Markus 10 (Teil 1)
Achtung Spoiler:
Bemerkungen/ Gedanken:
- Vers 4 ist 5. Mose 24,1. Die dortige Aussage ist aber komplexer als "Mose hat es erlaubt":
"Wenn ein Mann eine Frau nimmt und die Ehe mit ihr vollzieht, später aber sich nicht mehr zu ihr hingezogen fühlt, weil er etwas Häßliches an ihr entdeckt hat, und er hat ihr einen Scheidebrief geschrieben und ihn ihr eingehändigt und sie aus seinem Hause entlassen, –" - Er muss etwas "Hässliches" an ihr entdeckt haben- Bei Markus wird Jesus ähnlich rigoros im Bezug auf Ehebruch ("Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden") geschildert, wie schon bei Matthäus. Im Endeffekt sind die Verse 1-9 quasi identisch zu Matthäus 19,1-12. Dort gab es aber eine Ausnahme: "Es gibt nämlich zur Ehe Untüchtige, die vom Mutterleibe her so geboren worden sind; und es gibt zur Ehe Untüchtige, die von Menschenhand zur Ehe untüchtig gemacht worden sind; und es gibt zur Ehe Untüchtige, die sich selbst um des Himmelreichs willen untüchtig gemacht haben. Wer es zu fassen vermag, der fasse es!«"
- Auch das mit den Kindern ist wie in Matthäus 19, bei dem Mann, der um ewiges Leben bittet, gibt es kleine Abweichungen:
- Bei Matthäus fragt der Mann nochmal nach, um welche Gebote es sich handelt
- Bei Matthäus wird "keinem das ihm Zukommende vorenthalten" als Gebot nicht genannt. Dafür steht bei Matthäus noch, dass man seinen Nächsten lieben solle, wie sich selbst.
- Den Ausspruch in Vers 24 mit "Kinder,..." zu beginnen, finde ich ganz interessant, da es auch sprachlich - auch wenn es wirklich nur ein Ausruf sein mag - die Kinder dem reichen Mann gegenüberstellt. Während letzterer Mühe haben wird, ins Reich Gottes einzuziehen (obwohl man es in manchen Glaubenslehren vielleicht vermuten würde, er wurde ja zu Lebzeiten für sein Tun "belohnt"), fällt es Kindern (die sind so arm, die haben noch nichtmal Autonomie) leicht, weil sie durchs Kind-Sein das Reich Gottes quasi schon korrekt annehmen.
- Rest ist wie bei Matthäus.
Markus 10 (Teil 2)
Achtung Spoiler:
Bemerkungen/ Gedanken:
- Bei Matthäus kommt vor der Leidensankündigung (Mt. 20,17) das Gleichnis vom Weinarbeiter, das unterstreicht, dass die Letzten die Ersten sein werden.
- Dafür ist bei Matthäus die von Jakobus und Johannes an Jesus gerichtete Bitte knapper gehalten. Insbesondere fehlt das entschlossene "Ja, wir schaffen können es" (V. 39), was die beiden auch für mich als Leser arroganter erscheinen lässt. Bei Matthäus bitten sie nur darum und es ist, für einen unkundigen Leser, vielleicht nicht so offensichtlich, was sie sich da anmaßen und warum die übrigen Jünger unwillig werden (V. 41)
- Wie bei Matthäus dient das nur als Auftakt, um den Jüngern ewige Knechtschaft aufzubürden (V. 44). Bevor Jesus sterben wird, stellt er also sicher, dass seine Apostel das richtige MiNdSeT haben.
- Der blinde Bettler aus Jericho hat bei Matthäus keinen Namen und ist dafür zwei Blinde, die Jesus um Erbarmen bitten.
- Diesmal ist Jesu Wunderkraft so weit gewachsen, dass der Blinde sofort sieht - und nicht erst blinzeln muss. Außerdem muss Jesus ihm nicht auf die Augen spucken.
Auch wieder ein schönes Beispiel dafür, wie das ältere Markus-Evangelium das spätere Dogma noch nicht kennt, und hier Jesus sagen lässt, dass er sich selbst eben noch nicht als "gottgleich" sieht, ja noch nichteinmal als "Gut", im Vergleich zu Gott. Der später schreibende Matthäus aber korrigiert Markus ungeschickt, doch im Sinne des entstehenden Dogmas und lässt Jesus sagen: "was fragst du mich über das Gute? Einer ist der Gute."
Und solche Passagen mit Steigerungen findet man oft zwischen den Evangelien. Jesus ist bei Markus eben weder allmächtig noch allwissend noch absolut gut.
Schon Markus berichtet, dass Jesus in Nazareth "kein Wunder vollbringen konnte". Dabei fügt Markus aber schon beschönigend hinzu: "...außer daß er einige Kranke durch Handauflegen heilte." Matthäus aber macht bereits daraus "nicht viele Wunder". Bei Markus ist Jesus auch nicht allwissend, denn vom Jüngsten Tag sagt er eindeutig, den genauen Zeitpunkt kenne niemand außer Gott, "auch der Sohn nicht". Dieses verräterische Wort überliefert auch Matthäus. Es fehlt jeddoch kaum zufällig schon in einer Reihe wichtiger Handschriften des Matthäusevangeliums; und Lukas läßt es überhaupt aus.
In diesem Zusammenhang sei noch erwähnt, dass Matthäus zahlreiche Fragen Jesu übergeht. Bei Markus fragt Jesus den Geist des Besessenen: "Wie heißt du?" Er fragt bei der Speisung der Fünftausend: "Wie viele Brote habt ihr?" "Wie viele Körbe voll Brocken habt ihr aufgelesen?". Er fragt bei der Heiung des Knaben: "Wie lange hat er dieses Leiden schon?" Aber all diese Fragen werden von Matthäus systematisch unterdrückt. Das ist bei Lukas vergleichbar. Hier lässt sich ein Muster erkennen.
Markus 11
Achtung Spoiler:
Bemerkungen/ Gedanken:
- Im Vergleich zu Matthäus 21 fehlt der Hinweis auf die Erfüllung der Prophezeiung Jesajas, dass der König auf einem Esel sanftmütig reitend daherkomme. Entweder war das Markus nicht wichtig, oder er ging davon aus, dass seine Leser das wüssten.
- Dafür wird bei Markus die Reaktion der Leute auf das Losbinden des Eselsfüllens geschildet. Bei Matthäus bringen sie es einfach zu Jesus.
- Anschließend geht es, wenn man Markus und Matthäus nebeneinander legt, etwas auseinander:
- Bei Matthäus reitet er nach Jerusalem ein, die Leute fragen, wer er sei und räumt dann im Tempel auf. Den Feigenbaum lässt er erst danach verdorren, als er Jerusalem wieder verlassen hat und hungrig ist.
- Bei Markus lässt er zuerst den Feigenbaum verdorren. Das macht für mich mehr Sinn, wenn man es so deutet, als ob er anhand des Feigenbaums die Verderbtheit der israelischen "Kirche" erkennt und zuerst bildlich mit dem Feigenbaum und dann erst wirklich mit dem Tempel aufräumt.
- Tempel und Feigenbaum hängen bei Markus also zusammen, bei Matthäus wirkt es zufälliger.
- Bei Markus findet der Feigenbaum insgesamt mehr Beachtung, Petrus spricht ihn in Vers 21 darauf an. Das mutet etwas seltsam an, weil ich in Vers 14 davon ausgegangen bin, dass er direkt verdorre. Aber scheinbar ist das erst passiert, nachdem er ihm Tempel war - was Baum und Tempel nocht stärker verbindet.
- Bei Markus fragen sich die Leute auch nicht, wer Jesus ist. Das erscheint mir plausibel, nachdem er zuletzt überall so bekannt wurde.
- Die Erkenntnisse, die Jesus in Vers 25 und 26 präsentiert, wurden bei Matthäus schon in Kapitel 6(!) gesagt. Nach der Tempel-Aktion haben die hier einen ganz anderen Impact.
- Das Gespräch mit den Hohepriestern ist einmal mehr wie bei Matthäus, Jesus stellt die gleiche Fangfrage.
Markus 12
Achtung Spoiler:
Bemerkungen/ Gedanken:
- Das Gleichnis vom Weingärtner ist nahezu identisch zu dem in Matthäus 21,33ff erzählten Gleichnis. Bei Matthäus ist Jesus dann noch konfrontativer (oder die Hohepriester dümmer), denn er reibt ihnen unter die Nase (Mt 21,43): "Deshalb sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch genommen und einem Volke gegeben werden, das dessen Früchte bringt." Bei Markus (V. 12) bedarf es dieser unverhohlenen Drohung nicht.
- Die Falle mit der Frage nach der Steuer (#GebtDemKaiserWasDesKaisersIst) stellen die Pharisäer bei Matthäus etwas später, dort kommt erst noch das Gleichnis von der himmlischen Hochzeit. Die Falle entschärft Jesus genau wie bei Matthäus anhand des Denars.
- Die Begegnung mit den Sadduzäern verläuft ebenfalls wie bei Matthäus. Sieben Brüder, eine Frau, keine Kinder, alle tot - und wie soll das mit Auferstehung nun funktionieren? Ich finde hier nach wie vor den Satz "Gott ist doch nicht der Gott von Toten, sondern von Lebenden" extrem stark. Und wenn ich über heimische Friedhöfe gehe und mir anschaue, wie prunkvoll da manches Grab ausschaut und wie teuer Beerdigungen im Allgemeinen sind, habe ich den Eindruck, dass an diesen Satz oft nicht gedacht wird.
- Am Ende der Unterredung mit den Sadduzäern darf bei Matthäus die Volksmenge nochmal hören und staunen. Entwertet für mich den - wie schon gesagt - schönen Schlusssatz von Jesus (noch besser wäre er, wenn er das "Ihr seid arg im Irrtum" weggelassen hätte).
- Bei Vers 31 gibt es zwischen Markus und Matthäus einen kleinen aber feinen Unterschied: bei Markus steht das Gebot der Nächstenliebe "an zweiter Stelle". Bei Matthäus steht: "Ein zweites aber steht ihm gleich". Da gefällt mir die Message von Matthäus ausnahmsweise mal besser
- Bei Markus bringt Jesus den Schriftgelehrten durch die belohnenden Worte "Du bist nicht weit vom Reiche Gottes entfernt" (V. 34) zum Verstummen. Bei Matthäus hält er einfach die Klappe.
- Vers 35ff kann man so lesen, als seien die Schriftgelehrten/ Pharisäer nicht mehr zugegen. Bei Matthäus formulieren sie die Antwort "Er ist Davids Sohn" ausdrücklich auf Jesu Frage danach hin. Bei Matthäus führt er sie also direkt vor, bei Markus steht der Belehrungs-Aspekt im Vordergrund.
- Am Ende kehrt bei Markus noch einmal das Motiv wieder, dass Reichtum sich nicht so gut mit Christlichkeit verträgt. Das gab es ja schon bei dem Mann, der gefragt hat, wie er in den Himmel kommt. Bei Matthäus fehlt das, zumindest an dieser Stelle. Daran erinnern, dass es dort überhaupt vorkam, kann ich mich nicht (das muss aber nichts heißen). Es passt hier aber ganz gut, weil so ein Bild von allen, die im Tempel ein und ausgehen (Priester, Pharisäer, Sadduzäer, Jesus, seine Jünger, arme Menschen, reiche Menschen) gezeichnet wird.
https://www.bibleserver.com/LUT.ELB.MENG.EU/Markus13
Markus 13
Achtung Spoiler:
Bemerkungen/ Gedanken:
- Nach der Innenschau des Tempels erfolgt in Vers 1 eine kurze Außenschau - und die Ankündigung, dass das Bauwerk niedergerissen wird. Damit sind wir inhaltlich bei Matthäus 24.
- Die Vorzeichen für die Erfüllung der Prophezeiung decken sich mit Matthäus. Mir fällt an Vers 8 einmal mehr auf, wie allgemein das gehalten ist. Man könnte auf die Idee kommen, das auf den aktuellen Zustand des Nahostkonflikts zu beziehen. Auch wenn andere Rahmenumstände nicht dazu passen.
- Die angedrohte Verfolgung der Jünger wird etwas anders dargestellt. Bei Matthäus steht der gegenseitige Hass und falsche Prophetie im Vordergrund, er schließt mit den Worten "wer jedoch bis ans Ende ausharrt, der wird gerettet werden". Diese Heilsbotschaft sei zu verkünden (Mt 24,14). Bei Markus hingegen warnt Jesus vielmehr die Jünger selbst und gibt ihnen direkt Ratschläge, anstatt über die ~Menschheit zu sprechen (V. 9 und V. 11)
- Vers 12 erinnert mich an Ragnarök, glaub das Zitat hab ich schonmal gebracht: "Eine Zeit der Waffen, eine Zeit der Wölfe, eine Zeit ohne Gnade, Bruder tötet Bruder, Eltern töten ihre Kinder, die Sonne geht unter und auf einen harten Winter folgt ein Winter, dem wiederum ein Winter folgt."
- Am Ende steht auch bei Markus die Errettung (V. 13)
- Die folgenden Verse sind wieder näher an Matthäus. Dementsprechend sind auch die Referenzen auf Daniel etc. die gleichen.
- Im Pendant zu Vers 18 schreibt Matthäus: "Betet nur, daß eure Flucht nicht in den Winter oder auf den Sabbat falle!" - wenn schon Weltuntergang, dann wenigstens an nem Arbeitstag
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- Die Warnung vor den falschen Propheten kommt auch bei Matthäus. Markus zeichnet dann aber direkt das Bild von der Drangsalzeit, Markus hat noch eine kleine Referenz auf Hiob eingebaut.
- Das gezeichnete Bild ist bei Matthäus etwas fülliger. Da wehklagen beispielsweise alle Geschlechter der Erde (Mt 24,30). Es ist aber ansonsten identisch (Sonne, Mond und Sterne; Wolkenmann, Engel, vier Windrichtungen)
- Auch beim Ende ist Matthäus etwas ausführlicher. Er baut einen Verweis auf Noahs Arche ein, der Rest der Mahnung und der Auftrag, das Gleichnis vom Feigenbaum zu verbreiten, sind inhaltlich gleich.
- Bei Matthäus folgt das Gleichnis vom treuen und vom untreuen Knecht. Ich finde es cooler, wie bei Markus das Kapitel mit "Was ich aber euch sage, das sage ich allen: wachet!" abzuschließen.
Markus 14 (Teil 1)
Achtung Spoiler:
Bemerkungen/ Gedanken:
- Während sich Matthäus in weiteren Gleichnissen ergeht und erst in Kapitel 26 Jesus darauf hinweisen lässt, dass "übermorgen das Passah stattfindet" (Mt 26,2), tut es hier der Autor in Vers 1. Bei Matthäus wird darüber hinaus der Hohepriester Kaiphas als Drahtzieher genannt, bei Markus bleiben sie anonym. Beides hat was für sich.
- Umgekehrt ist bei Matthäus das Salböl anonym "teuer", bei Markus hat es einen konkreten Preis (300 Denar)
- Möglicherweise hab ich den Satz "Denn die Armen habt ihr allezeit bei euch und könnt ihnen Gutes tun, sooft ihr wollt" überlesen oder erinnere mich an meinen Gedanken dazu nicht mehr, aber der trieft ja nur so vor Hohn und Bissigkeit. Großartig
- An Jesu Grab werden ja später Frauen auftauchen. Hier bleibt die Salbende namenlos, aber denkbar wäre es, dass es sich um eine Maria handelt
- Judas Verrat habe ich, meine ich, letztes Mal auch nicht vor diesem Hintergrund gelesen (nur den generellen Unwillen der Jünger). Aber wenn man sich das bildlich vorstellt, Jesus, der vorher noch was davon erzählt hat, dass die Armen, die ihr letztes Hemd geben, mehr wert seien, als diejenigen, die sprichwörtlich - wie er jetzt gerade! - mit Reichtum gesalbt sind und darin baden, im Streit mit den Jüngern über die (Heils-)Botschaft; das macht Judas Handeln nachvollziehbar, ihm platzt vielleicht die Hutschnur und er geht im emotionalen Affekt zu den "Bösen". Wie in der Szene bei Green Street, als Bovver zu Tommy Hatcher geht und im Nachhinein sein Handeln bereut, als es zum Kampf zwischen GSE und NGO kommt.
- Bei Matthäus war der Mann mit dem Wasserkrug nur "der und der", wurde dort - genau wie der Ort des Abendmahls, nicht näher definiert. Ausnahmsweise ist Markus wunderlicher, weil Jesus das Geschehen vorausgesagt hat. Für den Leser ein Hinweis, dass auch die anderen Dinge, die er voraussieht - seinen Tod - eintreten werden.
- Matthäus fügt dem Abendmahl ein wichtiges Detail hinzu, er lässt Judas fragen: "Ich bin es doch nicht etwa, Rabbi?" und Jesus erwidert: "Doch, du bist es" (Mt 26,25). Bei Markus kommt das nicht vor, wodurch das gesamte Abendmahl einer gänzlich anderen Spannung unterliegt. So ein Whodunnit, der Verräter sitzt mit am Tisch und nur er und der [STRIKE]Spielleiter[/STIRKE] Verratene wissen es. Das muss für die anderen Jünger viel nervenaufreibender gewesen sein, als wenn Jesus sein Wissen rausposaunt. Gefällt mir erzählerisch besser.
- Der sonstige Verlauf des Abendmahls und der Auszug zum Ölberg sowie die Beteuerungen der Jünger stimmen mit Matthäus' Schilderung überein.
- Bei dem Ausspruch mit dem Kelch muss ich an Vers 23ff zurückdenken, wo Jesus sagte "Ich werde vom Erzeugnis des Weinstocks hinfort nicht mehr trinken". Ist das nicht auch ein Vorübergehenlassen des Kelches, wenn ihm daraus Wein angeboten wird? Wenn man das so interpretiert, mag Jesus äußerlich verzagt sein, aber was er von Gott erbittet, stünde im Einklang mit dem, was er selbst angekündigt hat. Auch sein Geist ist willig, nur das zitternde und ängstliche Fleisch ist schwach (V. 38)
Puh, da ist man einmal im Urlaub und dann soviel Stoff.Sind ja schon wieder fast beim Finale.
Möglicherweise ist da auch eine Beziehung vorhanden. Man muss ja bedenken, dass die Edda erst in lange christlicher Zeit aufgeschrieben wurde. Es gibt da einige Stellen, wo man auch christliche Einflüsse herauszulesen meint. Schriftquellen zur germanischen Religion aus einer Zeit, wo die noch wirklich praktiziert wurde, haben wir leider kaum.Vers 12 erinnert mich an Ragnarök, glaub das Zitat hab ich schonmal gebracht: "Eine Zeit der Waffen, eine Zeit der Wölfe, eine Zeit ohne Gnade, Bruder tötet Bruder, Eltern töten ihre Kinder, die Sonne geht unter und auf einen harten Winter folgt ein Winter, dem wiederum ein Winter folgt."
Das ist wahrscheinlich der Grund, warum sie Judas in "Jesus Christ Superstar" zum Sozialrevolutionär der Gruppe gemacht haben.Judas Verrat habe ich, meine ich, letztes Mal auch nicht vor diesem Hintergrund gelesen (nur den generellen Unwillen der Jünger). Aber wenn man sich das bildlich vorstellt, Jesus, der vorher noch was davon erzählt hat, dass die Armen, die ihr letztes Hemd geben, mehr wert seien, als diejenigen, die sprichwörtlich - wie er jetzt gerade! - mit Reichtum gesalbt sind und darin baden, im Streit mit den Jüngern über die (Heils-)Botschaft; das macht Judas Handeln nachvollziehbar, ihm platzt vielleicht die Hutschnur und er geht im emotionalen Affekt zu den "Bösen". Wie in der Szene bei Green Street, als Bovver zu Tommy Hatcher geht und im Nachhinein sein Handeln bereut, als es zum Kampf zwischen GSE und NGO kommt.
Markus 14 (Teil 2)
- Im Vergleich zu Matthäus ist Jesus bei Markus wortkarger. Bei Matthäus tritt er Judas und den Hohepriestern furchtlos entgegen ("Freund, (tu das) wozu du hergekommen bist!", Mt. 26,50) und belehrt den Begleiter, der zum Schwert greift ("Denn wer zum Schwerte greift, wird durchs Schwert umkommen", Mt. 26,52). Diese Referenz auf Metallguss fehlt bei Markus komplett. Ich finde es aber eigentlich ganz passend, es schließt den Bogen zu Matthäus 10,34 ("Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert").
- Des Geprahle mit den Legionen der Engel, die Gott jederzeit schicken könne, fand ich bei Matthäus allerdings drüber. Das fehlt zum Glück hier auch.
- Wer ist denn der Nackedei (V. 51f)?
Den gab es bei Matthäus nicht
- Die Vernehmung der Zeugen erfolgt wie bei Matthäus: Anlasten kann ihm keiner etwas, zumindest nichts, das konsistent mir anderen Behauptungen ist. So ist es am Ende Jesus selbst, der sich "überführt". Denn "die Aussprüche der Schrift müssen erfüllt werden" (vgl. V. 49). Theologisch wahrscheinlich enorm wichtig, dass ihn unter Menschen keiner wirklich belasten kann.
- Bei Matthäus verhüllen sie Jesu Gesicht nicht (vgl. V. 65). Das macht die Frage danach, wer ihn geschlagen habe (Mt. 26,68) irgendwie... unsinnig
- Und Petrus verleugnet ihn dreimal
- Ironisch, dass diese Weissagung Jesu eintritt, unmittelbar nachdem er höhnisch dazu aufgefordert worden ist "Weissage uns!" (v. 65). Das fällt mir hier deutlicher auf, als bei Matthäus, weil das Weissagen bei Matthäus so sehr auf die Schläge bezogen wurde.
- Ob Petrus' Worte mehr wehtaten, als die Schläge? Worte haben ja bekanntlich KRAFT.
Achtung Spoiler:
Kurz was zum Nackedei:
51 Aber ein junger Mann folgte ihm nach, der nur einen linnenen Überwurf auf dem bloßen Leibe anhatte; den ergriffen sie;
52 er aber ließ seinen Überwurf fahren und entfloh unbekleidet.
Ich hab darüber folgendes gelernt:
Es gibt anscheinend in der antiken Literatur die Kultur des Cameo-Auftritts. Der Autor schreibt sich selbst in einer belanglosen Szene in sein Werk hinein. Der Nackedei wäre also Johannes Markus selbst, der zu dieser Zeit ein Teenager/Jugendlicher war. Der Typ wird uns in der Apostelgeschichte noch begegnen.
Dies wäre dann ein Hinweis auf die Autorenschaft des Markus.
Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal
Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.
das hört sich aber ziemlich schwul an
You can check out any time you like, but you can never leave
Keine Angst, der hat vermutlich noch ne Unterhose an. Das erwähnen die bloß häufig nicht aus Pietät. Die Juden waren ein prüdes Volk...
Nackt bedeutet in der Bibel nicht immer nackt, sondern manchmal eben auch: nur noch Unterwäsche. - Ist vermutlich auch bei König David so, der "nackt" vor der Bundeslade hertanzt.
Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal
Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.