Seite 1 von 19 1234511 ... LetzteLetzte
Ergebnis 1 bis 15 von 280

Thema: [Die Sims: Mittelalter] Nechoria, das vergessene Reich

  1. #1
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422

    [Die Sims: Mittelalter] Nechoria, das vergessene Reich

    Bild

    Hallo Leute,

    würdet ihr mich fragen, worin meine guten Vorsätze fürs neue Jahr bestehen, dann würde ich sagen: Wieder mehr zu schreiben. Wieder bunter zu schreiben. Aber auch: Meinen Pfad der Professionalisierung zu hinterfragen und vielleicht den einen oder anderen Schritt zurückzugehen. All das führt geradezu optimalerweise zu diesem neuen Projekt und zu einem Spiel, mit dem ich viel Zeit verbrachte, ehe ich zur Vorbereitung dieser Story noch mehr Zeit damit verbrachte, um… nun ja, dazu kommen wir später. Es geht um Sims, um mittelalterliche, um genau zu sein.
    Dabei sieht mein Fahrplan in etwa so aus: Ich möchte zunächst ein paar Worte über das Spiel verlieren, um seine Themen und innewohnenden Konflikte zu erläutern, ehe ich auf der Suche nach einer Vorlage auf ein Stück meiner Forentätigkeit zurückkommen werde, welches weitestgehend vergessen wurde – und darüber hinaus ziemlich schlecht ist. Das wird mir die Möglichkeit geben, mich zu fragen, was ein schlechtes Projekt denn schlecht macht und wie es besser gehen könnte, ehe wir nach einem Konvertierungsprozess die Spielwelt betreten. Dort werde ich schließlich die frisch auferstandenen Streiter durch die Kampagne des Addons jagen und sie herausfinden lassen, was in dieser, in ihnen und im Spiel so steckt.
    Ich wünsche ihnen und uns dabei viel Spaß.

    So bleibt zuletzt, mich bei Juh zu bedanken, dass ich sein Bild „Pond“ als Titelbild verwenden darf.
    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  2. #2
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422

    Mittelalterliche Sims oder: Die inneren Verwerfungen einer gespaltenen Seele

    Meine Geschichte hin zu diesen Sims begann in den letzten Tagen meiner Drakensang-Zeitenfluss-Episode und mit einer Entdeckung: Zwar mochte das Spiel seine Defizite bei der Story und den Charakteren aufweisen, doch ich genoss es, einfach Zeit in der Welt zu verbringen, diese zu erkunden und vielleicht die eine oder andere Queste zu absolvieren. Die Idee, Letzteres ohne Ersteres zu bekommen und mich in einer Sims-Fantasy-Sandkastenwelt auszutoben, reizte mich und…
    … nun ja, das ist genau, was ich bekam.
    Die Mittelalter-Sims balancieren auf zwei Säulen, nämlich auf dem Spieler befreienden Sandkasten wie auch auf einer fantasytypischen Questenstruktur und es hat damit zu kämpfen, dass diese beiden Grundstrukturen einander häufig widersprechen. Dies wird wirklich deutlich, wenn man einfach mal den Verlauf durchgeht: Zu Beginn eines Spiels wählt der Spieler aus, welches höhere Ziel er mit seinem Königreich erreichen will. Dieses Königreich kann er danach benennen und mit bis zu zehn selbst erstellten Entscheidungsträgern bevölkern, doch besitzt er keinen Einfluss auf dessen Struktur, dessen Untergebene, dessen Nachbarn und nicht einmal dessen Flagge (und ja, man kann also versuchen, Phantasien oder Bruchsal umzusetzen, doch werden dies immer mit Nachlässingen und Ganovelsdorf als Nachbarn interagieren müssen). Dann wählt man eine Queste, die überhaupt erst Zeit in der Spielwelt ermöglicht, selbst ein Zeitlimit besitzt und während der täglich zusätzliche Berufsaufgaben an den Charakter herangetragen werden. In dieser Zeit arbeitet man dann auf die Ambitionsziele des Königreiches hin und erreicht dann hoffentlich in einer Serie aus Questen den erwünschten Platinstatus, mit dem man die Aufgabe abschließt, neue mögliche Aufgaben erhält und auf neue Kostüme hofft, die man durch Ambitionsfortschritte und andere Leistungen freischalten kann.
    Um wen geht es also in den Mittelalter-Sims? Das ist eine schwere Frage. Es geht nicht um die einzelnen Sims, die vor allem durch ihre Rolle definiert werden, wenig Persönlichkeit aufweisen und keine eigenen Ziele verfolgen, es geht nicht um die Questen, diese Mittel zum Zweck, und es geht auch nicht um Königreiche, lässt sich doch dasselbe auch über sie sagen. Letztlich fühlt sich das ganze Spiel wie ein Arbeitsleben an, in dem Weg und Ziel immer gleichermaßen bedeutungslos wie bedeutend sind, in dem man irgendwie seine Freizeit füllt und an dessen Ende man zwar viele Möglichkeiten besitzt, doch der Reiz fehlt. In dieser Hinsicht fühlt sich dieses Spiel tatsächlich eher industriell an als „die Welt vor der Erfindung der Uhr“-mittelalterlich.
    (Tatsächlich sollte man das mit der Mittelalterlichkeit im Titel nicht zu ernst nehmen, reden wir doch über ein Königreich mit Zauberern, einem Tentakelmonster, elfischen Nachbarn und zwei Religionen, die an katholisches und evangelisches Christentum gemahnen. Das Addon führt noch Piraten mit Rum und Papageien ein.)
    Neben diesen Widersprüchen im Großen treten sie auch oft im Kleinen auf: Es gibt etwa eine große Auswahl verschiedener Möbelstücke, von denen viele Staub ansetzen, weil die Optik weit weniger gilt als die bestmöglichen Spielwerte. Dafür besitzt man auf die Texturen einen immensen Einfluss und kann etwa einen Kamin aus Kuhhaut basteln.
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  3. #3
    Schah aus dem Kuhtal Avatar von Dareios CIV.
    Registriert seit
    28.12.12
    Ort
    Vor meinem PC
    Beiträge
    2.078
    Die Sims - Mittelalter Ich fand's toll, daher

    Ich wusste gar nicht, dass es ein Addon dazu gab.
    Einfach mal die Nostalgieschiene fahren und gemütlich mit dem Game Boy Emulator Pokémon zocken:
    Team Dareios auf dem Weg in die Indigo Liga - Pokémon Rote Edition Randomized Nuzlocke Challenge (beendet)

    Um der Kälte des hohen Nordens zu entgehen, muss man sich warm anziehen. Oder Sport treiben, denn der hält auch warm. Was wäre besser als
    Fussball in den nordischen Ländern zu spielen? Dareios spielt FM18s Stairway to Valhalla Challenge

  4. #4
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422

    Kinder beim Tempelputz: Die Vorlage

    Vielleicht erinnert ihr euch an meine vorletzte Story, Das verlorene Volk vom Ende der Welt, und daran, dass ich es auf einem geplanter Begleit-Geschichte zum Civ3-PBEM 163 aufbaute, das aufgrund meiner damaligen Auslastung nie über einen Eingangspost und ein paar Gedanken herauskam. Ein Grund dafür war meine Begleit-Geschichte zum Civ3-PBEM 162. Sie ist die versprochene "schlechte Vorlage" ... und ziemlich genau zehn Jahre alt.

    Achtung Spoiler:
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
    Sodele. Meine Story basiert auf meinem eigenen RPG, deshalb nicht wundern. Zu jedem Zug wird ein neues Kapitel erscheinen.
    Sollten noch irgendwelche Fragen sich stellen... stellt sie.


    Der Tempel zu Nechoria

    Charaktere:
    Tarrin Seltrago (24 Jahre, Geschichtsstudent)
    Takea von Archilby, genannt „Archie“ (23 Jahre, Studentin der Kalistik (~ Religionswissenschaft))
    Anthros Kerstreiter (24 Jahre, Geschichtsstudent)
    Samus Narosec (19 Jahre, Schülerin)
    Srrt’vai, ausgesprochen: Schirt-vaj (17 Jahre, Katzenmädchen)

    Man sagt, am Ende siegt das Licht.
    Eine dumme Weisheit, die sich die Menschen im Verlauf der Zeit ausgedacht haben, und egal, wie oft sie enttäuscht wurde, so hängt man ihr doch an wie an der einen Wahrheit. So als würde es ein Gesetz geben, dass aus unendlich vielen Lügen Wahrheit entstehen lässt, aus unendlich viel Zerstörung Leben, aus unendlich viel Vergessen Weisheit.
    Zumindest was das Volk der Vai angeht, so hat sich diese Wahrheit nicht erfüllt. Heute, zu einer Zeit, in der die Menschen aufgeklärt, friedlich und weise sind, ist dieses Volk so spurlos aus dem Gedächtnis der Welt verschwunden wie ihre Ruinen in den wuchernden Hölzern des Rathenwaldes. Niemand kennt sie mehr, niemand stellt Fragen, niemand braucht sie.
    Heute, das ist das Jahr 917 nach der Krönung der ersten Friedenskaiserin, 2.535 in der alten Zeitrechnung, die nach Gründung irgendeiner Stadt geht und die heute kaum noch verwendet wird. Die Zeit der Vai ist schätzungsweise seit sechstausend Jahren vorbei. Doch in diesem Jahr bricht ein Student namens Tarrin zu einer Reise auf. Er tut es aber nicht aus dem Grund, dem er der Zentralen Sicherheit nennt, nämlich eine Erlebniswoche in der Wildnis, vielmehr hat er eine kleine Gruppe von Kommilitonen und Freunden zusammengestellt, um in die Westliche Sperrzone einzudringen und in den tiefen Wäldern nach verschollenen Spuren der Vai zu suchen. Unsere Geschichte setzt ein, als er einen alten Tempel findet, der tief verborgen in den wuchernden Wäldern der Insel Karevien zu finden war. Die ersten Archäologen hatten ihn nur vereinfachend „Katzentempel“ genannt. Seine ursprüngliche Bezeichnung war aber: „Tempel der Goldenen Göttin“, der Tempel zu Nechoria.


    Kapitel 1 – Eingang



    Auf einmal war da Licht. Es war anfangs nur ein schmaler Spalt, durch den Helles in die Dunkelheit fiel, dann wurde das steinerne Tor immer weiter aufgestemmt, bis schließlich eine Öffnung entstanden war, die groß genug für menschliche Wesen zum Durchschlüpfen war. Doch auch für das Licht der langsam schwächer werdenden Sonne war der Spalt breit genug und es erleuchtete die Eingangshalle, die nun seit über siebenhundert Jahren seinem Zugriff entzogen lag. Ob den fünf Gestalten, die immer noch vor dem Tor standen und keuchten, bewusst wurde, dass die Sonnengöttin in ihr Heim zurückgekehrt war, ist eher unwahrscheinlich, waren sie doch viel zu sehr damit beschäftigt, sich zu beglückwünschen. Ihre lange und beschwerliche Reise hatte nun endlich ein Ende gefunden.
    Tarrin, 24 Jahre, war der Anführer der Gruppe. Er war weder der Mutigste noch der Klügste der Gruppe, war weder wegeskundig noch ein Meister alter Sprachen. Doch er war der Grund, weswegen sie hier waren, es war seine Idee und sein Geist gewesen, der sie dazu gebracht hatte, tief in das Sperrgebiet einzudringen, um hier nach den Resten von Srrt’vais altem Volk zu suchen. Und so warteten seine Gefährten darauf, dass er ein paar Worte fand. „Also“, begann er daraufhin, etwas verunsichert. „Zunächst möchte ich euch alle danken, dass ihr mit mir mitgekommen seid. Die letzten Tage waren für uns alle nicht leicht, aber es hat sich doch gelohnt. Wir sind am Ziel. Srrt’vai… Würdest du bitte?“
    Das Katzenmädchen trat vor. Sie schien zu überlegen, ob noch Worte zu finden waren, doch dann nickte sie nur. Langsam durchschritt sie die Pforte, sah sich im Inneren um. Dann folgten ihr die anderen.
    „Na denn, auf in das Abenteuer“. Mit diesen Worten schloss sich Tarrin der Gruppe an. Die letzten Tage waren ihnen alle eine Prüfung gewesen. Nun mussten sie beweisen, dass sie es auch wert waren.
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
    Kapitel 2 - Halle


    (Dies ist eine Karte des Ortes unserer Handlung. Ich hoffe, ihr könnt das Gewirr aus Städten, Flüssen und Zonen richtig zuordnen.
    Das Orangene ist jedenfalls das Kulturland des Nezrather Reiches. )

    Beschäftigung hatte sie alle erfasst und kaum hatten sie den Tempel zusammen betreten, hatten sie sich schon aufgelöst. Andi bestannt nämlich darauf, erst den Tempel zu "sichern", und da wollte er außer Srrt'vai niemanden dabeihaben. Sie sollten in der Eingangshalle solange warten, bis man ihnen Bescheid gab. Endlos lange Minuten...
    Archie nutzte die Zeit besser. Sie hatte damit begonnen, ihren Laptop aufzubauen und ihre Kameraausrüstung auszupacken. Sie schien zu wissen, was sie tat, fand zumindest Tarrin, und so folgte er Samus wieder nach draußen. Langsam wurde es dunkel.

    ... und sie war nicht so leicht zu finden. "Samus!", rief er, und dann noch einmal "Samus!". Für einen Moment dachte er schon, dass sie irgendwelchen wilden Tieren zum Opfer gefallen war, doch dann hörte er ihre Stimme über sich. "Ich bin hier."
    "Samus, was machst du da oben?" Fassungslos sah er, wie die junge Frau über dem Eingang auf moosbewachsenen Simsen balancierte, ohne sich im Geringsten abgesichert zu haben. "Bist du denn verrückt? Wenn dir etwas passiert..."
    Langsam nur drehte sie sich zu ihm um und sah herunter. "Danke, dass du dir Sorgen machst", sagte sie mit ihrer leisen, sanften Stimme, "Ich bin schon vorsichtig." Dann drehte sie sich wieder der Wand zu, und spätestens als Tarrin die Klinge des Messers aufblitzen sah, wusste er, dass er nicht beruhigt war. "Gib' auf dich acht, ja?", murmelte er nur und setzte sich resignierend auf die Erde. Dort blieb er sitze und beobachtete sie. Was sollte er auch sonst tun?
    Bald erkannte er zumindest, was sie tat: Sie legte eine Inschrift frei, die sich über dem Torbogen befand. Eingemeisselte Worte, von den Jahrhunderten von Pflanzen bedeckt. Nun kamen sie wieder ans Tageslicht.
    Was war sie doch für eine Frau? Lange kannte er sie noch nicht, er hatte sie durch das Netz kennengelernt, zufällig in einem Gesprächsraum. Sie hatte dort nur "Samus" gehießen, und so war er lange Zeit davon ausgegangen, dass sie eigentlich ein Mann war. Sie war ihm recht schnell sympathisch gewesen.
    Und nun hantierte sie mit einem Messer, als würde sie jeden Tag Inschriften freilegen. Es waren scheinbar drei Zeilen, aber er konnte es nicht genau erkennen. Langsam war es einfach zu dunkel dafür. Und so sah er nur ihrem schönen Rücken.
    Sie war ein so zartes Wesen. Sanft, zerbrechlich, süße achtzehn Jahre. Er erinnerte sich daran, wie sie sich vor wenigen Monaten in Nezrath getroffen hatten, weil sie eh in die Stadt musste. Sie hatte sich verspätet, war sie doch im dem Gewirr aus Bussen, Schienenbahnen und Untergrundbahnen durcheinandergekommen. Am Ende hatte er über eine Stunde auf sie gewartet, und irgendwie konnte er ihr deswegen nicht böse sein.
    In anderen Gebieten aber war sie erschreckend gut. Wenn man nur daran dachte, wie sie gerade die Inschrift freilegte... So als würde sie dies jeden Tag tun. So als gäbe es keine Gefahr, auf dem schmalen Stein auszurutschen und drei Meter herunterzustürzen.
    "Und, kommst du voran?", fragte er schließlich. Es war sehr dumm von ihm, denn dadurch lenkte er sie ab und brachte sie nur in Gefahr. Aber er konnte einfach nicht mehr warten.
    Doch scheinbar musste er das auch gar nicht mehr. Mit der Sicherheit einer Schlafwandlerin hatte sie begonnen, den Abstieg auf sich zu nehmen. Sie verwendete vor allem Pflanzen und Löcher in der Mauer, ob voranzukommen. So musste sie auch schon hochgeklettert sein.
    "Ich bin hier", sagte sie schließlich und ihre Augen sagten ihm, dass sie sich innerlich schon auf eine Standpauke vorbereitet hatte. Doch er nickte nur. "Lass' uns besser wieder reingehen", sagte er und lächelte. Sie war doch wirklich ein süßes Mädchen. Und er konnte ihr einfach nicht böse sein.
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
    Kapitel 3 - Von nun an keine Titel mehr


    (Inschrift über dem Portals des Tempels zu Nechoria)

    "Hey, Archie, wie weit bist du?" Tarrin brachte diese Worte, als er gerade mit Samus den Tempel wieder betrat. Die blonde Studentin blickte auf und lächelte. "Ist funktionsbereit", sagte sie zufrieden, "nun kann ich mich an das Ausmessen dieses Raumes hier machen. Lust, mir dabei zu helfen?"
    "Naja", gab Tarrin zurück, "Ich habe sowas noch nicht gemacht. Ist er schwer?" Archie schien sein zögerliches Gesicht nur zu amüsieren. "Ich bräuchte jemand, der den Raum beschreibt. Möchte das mit meiner Krächzstimme nicht machen. Das klänge einfach nicht schön." - "Gut, das kann ich übernehmen", gab Tarrin nach, "aber wir brauchen erstmal deine Hilfe. Es gab draußen eine Inschrift, und wir können sie nicht entziffern. Vielleicht bist du ja schlauer." - "Wenn nicht ich, dann mein Computer", lachte sie. "Gib schon her." Und Samus reichte ihr ihre Abschrift.

    "Das sieht aus wie Alt-Nhordai.", sagte sie schließlich, als sie das Blatt genauer betrachtet hatte. "Ich hatte eigentlich gehofft, dass hinter mir zu haben. Eine eklige Sprache, eine eklige Schrift, aber Pflichtkurs für alle Kalisten." - "Dann kannst du es lesen?", fragte Tarrin erstaunt. Und das blonde Mädchen nickte.

    Doch statt, wie Tarrin erwartet hatte, ihm gleich eine Übersetzung zu liefern, wandte sie sich wieder ihrem Laptop zu. Sie begann mit einer Abschrift, wie es schien. Er wollte ihr gerade über die Schulter schauen, als...
    "Tarrin? Was hat das zu bedeuten?", hörte er hinter sich eine Stimme, und er drehte sich zu Samus um. "Du meinst, warum sie es kennt?" Sie nickte.

    "Das hat mit der Verbreitung der Sprachen zu tun.", sagte er und setzte sich auf einen Steinquader, "Du musst wissen, dass es in grauer Vorzeit einmal nur zwei Sprachen gegeben haben soll: Eine Sprache der Gelehrten, Adeligen und Priester und eine Alltagssprache für das Volk. Zu beiden Sprachen gehörte auch eine Schrift dazu. Und das war alles. Nicht zwei Sprachen pro Volk, sondern zwei Sprachen insgesamt. Stelle dir das mal vor."
    Das Mädchen nickte nur. "Die Sprachen entwickelten sich im Laufe der Zeit auseinander?" - "Ja, das stimmt. Wenn du dich heute mit einem Maresken zu unterhalten versuchst, wird er dich nicht verstehen und andersherum. Die Jahrtausende der Trennung und des Nichtkontaktes haben die Völker ihre eigenen Wege gehen lassen. Aber ich habe von Inschriften in der Maresker Trümmerstadt gehört, die sich für uns ganz leicht übersetzen lassen. Eben weil von all den alten Sprachen Alt-Nhordai sehr rein gehalten wurde." - "Das ist wahr", mischte sich Archie ein, "Habe sie selbst gesehen. Ist wirklich verblüffend."
    "Und wie rein ist unsere Inschrift hier?", wandte sich Samus an Archie. Diese antwortete nur: "Einen Großteil der Zeichen kenne ich. Mein Computer weigert sich aber, den Text zu übersetzen. Was meint ihr: Sollen wir uns selbst daranmachen?"



    (Anmerkung des Autors: Sodele. Nun habe ich aufgeholt. Ich fürchte nur irgendwie, dass in meinem Mailpostfach wieder ein neues Save auf mich wartet. -.-'
    Ich hoffe, ihr mögt die Inschrift da oben. Ich habe mir die gestrige Nacht damit um die Ohren geschlagen, den Vai eine eigene Schrift zu geben, ebenso wie die ersten Worte ihrer Sprache. Ich muss verrückt sein... )
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
    Kapitel 4


    (Kritzelei eines Heusenstammer Studenten während einer langweiligen Vorlesung.)

    Der Laptop sollte als Konzeptskizze dienen, und schon bald enthielt er auf mehreren Fenstern Zeichen und Worte dieser seltsamen Katzen. Tarrin hielt sich währenddessen im Hintergrund und sah zu. Beide Frauen waren geschickter in dieser Übung als er. Und er wollte sie nicht stören.
    "Das war ja einfacher als gedacht", hörte er schließlich Archie sagen. "Aber war etwas anderes zu erwarten?" Er blickte zu ihr hinüber, sah ihr zufriedenes Lächeln und lächelte zurück. "Liest du mal vor?", fragte er dann.
    "Tilith t Faichoa. Tilith na Kaervai. Garu tiu Sirvai." Samus hatte diesen Satz mit ihrer ruhigen Stimme ausgesprochen, und kaum war sie fertig, da fiel ihr Archie ins Wort. "Glauben wir zumindest. Das eine Zeichen konnten wir nur raten."
    "Faichoa... Klingt nach Fey'chrois.", murmelte Tarrin. "Aber sonst... was heißt es?"
    "Tempel der Fey'choris. Tempel zu Kaervai. Sei willkommen, Sirvai." - "Was Sirvai heißt, können wir nur raten. Wir denken, es hat eine Nähe zum Wort "Shinorda", was soviel wie "Bruder" oder "Freund" bedeutet.", ergänzte Archie schnell. Und Tarrin lächelte. "Das habt ihr gut gemacht. Ich bin stolz auf euch." Zufrieden klopfte er beiden Frauen auf die Schulter.
    "Tarrin?" Samus' Stimme war leise, so als hätte sie Angst, ihn anzusprechen. "Wir haben da noch etwas entdeckt." - "Ja, was denn?" - "Tilith t Faichoa. Das ist...", sie blickte zu Archie hinüber, doch diese schwieg. Also erzählte Samus weiter. "Das "t" ist an der Stelle etwas ungewöhnlich. Nimmt man das Altnhordaiische als Ausgangspunkt, so bezeichnet es eine Person, der etwas gehört." - "Und? Was ist daran ungewöhnlich?" - "Das es falsch ist. Das hier wäre...", Samus hob ihren Arm und zeigte ihm ihre Handflächen, "... dies hier wäre Nhuoro t Samus. Samus' Hand. Aber wir befinden uns hier in Tilith Faychoa. Oder Tilith ny Faychoa, also Tempel für Fey'choris. Ein t an dieser Stelle macht den Gott zum Sterblichen."
    "Und was bedeutet das?"
    Samus seufzte leise. "Das sich unsere Sprachen voneinander unterscheiden. Oder dass dies hier das blasphemischste Volk ist, dass es jemals gab."


    @Spaceman: Wenn du mehr Informationen möchtest, dann lies dir mein Civilopeadia-Eintrag durch. Und dann sage mir, welche Fragen noch übrig bleiben.
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
    Püh.
    Mit dem Stoff habe ich lustigerweise keine Probleme. Viel schlimmere Sorgen machen mir die Bilder.


    Kapitel 5 - Rückblende


    (Spätvaianische Darstellung der frühen Vaija-Garde, etwa 1.900 v. NZ.)

    In Kaervai herrschte hektische Betriebsamkeit. Die kleine Stadt, die zwischen Meer und dem Adisvai-Fluss wie auf einer Halbinsel lag, war in diesen Tagen angefüllt von Arbeitern, Priestern, Besuchern und Händlern, denn die Kunde vom Bau den Tempels hatte sich schnell verbreitet. Es sollte der Tempel zu Nechoria werden, eine zweite Heimat der Göttin Feychoris, die über sie und ihr Volk wachte. Sie selbst hatte den Entschluss erst nicht verstanden, doch nun, als sie Kaervai mit eigenen Augen sah, dachte sie anders. Ein wunderschöner Blick auf das Meer, weite Wälder und Berge zum Sichzurückziehen, und doch über die Adisvai gut mit dem restlichen Reich verbunden... ein wirklich passender Zweitwohnsitz für einen Gott.
    Die Vai würden Jahre brauchen, diesen Tempel zu bauen. Steine mussten aus den nahen Felsen geschlagen werden, Gold- und Silberminen mussten ausgeschöpft und ganze Wälder würden abgeholzt werden müssen. Und es würde die Vai über mehr als drei Generationen binden. Wenn sie daran dachte, dass sie nie erleben würde, wie der Tempel fertig aussah, dann stimmte sie das schon ein wenig traurig. Doch sie konnte es sich schon ganz gut vorstellen.
    Ihr Name war Kildrae. Sie war eine Bardin und eine Abenteurerin, sie hatte das heimische Land von Taizinn schon vor vielen Jahren verlassen, um die Welt kennenzulernen. Sie hatte Flüsse, Berge, Wälder, Vai und andere Wesen getroffen und sie hatte Lieder gefunden, die davon berichteten. Sie hatte aber auch jemand anderes getroffen, und das war der Grund, weswegen sie hier war.
    Kildrae kannte keine Eile. Sie lag im Gras, die Augen geschlossen, und sonnte sich. Es war Nachmittag, ein herrlicher Sonnentag, blauer Himmel über sich, das Rauschen des Meeres ganz schwach zu hören... oder bildete sie sich das nur ein? Vermutlich. Aber es war ein schöner Gedanke.
    Kildrae war glücklich. Viele Vai waren es. Sie konnte die Strahlen der Sonne über sich spüren, Feychoris' Werk. Diese Strahlen wärmten sie und nährten sie, diese Strahlen waren immer bei ihnen und spendeten Trost. Feychoris war mit ihnen, wenn sie auch nicht immer bei ihnen war. Sie lächelte, als sie an die kleine Göttin dachte, die bestimmt jetzt irgendwo in ihrem Tempel in Zilenvai hockte und sicher auch an sie dachte.
    Feychoris war bei ihnen. Mehr noch: Sie lebte mit ihnen. Sie war mächtig und sie war unsterblich, aber sonst nicht anders als sie. Eine wunderschöne Vai war sie, seidiges, rotbraunes Haar, funkelnde, grüne Augen, eine zarte Haut und ein Schnurren, wenn man sie hinter den Ohren kraulte... Ach, Feychoris, wie sie sie vermisste...
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
    Kapitel 6


    (*schluchz* Ich brauche Bilder. Dringendst. -.-')

    "Archie! Verdammt, Arrchieee!" Entsetzt stürmte Tarrin zu seiner Freundin, die gerade auf den Boden gestürzt war. Ganz plötzlich war sie bleich geworden und hatte ihn so geistesabwesend angeblickt, dann hatte sie auch schon zu taumeln begonnen.
    Kaum war sie gestürzt, war Tarrin auch schon bei ihr. Und während Samus immer noch wie angewurzelt darstand, fühlte er schon ihren Puls..
    "Was ist passiert?" Ohne dass es jemand bemerkt hätte, stand auf einmal Srrt'vai in der Tür. "Sie ist einfach umgekippt. Bewusstlos. Keine Ahnung warum."
    Tarrin gab sich nicht einmal Mühe, die Angst in seiner Stimme zu verbergen. Er drehte fast durch vor Sorge. Was war nur passiert? Was?
    Srrt'vai war da ruhiger. "Ich hatte ein seltsames Gefühl", erklärte sie ihr Erscheinen, "Irgendwas geht hier vor." Und Samus schwieg weiter.
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
    Kapitel 7
    Archie fehlte nichts.
    In einer gründlichen Untersuchung konnten Tarrin und Srrt’vai keine Verletzungen oder Spuren eines Gifts feststellen. Auch für eine Krankheit gab es keine Anzeichen, zumindest hatte sie kein Fieber. So wie es aussah, schlief sie nur tief und fest, doch alle von Tarrins Weckversuchen blieben erfolglos. Niemand beachtete Samus. Niemand bekam mit, wie sie sich den Laptop nahm und daran zu arbeiten begann. Sie tippte und las – mehr nicht.
    „Was tust du da?“, fragte schließlich die erschöpfte Srrt’vai, doch Samus antwortete nicht. Sie begann, etwas vorzulesen.

    „Und als die Götter die Erdscheibe zimmerten, war da Feychoris und sie sah ihnen zu – sie war die jüngste von ihnen und da sie auch die schwächste war, fand sie auf der Welt keinen Platz für ihr Werk. Da ging sie zu ihrem Bruder Kheldator, der gerade die Meere füllte, doch dieser hatte keine Verwendung für sie und schickte sie fort.
    Da ging sie zu ihrer Schwester Galratha, doch diese formte gerade die Steine und hatte keine Geduld. Sie stach ihr die Augen aus.
    So wankte sie zu ihrer Schwester Narazul, die selbst keine Verwendung hatte, und flehte bei ihr um Hilfe, sie aber nahm eine Klinge und hieb Feychoris in Stücke. Zufrieden sah sie, was sie getan hatte, doch um nicht gestraft zu werden, packte sie den Leib und schleuderte ihn so weit fort, dass er die Himmelsglocke traf und an ihr kleben blieb. So entstanden die Sterne und die Sonne.“

    Mit dem letzten Wort fiel das Schweigen drückend auf die Gruppe. „Das ist aus der Weltenchronik des Rolaton von Serall.“, erklärte Samus schließlich, „Sie entstand um 1400. Was meinst du, Srrt’vai? Ist es wahr?“
    Das Katzenmädchen überlegte. „Ich kenne eine ganz andere Geschichte.“, antwortete sie dann und erzählte: „Feychoris ist der Beginn und sie ist das Ende. In meinem Stamm erzählt man sich, wie die Götter die Welt gemeinsam schufen – es war ein Spiel für sie und ein spontaner Einfall, der Abwechslung versprach. Sie übertrafen sich gegenseitig mit tollen Dingen – alle außer Feychoris.
    Sie stand abseits, da sie das Spiel ihrer Schwestern nicht interessierte, spürte sie doch zu sehr den leeren Schaffensdrang ohne Liebe für das Werk. Erst als sich diese erschöpften, betrat sie doch die Welt und wanderte allein durch das Land. Da es ihr gefiel, nutzte sie einen Teil ihrer Kraft, um die Welt zu vollenden, und heftete funkelnde Edelsteine an die Decke.“ Srrt’vai deutete einen Blick nach oben an und lächelte. „Doch die Geschichte geht noch weiter, schlug sie doch an diesem Ort ihre Zelte auf. Land und See gefielen ihr so sehr, dass sie dort mehrere Jahrhunderte verbrachte, ohne von ihren Schwestern gestört zu werden und ohne diese zu vermissen. Sie merkte gar nicht, wie einsam sie war, bis sie eines Tages Besuch bekam…“ – „Moment bitte, Srrt’vai, eine Frage: Du erzählst die Geschichte sehr sicher. Hast du sie auswendig gelernt?“
    Der Einwurf störte das Katzenmädchen nicht im Geringsten und sie nickte. „Das erkläre ich dir später.“, sagte sie und fuhr fort.
    „Der Fremde gehörte zu den lieblos erstellten Kreaturen ihrer Schwestern, ein Zauberer und Edelmann mit Namen Kheldator, doch da er ungehorsam war, floh er an Ende der Welt. Feychoris bot ihm Unterschlupf und verliebte sich. Einhundert Jahre lang ging alles gut und aus der Begegnung entstanden die Vai, die schon bald Leben in diesen Teil des Landes brachten. Dann jedoch erschienen die Götter und da Feychoris wusste, dass sie sich nicht allen in den Weg stellen konnte, erbaute sie ein Schiff und ermöglichte Kheldator damit eine Flucht über die Meere. Und er ging.
    Viele Jahre lebte Feychoris bei den Vai, doch immer mehr verzehrte sie die Sehnsucht nach ihrem Geliebten. Schließlich verwandelte sie sich in die Sonnenscheibe, um von oben nach ihm zu suchen, und als Kheldator das sah, wurde er zum Mond. So wanderte er mit ihr über die Himmelsglocke, fern dem Zugriff der Götter, und in manchen Nächten können sie sich wieder sehen.“
    Wieder ging eine Geschichte zu Ende. „Seltsam“, murmelte Samus, mehr zu sich selbst als zu Srrt’vai, „Das ist die erste Geschichte, in der Kheldator nicht als Gott dargestellt wird. Wem ist denn bei euch das Meer zugeordnet?“ – „Einem Gott namens Gnos. Ich weiß nicht, ob ihr ihn auch kennt. Ich glaube aber…“ Das Katzenmädchen lachte. „… das sollte man nicht so ernst nehmen. Die Geschichte wird hässlich mit Bruder und Schwester.“ – „Du kennst dich aber ziemlich gut aus. Woher kommt das?“
    „Ich bin eine ausgebildete Romaiko, wenn dir das etwas sagt… gut, dann erzähle ich die ganze Geschichte.

    Ich stamme aus Nemaparth, das ist eine der Pflanzsiedlungen am Rande des Rattenwaldes, angelegt von eurer Königin für jene von uns, die es zur Zivilisation zieht. Wir sind da recht selbständig und konnten einige unserer Bräuche bewahren, so die Romaiko. Ich denke, man kann es am Besten mit ‚Zaubermeister’ übersetzen.“ – „Du kannst zaubern, Vai?“ – „Nein, aber ich kann Zeremonien durchführen, Wunden versorgen, Kinder entbinden und mehr als eine alte Sprache sprechen. Ich glaube, du kannst erahnen, wie unsere Zauberei funktioniert.“ Samus nickte. „Profanes Wissen und großes Getue.“ – „Heute weiß das natürlich jeder, trotzdem gibt es immer noch Romaikos. Es ist eine schöne Tradition und hat sich eben bewährt.“ – „Und handhaben das alle eure Stämme so?“ – „Nicht genau, aber ähnlich. Die meisten Parthe… Stämme oder Stammessiedlungen… besitzen Romaikos, doch deren Aufgaben und Stellungen unterscheiden sich – manchmal Fürsten, manchmal Künstler, du verstehst?“
    „Ja, ich denke schon.“ Samus blickte das Katzenmädchen lange ernst an, ehe sie fragte: „Weswegen hast du deinen Stamm verlassen?“ – „Wegen Tarrin, warum sonst? Sein Vater, der bei einer der Firmen arbeitet, der wir unsere Hölzer verkaufen – NBFG –, erzählte mir von seinem Sohn auf einem Vorzeit-Trip und fragte mich, ob ich ihm nicht etwas Kultisches überlassen konnte, was er ihm zum Geburtstag schenken könne? Da sagte ich nur: „Habe ich – und ich komme mit.““
    Der fassungslose Blick der Schülerin belustigte Srrt’Vai sehr. „Am Ende sprang ich in bestem Zeremoniengewand aus einer Torte und legte Tarrin eine Kette mit Schutzamuletten um. So habe ich ihn kennen gelernt.“
    Samus wusste nicht, was sie sagen sollte. „Aber du als Priesterin, mit deiner Würde…“
    „Ich bin keine Priesterin, sondern eine Romaiko, und außerdem wollte ich mir eure Stadt ansehen. Das schien mir ein guter Weg zu sein.“ – „Das ist verrückt und leichtsinnig. Was da alles hätte passieren können…“ – „Es ist eine Menge passiert, Samus, wären wir sonst hier?“


    Kapitel 8
    Ihr Name lautete Kildrae und sie war eine Vai. Das Bild des schlafenden Mädchens, ihre Stimme und ihre Gedanken, verblassten langsam aus Archies Bewusstsein, als die Welt um sie herum wieder klarer wurde. Was war passiert? Hatte sie geträumt? Nein, kein Traum, stellte sie fest, es fühlte sich ganz anders an. Es war, als wäre sie in dem Moment diese schlafende Katze gewesen. Seltsam.
    Noch seltsamer erschien die Frage, wo sie sich nun befand. Um sie herum wirbelte ein Chaos aus einzelnen Farben, das nicht zu enden schien, bis eine Stimme es durchbrach. „Du hast mich gerufen?“ Sie klang weiblich und ohne jedes Gefühl.
    Ein zweites Mal folgte die Botschaft, doch diesmal langsamer. Archie entschloss sich, zu antworten. „Hallo? Bist du Feychoris?“ – „Ich bin… ja… nein…. Suchst du Feychoris?“
    Für Archie war das eine gute Frage. Suchte sie die Göttin? Irgendwie schon, aber andererseits auch nicht. Sie spürte jedoch, dass sie eine Entscheidung treffen musste. „Ja“, rief sie schließlich, „Bringe mich bitte zu ihr.“
    Von der Stimme fehlte jedes Zeichen und Archie zweifelte schon an ihrer Antwort, als sich ganz plötzlich die Realität wandelte.

    Takea von Archilby, die Nhordai, wurde sich ihrer Person sehr bewusst, als die Erinnerungen zurückkehrten. Sie spürte sich im Gras liegend, hielt die Augen geschlossen und genoss die Sonne. Sie konnte den Wind des nahen Meeres spüren, doch dessen Rauschen ging unter im Lärm des Tempelbaus. Steine scharrten, Tausende Arbeiter sprachen, dann dieses Geräusch, dann das – eine Symphonie –, und Archie wunderte sich, warum sich dies alles so vertraut anhörte. Sie wollte schon nachsehen, als sie einen Schatten auf sich spürte und sie eine Stimme grüßte: „Es ist schön, noch Besuch zu bekommen.“
    Archie richtete sich auf und sah, als sie die Augen öffnete, eine Frau neben sich im Schneidersitz auf dem Gras sitzen. „Feychoris?“, entkam es ihr, worauf die Frau nickte. „Faichoa, die Sonne, das Licht… was immer du in mir sehen möchtest. Bist du eine Tote?“ – „Ich? Nein.“, antwortete Archie verdutzt, „Ich war es jedenfalls nicht, bevor…“ Die Göttin lachte. „Deinem Körper geht es gut. Dein Liebster kümmert sich rührend um dich.“ – „Tarrin? Keine Chance. Wir sind nur gute Freunde.“ – „Schade.“
    Diese Antwort kam verwirrend. „Wende dich da besser an Samus.“, hörte sie sich haspeln, „Von der war er schon die ganze Reise lang nicht zu trennen. Würde mich wundern, wenn sie danach noch ein Wort mit ihm wechseln würde.“
    Feychoris fragte: „Ist sie eine Weißthron?“ – „Was?“ – „Schon gut. Ich kenne diese Art. Es hat schon seinen Grund, warum ich dich zu mir bat und nicht sie, obgleich ihr Blut etwas heller strahlt.“
    Archie verstand gar nichts mehr. „Wie lange bist du schon hier allein?“, fragte sie dann. „Seit dem Ende meines Volkes. Am Ende war es eine Qual, denn es wurde so ernst und der Tempel so kalt. Deshalb bin ich froh, dass ihr hier seid, Archie. Endlich einmal passiert etwas.“


    Kapitel 9
    „Weiß du, Vai?“, begann Samus langsam, während sie das Katzenmädchen musterte, „dass ich dich bisher immer ganz anders einschätzte? Dich aus der Torte springen zu sehen… nein. Das hätte ich nicht gedacht.“ Sie versuchte, ihre Enttäuschung möglichst aus ihrer Stimme herauszuhalten. Auch Srrt’vai wurde ernst. „Es ist nichts weiter passiert, wenn du das denkst. Das wäre auch herzlich dumm von mir gewesen.“
    Archie schwieg, was für Srrt’vai hieß, dass sie nicht verstand. „Du kennst eure Gesetze? Jegliche Verbindung zwischen den Rassen wird bei Todesstrafe verboten… das heißt, für mich, Tarrin hätte es genießen können. Glaube mir, wir wissen das sehr genau.“
    Samus’ Blick klärte sich nicht wirklich auf. „Davon wusste ich in der Tat nichts. Denkst du, das ist ernst gemeint?“ Srrt’vai schwieg und gab damit die Antwort.
    „Himmel“, sagte Samus und sprang auf, „Hättest du dir die Stadt nicht anders ansehen können?“ – „Es war so einfach am Sichersten.“ Das verstand Samus nicht und so musste Srrt’vai länger ausholen: „Ich bin keine Nhordai und außerhalb des talesnischen Gürtels vollkommen rechtlos. Du könntest mir mitten im Sonnenpark von Nezrath den Bauch aufschlitzen und könntest einfach davonschlendern, während ich auf dem Asphalt verbluten würde, da man mir auch medizinisch nicht helfen darf. Nezrath ist da knallhart.“
    Samus schluckte. „Ist es wirklich so schlimm? Ich hätte nicht gedacht…“ – „Du verstehst, warum ich da über jede Begleitung dankbar war?“ Samus nickte. „Das schon, aber… wenn es wirklich so schlimm ist, warum wolltest du dann in die Stadt?“
    Das Katzenmädchen lächelte. „Ich wollte sehen, wie Sieger leben.“

    Kapitel 10
    Es lag an Tarrin, auf Archie Acht zu geben, so gut er konnte. Viel stand nicht in seiner Macht, verstand er doch nicht, warum dieses Mädchen, dem nichts zu fehlen schien, nicht auf einmal aufwachte. Es ließ ihm keine Ruhe. Hatte er etwas übersehen? Er hatte doch alles versucht. Sollte er sie vielleicht einfach mal küssen, so wie im Märchen? Das wäre doch…
    Zu seiner Schande musste sich Tarrin eingestehen, dass er den Gedanken verlockend fand. Sie war so schön, ihm im Moment so nah und Vai und Samus achteten nicht auf ihn. Sie redeten über irgendwas und er hörte ihnen nicht zu.
    So nah. Behutsam fuhr er mit einem Finger durch ihr blondes, fast goldfarbenes Haar, während ihm Bilder in den Kopf kamen, von Archie, wie sie redete, lachte oder einfach nur da war. Nach zwei Wochen anstrengender Wanderung war sie jedoch schmutzig, bar jeder Kosmetik und ohne die Art von Kleidung, die sie sonst zu tragen pflegte, die ihre Figur und ihr fröhliches Naturell betonte. Er sah sie weiter an, bemerkte eine kleine Wunde über ihrer linken Braue, die sie wohl einem zurückschlagenden Ast verdankte, er blickte auf ihre Hände, auf ihre verschmutzten Finger… es war seltsam, die Wanderung hatte an ihnen allen ihre Spuren hinterlassen, doch an Archie störte es ihn nicht. Würde sie nun die Augen öffnen und ihm zulächeln, er würde…
    … nichts. „Hey, Tarrin“, hörte er in dem Moment Srrt’vai rufen, „Andi hat ein Wandbild gefunden. Kommst du mit oder bleibst du hier bei ihr?“ Er musste kurz überlegen. „Ich möchte sie nicht alleine lassen.“, sagte er dann, „Ihr kommt schon ohne mich klar.“ – „Wenn der Meister das meint. Dann bis später.“
    Auf einmal wurde es um sie gespenstisch still, als nur noch Archie bei ihm lag. Seine Gedanken jedoch kamen nicht zurück und er konnte in diesem Mädchen nichts anderes mehr sehen als eine Reisebegleiterin, die gerade seiner Wacht bedurfte.

    „Deine Gefährten“, sagte Feychoris plötzlich, „haben etwas gefunden, was sie in Aufregung versetzt. Interessiert dich das?“ – „Natürlich, was für eine Frage.“ Archie sah die Göttin fragend an. „Was haben sie denn entdeckt? Etwas Gefährliches?“ – „Nein, nur ein paar Listen. Aus der Zeit, als dieser Tempel noch lebte.“
    Archie wusste nicht, was sie sagen sollte. Die Göttin wirkte plötzlich so abwesend und sie hatte das Gefühl, das könnte nicht gut sein. So griff sie nach dem einzigen Faden, der ihr gerade in die Finger fiel: „Mit Kildrae?“
    „Ja, zufälligerweise. Es ist nur so lange her. Ich könnte dir von ihr erzählen. Ja, das würde ich gerne tun.“


    Fasse ich die Handlung der zehn Kapitel einfach mal zusammen:
    In einer fantastischen, modernen Welt bricht eine Gruppe aus fünf Jugendlichen auf, um in einem Dschungel in einem Sperrgebiet verbotenerweise nach den Ruinen eines Tempels und damit nach den Spuren eines untergegangenen Volkes von Katzenmenschen zu suchen (Einl.). Die gelingt ihnen. Sie treten durch das Haupttor und stehen in einer Eingangshalle. Dabei fällt der Blick auf Tarrin, den Hauptcharakter und Organisator der Reise, die er doch letztlich für Srrt’Vai, eine Nachfahrin des untergegangenen Volkes, unternimmt (1). Samus, dessen Freundin, befreit auf einem Sims geklettert eine Inschrift vom Moos. Tarrin erinnert sich dabei daran, dass sie sich im Internet kennen lernten und noch nicht allzu viel übereinander wissen (2). Archie, dessen Freundin aus Kindertagen, sieht sich die freigelegte Inschrift an und erzählt darüber, dass sie es entziffern könne, da alle alten Sprachen dieser Welt denselben Ursprung hätten (3). Sie entziffern den Text als Willkommensgruß der Göttin und verwundern sich darüber, dass das alte Volk diese Göttin vermenschlichte (4). Eine Rückblende aus der Zeit des alten Volkes stellt die Bardin Kildrae vor, die diese Göttin kennt und für sie schwärmt (5). Archie wird ohnmächtig (6). In der Gruppe werden zwei verschiedene Geschichten über die Erschaffung der Welt und den Tod der Göttin vorgestellt. Srrt’vai offenbart sich dabei als traditionelle Schamanin und erzählt, wie und warum es sie in die Stadt verschlug (7). Archies Geist erwacht in einer fremden Umgebung. Sie erlebte die Rückblende als Vision und steht nun der Göttin gegenüber, die seit dem Ende ihres Volkes in ihrem Tempel gefangen ist und sich über Besuch freut. Sie fragt Archie außerdem über ihre Beziehung zu Tarrin und erklärt, Samus nicht zu trauen (8). Samus und Srrt’vai unterhalten sich weiter. Dabei kommen sie auf die polizeistaatlichen Aspekte der modernen Herkunftsstadt zu sprechen (9). Tarrin entdeckt, dass er Gefühle für Archie hegt, wird jedoch durch die Entdeckung einiger Listen aus seinen Gedanken gerissen. Archie fragt indessen die Göttin nach Kildrae (10).

    Da wurde die Geschichte abgebrochen. Ich lebte zu der damaligen Zeit zwischen Tür und Angel und schrieb die meisten der Kapitel von Hand vor. Als ich in den späteren Kapiteln nicht mehr zum Abtippen kam und einfach Scans hochlud, sah ich an den Aufrufzahlen, dass wirklich niemand die Geschichte las. Zugleich waren mir bereits da einige der Schwächen bewusst geworden.
    Geändert von Ghaldak (07. Januar 2017 um 16:55 Uhr)
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  5. #5
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422

    Tempel beim Kinderputz: Die Vorlage der Vorlage

    Die ganze Geschichte Nechorias basiert auf und spielt in der Welt meines eigenen Rollenspielsystems, welches ich damals schon seit einigen Jahren entwickelte und dessen letzter großer Auftritt dies darstellen sollte. Sein Name lautet Schattenfeuer.
    Schließt einmal die Augen und stellt euch vor, wie eine Handvoll mächtiger Gestalten auf eine im Weltraum schwebende künstliche Scheibe mit Ruinen untergegangener Völker aufmerksam werden und beschließen, sie mit neuem Leben zu füllen. Sie geben auch die Magie frei, eine in diesem System dunkle Macht, die den Zauberern wie auch ihren Opfern Schaden und Leid zufügt, und diese Qualen sind es, die die Götter ernähren und ihre Macht verleihen. Dabei nutzen sie den unsterblichen Elfen Delion, Prototyp dieser Rasse und eine zutiefst gequälte Seele, als ihren Verwalter, der über das mächtigste Reich regieren und letztlich nur dafür sorgen soll, dass die Nutzung von Magie mit all den damit verbundenen Katastrophen niemals aufhört und die Götter stets genug zu fressen haben.
    Das eigentliche Setting setzt nun ein, als dieses System ins Wanken gerät: Nach einem furchtbaren Krieg gegen Dämonenwesen, in dem in Wahrheit der inzwischen untote und durchdrehende Delion und ein anderes göttlich erschaffenes und durchdrehendes Wesen einander bekämpften, sehen sich sowohl Delions Herrschaftsanspruch wie auch der der Elfen infrage gestellt. Die nichtmagischen Orks entwickelten Feuerwaffen und viele der ebenfalls nichtmagischen Menschen flohen in den weitestgehend entvölkerten Süden des Elfenreiches, wo sie sich niederließen und das Gesicht des Landes veränderten. Dabei gewinnt unter ihren die Anhängerschaft einer radikalen Prophetin an Zulauf, die (selbst ein göttliches Geschöpf und Schülerin von Delions großem Gegner) einen großen Plan verfolgt: Sie möchte das Volk der Elfenzauberer mit Stumpf und Stiel dahinschlachten, um die Götter auszuhungern und die Menschen zu befreien.
    In einer großen Kampagne, die ich einige Jahre vor Nechoria anging, führte ich meine Spieler und ihre Charaktere durch diese Welt und konfrontierte sie mit dem gesellschaftlichen Kollaps, ehe ich sie in einen Jahrhunderte währenden Schlaf versinken und in einer quasi-modernen Version dieser Welt erwachen ließ, in der die Ziele der Prophetin (und jetzigen Friedenskaiserin) mit aller Gewalt durchgesetzt worden. So erlebten sie sowohl eine chaotische Phantasiewelt als auch eine eiskalte Ordnung und hätten im Verlauf der Kampagne für sich entscheiden sollen, ob dieser Wandel zu begrüßen sei.
    Auf dieser Kampagne beruht Nechorias Tempel, stellt aber nun wiederum den „Polizeistaat mit eingeschlafenen Füßen“ der kindlich-naiven Welt der ausgestorbenen Katzenmenschen gegenüber und wäre letzten Endes auf die Frage hinausgelaufen, wie Kinder eines Volkes mit dem Fakt umzugehen hätten, dass ihre Gegenwart auf einer Menge Leichen aufgebaut wurde.

    Vor diesem Hintergrund erklären sich die größten Probleme der Begleitgeschichte fast wie von selbst. 1.) Die polizeistaatliche Gegenwart der Charaktere ist nicht spannend. Sie soll es auch nicht sein. Mehr als ein „Man kann in ihm leben, wenn man seine Grenzen respektiert und nicht dem falschen Volk angehört“ gibt es über ihn nicht zu sagen. 2.) Das vergangene Katzenmenschenreich existierte vor diesem Projekt gar nicht und entpuppte sich als jämmerliches Klischee. Was dort entstand, ist weder interessant noch spannend, in keinster Weise. 3.) Die Charaktere wurden von mir entworfen, um verschiedene Seiten und Völker der in der Einheitskultur untergegangenen Welt darzustellen, und neben ihren Figuren-Archetypen sind sie einfach nur genau das. Sie haben keine Seele, keine Vergangenheit und dadurch kein Bewegungsmoment. In Kapitel 7 wird das besonders deutlich: Die Stärke von Srrt’vais Willen und ihre Bereitschaft, für ihre Ziele vom Löwenkopf zu springen, müssten sie zum charakterstärksten Teil der Gruppe und zur heimlichen Anführerin erheben, doch all das wird behandelt wie lustige kleine Geschichtchen. Sie hat kein Gewicht und hinterlässt somit keinen Eindruck. (Die Göttin ist in dieser Hinsicht ebenfalls schlimm.)

    So bleibt mir nach all den Miezen letztlich noch der Elefant im Raum: Nechoria wurde in der Struktur seiner Geschichte sehr stark von den Bovanern inspiriert. Dort wie hier arbeitet sich ein Team aus Archäologen durch die Ruinen einer untergegangenen Zivilisation…
    … und mehr möchte ich dazu nicht sagen.
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  6. #6
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422

    "So viel 'light', dass da nichts dran ist": Ungezwungene Gedanken vor den gezwungenen

    Da stehe ich also hier und seufze, hatte ich doch einen "Wie man es besser macht"-Teil versprochen und habe das Gefühl, dass alles auf der Hand liegt. Würde ich die Geschichte neu und besser schreiben, dann müsste ich den Antik-Katzen dringend eine Seele und ihrer Gesellschaft eine Aussage verpassen (was ich zum Glück nicht tun muss, weil ich es nicht tun will). Dann wünschen sich die Göttin und Kildrae ebenfalls ein Innenleben (was ich tun muss, aber auch nicht will). Ist das geschehen, ist schon viel erreicht und die moderne Welt kann sich als Repräsentant der modernen Welt auf ein paar Oberflächlichkeiten beschränken. In Anbetracht der Gruppe wäre viel gewonnen, wenn man sich ihre Dynamik seit dem Start ihrer Handlung ausmalt, denn für sie beginnt die Geschichte nicht im Tempel, sondern allerspätestens mit dem Verlassen der Stadt, frühestens mit Tarrins Begegnung mit Srrt'vai. Die Frage, was sich jeder von ihnen von der Reise erhoffte und wann und unter welchen Umständen er oder sie ihre Zustimmung gab, führt während der Handlung zu lebendigeren Charakteren.
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  7. #7
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422

    Die Konvertierungsarbeit beginnt

    Im Sim-Mittelalter gibt es zehn Abteilungsleiter-Stellen und es liegt auf der Hand, dass ich die sieben angesprochenen Charaktere darauf verteilen werde. Mit der Göttin wird alles beginnen, die Bardin Kildrae wird folgen, schließlich unsere Erforscher, wobei es mir völlig gleich ist, ob dies als eine wirkliche Präsenz oder als ein „ihr Geist taucht in die Vergangenheit ein“ zu lesen ist. Ich werde noch entscheiden müssen, wie ich die Kostümierung gestalte, um ihnen sowohl eine eigene Identität wie auch eine Zuordnung zu einer Gruppe zu verpassen. Das … nun ja … führt zu der ersten großen Hürde: Wie gehe ich damit um, dass es sich bei dem halben Cast um Katzenmenschen handelt? Ich kann im Sim-Mittelalter nur Menschen erschaffen und diesen optimalerweise spitze Ohren verleihen.

    Die nahe liegende Möglichkeit besteht darin, mit Verschleierungen zu arbeiten. Ohne Hautbemalungen, die ich schmerzlich vermisse, und nur mit etwas Make-up kämen wir dann hier an.

    Bild

    Dann würden solche Charaktere mit echten Menschen zusammenarbeiten,…

    Bild

    … die sich jedoch ebenfalls anpassen ließen.

    Bild

    Kurzum, es wäre eine Menge Arbeit, die mit der noch größeren Arbeit einherging, für die einzelnen gesellschaftlichen Klassen einen eigenen Farbcode zu erstellen und die ich für nicht alle Teile des Dorfes umsetzbar sehe. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass es, wenn es in einzelnen Gebieten wie dem Palast konsequent angewandt wird, irgendwann seine Lächerlichkeit verlieren und ein Gefühl der Fremdartigkeit vermitteln könnte.

    Die einfachere Alternative bestände darin, eben diese Völkerunterschiede gänzlich zu ignorieren und beim Kostüm der Fünfergruppe deutlich zu machen zu versuchen, dass es sich bei diesen um die Fremden handelt.

    Eine etwas heikle dritte Möglichkeit bestände darin, mit Hautfarben zu arbeiten. Da ich diese bei den NSCs aber nicht ändern kann (es gehen nur modische Veränderungen, wodurch etwa ein elfisch-spitzohriges Spielerreich nicht umzusetzen ist), würde ich dann die Modernen einschwärzen…
    … und ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich dieses Fass aufmachen möchte.

    So würde ich tatsächlich unter drei wenig begeisternden Möglichkeiten die erste bevorzugen. Sollte mich allerdings das Gefühl beschleichen, dass die Albernheit doch nicht verfliegt, kann sich dies noch ändern.
    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  8. #8
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422
    Beginnt nun ein großer Block der Charaktererstellungen oder übernehme ich dies, sobald ein Charakter eingeführt wird? Wie dem auch sei, ich habe erst einmal zwei leere Blätter zu füllen und mich um die Göttin zu kümmern, in ihrem Sein und in ihrer Beziehung zu ihrem Volk, zu Kildrae, zu den anderen Göttern und vielleicht auch zu Kheldator (als möglichem Charakter Nummer acht).

    Auf die Götter selbst hatte ich im Rollenspielsystem keinen Fokus gelegt, doch die wenigen Punkte helfen schon ganz gut bei der Charakterisierung: Sie waren zu sechst, als sie sich auf der Plattform niederließen, doch schon bald starben zwei von ihnen: einer bei einem Unfall bei der Erschaffung der Elfen, woraufhin Delion dessen Platz einzunehmen gedrängt wurde, und Feychoris / Faychoa selbst, um die Göttin endlich einmal beim Namen zu nennen. Sie wurde aus ungeklärten Gründen von ihren Mitgöttern ermordet.
    Diese Mitgötter, die sich mittelfristig aus der Welt zurückzogen, mögen zwar nicht offen böse sein, doch ihr Verhalten zeichnet sie als rücksichtslos und parasitär: sie stören sich nicht daran, dass andere durch ihre Magie leiden müssen, und sie geben auch nichts zurück, vielmehr delegieren sie Eingriffe in die Welt an Wesen aus der zweiten Reihe wie etwa Delion. (Eine Ausnahme bildet Kheldator, der sich irgendwann eines Volkes annimmt, einen Harem weiblicher Priester aufbaut und sich durch diesen durchvögelt. Wie gesagt, sympathisch sind sie alle nicht.)

    Diese beiden Faktoren spannen Feychoris auf: Sie muss zum einen einmal in die Göttergruppe integriert gewesen sein, doch entfernte sie sich so weit, dass sie ihr zum Opfer fiel. Wie die Geschichte aufgestellt ist, wird Kildrae dafür verantwortlich sein und die Rolle der Ameise auf den Schienen übernommen haben, die den Zug zum Entgleisen bringt. Dann blicke ich in den Text: In Kapitel 5 wird Feychoris als Herrscherin mit großen Plänen (in Form einer großen Bautätigkeit) beschrieben, Kapitel 8 und 10 sprechen hingegen für ein Interesse an Menschen und Leben um sich herum. So steht schließlich diese letzte Frage im Raum: Wenn die zwischenzeitalterliche Rollenspielwelt für das Chaos infragegestellter Strukturen steht und die moderne Gegenwart für Grabesstille, wofür steht dann Feychoris’ antikes Volk? Es sollte kein paradiesisch-kitschiges „Es ist besser, wenn es besser ist“ sein, sondern in Wahrheit um Verantwortung gehen, bei der oben und unten zwar auf unterschiedlichen Ebenen, doch gemeinsam auf das Ziel einer für alle erträglichen Gegenwart hinarbeiten. Diese Selbstverpflichtung brächte Feychoris dann auf Distanz zu den anderen Göttern und sorgte letztlich für ihren Fall.

    Der einzelne Sim besitzt nun in diesem Spiel zwei positive Eigenarten und eine Schwäche, die er jedoch überwinden kann. So ist es entschieden: einmal positiv-ambitioniert, einmal positiv-menschennah, einmal negativ-göttlich bitte.
    Nehme ich nun noch die Beschreibung ihres Äußeren hinzu, dann enden wir etwa hier.

    Bild

    Leider fraß der Screenshot das Menü, sodass ich einfach dazusagen muss, dass ich mich für ambitioniert/freundlich/überheblich entschied.
    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  9. #9
    Registrierter Benutzer Avatar von faldegorn
    Registriert seit
    30.05.12
    Beiträge
    7.938
    Don't confuse the issue with the facts!

  10. #10
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422
    Ist der Tempel von Nechoria eigentlich ein eigener Charakter? Nun, noch nicht, aber ich kann ihn so umsetzen - und es wird mir wesentlich leichter fallen, die Etappen im Spiel nachzuzeichnen, als ein Team aus Hobbyarchäologen über die wandelnden Motivationen der Bauherrin einer vor Jahrtausenden errichteten, durch viele Hände gegangenen und seit Jahrhunderten verlassenen Immobilie mutmaßen zu lassen. Tatsächlich…
    a.) … rede ich zwar von einem Tempel, doch handelt es sich vielmehr um den Regierungssitz einer Gottkaiserin.
    b.) … werde ich versuchen, diesem Mittelalter-Spiel in diesem Fall ein nahöstlich-antikes Flair zu verpassen, sind diese Katzen mit ihren Keilschrift-Listentafeln doch davon inspiriert.
    c.) … wird dieser Tempel vermutlich auch eine dritte Funktion erfüllen und das Magienetz in diesem Teil der Welt aufbauen und/oder anzapfen.

    Ein Blick in den Text verrät mir, dass der Großteil der Handlung in der Eingangshalle spielt und die Begrüßungs-Inschrift außen über dem Tor angebracht wurde (wodurch sie meinem Zugriff entzogen wird), während die Rückblende ganz generisch von Stein, Holz, Gold und Silber als Baumaterialien spricht. In der Halle gibt es noch einen Quader, der einmal als Sitzgelegenheit dient, und in diesem oder (wahrscheinlicher) einem angrenzenden Raum die Liste an der Wand. Das war’s.
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  11. #11
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422
    Damit wären wir hier nun angekommen: ein Palast und eine Gottkaiserin (auf dem Weg nach oben). Links oben seht ihr Ansehen (ein etwas nebulöser Wert) und Königreichspunkte (nötig für Gebäude und Allianzen), direkt darunter die aktuellen (jeweils 0) und maximalen (jeweils 2) Werte in vier Königreichskategorien. Erstere steigen durch erfüllte Questen, Letztere durch Gebäude.

    Bild

    Das hier ist dabei unsere gewählte Ambition: Wir versuchen uns an der Kampagne des Addons mit ihrem eigenen Handlungsstrang und müssen dafür zehn bestimmte Questen auf möglichst höchster Stufe abschließen...

    Bild

    ..., naja, "müssen". Ich werfe mich freilich nicht blind ins Abenteuer.

    Bild

    Hier seht ihr (unten) auch das Ergebnis meiner langen Grinder-Sessions: Acht Zusatzpakete des Grundspiels freigeschaltet, eines des Addons. Dann hatte ich wirklich genug.
    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  12. #12
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422
    Dann setze ich auch die ersten Schritte im Palast um: Faychoris muss frisch in Nechoria eingetroffen sein, denn die Welt ist noch leer. Dem Volk bieten sich leere Räume und schlichte Holzmöbel,...

    Bild

    ... während sie selbst im Luxus schwelgt. Nach dem bestmöglichem Bett, dem bestmöglichen Kamin und passenden Mauern/Böden in allen Räumen war die Schatzkammer leider auch schon so gut wie leer.

    Bild

    So wähle ich als nächstes eine Queste, um das Spiel zu beginnen. "Erste Schritte" ist das klassische Tutorial, welches ich auch gewählt hätte, wenn es sich nicht ohnehin schon anbieten würde.

    Bild

    Unten seht ihr auch die 40 QP (Questenpunkte), die uns bei dieser Kampagne zur Verfügung stehen. Das bietet neben den zehn Pflichtmissionen nur wenig Freiraum für Schlendereien.
    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  13. #13
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422
    Die ersten Schritte weisen schon auf die manchmal sehr unintuitiven Grenzen der Selbstgestaltung hin: Thron und Kleiderwechsel-Kiste konnte ich herrlich anpassen, dagegen habe ich auf Türen und deren Bögen keinerlei Einfluss.

    Bild

    Die Truhe nutze ich auch gleich, um einen Makel im Gewand der Herrscherin auszubügeln und den Saum ihres Kopftuches zu vergolden sowie dessen Nähte verschwinden zu lassen.

    Bild

    Auf den Garten vor dem Palast habe ich nun wieder keinerlei Einfluss, wodurch sich der Kontrast zwischen Backsteinziegeln und grauem Stein nicht vermeiden lässt. Bei den Bediensteten setzt sich derweil langsam ein Trend zur Vollverschleierung durch.

    Bild

    Theoretisch wird von mir verlangt, der Göttin einen Blick in den Spiegel zu gewähren, doch ich lasse sie sich lieber am Hafen herumtreiben. Dort kann sie (wie jede kampffähige Klasse) das Meer patroillieren.

    Bild

    Das bringt Erfahrungspunkte ein, doch geht es mir nicht darum, sondern um mögliche Events, die auftauchen können. Diese bieten zwei Optionen, die dann jeweils positiv oder negativ enden können. Das erste endet negativ (und mit einem Umweg, der immerhin etwas Proviant einbringt), das zweite gehört zu den beiden erhofften...

    Bild

    ... und endet leider auch negativ.
    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  14. #14
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422
    So kehrt Feychoris am Ende des ersten Tages ohne echten Erfolg müde und hungrig in die Heimat zurück... und damit wird es Zeit, über ein paar grundlegende Mechaniken zu sprechen:
    Beginnen wir mit allem rechts vom Porträt des unteren Menüs, da die beiden Grundbedürfnisse Nahrung und Schlaf selbsterklärend sind. Der kleine grüne Balken rechts davon gibt die Konzentration der Figur an - und das ist der wichtige Wert, der ihre Arbeitsfähigkeit angibt und in den alle möglichen Faktoren hineinwirken (in diesem Fall ziehen sie der Misserfolg des Umweges und eine kleine Wunde aus dem erfolglosen Kampf mit den Piraten nach unten, während ihr Bett angenehm weich ist). Dieser Wert bestimmt nicht nur die Erfolgswahrscheinlichkeit verschiedener Tätigkeiten, sondern beeinflusst auch direkt den links zu sehenden Quest-Stand, den ihr euch am Besten wie einen Tank vorstellen könnt: Er füllt sich umso schneller, je besser es einem Charakter geht, doch sollte es diesem dreckig gehen und/oder er zuviel Zeit verstreichen lassen, kann er sich auch wieder leeren.
    Die Aufgabe besteht folglich darin, es seinem Sim während einer möglichst langen Arbeitszeit möglichst gut gehen zu lassen.

    Bild

    Am neuen Tag geht die Suche nach Hochsee-Ärgernissen weiter, bis zwei Dinge geschehen: Zum einen erlangt Feychoris die zweite Stufe (von zehn plus x), zum anderen deutet der Pokal darauf hin, dass dem Spiel meine Umwege missfallen und ich bitte in den nächsten fünf Stunden Fortschritt zu erzielen habe, da sich ansonsten der Tank kontinuierlich leeren würde. Also wird Feychoris vor dem Gang ins Bett noch einen kurzen Blick in den Spiegel wagen. (Ein "Aufbrezeln" bringt übrigens ebenfalls für ein paar Stunden einen kleinen Konzentrationsbonus.)

    Bild

    Da geschieht es noch in den letzten Minuten der letzten Fahrt: Ein ersehnter Schatz wird gefunden und aufgeteilt. Das, genauso wie die Piraten, wollte ich haben.

    Bild

    Es bringt nämlich etwas von diesem erwähnt-vagen Königreichs-Wert ein, Ansehen - und aus Gründen, die ihr noch sehen werdet, brauche ich das.
    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

  15. #15
    Im Monsterland
    Registriert seit
    04.06.05
    Beiträge
    33.422
    Obgleich ich bislang die vorgeschlagene Raumverteilung nutze, ist dies kein Zwang und das Spiel erlaubt es somit, Räume einzeln für das Volk (oder nur für die Dienerschaft) zu öffnen oder zu schließen. Leider bedeutet das nicht, dass diese nicht darauf pfeifen, wenn es ihnen gerade passt.

    Bild

    Nach dem Blick in den Spiegel möchte Feychoris nun den Bauherren sprechen. Da die Uhr tickt, erledigt sie dies schnell auf dem Weg zum Hafen.

    Bild

    Leider wird mich dieser Block nicht voranbringen.

    Bild

    So wird sie zu einem weiteren Schauplatz aufbrechen, an den sie gebeten wird, den Wald. In diesem kann man ebenfalls Dinge tun (wie patrouillieren, was aber nur ein Ansehens-Event besitzt).

    Bild

    Der Wald ist wie die See ein Niemandsland, in dem man für einige Zeit verschwindet, also sammelt Feychoris vor dessen Pforte ihre Gedanken. Nun möchte sie sich ein Blümchen pflücken... und auch das kann sie, wobei Kräuter für andere Klassen weitaus bedeutsamer sind.

    Bild

    Grasbüschel müssen vor dem Ernten vom jeweiligen Helden einmalig identifiziert werden - unbedeutend, aber für Zauberer und Heiler leider etwas nervig, da man beide Befehle nicht in die gleiche Liste packen kann.
    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken
    Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.

Seite 1 von 19 1234511 ... LetzteLetzte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •