Offenbar lag Elfenland doch nicht so abgelegen, wie man geglaubt hatte. Der Falke entdeckte graue, nebelhafte Gestalten im Dschungel. Und alsbald stellte sich auch deren Herrscher vor
„Die Augen Eurer Späher sind schärfer geworden, Milady,“ begrüßte sie Sandalphon. „Bereits unzählige Male haben wir Euer Land durchstreift, ohne dass Ihr unserer Anwesenheit Gewahr worden wäret.“
„Verzeiht unsere Unachtsamkeit, werter Herr, aber wir waren sehr beschäftigt, und konnten uns nicht um jedwedes herumschleichende Gesindel bekümmern,“ antwortete Arendel schnippisch.
„Seid versichert: Wir werden in Zukunft ein Auge auf Euch haben. Zwischen unseren Völkern soll Frieden herrschen - und so Euch an diesem Frieden gelegen ist, gebt Acht wo Eure grauen Gesellen sich herumtreiben.“
„Damit ist alles gesagt. Ich werde Euch nun verlassen - es gibt noch so viel zu entdecken... und allein, in dieser Welt zu verbleiben, erfordert einen großen Teil meiner Konzentration. Lebt wohl, Milady - mehr begehrt Ihr ja ohnehin nicht.“
Und so verschwand seine Gestalt wieder im Nebel - falls er überhaupt wirklich da gewesen war... ganz sicher war Arendel sich dessen nicht.
„Ein unheimlicher ... was auch immer er sein mag.“
„Ein Schatten,“ erklärte die Alte Eiche, „die Sidar hatten einmal den grandiosen Einfall, dass man das Sterben vermeiden könnte, wenn schlicht darauf verzichtet zu leben.“
„Das ist Unsinn,“ wandte Arendel ein, „welchen Schrecken hat der Tod, wenn es kein Leben zu verlieren gibt?“
„Es kommt darauf an, was man unter „Leben“ versteht,“ meinte die Eiche, „Sie sind Forscher, Entdecker, Wissenschaftler und begnadete Magier - und dafür müssen sie nur auf ihre Seele verzichten. Und das wiederum ist kein Verlust mehr, denn...“
„Denn der Teil der dies bedauern könnte, ist nicht mehr vorhanden... Nun, wem Unsterblichkeit so wichtig ist, dem sei sie gegönnt.
Und wem es schon so schwer fällt, überhaupt in dieser Welt zu bleiben, der wird sich noch viel schwerer tun, uns darin Ungemach zu bereiten.“
Und falls die Sidar es doch auf Ärger angelegt haben sollten:
Ein Faun war bereit, ihnen entgegenzutreten. Und weitere würden folgen.
Zudem gab es Gerüchte über einen Helden, einen begnadeten jungen Bogenschützen.
Arendel gab Auftrag, ihn ausfindig zu machen.
Und tatsächlich: Bald schon stellte sich dieser in Evermore ein.
„Gilden Silveric, stets zu Euren Diensten, Herrin,“ stellte er sich vor. „Ihr habt ein Werwolfproblem?“
„Nicht dass ich wüsste,“ antwortete Arendel, „ich habe von deiner außergewöhnlichen...“
„Keine Werwölfe? Seid Ihr sicher?“
„Ja, allerdings. Wie kommst du darauf? Ich habe von...“
„Werwölfe sind nämlich meine Spezialität, müsst Ihr wissen.“
„Das ist brav. Ich habe...“
„Von hinten, von vorn oder von der Seite - egal: Ich treffe sie immer!“
„Beeindruckend. Ich...“
„Und ich finde sie immer! Überall! Der Trick ist: Man muss auf den Pelz und die scharfen Zähne achten! Pelz und Reißzähne - Werwolf. Kein Pelz und keine Reißzähne - kein Werwolf.“
„Lass..“
„Der buschige Schwanz ist natürlich ein weiteres Indiz!“
Arendel zuckte mit den Schultern und ließ ihn weiter reden. Wozu hatte sie schließlich einen Premierminister?
„Elvazir,“ wandte sie sich an eben jenen, „schicke du unseren jungen Helden so schnell wie möglich zum Goblinfort. Ich möchte dieser Plage in Bälde entledigt sein.“
„Verständlich, Herrin,“ antwortete Elvazir, „aber bedenke: Mit der Zeit könnte er sich durchaus ... oh, du sprachst von den Goblins?“
„Ähm... ja.... gewiss. Von den Goblins. Von der Goblinplage. Die meinte ich.“