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Thema: Hast du die Bibel je selbst gelesen?

  1. #5401
    Hat einen Plan Avatar von Mongke Khan
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    Matthäus 27 (Teil 1)
    https://www.bibleserver.com/LUT.ELB....atth%C3%A4us27
    Achtung Spoiler:
    1 Als es hierauf Tag geworden war, faßten alle Hohenpriester und die Ältesten des Volkes einen Beschluß gegen Jesus, um seine Hinrichtung zu erreichen.
    2 Sie ließen ihn dann fesseln und abführen und übergaben ihn dem Statthalter Pontius Pilatus.
    3 Als jetzt Judas, sein Verräter, erkannte, daß er (Jesus) verurteilt worden war, bereute er seine Tat. Und er brachte die dreißig Silberstücke den Hohenpriestern und Ältesten zurück
    4 mit den Worten: »Ich habe unrecht getan, daß ich unschuldiges Blut überantwortet habe!« Sie aber erwiderten: »Was geht das uns an? Da sich du selber zu!«
    5 Da warf er das Geld in das Tempelhaus und machte sich davon, ging hin und erhängte sich.
    6 Die Hohenpriester aber nahmen das Geld und sagten: »Es geht nicht an, daß wir es in den Tempelschatz tun, denn es ist Blutgeld.«
    7 Nachdem sie dann einen Beschluß gefaßt hatten, kauften sie für das Geld den ›Töpferacker‹ zum Begräbnisplatz für die Fremden;
    8 daher führt jener Acker den Namen ›Blutacker‹ (hebräisch Hakeldama) bis auf den heutigen Tag.
    9 Damals erfüllte sich das Wort des Propheten Jeremia: »Sie nahmen die dreißig Silberstücke, den Geldbetrag für den so Gewerteten, auf den man von seiten der Israeliten einen solchen Preis ausgesetzt hatte,
    10 und gaben sie für den Töpferacker, wie der Herr es mir geboten hatte.«
    11 Jesus aber wurde dem Statthalter vorgeführt, und dieser befragte ihn mit den Worten: »Bist du der König der Juden?« Jesus antwortete: »Ja, ich bin es.«
    12 Während er dann von den Hohenpriestern und Ältesten angeklagt wurde, gab er keine Antwort.
    13 Da fragte ihn Pilatus: »Hörst du nicht, was sie alles gegen dich aussagen?«
    14 Doch er antwortete ihm auf keine einzige Frage, so daß der Statthalter sich sehr verwunderte.
    15 An jedem (Passah-) Fest aber pflegte der Statthalter dem Volke einen Gefangenen nach ihrer Wahl freizugeben.
    16 Man hatte aber damals einen berüchtigten Gefangenen namens Barabbas (in Haft).
    17 Als die Menge nun versammelt war, fragte Pilatus sie: »Wen soll ich euch freigeben, Barabbas oder Jesus, den man Christus nennt?«
    18 Er wußte nämlich wohl, daß sie ihn aus Neid überantwortet hatten.
    19 Während er aber auf dem Richterstuhl saß, schickte seine Frau zu ihm und ließ ihm sagen: »Habe du mit diesem Gerechten nichts zu schaffen! Denn ich habe heute nacht im Traum viel um seinetwillen ausgestanden.«
    20 Die Hohenpriester und Ältesten aber redeten auf das Volk ein, sie möchten sich den Barabbas erbitten, Jesus dagegen hinrichten lassen.
    21 Da richtete der Statthalter (nochmals) die Frage an sie: »Wen von den beiden soll ich euch freigeben?« Sie riefen: »Barabbas!«
    22 Pilatus fragte sie weiter: »Was soll ich denn mit Jesus machen, den man Christus nennt?« Sie riefen alle: »Ans Kreuz mit ihm!«
    23 Der Statthalter entgegnete ihnen: »Was hat er denn Böses getan?« Sie schrien nur noch lauter: »Ans Kreuz mit ihm!«
    24 Als nun Pilatus einsah, daß er nichts erreichte, der Lärm vielmehr immer größer wurde, ließ er sich Wasser reichen, wusch sich vor dem Volk die Hände und sagte: »Ich bin am Blut dieses Gerechten unschuldig; seht ihr zu!«
    25 Da antwortete das gesamte Volk mit dem Ruf: »Sein Blut (komme) über uns und über unsere Kinder!«
    26 Daraufhin gab er ihnen den Barabbas frei, Jesus aber ließ er geißeln und überwies ihn dann (den Soldaten) zur Kreuzigung.
    27 Hierauf nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus mit sich in die Statthalterei und riefen dort die ganze Kohorte gegen ihn zusammen.
    28 Dann entkleideten sie ihn und legten ihm einen scharlachroten Mantel um,
    29 flochten aus Dornen eine Krone, die sie ihm aufs Haupt setzten, und (gaben) ihm ein Rohr in die rechte Hand; darauf warfen sie sich vor ihm auf die Knie nieder und verhöhnten ihn mit den Worten: »Sei gegrüßt, Judenkönig!«
    30 Auch spien sie ihn an, nahmen das Rohr und schlugen ihn damit aufs Haupt.
    31 Nachdem sie ihn so verspottet hatten, nahmen sie ihm den Mantel wieder ab und legten ihm seine eigenen Kleider an; dann führten sie ihn zur Kreuzigung ab.


    Bemerkungen/ Gedanken:

    • Auftritt: Pontius Pilatus. Wobei der halt eher Funktionär ist, der Hinrichtungsbeschluss ging von den Ältesten aus In V. 12ff wundert er sich auch und wäscht sich in V. 24 die Hände in Unschuld.
    • Judas zeigt Reue
    • Aber was ist denn "Da sich du selber zu!" (V. 4) für ein Deutsch In den anderen Übersetzungen steht da "Da sieh du zu!" oder "Das ist deine Sache!"
    • Holy shit, ich wusste gar nicht, dass Judas sich für seinen Verrat das Leben genommen hat Suizid wird ja von der/den Kirche/n (zumindest bei den Katholen bin ich mir ziemlich sicher) verteufelt. Spannend, dass mit Judas... hm... ich will nicht sagen "aus den richtigen Gründen"... also dass mit Judas jemand Suizid begeht, weil er sich schuldig fühlt und damit (also mit dem schuldig Fühlen) vermutlich die bestmögliche Reaktion zeigt, die ihm noch bleibt: Reue.
    • Überhaupt finde ich interessant, dass so ausführlich berichtet wird, was mit dem Geld passiert ist. Was wurde danach wohl aus dem Geld? Das muss doch über die Jahrhunderte die Fantasie von Romanautoren beflügelt haben Emoticon: fly
    • V. 9 bezieht sich auf Sacharja 11,12f: "12 als ich zu ihnen sagte: »Wenn es euch gut scheint, so gebt mir meinen Lohn, wo nicht, so laßt es bleiben!« Als sie mir nun dreißig Silberstücke als meinen Lohn dargewogen hatten,13 gebot mir der HERR: »Wirf ihn in den Tempelschatz, den kostbaren Preis, dessen ich von ihnen wert geachtet worden bin!« Da nahm ich die dreißig Silberstücke und warf sie im Hause des HERRN in den Tempelschatz."
    • Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum - Daran (also an der Königsfrage) finde ich zwei Dinge bemerkenswert: Wieso fragt der Statthalter ihn genau nach diesem Titel? In der Vulgata steht auch "Rex", aber politisch sollte ja "klar" sein, dass er kein amtierender König ist. Und dann antwortet Jesus mit "Ja, ich bin es" - die Formulierung hat in der Form, wenn ich aufmerksam genug gelesen habe, Gott benutzt, um sich zu erkennen zu geben.
    • Aus irgendeinem Grund musste ich bei der Stelle mit Barabbas an die Wahl von Brosius-Gersdorf denken. Das "Volk" hat keine oder zumindest keine gefestigte Meinung. Eine Gruppe von Agitatoren fährt ne Kampagne und stimmt es um. In der Folge muss "der Gute" dran glauben.
    • Befremdlich, da das Volk in der bisherigen Darstellung auf Seiten Jesu stand. Die Priester haben sich ja Mühe gegeben, ihn unauffällig zu kassieren und Kantel betont das hier in der Story auch regelmäßig. In V. 25 ist es dann regelrecht blutrünstig.
    • Der König bekommt seine Krone und sein Zepter - Tatsächlich raff ich erst jetzt beim Lesen, dass das mit der Krone Verhöhnung ist
    Zitat Zitat von Baldri Beitrag anzeigen
    Würfel doch mal für nen Job bevor du hier finanzielle Aussagen triffst die ernstgenommen werden sollen.

  2. #5402
    MAGA forever Avatar von Tohuwabohu
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    Pilatus taugt mir, der ist noch der einzig vernünftige dort. Selbst Jesus weigert sich zu reden und das Volk brüllt - insofern wäscht er seine Hände in Unschuld, will nicht verantwortlich sein für den Tod eines "Gerechten" und meint letztlich, die Juden sollen ihren Scheiß alleine gebacken kriegen. Wie wird seine Person in der Perspektive der Kirche wahrgenommen? Das würde mich brennend interessieren.

    Und die 30 Silbermünzen hätten sicher das Zeug zu einer Relique gehabt...

  3. #5403
    Hat einen Plan Avatar von Mongke Khan
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    Ist halt so ein bisschen ne Anti-Reliquie, oder?

  4. #5404
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    Das ist glaub ich auch die Stelle, auf die sich viel Antisemitismus gründet, "Die Juden haben ihn gekreuzigt". Dabei war die Kreuzigung ja theologisch notwendig.

    Zu Judas: Ich dachte laut Apostelgeschichte wäre dioe Sache mit ihm und dem Acker anders.
    Zitat Zitat von Nahoïmi Beitrag anzeigen
    Einheit, Einheit, gib mir meine Minghan wieder :p

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  5. #5405
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    In der Apostelgeschichte berichtet Petrus (?) im Zusammenhang mit der Wahl des Matthias, dass der Verräter von dem Geld einen Acker gekauft habe, dort aber so schwer gestürzt sei, dass sein Leib auseinanderbarst. Die Kirchenväter haben dann später beides verknüpft.

    Den Selbstmord würde ich aber nicht als einzigen Ausweg des Judas ansehen. Der Herr hatte doch für alle um Vergebung gebetet, die an der Kreuzigung beteiligt waren. Auch Paulus fand ja später den Weg vom Verfolger zum Verkünder der Frohen Botschaft.

    Pilatus hat eine sehr wechselvolle Rezeption erlebt. In einer antiken Legende stirbt er sogar als Märtyrer (oder zumindest im Bekenntnis zu Christus), in einer anderen (wohl erst aus dem Mittelalter) bricht er in ein Moor oder in einen zugefrorenen See bei Luzern ein, wo er auch später noch herumspukt. Im apostolischen Glaubensbekenntnis ist er (wenn man einmal von Jesus als einer Person der Dreieinigkeit absieht) neben Maria der einzige Mensch, der namentlich erwähnt wird. Die äthiopische und die ägyptische Kirche verehren ihn und seine Frau, die ihn gewarnt hatte, sogar als Heilige.
    Geändert von Jon Snow (18. Juli 2025 um 17:36 Uhr)

  6. #5406
    MAGA forever Avatar von Tohuwabohu
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    Wie wird denn der Traum von Pilatus' Frau interpretiert?

  7. #5407
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    Ich kenn zu Pilatus und seiner Frau nix Besonderes. Was soll man da auch groß interpretieren
    Auch mit den 30 Silbermünzen kenne ich nichts, außer dass es im AT das Preisgeld für einen Sklaven ist.

    Zu "Sein Blut komme auf uns und unsere Kinder"
    - Diesen Satz hat Mel Gibson nach Protesten aus dem Film "Die Passion" aus den Untertiteln entfernen lassen, weil ihm Antisemitismus vorgeworfen wurde. Die Diskussionen gingen vor 20 Jahren richtig hoch. https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Pa...Antisemitismus
    Dieser Vers wurde historisch auch für die Rechtfertigung von Antisemitismus verwendet. Z.B. von den "Deutschen Christen" - eine weit verbreitete Gruppierung von Christen in der Nazizeit, die Christentum mit der Rassenlehre des Nationalsozialismus verbinden wollten. Gerhard Kittel ist z.B. einer der Vertreter, der auch dem Antisemitismus viel Vorschub gegeben hat. https://de.wikipedia.org/wiki/Gerhar...ismus%E2%80%9C
    Der Vers an sich hört sich auch furchtbar an. Pilatus will Jesus freigeben. Er ist auch unschuldig. Die Hohepriester und ihre Schergen rufen "Sein Blut komme auf uns" - also: Wenn er unschuldig ist, soll uns die Strafe treffen. Außerdem: "und unsere Kinder" - was das Fatale ist, denn dadurch rufen sie sozusagen Gottes Strafe auf ihre Nachkommen hinab.

    Dementsprechend wurde der Vers von der liberalen Theologie nach 45 häufig als unauthentisch verstanden, ich vermute, weil man ihn zu antößig fand. Man geht dann davon aus, dass er den Juden von den frühen Christen in den Mund gelegt wurde. Der Vers ist auch nur im Matthäus-Evangelium überliefert.
    Meiner Meinung nach könnte es gut sein, dass die Menge dies gerufen hat. Es passt zu den führenden Juden der damaligen Zeit, die im ganzen NT fast ausschließlich negativ geschildert werden.

    Ich kenne aus heutiger evangelikaler Sicht 2 Auslegungen:
    - Dieser Wunsch hat sich in der damaligen Generation tatsächlich erfüllt: 70 n.Chr. kam die Strafe über die Leute und deren Kinder, die Jesu Tod gefordert hatten.
    - Mein Vater meinte mal: Das Blut Jesu ist ja auch, was von Schuld befreit, wie man es eben im Abendmahl feiert. Wenn das Blut in diesem Sinne über das jüdische Volk käme, würde es durch Jesus von Sünde befreit werden. - Meiner Meinung nach ist da viel Wunschdenken dabei, aber sagt das bitte nicht meinem Vatter...


    Zu: Warum fordert die Menge auf einmal den Tod von Jesus?

    Mein Dozent für neutestamentliche Theologie meinte mal: Palmsonntag wird Jesus noch zugejubelt, Karfreitag rufen die selben Leute "Kreuzige ihn!" - so wankelmütig ist die Volksmenge. Mit der These wollte er ne Diskussion eröffnen.

    Man kann nämlich davon ausgehen, dass es nicht die selbe Volksmenge ist. Die Leute, die vor Pilatus stehen, sind von den Hohepriestern ausgesuchte Menschen, die das Rufen, was Kaiphas will. Quasi Jubelperser - besser gesagt: Kreuzige-Ihn-Perser, außer dass es keine Perser sind.


    Zu Judas hat Jon schon alles gesagt.
    Geändert von Der Kantelberg (19. Juli 2025 um 00:52 Uhr)
    Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal

    Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.


  8. #5408
    Megas, megas, megas Avatar von Trismegistos
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    Hier könnte man sich allerdings auch vorstellen, dass die Christen mit diesem Textteil vor allem deutlich machen wollen, dass sie nichts gegen die Römer haben, weil die ja nun mal die Macht hatten, und man nicht als Aufrührer verdächtig sein wollte. Ich meine, es ist ja schon auffällig wie hier doppelt und dreifach betont wird "nein, nein, die Römer waren völlig unschuldig, es waren die Juden", obwohl es ja nun mal die Römer waren, die ihn gekreuzigt haben...

  9. #5409
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
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    Zitat Zitat von Trismegistos Beitrag anzeigen
    Hier könnte man sich allerdings auch vorstellen, dass die Christen mit diesem Textteil vor allem deutlich machen wollen, dass sie nichts gegen die Römer haben, weil die ja nun mal die Macht hatten, und man nicht als Aufrührer verdächtig sein wollte. Ich meine, es ist ja schon auffällig wie hier doppelt und dreifach betont wird "nein, nein, die Römer waren völlig unschuldig, es waren die Juden", obwohl es ja nun mal die Römer waren, die ihn gekreuzigt haben...
    Ja. Hier ist es auch zu merken, aber grade im Lukasevangelium und Apostelgeschichte kommen die Römer sehr gut weg. Viel besser als es diese Imperialisten eigentlich verdient hätten...
    Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal

    Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.


  10. #5410
    MAGA forever Avatar von Tohuwabohu
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    Was haben Römer je für uns getan?

  11. #5411
    Hat einen Plan Avatar von Mongke Khan
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    Matthäus 27 (Teil 2)
    Achtung Spoiler:
    32 Während sie aber (zur Stadt) hinauszogen, trafen sie einen Mann aus Cyrene namens Simon an; diesen zwangen sie, ihm das Kreuz zu tragen.
    33 Als sie dann auf einem Platz namens Golgatha, das bedeutet Schädelstätte, angekommen waren,
    34 gaben sie ihm Wein zu trinken, der mit Galle vermischt war; doch als er ihn gekostet hatte, wollte er ihn nicht trinken.
    35 Nachdem sie ihn dann gekreuzigt hatten, verteilten sie seine Kleidungsstücke unter sich, indem sie das Los um sie warfen,
    36 setzten sich hierauf nieder und bewachten ihn dort.
    37 Über seinem Haupt hatten sie eine Inschrift angebracht, die seine Schuld angeben sollte; sie lautete: »Dieser ist Jesus, der König der Juden.«
    38 Sodann wurden zwei Räuber mit ihm gekreuzigt, der eine zu seiner Rechten, der andere zu seiner Linken.
    39 Die Vorübergehenden aber schmähten ihn, wobei sie den Kopf schüttelten
    40 und ausriefen: »Du wolltest ja den Tempel abbrechen und ihn in drei Tagen wieder aufbauen! Hilf dir nun selbst, wenn du Gottes Sohn bist, und steige vom Kreuz herab!«
    41 Ebenso verhöhnten ihn auch die Hohenpriester samt den Schriftgelehrten und Ältesten mit den Worten:
    42 »Anderen hat er geholfen, sich selber kann er nicht helfen! Er ist der König von Israel: so steige er jetzt vom Kreuz herab, dann wollen wir an ihn glauben!
    43 Er hat auf Gott vertraut: der rette ihn jetzt, wenn er ihm wohlwill! Er hat ja doch behauptet: ›Ich bin Gottes Sohn.‹«
    44 In der gleichen Weise schmähten ihn auch die Räuber, die mit ihm gekreuzigt waren.
    45 Aber von der sechsten Stunde an trat eine Finsternis über das ganze Land ein bis zur neunten Stunde.
    46 Um die neunte Stunde aber rief Jesus mit lauter Stimme aus: »Eli, Eli, lema sabachthani?«, das heißt: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?«.
    47 Als einige von den dort Stehenden dies hörten, sagten sie: »Der ruft den Elia!«
    48 Und sogleich lief einer von ihnen hin, nahm einen Schwamm, tränkte ihn mit Essig, steckte ihn an ein Rohr und wollte Jesus trinken lassen.
    49 Die anderen aber sagten: »Laß das! Wir wollen doch sehen, ob Elia wirklich kommt, um ihm zu helfen.«
    50 Jesus aber stieß noch einmal einen lauten Schrei aus und gab dann seinen Geist auf.
    51 Da zerriß der Vorhang im Tempel von oben bis unten in zwei Stücke, die Erde erbebte und die Felsen zersprangen,
    52 die Gräber taten sich auf, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen wurden auferweckt,
    53 kamen nach seiner Auferstehung aus ihren Gräbern hervor, gingen in die heilige Stadt hinein und erschienen vielen.
    54 Als aber der Hauptmann und seine Leute, die Jesus zu bewachen hatten, das Erdbeben und was (sonst noch) geschah, sahen, gerieten sie in große Furcht und sagten: »Dieser ist wirklich Gottes Sohn gewesen!«
    55 Es waren dort aber auch viele Frauen zugegen, die von weitem zuschauten; sie waren Jesus aus Galiläa nachgefolgt und hatten ihm Dienste geleistet.
    56 Unter ihnen befanden sich Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Jakobus und des Joseph, und die Mutter der Söhne des Zebedäus.
    57 Als es dann Spätnachmittag geworden war, kam ein reicher Mann von Arimathäa namens Joseph, der gleichfalls ein Jünger Jesu geworden war;
    58 dieser begab sich zu Pilatus und bat ihn um den Leichnam Jesu. Da gab Pilatus den Befehl, man solle ihm den Leichnam übergeben.
    59 Joseph nahm nun den Leichnam, wickelte ihn in reine Leinwand
    60 und legte ihn in das neue Grab, das er für sich selbst im Felsen hatte aushauen lassen; dann wälzte er einen großen Stein vor den Eingang des Grabes und entfernte sich.
    61 Es waren aber dort Maria von Magdala und die andere Maria zugegen; die saßen dem Grabe gegenüber. –
    62 Am nächsten Tage aber, der auf den Rüsttag folgte, versammelten sich die Hohenpriester und Pharisäer bei Pilatus
    63 und sagten: »Herr, es ist uns eingefallen, daß jener Betrüger bei seinen Lebzeiten angekündigt hat: ›Nach drei Tagen werde ich auferweckt.‹
    64 Gib also Befehl, daß das Grab bis zum dritten Tag sicher bewacht wird; sonst könnten seine Jünger kommen, könnten ihn stehlen und dann zum Volke sagen: ›Er ist von den Toten auferweckt worden‹; dann würde der letzte Betrug noch schlimmer sein als der erste.«
    65 Pilatus antwortete ihnen: »Ihr sollt eine Wachmannschaft haben; geht hin und verwahrt (das Grab) sicher, so gut ihr könnt!«
    66 Da gingen sie hin und sicherten das Grab unter Hinzuziehung der Wachmannschaft, nachdem sie den Stein versiegelt hatten.


    Bemerkungen/ Gedanken:

    • Einfach mal so nen random Simon dazu zwingen, das Kreuz zu tragen
    • Golgatha, bei dem Namen muss ich immer an das gleichnamige Lied von W.A.S.P. denken
    • Ich frage mich, was genau die "Galle" in V. 34 war. In der Vulgata steht felle (also auch Galle). Menge verweist auf Psalm 69,22: "nein, sie haben mir Gift in die Speise getan und Essig mich trinken lassen für meinen Durst."
    • Ach, dass das I[N]RI auch über dem Kreuz angebracht worden sein soll, wusste ich gar nicht. Das ist ja dann auch wieder nur Ausdruck von Verhöhnung. Ich dachte, das wäre auf Abbildungen als eine Würdigung dazugeschrieben worden
    • Gleich zweimal wird als Beweis der Göttlichkeit verlangt, dass Jesus vom Kreuz herabsteige. Dabei wird er in den Himmel aufsteigen! Emoticon: fly
    • Anderen helfen zu können, aber nicht sich selbst, klingt aufs erste Durchlesen für mich wie eine Konsequenz der bedingungslosen Nächstenliebe. Aber nur lose, weil man die anderen ja lieben soll, wie sich selbst. Man bringt sich also durchaus ~Hilfe entgegen.
    • Was schon heftig ist, ist, dass auch die Räuber ihn in V. 44 schmähen. Man sollte meinen, dass das "Gesindel" angesichts der Todesstrafe Mitgefühl füreinander hat
    • Moooment, jetzt geht es aber richtig ab:
      • Da ist erstmal der berühmte Ausruf in V. 46 (der in den verschiedenen Übersetzungen unterschiedlich geschrieben steht). Da könnte man zunächst mal die Frage aufwerfen, ob Jesus Gott leugnet. Es ist aber auch der Anfang von Psalm 22, den Menge an anderen Stellen erkennen will. Jesus ist bibelfest, der wird ihn gekannt haben. Ich kann nur jedem Leser raten, den nochmal anzuschauen (https://www.bibleserver.com/LUT.ELB.MENG.EU/Psalm22 und meine Bemerkungen/ Gedanken dazu: https://www.civforum.de/showthread.p...=1#post8864147). Da heißt es gegen Ende zum Beispiel "Dir soll mein Loblied gelten in großer Gemeinde; meine Gelübde will ich erfüllen vor denen, die ihn fürchten." - er folgert also das genaue Gegenteil von Leugnung.
      • Jesus stirbt nicht einfach in V. 50, er "gibt seinen Geist auf". Lutherbibel schreibt einfach "verschied", in der EÜ wird der Geist ausgehaucht. Geistaufgeben klingt so nach kaputter Spülmaschine. In der Vulgata aber steht: "Iesus autem iterum clamans voce magna emisit spiritum" (Mongke-Latein: Jesus jedoch wieder rufend Schrei groß er hat ausgesandt den Geist). Das weckt in mir eher das Bild eines sich noch einmal aufbäumenden Jesus, der seine Jesushaftigkeit ausschickt. Nicht nach Schreien und Aufgeben und Jammern.
      • In der Folge gibt es Erdbeben und Zombiehorden, das ist ja nur geil.
      • Dann taucht auch noch Maria Magdalena als eine Frau, die ihm "Dienste geleistet" hat, auf. Gelegentlich wird gemutmaßt, das seien sexuelle Dienstleistungen gewesen. Mein Stowasser schreibt über das Lateinische ministrare, das da steht: "bedienen, servieren, kredenzen, darbieten, verschaffen, besorgen, ausführen, in der Kirche Dienst tun". Klingt nicht so sexuell für mich. Außerdem hätte das auch auf die übrigen Frauen zugetroffen. Insbesondere die zweite Maria

    • Ich hatte bisher gar nicht darüber nachgedacht, wie Jesus ins Grab kam. Dachte, die Römer hätten den verscharrt - aber bei genauerem Nachdenken erscheint das Grab dafür zu edel. Die Erklärung mit Joseph, der sein Grab hergibt (auch schon wieder so ein starkes Motiv, jemandem das eigene Grab zu überlassen), ist einleuchtend.
    • Dann wird es spannend: Das Grab wird versiegelt und bewacht. Was wird passieren? Wird Jesus auferstehen? Und hat dieser Joseph überhaupt den richtigen Leichnam ins Grab gelegt? War in den Leinen eine Leiche? Das bietet so viel Material für eine Heist-Story
    • Bemerkenswert finde ich noch, dass sowohl bei der Geburt Jesu als auch bei seinem Tod ein Joseph und eine Maria stehen. Fast so, als sei sein Tod nur eine weitere Geburt Emoticon: holmes
    Zitat Zitat von Baldri Beitrag anzeigen
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  12. #5412
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    Jetzt hab ich zunehmend Bock auf ne Heist-Story, bei der die religiöse Revolution von langer Hand geplant wird. Vielleicht von Petrus. Oder von Judas.

  13. #5413
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    Apostelgeschichte wird dir da weiter helfen. Hattest du Makkabäer schon?
    Zitat Zitat von Nahoïmi Beitrag anzeigen
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  14. #5414
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    Würdest du hier alles mitlesen, wüsstest du das

    (Matthäus ist das erste im NT)

  15. #5415
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    Makkabäer sind AT und Teil der von Luther vebannten Septuaginta. Und ja Mea culpa, bin erst im NT eingestiegen. Trotzdem darf ich das fehlende Inhaltverzeichnis bemängeln.
    Zitat Zitat von Nahoïmi Beitrag anzeigen
    Einheit, Einheit, gib mir meine Minghan wieder :p

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