Auferstehung im Judentum - Neuzeit
In der Neuzeit haben sich drei Lehrmeinungen herausgebildet, die jeweils an verschiedene Aussagen des Tanach anknüpfen:
Die eine nimmt an, dass alle Menschen mit Leib und Seele sterben, aber in der messianischen Zeit leiblich auferstehen (Sanhedrin 10,1 mit Bezug auf Dan 12,2 EU).
Die andere nimmt an, dass die reine unsterbliche Seele, unbefleckt durch Geburt, Leben und Tod, wieder rein zu Gott zurückkehrt. Sie geht davon aus, dass diese Freiseele nach dem Tod unabhängig vom Körper weiterlebt (Schabbat 152b mit Bezug auf Spr 12,28 EU).
Die dritte nimmt an, dass die Seele des Menschen nach dem Tod seines Körpers bis zur messianischen Zeit weiterlebe, sich schließlich mit einem neugeschaffenen Körper vereinige und so leibhaftig auferstehe.
Im liberalen Reformjudentum wird der leibliche Auferstehungsglaube unter philosophischem Einfluss zugunsten des Glaubens an die unsterbliche Seele abgelehnt. So erklärten liberale Rabbiner nach einer Konferenz in Pittsburgh 1885:
„We reassert the doctrine of Judaism, that the soul of man is immortal, grounding this belief on the divine nature of the human spirit... We reject as ideas not rooted in Judaism the beliefs both in the bodily resurrection and in Gehenna and Eden.“
Der Versammlungsleiter Isaac Mayer Wise (1819–1900) strich schon 1857 Anspielungen auf die leibliche Auferstehung aus seinen jüdischen Gebetbüchern. Ihm folgten Neuausgaben in den USA, während europäische Neuausgaben dieser Gebetbücher den traditionellen Text überliefern, aber im Sinne der unsterblichen Seele deuten. Wie diese nach dem Tod weiterlebt und was sie ist, hat das Judentum nie genau dargestellt.