Ich glaub für diese weitergehende Diskussion wurde mal dieser Thread hier eröffnet:
https://www.civforum.de/showthread.p...en-quot-Thread
Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal
Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.
Matthäus 19 (Teil 2)
16 Da trat einer an ihn heran und fragte ihn: »Meister, was muß ich Gutes tun, um ewiges Leben zu erlangen?«
17 Er antwortete ihm: »Was fragst du mich über das Gute? (Nur) einer ist der Gute. Willst du aber ins Leben eingehen, so halte die Gebote.«
18 »Welche?« entgegnete er. Jesus antwortete: »Diese: ›Du sollst nicht töten, nicht ehebrechen, nicht stehlen, nicht falsches Zeugnis ablegen,
19 ehre deinen Vater und deine Mutter‹ und ›du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‹«
20 Der Jüngling erwiderte ihm: »Dies alles habe ich beobachtet: was fehlt mir noch?«
21 Jesus antwortete ihm: »Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe dein Hab und Gut und gib (den Erlös) den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!«
22 Als der Jüngling das Wort gehört hatte, ging er betrübt weg; denn er besaß ein großes Vermögen.
23 Jesus aber sagte zu seinen Jüngern: »Wahrlich ich sage euch: Für einen Reichen wird es schwer sein, ins Himmelreich einzugehen.
24 Nochmals sage ich euch: Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr hindurchgeht, als daß ein Reicher in das Reich Gottes eingeht.«
25 Als die Jünger das hörten, wurden sie ganz bestürzt und sagten: »Ja, wer kann dann gerettet werden?«
26 Jesus aber blickte sie an und sagte zu ihnen: »Bei den Menschen ist dies unmöglich, aber bei Gott ist alles möglich.«
27 Hierauf nahm Petrus das Wort und sagte zu ihm: »Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt: welcher Lohn wird uns also dafür zuteil werden?«
28 Jesus antwortete ihnen: »Wahrlich ich sage euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet bei der Wiedergeburt, wenn der Menschensohn auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzt, gleichfalls auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten.
29 Und jeder, der um meines Namens willen Brüder oder Schwestern, Vater oder Mutter, Weib oder Kinder, Äcker oder Häuser verlassen hat, wird vielmal Wertvolleres empfangen und ewiges Leben erben.
30 Viele Erste aber werden Letzte sein und viele Letzte die Ersten.«
Bemerkungen/ Gedanken:
- Mein Gehirn: "16 Da trat einer an ihn heran und fragte ihn: »Meister, warum heißen die Deutschländer eigentlich Deutschländer?"
- Die Frage nach ewigem Leben ist aber fast genauso gut.
- Die Stelle mit "Nur einer ist der Gute" gibt die Lutherbibel wieder mit "Gut ist nur der Eine." Das gefällt mir etwas besser.
- Die Antwort von Jesus finde ich so ein bisschen vorhersehbar-langweilig. Das Spannende ist eigentlich, dass er neben die klassischen mosaischen Gebote seines setzt: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" aka der kategorische Imperativ--
- Das Weggeben allen Reichtums und die darin zum Ausdruck gebrachte Kritik an ungleich verteiltem Vermögen ist erstaunlich radikal. Radikaler als Tax the Rich. Die deutschen Parteien mit dem C im Namen würden wohl kaum auf die Idee kommen, das zu fordern.
Bei so Stellen hab ich immer Lust, in die CDU einzutreten und die mit Bibelstellen zu trollen
- Und dann kommt der berühmte Vergleich mit dem Nadelöhr
- V. 26 ist ein sonderbarer Widerspruch. Die Möglichkeit des Unmöglichen wird durch Gott in Aussicht gestellt. Reminisziert auch einen ganz frühen Mose-Vers (1. Mose 18, V. 14)
- Endlich wird mal die Parallele zwischen 12 Jüngern und 12 Stämmen zu Ende gezogen (V. 28)
- In V. 29 beantwortet Jesus dann auch die in V. 16 gestellte Frage. Nur hört der Fragesteller die Antwort schon gar nicht mehr.
- Dass das Sprichwort aus V. 30 auch aus der Bibel kommt, wusste ich gar nicht.
Geld: Das Christentum im Westen ist eben auf dem reichen Auge blind. Man liest die Bibel eben gerne selektiv. Beim "Reichen Jüngling" - so wird der Typ genannt - wird häufig angeführt, dass dies Gebot von Jesus "Geh hin und verkaufe alles, was du hast und gib es den Armen" nur an ihn gegangen sei. Das ist zunächst auch richtig, denn eine Gesellschaft in der jeder das täte, funktionierte nicht mehr. - Es zieht sich aber durch gesamte NT eine Linie: Ein Christ soll keine Reichtümer anhäufen und mit seinem Geld Gutes tun.
Beim "Wie schwer ist es, dass ein Reicher in den Himmel kommt" spricht Jesus allerdings allgemein und man kann nicht mehr sagen, es hätte ja nur für den einen Mann damals gegolten. Petrus greift es ja auch sofort auf und versteht es dementsprechend, er sagt: Wir haben alles verlassen - was wird jetzt aus uns?
Du sprichst ja beispielsweise CD/SU-Politiker an, dass sie sich nicht daran halten. Bei vielen von ihnen würde ich vermuten: Sie haben die Bibel nie selbst gelesen. Und wenn sie diese Stellen gelesen haben (Es werden im NT noch an die 100 Stück kommen) ist es ihnen egal. Oder man sagt: Ich gehöre ja zum Mittelstand, ich bin gar nicht so reich.
Kamel und Nadelöhr: Es werden häufig zwei Erklärungen abgegeben, wie das zu verstehen sei:
1. Es hätte in Jerusalem ein kleines Tor gegeben wo nur ein Mensch durchgepasst hätte und kein Kamel, dies sei Nadelöhr genannt worden und Jesus bezieht sich darauf.
2. Es läge ein Abschreibefehler beim Wort "κάμηλον" (=Kamel im Akkusativ) vor. Man hätte das ursprüngliche Iota durch ein Eta ersetzt, ursprünglich stünde da nicht "Kamelos" sondern "Kamilos". Kamilos heißt Seil. Und Jesus hätte sein Sprichwort eigentlich so gemeint: "Eher geht ein Seil durch ein Nadelöhr als dass ein Reicher in den Himmel kommt." Das ergibt mehr Sinn, weil das Seil ja einfach ein viel zu dicker Faden ist, der eben durchs Nadelöhr nicht durchpasst.
Beides ist meiner Meinung nach falsch. Das mit dem Tor ist ne Legende, die im Mittelalter auftaucht. Das mit dem Abschreibefehler ist merkwürdig, weil die Geschichte bei Markus und Lukas auch auftaucht und die ältesten Abschriften/Texte haben schon das Kamel.
Wahrscheinlich ist, dass Jesus hier eine rabbinische Übertreibung aufgreift und dass der Spruch genau so absurd gemeint ist, wie er uns heute erscheint. Der Spruch hat ja funktioniert, das mit dem Kameund demNadelöhr ist ja bis heute ein Sprichwort geblieben und ist grade wegen seiner Absurdität so eingängig und leicht zu merken.
Hier ist ein Video (englisch) dazu, da seht ihr mal, wie sehr ein Theologe nachforschen muss, um bei sowas zu einer begründeten Aussage zu kommen:
Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal
Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.
Über die subjektive Wahrnehmung, dass die meisten Christen die ich kenne wohlhabender als Atheisten scheinen habe ich gestern sinniert, es aber schnell gelassen, da meine persönliche Stichprobe, noch dazu im Osten, zu gering scheint.
Aber wenn du es selber anmerkst ... danke ich für die "Selbstkritik". (Ich hätte es sonst gar nicht erwähnt, da der Umstand bei Gläubigen tertiär erscheint.) Jetzt würde uch fragen, in dem Zusammenhang, ob Christen objektiv erfolgreicher sind. Und vor Allem, woran das liegen mag.
Ich habe nicht weiter nachgedacht. Die Stichprobe ist zu klein.
Ein Vergleich ist unzureichend. Ich will auch nicht weiter nachhaken, da es zu diffus ist und subjektiv.
Ich fand nur Kantels Aussage, dass die westliche Glaubensgemeinschaft auf dem reichen Auge blind ist nachvollziehbar, ohne zu urteilen.
Das ist ne interessante Frage:
https://www.civforum.de/showthread.p...49#post9481049
Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal
Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.
https://www.bibleserver.com/LUT.ELB....atth%C3%A4us20
Matthäus 20
Achtung Spoiler:
Bemerkungen/ Gedanken:
- Wenn man mal ein paar Tage Bibelpause hatte und dann so einen Satz wie "das Himmelreich ist einem menschlichen Hausherrn gleich" hingeworfen bekommt, muss man sich auch erstmal wieder reindenken
- Zum Wert des Denars: der Schuldner vor ein paar Kapiteln hat 100 davon aufbringen müssen, 30 waren wimre der Wert eines Sklaven oder einer Dirne. Da klingt 1 Denar pro Tag nach einem okayen Lohn? Google spuckt noch einen Wert von ~20€ aus. Das wäre ein okayer Stundenlohn
- Es wirkt auf jeden Fall nicht so, als hätte der metaphorische Weinbergbesitzer in V. 2 den Arbeiter gleich über den Tisch gehauen und die Meinung "Siehst du neidisch dazu, daß ich wohlwollend bin" kann man sich aneignen.
- Seinem Argument "Habe ich etwa nicht das Recht, mit dem, was mein ist, zu machen, was ich will" kann man (wenn es nur um Geld und nicht um Art. 14 GG geht) auch eher wenig entgegensetzen. Und der Vertrag scheint auch redlich zu sein.
- Trotzdem wirkt hier das Beschworene "die Letzten werden die Ersten" aus dem letzten Kaputel (Mt. 19: "29 Und jeder, der um meines Namens willen Brüder oder Schwestern, Vater oder Mutter, Weib oder Kinder, Äcker oder Häuser verlassen hat, wird vielmal Wertvolleres empfangen und ewiges Leben erben. 30 Viele Erste aber werden Letzte sein und viele Letzte die Ersten") ungerecht.
- Dass der Inhalt des Himmelreiches (und damit die Belohnung für den Glauben) mit Arbeit im Weinberg verglichen wird (die nicht gerade angenehm ist), amüsiert mich zumindest
- Es geht nach Jerusalem
- Interessant finde ich den Einblick in die "himmlische Hierarchie", die in Vers 21ff zu erkennen ist: Jesus ist als Gottes Sohn nicht dazu berechtigt, die Plätze neben ihm zu verteilen. Das darf dann nur Gott als Vater. Was darf er noch nicht, solange er seine Füße unter Gottes Tisch stellt? Religiös gesehen hat er ja irgendwie schon maximale Autorität
- In Vers ~25ff wird Jesus, was Autorität und Hierarchie angeht, noch deutlich und sagt sinngemäß: ich bin ein Diener. Gott würde ich demgegenüber als den Herrn sehen (so wurde er ja auch regelmäßig genannt).
- Ist schon hart patriarchalisch/ sexistisch.
- Die Begegnung mit den Blinden wirkt irgendwie random. Jesus heilt mal wieder im Vorbeigehen. Es könnte aber von Relevanz sein, weil JC zum Showdown nach Jerusalem geht und das sogar die Blinden mit ansehen sollen
Es geht weiter
Beim Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg soll eigentlich nicht die Ungerechtigkeit im Vordergrund stehen, sondern die Bermherzigkeit des Besitzers, der auch den Menschen die nur kurz gearbeitet haben, wollen Lohn gibt. Übertragen wird dies oft so ausgelegt: Gott gibt Ewiges Leben auch den Menschen, die im leben viel Scheiße bauen und erst spät zu ihm umkehren.
Jesus darf auch etwas anderes nicht: Entscheiden, wann er wieder kommt. Dazu werden wir in der Endzeitrede kommen.
Besonders zu beachten ist hier die Hierarchieumkehr unter denen, die Jesus nachfolgen: "Wer unter euch der erste sein will, der soll euer aller Diener sein!". Dies wird bis heute durchgezogen unter der Rubrik "dienende Leiterschaft". Leider kriegt es nicht jeder hin und Negativbeispiele ziehen grade hier viel Aufmerksamkeit auf sich. Diesen Vers muss jeder beachten, der in einer Kirche oder Gemeinde eine Leitungsfunktion ausübt.
Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal
Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.
Matthäus 21 (Teil 1)
Achtung Spoiler:
Bemerkungen/ Gedanken:
- Der Herr hat die Eselin nötig
- Vers 4 bezieht sich auf Sacharja 9, Vers 9: "Frohlocke laut, Tochter Zion! Brich in Jubel aus, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir; gerecht und ein Retter ist er, demütig, und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen, dem Jungen einer Eselin."
- Laut Menge steht das so ähnlich auch in Jesaja 62, 11: "Sehet, der HERR hat den Befehl bis ans Ende der Erde erschallen lassen: »Sagt der Tochter Zion: ›Siehe, dein Heil kommt, siehe, sein Lohn kommt mit ihm, und seine Vergeltung geht vor ihm her!"
- Da fehlt aber der Esel
- Wusste gar nicht, dass Jesus den Esel gekl... geliehen hat. Aber sitzt er jetzt auf dem Füllen oder der Eselin? Laut Sacharja soll er auf dem Jungen reiten, aber in Vers 7 wird das nicht ganz so klar. Das Deutsche ist hier leider sehr ungenau. In der Vulgata steht: "[...] et eum desuper sedere fecerunt" also "Und sie machten, dass er von oben her sitzt". Das klingt irgendwie majestätischer, erklärt aber auch noch nicht, auf welchem Tier er genau platznimmt.
- "Hosianna" bedeutet laut Wikipedia wörtlich "Hilf doch!" oder "Hilf bitte". Jesu Name basiert auf derselben sprachliche Wurzel (Jehoschua ~ JHWH ist Rettung)
- In Vers 13 argumentiert Jesus mit Jesaja 56,7 und Jeremia 7,11. Und er heilt mal wieder
- Zumindest bei Menge klingt Psalm 8,3 (der in V. 16 aufgegriffen wird) etwas anders: "Aus der Kinder und Säuglinge Mund hast du ein Bollwerk dir zugerichtet deinen Gegnern zum Trotz, um Feinde und Widersacher verstummen zu machen." - das würde ich nicht gaaanz mit Lobpreis gleichsetzen
- Aber als Szene insgesamt schon cool: Kommt in die Hauptstadt, randaliert im Tempel, drückt den Hohepriestern einen coolen Spruch und killt nen Baum
- In Vers 19 verdorrt endlich der Baum! Und greift damit Johannes Bemerkung ggü. den Pharisäern bei der Taufe in Mt 3,10 auf: "[...] und jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen."
- Wenn der Baum, sich getraut hat, Jesus keine Frucht zu geben, kann es sich eigentlich nicht um einen feigen Baum handeln
- Vers 20ff klingt nach ner coolen Superkraft