Hanno überblickte von der Brüstung aus die komplette Stadt. Karthago war groß, Karthago war prächtig und Karthago war reich. Der Handel bildet die Grundlage für den Wohlstand und die Macht der ehrwürdigen Stadt. Schiffe von weit her steuern den imposanten Hafen Karthagos an und die Märkte sind erfüllt von den Gerüchen fremdartiger Gewürze aus dem Inneren Afrikas und dem sagenumwobenen Indien, welches der Makedone Alexander vergeblich versuchte zu erobern. Hanno war darin bestrebt Alexanders Reich an Größe zu übertreffen und dafür Sorge zu tragen, dass das künftige karthagische Reich auch länger bestand haben wird. So viel war ihm klar. Nur den Weg dorthin müsste Baal ihm noch weisen.
Karthago hatte durchaus Potential, denn es kontrollierte die afrikanische Küste und die früher aufsässigen nummidischen Stämme feilten nun um seine Gunst. In Folge des Niedergangs der etruskischen Liga schloss sich auch Alalia und damit die Insel Korsika dem karthagischen Reich an, um einer Besetzung durch das aufstrebende Rom zu entgehen.
Die Römer stiegen nach Hannos Geschmack zu schnell auf. Kontrollierten einst die Etrusker die Masse der mittel-italischen Landen und zwangen Rom ins Vasallenverhältnis, verhielt es sich nun andersherum. Gewiss waren die Römer durchaus nützlich gegen Pyrrhus und das elende Syrakus, die versuchten Karthago vom sizilianischen Festland zu drängen. Jahrhundertelang haben Punier und Griechen um die Vorherrschaft auf Sizilien miteinander gerungen und dabei die Insel in eine punische West- und eine griechische Osthälfte aufgeteilt.
Doch jetzt kristallisierte sich Rom als langfristiger Rivale heraus und Syrakus war mittlerweile nichts mehr als sein Schoßhund. Die große Bestie lauerte auf dem italischen Festland.
Der Sufet wusste, dass Karthago nicht nur an einer Front zu kämpfen hatte.
Auch im Osten gab es Feinde. Die iberischen Stämme der Turdetanier und Edetani hassten Karthago und nutzten schon einmal dessen Involvierung in die pyrrhischen Kriege aus. So fielen die iberischen Kolonien und in den einst stolzen Hallen der Stadt Qart-Hadasht schmausen und feiern nun ungewaschene Barbaren.
Abschaum, der Tag unserer Rückkehr wird kommen. wütend ballte Hanno seine Schwerthand zur Faust. Obwohl er lieber gestern als heute die karthagischen Gebiete wieder beansprucht hätte, so war zur Zeit an einen Krieg gegen die Iberer nicht zu denken. Nicht so lange Syrakus und damit auch Rom vor Karthagos Türschwelle lagen. Die Punier mussten darauf hoffen, dass die Barbaren sich gegenseitig bekriegten und nicht auf die Idee kamen die Säulen des Herakles zu überqueren und in Afrika einzufallen.
Die Armee Karthagos wäre derzeitig nicht in der Lage einen Zweifrontenkrieg zu führen, etwas was Hanno gedachte schnellstmöglich zu ändern. Neben den Stadtwachen standen derzeit nur in Lilybaion und in Karthago selbst bewaffnete Kontingente bereit. Zu wenig, aber Imperien wurden auch schon mit weniger errichtet.
„Malchus!“ rief er den Hauptmann seiner Garde zu sich.
„Ja Herr.“ Malchus war kein hochgeborener Mann, aber stets treu und pflichtbewusst. Ein guter Soldat und er rettete seinem Herrn im Krieg gegen Syrakus das Leben, woraufhin er ihn zum Hauptmann der Garde machte. Passenderweise war der alte Hauptmann in der selben Schlacht gefallen und der Posten somit wieder frei.
„Beruf den Rat ein. Wir müssen Entscheidungen treffen.“ Er mochte diesen Haufen von alten Männern und geschwätzigen Scharlatanen nicht, aber die Gesetzgebung oblag nun mal nicht dem Sufet alleine. Der Rat war eine Tradition und jene kann man nicht so leicht abschaffen.
So stellt sich nun die Lage für die Ratsherren da:
Das karthagische Reich hat nicht nur Feinde, sondern auch Freunde. Die Libyer sind gezwungenermaßen durch Eid an Karthago gebunden. Sie kontrollieren die libysche Küste und könnten nützlich sein, wenn ein Feind wie Syrakus oder Rom in Afrika angreift. Sollten sie uns verraten, so müssen wir sie auslöschen.

Die Massäsylier und Getulier sind uns wohlgesonnen und waren auch bereit Tribut für die Einrichtung von Handelsbeziehungen und darüberhinaus für Karthagos Schutz zu bezahlen.
==> NAP mit Getulier und Schutzbündnis mit Massäsylier. Die Interaktion mit ihnen spülten 2400 Denare in die Schatzkammer.
Obwohl die Garamaten uns nicht leiden können, waren sie ebenfalls zähneknirschend bereit mit Karthago Handel zu treiben und Tribut zu leisten ( 1000 Denare). Fürchten sie andernfalls den Zorn der Söhne Didos.
Gegen diese rückständigen Völker wäre es leicht die alleinige Herrschaft über Afrika zu erringen, aber zu dem Preis Iberern, Römern und Griechen die offene Flanke zu bieten. Und wenn jene Mächte nur die Intelligenz eines Kamels besaßen, würden sie nicht zögern diese Gelegenheit zu nutzen.
Kommen wir also gleich zu den Römern:
Sie waren Karthago nicht wohlgesonnen und seit der Vertreibung des Pyrrhus nahm ihr Hass auf unsere überlegene Kultur von Tag zu Tag zu. Sie beschuldigen uns ihre Grenzen verletzt zu haben und verbreiten darüber hinaus dreckige Lügen. So behaupten diese niederträchtigen Söhne von Hunden, dass wir Karthager in unseren Tempeln Kinder opfern. Vielleicht sollten wir eines Tages Römer opfern und sie so für ihre Lügen bestrafen!
Positiv ist zumindest der NAP zwischen Karthago und Rom, aber wenn man sich die Einschätzung unserer Diplomaten ansieht, sind die Römer ein teuflisches und nicht vertrauenswürdiges Volk, welches sich mit solchen Verträgen die schmutzigen Hinterteile abwischt. So gesehen ist der NAP ein papierner Schild.
Anm: Ich habe selten erlebt dass eine KI bestehende Verträge bricht, aber es kommt durchaus vor und so in Anbetracht der römischen Attribute und der überragend schlechten Beziehungen müssen wir damit rechnen.
Syrakus hingegen mausert sich zum neuen Liebling der Römer. Wollen die Legionen nach Karthago, führt ihr Weg direkt über Syrakus und Sizilien an die Küste Afrikas. Wenn wir in einem Erstschlag Syrakus ausschalten, verbessern wir zeitgleich unsere Stellung für einen künftigen krieg gegen die Römer.
Weiterhin schlossen unsere Gesandten Nichtangriffspakte mit Epirus und Kyrenaika ab. Epirus haben wir es in unserem unendlichen Großmut auch gestattet seine aus Knete hergestellten Waren auf unseren Märkten anzubieten. Karthagische Händler und Kunden werden schon erkennen, wie wenig sie taugen. Als Gegenleistung musste Epirus nur einen kleinen Tribut leisten.
==> 500 Denare in die karthagische Schatzkammer
und 5000 Denare auf Hannos helvetisches Nummernkonto.

Die Turdetaner + Anhang mögen uns nicht. Einzig in Neu-Karthago scheinen die dortigen Wilden von den Überbleibseln unserer Zivilisation schon beindruckt zu sein. Sie hassen uns zumindest nicht und vielleicht kann man ihnen doch noch beibringen, wie man aufgrecht geht, sich wäscht artikuliert kleidet usw.
Jedenfalls ist Tingis an sich nur durch die Garnison gesichert. Auch mit den Mauern wird jene nicht zur Abwehr eines feindlichen Angriffs genügen. Was wiederum die Aufstellung einer dritten Armee über kurz oder lang notwendig machen wird.