Der Spiele-Stammtisch

[Bassewitz]

Mittlerweile hört man doch immer häufiger, dass diese gespielte Authentizität mit der Fantasiewelt voller ständiger guter Laune und die nur scheinbare Nähe und Intimität die YouTuber ziemlich fertig machen. Die müssen eine Rolle spielen, die aber als Wahrheit und echtes Privatleben dargestellt wird. Manche leiden darunter, dass sie nicht ihr "wahres Gesicht" mit schlechten Tagen und ihren echten Sorgen und Problemen zeigen können. Broadcast yourself hat sich selbst ad absurdum geführt, weil mittlerweile fast alles nur noch eine Fake Realität ist, die aber leider gerade jüngere Zuschauer für echt halten. Siehe beispielsweise Bibis Beauty Palace.

[brettschmitt]

Dafür verdienen die (erfolgreichen) Youtuber auch n Haufen Kohle... Da sollen die mal nicht heulen
Prominenz bringt halt immer auch negative Seiten mit...

[HeymlicH]

Die müssen eine Rolle spielen, die aber als Wahrheit und echtes Privatleben dargestellt wird. Manche leiden darunter, dass sie nicht ihr "wahres Gesicht" mit schlechten Tagen und ihren echten Sorgen und Problemen zeigen können.

Aber ist das nicht ein grundsätzliches Problem aller Promis? Jeder erfolgreiche Schauspieler, Entertainer oder Politiker pflegt ein sorgfältig ausgearbeitetes Image und zeigt ein Gesicht, das nicht sein eigenes ist. Warum sollte es bei YouTubern anders sein?

[Version1]

Schauspieler, Entertainer

Bei denen ist der Fokus aber auf ihre Kunst gerechnet und da wissen die Leute was dahinter steckt. Youtuber bauen ja ganz bewusst auf diese Para-sozialen Beziehungen zu den Zuschauern.

[Bassewitz]

Was Version1 sagt. Die Youtuber zeigen sich ja vermeintlich ganz privat und diese Vermischung von Privatleben und Kunstfigur ist problematisch, weil ein Atze Schröder in seiner Freizeit auch als Privatperson sprechen kann, wohingegen der Youtuber nie er selbst sein kann.

[HeymlicH]

Die Ärmsten. Dann helfen wir ihnen doch einfach, indem wir das Zeug nicht ansehen. Dann können sie ganz sie selbst sein.

Genau genommen mache ich das bereits

[Bassewitz]

Ok Boomer.

[monkeypunch87]

Jap, Mitleid hält sich sehr in Grenzen.

[Mongke Khan]

Ich hab gestern die Steg+F Doku zu dem Thema gesehen und da schienen mir v.a. so Sachen wie Selbstständigkeit, keine Pause machen, 60+h Woche und Druck durch Performance-Zahlen/ "den Algorithmus" Triebfedern für psychische Probleme zu sein. Das sind aber keine Sachen, die speziell für Streamer gelten - da können Scheinselbstständige, Studenten, prekär Beschäftigte, you name it wohl das gleiche Lied singen.
Ein Streamer wurde da interviewt, der vermehrt zu Alkohol gegriffen hat, weil er das "Wattegefühl" mochte. Im näheren Familienkreis auf Arbeit gibt es auch einen Kollegen, der ne Schnapsflasche am Arbeitsplatz versteckt hatte, weil er ohne nicht mehr konnte. Aber Aufmerksamkeit generiert der damit halt nur sehr lokal.
Ne andere Streamerin geht kaum raus und spielt mehr oder weniger nur noch eine Rolle, aber Depersonifikationssymptome kenn ich auch von nem Kommilitonen, der sich im Studium jeden Tag min. 9h (auch am WE) verausgabt hat und nach dem Abschluss nicht wusste, wohin mit sich, weil sich die letzten Jahre so anfühlten, als hätte er im 3rd Person Mode gelebt.

Will sagen: ich sehe nicht so richtig das "Alleinstellungsmerkmal" von Streamern und nehme das eher als gesellschaftliches Problem (zumindest in meiner Generation, so 20-30 Jährige) war. Sind diese Fake-Beziehungen so herausragend? Auf jeden Streamer kommen da doch bestimmt auch einige Zuschauer, die womöglich problematische (weil stark einseitige und virtuelle) Beziehungen gepflegt werden. Ich finde es aber gut, dass das Thema "psychische Probleme" so mehr Aufmerksamkeit bekommt. Würde das dann nur gerne nicht nur auf Streamer einschränken; wir gesagt fehlt mir da ein bisschen, inwiefern sich deren Ursachen für Stress, Burnout, Depression etc. von Leuten, die nicht im Rampenlicht stehen, groß unterscheidet.

[HeymlicH]

wir gesagt fehlt mir da ein bisschen, inwiefern sich deren Ursachen für Stress, Burnout, Depression etc. von Leuten, die nicht im Rampenlicht stehen, groß unterscheidet.

Na der Unterschied ist doch: Während andere sich für ihre psychischen Probleme schämen und versuchen, sie zu verbergen, stellen die sie stolz zur Schau. Sofern sie überhaupt real sind.

[Mongke Khan]

In dem Beitrag (oder in nem anderen) wurden auch Ausschnitte der YouTuber gezeigt, die sich verabschiedet haben. Klar kann ich die Authentizität nur aus Zuschauersicht beurteilen, aber "stolz"wirkte da keiner. Und lange Streamingpausen macht man wohl auch weniger, weil es gutes Marketing ist.

Ein Problem scheint auch zu sein, dass viele sehr jung in dieses Tätigkeitsfeld geraten und nie gelernt haben, mit ihrer (mentalen) "Kraft" hauszuhalten. Das gilt dann aber wieder nicht nur für Streamer; Leistungsdruck und nie gelernt zu haben, wie man damit umgeht oder auch Systeme wie Scheinselbstständigkeit oder Studium, wo man sich selbst überlassen wird, sind keine gesunde Mischung. Wenn man jung ist, kann man das vielleicht eher noch lange ab, zieht 3 Jahre durch und ist dann ausgebrannt.
Von Rezo hab ich dazu Mal ein Video gesehen, der meinte, was ihn von anderen YouTubern abhebe, sei, dass er erst als Erwachsener (Mitte 20, nach dem Studium) zum Filmemachen gekommen sei und nicht schon in der Schulzeit damit angefangen habe.

E: Stichwort "eine Rolle spielen": das ist sicher im gesunden Rahmen möglich, wenn man das bspw. am Tag 4h macht (neben sonstiger Arbeitstätigkeit) und dann wieder "normal" sein kann. Und wenn man sich regelmäßig am Wochenende frei nimmt und auch Urlaub hat. Das gibt es ja im Arbeitsgesetz nicht grundlos, viele Selbstständige nutzen das aber nicht/ können es nicht nutzen. Zumindest große Streamer sollten sich das finanziell erlauben können.

[brettschmitt]

(zumindest in meiner Generation, so 20-30 Jährige)

Nicht schlecht! Du bist echt unter 30 Jahre alt? Und seit 10 Jahren Forenmitglied... 1/3 Deines Lebens.
Hab Dich immer für einen der "alten" Hasen gehalten hier

[Mongke Khan]

Früh übt sich
Werde im November 28

[Der Gevatter Tod]

Nicht schlecht! Du bist echt unter 30 Jahre alt? Und seit 10 Jahren Forenmitglied... 1/3 Deines Lebens.
Hab Dich immer für einen der "alten" Hasen gehalten hier

Viele hier haben so lange Teile ihres Lebens im Forum verbracht. Ich bin etwa Mongkes Alter und nochmal 3 Jahre länge hier, bei mir sind es also über 50% Bei nem Vikitor oder ähnliches sogar noch extremer.

[brettschmitt]

Ich bin etwa Mongkes Alter...

Du bist echt sein Vater? Wow... das Civforum überrascht mich immer wieder