drin, ich meine aber in Matthäus wird diese Thematik am ausführlichsten behandelt.

    2.) Die Voraussage der Zerstörung Jerusalems 70 n.Chr. durch die Römer ist ein großer Streitpunkt bei der Beurteilung, wann es verfasst wurde. Bei Markus und Lukas gibt es identische Diskussionen:
    Die liberale Theologie hält die Zerstörungsvoraussage für ein Vaticinium ex eventu https://de.wikipedia.org/wiki/Vaticinium_ex_eventu - das bedeutet: Man glaubt, die Evangelien seien nach 70 n.Chr. verfasst worden und die Prophetie sei Jesus von den Autoren in den Mund gelegt worden. Weil er diese Dinge nicht vorausgesehen haben könne, müsse der Text auf jeden Fall nach 70 n.Chr. verfasst worden sein.
    Demgegenüber steht die evangelikale und auch die traditionelle Theologie, hierin eine echte Zukunftsprophetie sieht und die Abfassung deshalb auch häufig vor 66 n.Chr. (dem Beginn des jüdischen Krieges) ansiedelt.
    Ich persönlich stehe hinter letzterer Auslegung. Das Argument, dass echte Prophetie hier nicht vorliegen kann, halte ich für ein atheistisches Argument - und das finde ich im Bereich der Theologie fehl am Platze. Da ich nicht Vertreter dieser Ansicht bin, stelle ich sie aber sicher auch verkürzt dar.
    Ich halte es im Gegenzug sehr plausibel, dass die Christen auf diese Warnung von Jesus hin Jerusalem tatsächlich verließen. Das später abgefasse Johannesevangelium erwähnt diese Prophete dann auch nicht mehr, weil sie nicht mehr nötig ist.
    Eusebius von Caesarea schreibt, vor Beginn des Jüdischen Krieges seien Christen aus der Jerusalemer Urgemeinde nach Pella geflohen.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Pella_(Jordanien)

    3.) Ich finde es wieder sehr schön, Mongke, wie du selbst die Parallelen zum Danielbuch bemerkst. Da könnte sich mancher christliche Bibelleser eine Scheibe von abschneiden. Aber häufig haben sie das Alte Testament nie selbst gelesen...

    4.) Der Vers 14: "Und diese Heilsbotschaft vom Reich wird auf dem ganzen Erdkreis allen Völkern zum Zeugnis gepredigt werden, und dann wird das Ende kommen." hat einige Auswirkungen. Es gibt aufgrund dieses Verses in evangelikalen und charismatischen Kreisen die Vorstellung, dass jedes Volk bekehrt sein müsse, damit Jesus wiederkommt. Da gibts einige Bewegungen und Organisationen die daran arbeiten, wirklich überall einen Missionar hinzuschicken. Vor 7 Jahren besuchte deswegen einer North Sentinel Island, wo er von den Ureinwohnern getötet wurde, die in kompletter Isolation leben. Das ging damals durch die Medien und vielleicht hat es jemand mitbekommen. Dies ist der biblische Text, der hinter diesr Überzeugung und letztlich auch hinter dieser gefährlichen Aktion liegt.

    5.) Falsche Messiase/Christusse: Da gibts immer wieder welche. Manche, die sich selbst direkt so bezeichnen. In Israel gibts ne ganze psychologische Abteilung für Leute, die sich für den wiedergekommenen Christus halten. Aber auch andere selbsternannte Lichtgestalten sollte man dazu zählen. Für die damaligen Leser wird wohl Simon bar Kochba https://de.wikipedia.org/wiki/Bar_Kochba eine Rolle gespielt haben, der 132 einen weiteren jüdischen Aufstand anzettelte und auch für den Messias gehalten wurde. Das lässt sich aber auch auf alle möglichen Sektengurus gut anwenden. Aber es steht halt geschrieben: Wenn Jesus wiederkommt, muss man nicht Rätselraten, es wird sein wie ein Blitz am gesamten Himmel.

    Ich finde merkwürdig, Mongke, dass du nicht über die Wiederkunft Christi stolperst. Das ist bisher in der Bibel nicht groß angesprochen worden. Wie er geht noch mal weg und kommt noch mal wieder? Er ist doch grade erst hergekommen.
    Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal

    Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.


  11. #5351
    Kaktuskiller Avatar von Xenoom
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    Zitat Zitat von Mongke Khan Beitrag anzeigen
    Matthäus 22
    Achtung Spoiler:
    1 Und Jesus hob an und redete noch einmal in Gleichnissen zu ihnen folgendermaßen:
    2 »Das Himmelreich ist einem König vergleichbar, der seinem Sohne die Hochzeit ausrichten wollte.
    3 Er sandte also seine Knechte aus, um die geladenen Gäste zum Hochzeitsmahl zu bitten; doch sie wollten nicht kommen.
    4 Nochmals sandte er andere Knechte aus, denen er die Weisung gab: ›Sagt den Geladenen: Seht, mein Festmahl habe ich zugerichtet; meine Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, und alles ist bereit: kommt zum Hochzeitsmahl!‹
    5 Die aber beachteten es nicht und gingen hin, der eine auf seinen Acker, der andere an sein Handelsgeschäft;
    6 die übrigen ergriffen seine Knechte, mißhandelten und töteten sie.
    7 Da wurde der König zornig; er entsandte seine Heere, ließ jene Mörder umbringen und ihre Stadt verbrennen.
    8 Hierauf sagte er zu seinen Knechten: ›Das Hochzeitsmahl ist zwar bereitet, aber die Geladenen waren unwürdig (daran teilzunehmen).
    9 Geht darum an die Straßenecken hinaus und ladet alle zum Hochzeitsmahl ein, soviele ihr antrefft!‹
    10 So gingen denn jene Knechte auf die Straßen hinaus und brachten alle, die sie trafen, zusammen, Böse wie Gute, und der Hochzeitssaal füllte sich mit Gästen.
    11 Als aber der König hineinging, um sich die Gäste anzusehen, bemerkte er dort einen Mann, der kein Hochzeitsgewand angelegt hatte.
    12 Da sagte er zu ihm: ›Freund, wie hast du hierher kommen können, ohne ein Hochzeitsgewand anzuhaben?‹ Jener verstummte.
    13 Hierauf befahl der König seinen Dienern: ›Faßt ihn an Händen und Füßen und werft ihn hinaus in die Finsternis draußen! Dort wird lautes Weinen und Zähneknirschen sein.‹
    14 Denn viele sind berufen, aber wenige auserwählt.«


    Bemerkungen/ Gedanken:

    • Noch mehr Gleichnisse
    • Das hier erscheint mir aber, zumindest für moderne Leser, kryptischer. Ins Himmelreich einzutreten ist wie zu einer Hochzeit geladen zu werden, so weit, so klar. Frage mich, ob das ein generischer Sohn ist (jede Hochzeit hat einen Bräutigam) oder explizit Jesus gemeint ist. Dann wäre aber die Frage, wer die Braut ist. Wayne, die geladenen Gäste (alle, die Jesus kritisiert) verhalten sich unangemessen und schlagen die Einladung aus (oder Schlimmeres, s. V. 6). Stattdessen lädt er "alles und jeden" ein. Sprich, das Himmelreich als Hochzeitsort steht jetzt allen offen - "Böse[n] wie Gute[n](!)" (V. 10). Das klingt nach einem krassen Bruch mit dem "auserwählten Volk". Vor allem, dass auch "Böse" (übersetzen alle so) geladen sind, schließt nicht einmal Leute wie Hitler aus - es sei denn, sie haben kein Hochzeitsgewand angelegt (V. 11). Das fand ich reichlich kryptisch, habe aber im Internetz gelesen, dass es zur damaligen Zeit Usus war, dass die Hochzeitsgewänder vom Veranstalter bzw. der Gemeinde/ dem Dorf gestellt wurden. Vor dem Hintergrund ist das Handeln des Königs (Gottes) zumindest nachvollziehbar: wenn man sich nicht an die einfachen Regeln halten will und die keine Kosten verursachen, darf man nicht mitfeiern.
    • Vers 14 versteh ich nicht ganz. Viele sind berufen, aber wenige auserwählt - sind jetzt nicht jede Menge auf der Hochzeit?
    • Trotzdem, 4:1 für Jesus (aber die Sache mit dem Hochzeitsgewand musste sich der VAR anschauen )

    [/CENTER]
    Die Sache mit der Hochzeit:
    Jesus ist der Bräutigam, die Gemeinde ist die Braut.
    Die geladenen Gäste, die aber nicht kommen wollen; das verstehe ich als das Volk Israel, da sie ja (bis auf wenige) Jesus verstoßen / ablehnen
    Die von der Straße (eingeladenen) sehe ich in dem Kontext als die Heiden, die zu Gott gerufen werden; hierin sehe ich schon die Vorwegnahme der Mission der Heiden, wie sie in der Apostelgeschichte beschrieben wird.
    [*]Vers 14 versteh ich nicht ganz. Viele sind berufen, aber wenige auserwählt - sind jetzt nicht jede Menge auf der Hochzeit?
    Vers 12 - 14 sind auch für mich nicht leicht.
    Vor allem den Ausspruch aus Vers 14 interpretiere ich wie folgt:
    Viele (alle) sind dazu berufen Christen zu werden, aber nur wenige sind dazu auserwählt höhere Aufgaben zu begleiten, wie Gemeinden Leiten, Besondere Positionen auszufüllen, groß angelegte Missionsaufgaben zu leiten.
    Um das mal plastisch zu zeigen: nicht jeder Christ fühlt sich dazu berufen Mönch/Nonne zu werden.

    Aber im Speziellen Vers 13 erschließt sich mir nicht ganz

  12. #5352
    Hat einen Plan Avatar von Mongke Khan
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    Gute Punkt, Kantel, das hab ich irgendwie so hingenommen angesichts der ganzen Nicht-Christusse, vor denen gewarnt wird

    Die Parallelen zu Daniel hab ich nicht alle selbst bemerkt, das ist teilweise angemerkt
    Wobei die Formulierung "Greuel der Verwüstung" so komisch ist, dass ich da dann zumindest mal die SuFu draufgeworfen hab

  13. #5353
    Megas, megas, megas Avatar von Trismegistos
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    Tja, ganz kann wohl selbst Mongke nicht alle Vorkenntnisse abstreifen über das, was da noch passieren wird...

    Und niemand auf Erden sollt ihr euren ›Vater‹ nennen; denn einer ist euer Vater, der im Himmel.
    Tja, zumindest gegenüber katholischen Priestern ja durchaus üblich...

    Alles, was Jesus voraussagt, scheint mir aber doch am Besten auf die kommenden Zeiten (Jüdischer Krieg, Bar-Kochba, frühe Christenverfolgungen) zu passen, wie du ja auch teilweise selbst sagst, Kantelberg, weniger auf die folgenden Jahrtausende (klar, wie Mongke festgestellt hat, sind sie auch wieder allgemein genug, dass die Menschen immer wieder ihre eigene Zeit darin finden konnten, aber wenn wir jetzt mal die wenigen konkreten Aussagen ranziehen...). Da scheint es doch seltsam, dass Jesus auf diese aus unserer Sicht lange zurückliegenden Ereignisse verweist, wenn seine Jünger ihn nach dem Ende der Weltzeit fragen, oder? Oder haben wir jetzt seit 2000 Jahren Endzeit?

    Das scheint mir persönlich doch eher auf einen Glauben früher Christen hinzudeuten, dass das Ende jetzt wirklich nahe wäre, in deren Zeit der Text dann eben auch verfasst (oder abgeändert) worden wäre, als auf wirkliche Zukunftsvorhersage.

  14. #5354
    MAGA forever Avatar von Tohuwabohu
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    Danke für den Faden, Mongke. Ich bin irgendwo bei diesen langweiligen Psalmen ausgestiegen, aber lese jetzt wieder fleißig mit. Auch die Kommentare der anderen dazu sind sehr interessant. Über Link zu Bar Kochba bin ich auf eine Liste der jüdischen Messias-Anwärter gestoßen, die möchte ich euch nicht vorenthalten, obwohl mir die allesamt unbekannt sind (bis auf Jesus, natürlich):
    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_...-Anw%C3%A4rter

  15. #5355
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
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    Interessante Liste, ich kenne auch keinen außer die zwei.
    Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal

    Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.


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