Don't confuse the issue with the facts!
Die Frage ist, wann es wirklich behandelnsbedürftig ist. Jeder hat mal einen Tag, an dem er auf nichts Lust hat, aber Depressionen bedeuten meiner Meinung nach, dass man keine Kraft hat gegen diese Unlust anzukämpfen.
Ich habe z. B. Tage, an denen ich wirklich nichts geschafft bekomme und nur vorm Computer hänge. Aber bedeuten depressive Tage, dass man an Depressionen leidet?
Nun, bei Depression hat man diese Tage dann halt jeden Tag und nicht nur mal als Ausnahme. Zudem ist wohl die 'Motivation' nichts zu tun bei Depression anders, da macht man nämlich (so kenne ich das zumindest) nichts, weil man einfach keinen Sinn darin sieht es zu tun. Man hat dann so eine innere Leere, die einem sagt, dass es egal ist, was und ob man etwas tut, weil es eh niemanden interessiert. Ich denke mal, wenn man einfach so nur keinen Bock auf Arbeit hat kann das natürlich auch andere Gründe haben.
Ach, und alles Gute Falde
Depressionen also...schwierig, bzw. eigentlich ja nicht.
Der Vater meiner Ex, ein wirklich lieber und toller Mann, verlor von heute auf morgen seinen Job für den er jahrelang alles gegeben hat. Der war immer mit 150% bei der Sache und das auch gern. Dann kam die Kündigung und damit der Einbruch bei ihm. Durch diesen "Knacks" kamen noch 100 mehr Dinge an die Oberfläche die er jahrzehntelang im Mantel des Schweigens gehalten hat (Beziehung zu seinen eigenen Eltern, zur Ehefrau...etc. pp.).
Über ihn brach die Hölle rein. Ich kann mir das gar nicht vorstellen, aber aus diesem lebensfrohen und liebenswerten Mann wurde binnen Wochen ein Wrack. Es dauert recht lange (Monate) bis er wieder aus der Klinik raus kam. Er hat dort wohl eine Menge über sich selbst gelernt und war dann auch auf dem Weg der Besserung - jedoch nicht ohne zwischendurch noch in mehrere sehr tiefe Löcher zu fallen.
Das zu sehen war...ich weiß nicht wie ich das bezeichnen soll...erschreckend? Angsteinflößend? Wie die Sache dann ausgegangen ist weiß ich nicht, weil dann die Trennung dazwischen kam, aber ich hoffe ihm geht es gut.
Ganz allgemein denke ich, dass die Gesellschaft nie so anfällig für diese Krankheiten war wie heute. Man funktioniert ja in großen Teilen nur noch und das muss man auch um in dieser hochspezialisierten und fordernden Gesellschaft klar zu kommen. Geld ist das eine, aber private Freiheiten das andere. Geld steht aber meistens über allem und ich kann mich da selbst auch nicht ausnehmen. Aber ich finde es wichtig sich einen kleinen privaten Ausgleich zu suchen (siehe mein Häuschen). Ganz wichtig - und das hast du ja getan - ist auf sich und seinen Körper zu hören und zu reagieren. Allein dazu gehört schon eine Menge wie ich finde.
Was aber gut ist: Diese Krankheit wird nun auch als Krankheit anerkannt. Jeder kennt doch heutzutage jemanden im direkten Umfeld der schon sowas hatte oder gerade hat. Das ist gut für die Akzeptanz und schlecht für jeden einzeln Betroffenen.
Was das Thema "Antriebslosigkeit" betrifft. Da hatte ich während des Studiums am Ende mal eine Phase wo ich nicht mal aufstehen konnte um zu lernen. Ich musste aber um zu bestehen. Meine damalige Angst durchzufallen und die Jahre in den Sand gesetzt zu haben, hat mich aber regelrecht gelähmt. Ich denke, wenn ich da nicht "einfach" den Hebel umgelegt hätte dann wäre es ein guter Nährboden für Burnout/Depression gewesen. Das kommt mir jedenfalls in der Rückblende so vor.
Ich finde eines der wichtigen Merkmale einer Depression ist das sie selbstzerstörerisch ist. Man ist nicht einfach faul und gammelt rum, man vernachlässigt alles was um einen rum passiert, auch die wichtigen Dinge welche schwerwiegende Konsequenzen haben. Als ich damals unter anderem an einer Depression litt (heute habe ich die eigentlich auch noch, aber kontrolliert und behandelt) wollte ich nicht in Behandlung gehen. Ich bin mit dem Gedanken aufgewachsen das es sowas wie psychische Probleme oder Depressionen nicht gibt. Man soll gefälligst die Zähne zusammenbeissen und den Arsch hochkriegen. Erst als mich jemand der mir sehr am Herzen liegt und Erfahrung damit hat gedrängt hat fachmännische Hilfe zu suchen bin ich in Behandlung gegangen. Das war aber wahrscheinlich die beste Entscheidung meines Lebens. Damals musste ich tatsächlich lernen was es heißt Deppresiv zu sein. Heute achte ich auf die Dinge die ich mache und nicht mache, wenn meine Handlungen wieder selbstzerstörerisch werden ist das ein Warnsignal. Was "selbstszerstörerisches Verhalten" für einen persönlich bedeutet ist dann auch sehr Unterschiedlich imho, so offensichtlich wie Alkohol- oder Drogenmissbrauch ist es halt nicht immer.
Nur mal ein paar Gedanken von mir. Ich persönlich finde es schwer darüber zu schreiben und habe eigentlich jedesmal hemmungen mich zu offenbaren. Aber man sieht es ja auch hier im Forum, es ist nicht so selten. Es gibt einige die persönliche Erfahrungen damit haben und vielen hat offenbar die Behandlung und die Möglichkeiten die man dadruch bekommt geholfen.
Lassen wir mal die Diagnose bei den Ärzten. Die können das besser.
Mmmh, war heute ein entspannter Tag bisher. Essen, Einkaufen. Hat alles gut geklappt Sogar Listen gemacht, was ich Anfang nächster Woche so alles mitnehmen soll.
Und für morgen ist geplant, einzukaufen, was nicht da oder kaputt ist und ich die nächsten Wochen brauchen werde. Danke an meine liebe Freundin, die mich da begleitet. Das empfinde ich nicht als selbstverständlich und ist ihr sehr hoch anzurechnen.
Ich bin immer noch ängstlich, was da nächste Woche auf mich wartet. Schon nur in einem fremden Bett zu schlafen, ist eine sehr gruselige Vorstellung.
Danke an alle, für die sehr aufmunternden Worte hier! Das gibt Kraft (ein wenig mindestens ). Ich nehme jetzt halt einfach das selbst gewählte Schicksal an, und schaue mal. Aber ich bin vorsichtig optimistisch
Don't confuse the issue with the facts!
Es hilft, zu wissen das jemand da ist, wenn man dann von dieser Person geliebt wird ist das eine hilfe. Ist zumindest bei mir es genügt wen jemand einfach nur da ist.
Mach dir keinen Kopf was nächste Woche ist. Ich wurde von meinem Zimmerkollegen begrüßt " Na ist das Bett noch warm von deinem Vorgänger". Der Spruch ist echt blöde aber irgendwie wusste ich ich bin richtig.
Lieber faldegorn,
ich habe Anfang des Jahres meinen jüngsten Bruder an die Depression verloren und auch wenn ich mich nicht in deine Situation hineinversetzen kann habe ich ein sehr klares Bild davon was einem diese Krankheit antun kann.
Es freut mich dass Du Dich entschieden hast Dir Hilfe zu suchen, auf eigene Faust wird man in den wenigsten Fällen da etwas
Eine Sache noch:
Unfug, Du musst nur das Maß finden
Mach Dir keine Sorgen wegen Deines Umfelds, diese Menschen haben Dich mit der Depression kennen- und schätzen gelernt und werden das einzuordnen wissen. Falls Du den Eindruck hast jemandem gründlich auf die Füße getreten zu haben kannst Du es ansprechen, ansonsten vertraue Deinen Freunden dass sie Dich kennen.
Auch an mich kannst Du Dich natürlich gerne wenden
Ich verbleibe damit dass ich Dir die Daumen drücke, Dich in meine Gebete einschließe und mit einem Text der mir immer sehr hilft meine Welt wieder gerade zu rücken
btw:
Schön das auch mal von einem Betroffenen zu hören, genau das war immer einer der Knackpunkte: Unsere Persönlichkeit (oder das was wir dafür halten) behandeln wir wie unsere Kinder: Egal wie destruktiv sie ist - man verteidigt sie bis zum bitteren Ende.
In fearful day, in raging night,
With strong hearts full, our souls ignite.
When all seems lost in the War of Light,
Look to the stars, for hope burns bright!
Damit Du Frieden finden kannst, musst Du den Krieg erleiden