#359 - Die Prinzen: Das Leben ist Grausam
Die Band
Die Ursprünge der Prinzen lassen sich bis ins Jahr 1981 verfolgen, als Sebastian Krumbiegel (Tenor, Klavier) und Wolfgang Lenk (Tenor, Gitarre) die Band Phönix in Leipzig gründeten. Erfolg hatten sie keinen. 1978 stieß Dirk Schrot dazu, das Trio nannte sich fortan die Herzbuben und hatte mit A-cappella-Stücken in der DDR die ersten Erfolge. An der DDR ging die junge Formation aber auch fast zugrunde, denn der inzwischen dazugestoßene Jens Sembdner (Bass, Keyboard) musste zur NVA und sein Ersatz, Kai Oliver, und Dirk Schrot fanden die DDR irgendwie nicht so geil und verließen das Land. Nach Mauerfall und Wiedervereinigung gelang aber, auch im Westen, der Durchbruch als "Die Prinzen" - um nicht mit den Wildecker Herzbuben verwechselt zu werden.
Mittlerweile zählen sie zu den erfolgreichsten und bekanntesten deutschen Bands. Möglicherweise sind sie die erfolgreichste und bekannteste Band der ehemaligen DDR.
Das Album (Spotify: https://open.spotify.com/album/5wvxkdTF7Q3VztAX6uMOPx)
Ist einfach nur ein Album. Also so mit Liedern drauf, die sich eine Band ausgedacht hat. Nix Live-Album, nix Best-Of. Naja, es ist zumindest das Debütalbum der Prinzen und wurde am 9. September 1991 veröffentlicht. Es sollten (Stand 2021) 11 weitere folgen.
Tracklist
Titel
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Seite
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Länge
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Jahr
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Millionär |
1 |
02:36 |
1991 |
Mann im Mond |
1 |
03:14 |
1991 |
Gabi und Klaus |
1 |
03:23 |
1991 |
Wer ist der Typ |
1 |
03:15 |
1991 |
Betriebsdirektor |
1 |
02:48 |
1991 |
Ich will dich haben |
1 |
03:53 |
1991 |
Blaues Blut |
2 |
03:15 |
1991 |
Mein Fahrrad |
2 |
02:25 |
1991 |
Die Vögel |
2 |
03:57 |
1991 |
Vierzig Jahre |
2 |
02:35 |
1991 |
Mein Bester Freund |
2 |
02:34 |
1991 |
Tschüssi - Macht's Gut |
2 |
00:15 |
1991 |
Laut Backcover handelt es von Millionären und Schweinen, von Typen und Vögeln. Die Texte der Songs sind auf der Papierhülle abgedruckt.
Wie klingt das?
Ich hatte die Prinzen bislang nie bewusst als a cappella Kapelle wahrgenommen, weil ich nur die Hits kannte. Aber (poppige) a capella trifft es ganz gut. Und Singen können die Jungs: ein Großteil der Besetzung sang im Leipziger Thomanerchor, Sembdner im Dresdner Kreuzchor. Krumbiegel und Lenk durchliefen zudem eine Gesangsausbildung. Die Melodien sind eingängig, der Sound recht schlank und weich.
Ich hatte die Prinzen vor dem Hören lose in die Die-Ärzte-Ecke gestellt, nach dem Hören eher in Richtung Comedian Harmonists. Aber die Texte sind meiner Meinung nach weniger hintergründig. Der Humor ist oberflächlicher, mir fehlt der doppelte Boden (oder er ist zu gut versteckt). Man überhört keine Pointe, wenn man nicht so genau aufpasst.
Fazit - Wie hat es gefallen?
Das Album fängt unfassbar stark an mit Millionär, Mann im Mond und Gabi und Klaus. Laut Wikipedia zählen diese drei ersten Songs zu den neun bekanntesten Hits; getoppt nur von "Alles nur geklaut" von '93.
Vielleicht hatte ich wegen der Lyrics von "Mann im Mond" und "Gabi und Klaus" Ärzte-Assoziationen; beide Songs gefallen mir sehr gut. Und DÄ haben um das Jahr 1990 mit "Gabi gibt ne Party" und "Gabi und Uwe" auch über eine Gabi gesunden. Irgendwas muss an dem Namen gewesen sein
Dann lässt das Album meiner Meinung nach aber stark nach. Mit a capella hab ich ein ähnliches Problem wie mit Jazz, nur nicht ganz so schlimm - ein paar Songs kann ich hören, danach klingt für mich alles irgendwie gleich. Und von der Klangfarbe spricht es mich auch nicht an. Die Texte und Pointen könnten es rausreißen es auch nicht raus. Wenn ich beispielsweise "Wer ist der Typ" gegen das ein Jahr später erschienene "Die da" von Fanta 4 stelle, dann gewinnt letzteres mindestens um den Faktor 4.
Die Reime sind hie und da etwas eigen. Da wird "Ich weiß, wer den Bundeskanzler wählt" auf "Ich weiß, jeder zahlt, was er bestellt" gereimt, "Ein Käuzchen kam einst vom Psychiater" auf "Vor Schreck flog's in den Ventilator" oder "Mein bester Freund, ist immer auf der Hut" auf "Mein bester Freund ist Robin Hood". "Betriebsdirektor" (Kritik an Industrialismus) und "Blaues Blut" (Kritik an Machtpositionen) geraten etwas bissiger, bleiben aber dann entweder sehr kurz oder driftet in Fickificki-Humor ab ("Auf dem Schreibtisch ist es dann passiert / Da haben wir uns von oben bis unten berührt"). Auf dem hinteren Teil der Platte finde ich die Texte stellenweise einfach... plump

Warum hacke ich so darauf rum? Queen haben schließlich auch mal über Fahrräder gesungen! Naja, bei deutschsprachiger Musik, vor allem, wenn die Instrumentation reduziert ist, sind mir die Texte besonders wichtig. Wichtiger als die Gesangsskills. Das Lumpenpack gefällt mir da zum Beispiel richtig gut, zumindest die älteren Sachen sind auch a cappella.
Wertung
Schwierig. Die ersten 3 Songs sind wie gesagt klasse und dann plätschert es in Belanglosigkeit vor sich hin. Da ich aber das Album bewerten will, setze ich es hinter die Stones. Hat in mir nicht das Bedürfnis ausgelöst, mehr von der Art zu hören - bei den Stones ist mehr Neugier da.
Bisschen schade, ich hätte die Prinzen gern mehr gemocht. Das Albumcover spielt dafür ganz vorn mit!

Was ich noch zu sagen hätte...
Eine Zeile in "Mein Bester Freund" lautet: "Mein bester Freund ist keiner von den Stones". Da musste ich schmunzeln, nachdem das letzte Album von denen war

Und apropos bester Freund: ich glaube, einem meiner besten Freunde würden Musik und Humor gut gefallen.
