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Thema: Hast du die Bibel je selbst gelesen?

  1. #1021
    der 397ste von 29355 Avatar von X_MasterDave_X
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    Zitat Zitat von Jon Snow Beitrag anzeigen
    Ich bin kein Theologe und Exeget, aber die Bibel als literarisches Werk kann ja durchaus mit literaturwissenschaftlichen Methoden untersucht werden. Man kann also mit einer gewissen Vorsicht Hypothesen über verschiedene Quellen- und Redaktionsschichten anstellen, sollte aber zumindest die üblichen Regeln beachten. Dazu gehört auch, den Endredaktor nicht als Idioten hinzustellen, der stumpf irgendetwas zusammengestümpert hat. Das macht man sonst bei keinem Text, und es ist erst recht äußerst unwahrscheinlich, wenn es um religiöse Werke geht. Man wird also im Zweifelsfall davon ausgehen müssen, dass jemand sich bei der Sache etwas gedacht hat. Außerdem muss man sich bewusst machen, dass die herausgearbeiteten Redaktionsschichten Hypothesen sind und dies auch entsprechend formulieren.
    Mir ist schon klar, dass da keine Idioten am Werk waren, das waren damals die gebildetsten Leute ihrer Zeit. Und immerhin glauben ja viele Christen bis heute noch dass die Endfassung komplett so von Mose geschrieben wurden vom ersten bis zum letzten Wort. Das kann kaum das Werk von Idioten sein. Die Schreiber standen damals halt unter dem Druck dass sie mehrere Fassungen unterschiedlicher Stämme oder Priestergruppen mehrfach in der Geschichte zusammen fassen mussten. Da die Texte als heilig galten konnte man nur schwer etwas weglassen, da die Gläubigen die Passagen kannten. Dann fügte man eben Sachen die sich zum Teil widersprechen zusammen, was viele Widersprüche im Nachhinein erklärt. Und andererseits die Doubletten wenn es Überlieferungen gibt die leicht voneinander abweichen aber eben alle als heilig und wahr gelten....siehe die 3 Fassungen der "Errettung der Stamm-Mutter" Erzählungen wo Abrahams und später Isaaks Frau 2x an den Philister-König Abimelech und einmal an den Pharao als Frau verschachert wurden, indem man sie zuvor als eigen Schwester ausgegeben hatte. Und einmal musste ein Schreiber 2 Sintflut Fassungen aus einer 40-tägigen Flut und einer 1 Jahr andauernden Flut zu nur einer Story zusammenfügen. Deshalb die vielen logischen Textbrüche in der heutigen Endfassung der einzigen Sintflut-Saga im Buch Genesis.

  2. #1022
    Zurück im Norden
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    Eben das ist aber eine Theorie, die auf rein textimmanenten Argumenten beruht, welche keinesfalls unbestritten sind. Es gibt beispielsweise keinen Hinweis darauf, dass zur Zeit des judäischen Königreiches mehrere Priestergruppen konkurriert hätten. Außerdem müsste man dann fragen, wo die eigentlich alle ihre eigene, aber mit anderen kompatible Version uralter Ereignisse herhatten und weshalb der Redaktor genötigt gewesen sein soll, alle einzufügen. Weshalb soll beispielsweise die Bedrohung der Urahnin mit ganz verschiedenen Königen, aber immer derselben Frau verbreitet gewesen sein? Und welche Gruppen sollen so etwas tradiert haben?

    In der Literaturwissenschaft ist man da meist deutlich vorsichtiger als in der Exegese, wo eine Zeitlang ja der Gottesname schon als Beleg für eine unterschiedliche Quelle galt. Im Prinzip stammt ein Teil dieses Denkens noch aus dem 19. Jh., als man sicher war, in jedem Märchen die "uralten" Volkstraditionen und in jedem Volkslied die ursprüngliche Stimme der einfachen Leute entdecken zu können. Da ergibt es dann natürlich auch Sinn, die Bibel nach alten Sagen zu durchforsten, die man angeblich einfach nur verbunden oder aneinandergereiht hat. Hier ist man aber mittlerweile deutlich vorsichtiger, weil man damit leicht zu einem Zirkelschluss gelangt: Eine ähnliche Erzählung ist angeblich ein Zeichen für eine Dopplung > Die Dopplung belegt, das der Text nicht aus einer Hand stammen kann > Es müssen mehrere Quellen zusammengefügt worden sein > Wir sehen in jeder ähnlichen Erzählung eine Dublette und damit eine eigene Quelle. So kommt man dann flugs zum Jahwisten und Elohisten und zu einem Theoriegebäude, bei dem irgendwelche Textschnipsel einer Quelle zuordnen kann, obwohl die so nie eine Geschichte ergeben haben können.

  3. #1023
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Achtung Spoiler:
    13 Am folgenden Tage aber hielt Mose eine Gerichtssitzung ab, um dem Volke Recht zu sprechen; und das Volk stand vor Mose vom Morgen bis zum Abend.
    14 Als nun der Schwiegervater Moses sah, was er alles mit dem Volk zu tun hatte, sagte er: »Was machst du dir da mit dem Volk so viel zu schaffen? Warum sitzest du allein zu Gericht, während das ganze Volk vom Morgen bis zum Abend vor dir steht?«
    15 Mose antwortete seinem Schwiegervater: »Ja, das Volk kommt zu mir, um Gott zu befragen;
    16 sooft sie einen Rechtshandel haben, kommen sie zu mir, damit ich Schiedsrichter zwischen den Parteien sei und ihnen Gottes Rechtssprüche und Entscheidungen kundtue.«
    17 Da sagte sein Schwiegervater zu ihm: »Dein Verfahren ist nicht zweckmäßig;
    18 dabei mußt du selbst und ebenso auch diese Leute, die bei dir stehen, ganz erschöpft werden; denn die Sache ist zu schwer für dich, und du allein kannst sie nicht durchführen.
    19 Nun höre mich an: ich will dir einen Rat geben, und Gott möge mit dir sein! Sei du der Vertreter des Volkes Gott gegenüber und bringe du ihre Anliegen vor Gott!
    20 Mache ihnen daneben die Rechtssprüche und Entscheidungen klar und gib ihnen den Weg an, den sie innezuhalten haben, und das Verfahren, das sie beobachten müssen.
    21 Zugleich sieh dich aber unter dem ganzen Volke nach tüchtigen, gottesfürchtigen und zuverlässigen Männern um, die keiner Bestechung zugänglich sind, und setze diese als Obmänner über sie, die einen über tausend, andere über hundert, andere über fünfzig und andere über zehn,
    22 damit sie dem Volke jederzeit Recht sprechen, und zwar so, daß sie alle wichtigen Sachen vor dich bringen, alle geringfügigen Sachen aber selbst entscheiden! Auf diese Weise verschaffe dir Erleichterung und laß sie die Last mit dir tragen!
    23 Wenn du es so machst und Gott es dir gestattet, so wirst du dabei bestehen können, und auch alle diese Leute werden befriedigt nach Hause zurückkehren.«
    24 Mose befolgte den Rat seines Schwiegervaters und tat alles, was er ihm vorgeschlagen hatte:
    25 er wählte tüchtige Männer aus allen Israeliten aus und setzte sie zu Obmännern über das Volk ein, die einen über tausend, andere über hundert, andere über fünfzig und über zehn.
    26 Diese hatten dem Volk zu jeder Zeit Recht zu sprechen: die schwierigen Sachen legten sie dem Mose vor, aber alle geringfügigen Sachen entschieden sie selbst.
    27 Hierauf ließ Mose seinen Schwiegervater ziehen, und dieser kehrte in sein Land zurück.


    Bemerkungen/ Gedanken:
    • Wenn Moses Schwiegervater nicht die Rolle eines Richters der fremden Götter spielt, könnte er eine Art Questgeber sein, der jetzt prüft, ob die Quest erfüllt ist
    • Die Beschreibung von Moses lässt mich an einen König denken, der für das Volk Gericht hält. Bzw. sollte ich wohl eher umgekehrt denken - ein König, der sich im Mittelalter als göttlich legitimiert sieht und Gericht hält, nimmt die Position von Mose hier ein
    • Witzig, dass ich zuerst an Könige denke, und nicht an Richter. Das Aufgabenbiet ist ja Judikative, während Gott die Legislative ist. Vielleicht, weil es keine wirklich Exekutive gibt bzw. das Gott-Mose-Aaron-Gespann diese Aufgabe wahrgenommen hat.
    • Hat sein Schwiegervater gerade die Öffentliche Verwaltung erfunden? Das macht auf mich einen recht fortschrittlichen Eindruck; wie ein nomadisches Start-Up, das mit seinem Gott-Modell Erfolg hatte und zur Verwaltung der zunehmenden Komplexität und des eigenen Wachstums Hierarchie-Ebenen einzieht. Damit einher gehen dann Overhead-Kosten, um die Hierarchie zu erhalten. Andererseits kann es auch für mehr "Mitarbeiterbindung" sorgen, wenn die eigenen Leute die Chance bekommen, Verantwortung zu übernehmen etc.
    • Mal schauen, was ein Start-Up hier noch mitnehmen könnte (oder jede andere Gruppierung, die sich gewisse Regeln gibt/ ihnen unterliegt) und deutlich größer wird. Diesem Problem begegnet man heutzutage ja auch häufig, nicht nur bei Unternehmen (Schulklasse, Stadtverwaltung, Strategiespieleforum, ...)
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
    Wären die Beiträge der Admins alles, was zählt, dann wäre dieses Forum eine Geisterstadt mit Adventskalender.

  4. #1024
    Zurück im Norden
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    Zitat Zitat von Mongke Khan Beitrag anzeigen
    Achtung Spoiler:
    13 Am folgenden Tage aber hielt Mose eine Gerichtssitzung ab, um dem Volke Recht zu sprechen; und das Volk stand vor Mose vom Morgen bis zum Abend.
    14 Als nun der Schwiegervater Moses sah, was er alles mit dem Volk zu tun hatte, sagte er: »Was machst du dir da mit dem Volk so viel zu schaffen? Warum sitzest du allein zu Gericht, während das ganze Volk vom Morgen bis zum Abend vor dir steht?«
    15 Mose antwortete seinem Schwiegervater: »Ja, das Volk kommt zu mir, um Gott zu befragen;
    16 sooft sie einen Rechtshandel haben, kommen sie zu mir, damit ich Schiedsrichter zwischen den Parteien sei und ihnen Gottes Rechtssprüche und Entscheidungen kundtue.«
    17 Da sagte sein Schwiegervater zu ihm: »Dein Verfahren ist nicht zweckmäßig;
    18 dabei mußt du selbst und ebenso auch diese Leute, die bei dir stehen, ganz erschöpft werden; denn die Sache ist zu schwer für dich, und du allein kannst sie nicht durchführen.
    19 Nun höre mich an: ich will dir einen Rat geben, und Gott möge mit dir sein! Sei du der Vertreter des Volkes Gott gegenüber und bringe du ihre Anliegen vor Gott!
    20 Mache ihnen daneben die Rechtssprüche und Entscheidungen klar und gib ihnen den Weg an, den sie innezuhalten haben, und das Verfahren, das sie beobachten müssen.
    21 Zugleich sieh dich aber unter dem ganzen Volke nach tüchtigen, gottesfürchtigen und zuverlässigen Männern um, die keiner Bestechung zugänglich sind, und setze diese als Obmänner über sie, die einen über tausend, andere über hundert, andere über fünfzig und andere über zehn,
    22 damit sie dem Volke jederzeit Recht sprechen, und zwar so, daß sie alle wichtigen Sachen vor dich bringen, alle geringfügigen Sachen aber selbst entscheiden! Auf diese Weise verschaffe dir Erleichterung und laß sie die Last mit dir tragen!
    23 Wenn du es so machst und Gott es dir gestattet, so wirst du dabei bestehen können, und auch alle diese Leute werden befriedigt nach Hause zurückkehren.«
    24 Mose befolgte den Rat seines Schwiegervaters und tat alles, was er ihm vorgeschlagen hatte:
    25 er wählte tüchtige Männer aus allen Israeliten aus und setzte sie zu Obmännern über das Volk ein, die einen über tausend, andere über hundert, andere über fünfzig und über zehn.
    26 Diese hatten dem Volk zu jeder Zeit Recht zu sprechen: die schwierigen Sachen legten sie dem Mose vor, aber alle geringfügigen Sachen entschieden sie selbst.
    27 Hierauf ließ Mose seinen Schwiegervater ziehen, und dieser kehrte in sein Land zurück.


    Bemerkungen/ Gedanken:
    • Wenn Moses Schwiegervater nicht die Rolle eines Richters der fremden Götter spielt, könnte er eine Art Questgeber sein, der jetzt prüft, ob die Quest erfüllt ist
    • Die Beschreibung von Moses lässt mich an einen König denken, der für das Volk Gericht hält. Bzw. sollte ich wohl eher umgekehrt denken - ein König, der sich im Mittelalter als göttlich legitimiert sieht und Gericht hält, nimmt die Position von Mose hier ein
    • Witzig, dass ich zuerst an Könige denke, und nicht an Richter. Das Aufgabenbiet ist ja Judikative, während Gott die Legislative ist. Vielleicht, weil es keine wirklich Exekutive gibt bzw. das Gott-Mose-Aaron-Gespann diese Aufgabe wahrgenommen hat.
    • Hat sein Schwiegervater gerade die Öffentliche Verwaltung erfunden? Das macht auf mich einen recht fortschrittlichen Eindruck; wie ein nomadisches Start-Up, das mit seinem Gott-Modell Erfolg hatte und zur Verwaltung der zunehmenden Komplexität und des eigenen Wachstums Hierarchie-Ebenen einzieht. Damit einher gehen dann Overhead-Kosten, um die Hierarchie zu erhalten. Andererseits kann es auch für mehr "Mitarbeiterbindung" sorgen, wenn die eigenen Leute die Chance bekommen, Verantwortung zu übernehmen etc.
    • Mal schauen, was ein Start-Up hier noch mitnehmen könnte (oder jede andere Gruppierung, die sich gewisse Regeln gibt/ ihnen unterliegt) und deutlich größer wird. Diesem Problem begegnet man heutzutage ja auch häufig, nicht nur bei Unternehmen (Schulklasse, Stadtverwaltung, Strategiespieleforum, ...)
    Auf der Wüstenwanderung werden die eher nicht größer. Du hast aber recht, im Land Israel wird man sich noch einige Zeit mit den "Richtern" behelfen, die zugleich das Volk (oder einen Teil davon) im Kampf anführen und Recht sprechen, bis man dann die Monarchie einführt. Es ist natürlich auch sinnvoll, Gerichtsurteile denjenigen zu übertragen, die über großes Ansehen verfügen.

  5. #1025
    Kaktuskiller Avatar von Xenoom
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    Monarchie erforschen die erst in ein paar Runden (Jarhunderten)

  6. #1026
    der 397ste von 29355 Avatar von X_MasterDave_X
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    Zitat Zitat von Jon Snow Beitrag anzeigen
    Hier ist man aber mittlerweile deutlich vorsichtiger, weil man damit leicht zu einem Zirkelschluss gelangt: Eine ähnliche Erzählung ist angeblich ein Zeichen für eine Dopplung > Die Dopplung belegt, das der Text nicht aus einer Hand stammen kann > Es müssen mehrere Quellen zusammengefügt worden sein > Wir sehen in jeder ähnlichen Erzählung eine Dublette und damit eine eigene Quelle. So kommt man dann flugs zum Jahwisten und Elohisten und zu einem Theoriegebäude, bei dem irgendwelche Textschnipsel einer Quelle zuordnen kann, obwohl die so nie eine Geschichte ergeben haben können.
    Du hälst es also für wahrscheinlich dass aus nur einer Quelle 3 fast identische Erzählungen der selben Grundgeschichte stammen, oder gar dass diese 3 Versionen alle so auch statt gefunden haben? Sprich der Stadtkönig von Gerar fiel gleich 2x auf die selbe Familie herein, und hat einmal die Frau Abrahams als deren angebliche Schwester heiraten wollen, und es ist ihm 30-40 Jahre später im Greisenalter derselbe Fehler gleich nochmal passiert als er die Ehefrau des Sohnes Abrahams mit genau demselben Schwesterntrick wieder heiraten wollte? Und Abraham ist ebenso aus der Geschichte mit dem Pharao und dem Schwesterntrick nicht schlauer geworden, nachdem selbst Gott persönlich eingreifen musste um seine Frau vor dem ägyptischen König zu erretten, auf der ja eine Prophezeiung lag, dass sie die Stamm-Mutter von Abrahams Nachkommen sein sollte, und hat dann denselben Fehler gleich wieder mit dem Stadtkönig von Gerar durch gezogen und sie gleich wieder als seine Schwester ausgegeben? Und welchen Grund genau sollte nur 1 Schreiber haben diese Geschichte hintereinander in der Buchrolle Genesis 3 mal nieder zu schreiben? Hielt er alle 3 Überlieferungen für authentisch? Und wenn das nur die einzige Doublette oder wie in diesem Fall gar eine Triplette gewesen wäre....was aber ist mit den Dutzenden von anderen Doubletten in der Thora? Die stammen alle aus nur einer Schreiberhand...gar von Moses selbst? In der Sintfluterzählung wechselt er ständig zwischen 2 Tieren jeder reinen Art zu 7 Tieren jeder reinen Art, und gleichzeitig von 40 Tagen Flut zu 365 Tagen Flutzeit? Wie genau will man das erklären?

    Außerdem müsste man dann fragen, wo die eigentlich alle ihre eigene, aber mit anderen kompatible Version uralter Ereignisse herhatten und weshalb der Redaktor genötigt gewesen sein soll, alle einzufügen.
    Er müsste sicher nicht alle Überlieferungen einfügen. Als aber das Nordreich Israels vernichtet war, und viele Flüchtlinge in Josias Südreich Juda kamen, und ihre Schriftrollen mitnahmen, war es im Sinne des Königs die nördlichen Brüder in den eignen Kult aufzunehmen, und als Gegenleistung natürlich nicht alles von deren Überlieferungen für Blödsinn zu erklären. Wollte man in Koexistenz und Freundschaft auskommen mussten Kompromisse gemacht werden.





    Es gibt beispielsweise keinen Hinweis darauf, dass zur Zeit des judäischen Königreiches mehrere Priestergruppen konkurriert hätten.
    Also da gibt es etliche Hinweise, beim Thema Aaronitische Priesterschaft und Zadokitische Priesterschaft schon in der Königszeit, aber natürlich noch viel mehr in der babylonischen Exilszeit und danach, die für die Niederschrift der Thora ja viel wichtiger ist, da sie in dieser Zeit vermutlich mehrfach überarbeitet wurde. - Da kann ich eigentlich nur wieder die Seite von Bibelwissenschaft.de direkt zitieren:

    Achtung Spoiler:
    3. Zur Geschichte der Aaroniden

    Die gegensätzlichen Beurteilungen Aarons sind am ehesten mit Rivalitäten zwischen verschiedenen Priestergruppen zu erklären.

    3.1. Die Priesterschaft von Bethel während der Königszeit

    → Bethel war zur Zeit des Nordreichs der Sitz des Staatskultes, doch wurde der Ort nach der assyrischen Eroberung 722 v. Chr. nur noch negativ als Hort des Sünde beurteilt. Da nichts dafür spricht, dass es sich bei der Verbindung Aarons mit Bethel um eine völlig fiktive antiaaronidische Polemik handelt, galt Aaron ursprünglich vermutlich als der Ahnvater der Priesterschaft von Bethel. Für diese häufig vertretene These sprechen drei Beobachtungen: 1) Das → Goldene Kalb stellt eine Verbindung zwischen Aaron und Bethel her. Es stand nach 1Kön 12,29 in Bethel, und sein Prototyp ist nach Ex 32,1-6 von Aaron angefertigt worden. 2) Ri 20,27-28 lokalisiert die Aaroniden in Bethel. Die späte Notiz dürfte sachlich richtig sein, weil sie im Kontext bedeutungslos und deswegen unverdächtig ist. 3) Die beiden ältesten Söhne Aarons tragen fast die gleichen Namen wie die beiden Söhne Jerobeams, des obersten Dienstherrn von Bethel, nämlich Nadab und Abia bzw. Abihu. Die Priester von Bethel waren also Aaroniden und galten nicht als Leviten (vgl. Ex 32,25-29; 1Kön 12,31). Was nach der assyrischen Eroberung bzw. der Beseitigung des Betheler Kultes aus ihnen wurde, wissen wir nicht.

    3.2. Die Priesterschaft Israels in exilisch-nachexilischer Zeit

    Das Deuteronomium kennt kein aaronidisches Priestertum. Aaron erscheint – außer in der Todesnotiz Dtn 10,6 (vgl. Dtn 32,50) – nur negativ als der Erbauer des Goldenen Kalbs, den Gott in seinem Zorn fast getötet hätte (Dtn 9,20). Mit dem Betheler Kult, der als Inbegriff der Sünde gilt, wird Aaron als Ahnherr der dortigen Priesterschaft negativ gesehen. Auch in Josua bis 2. Könige (→ Deuteronomistisches Geschichtswerk) ist – außer in Jos 21 bei der Zuweisung der Asyl- und Levitenstädte – von Aaron nie als Priester die Rede. Er erscheint nur an wenigen Stellen, und zwar als Vater Eleasars (Jos 24,33; Ri 20,28) und in Rückblicken auf die Befreiung Israels aus Ägypten (Jos 24,5; 1Sam 12,6.8). Auf diese bezieht sich auch Aarons einzige Erwähnung in den Prophetenbüchern (Mi 6,4). Im Ezechielbuch, das auf einen Propheten zurückgeht, der selbst Priester war, ist von Aaron nie die Rede; vielmehr gelten die Zadokiden, die während der Königszeit das Jerusalemer Priestertum stellten, aber ins Exil verschleppt worden waren, als das einzig legitime Priestergeschlecht (Ez 44,15-31; → Zadok), das deswegen als Trägerkreis des Ezechielbuchs anzusehen ist. Dieses Priestergeschlecht war eng mit dem Königtum des Südreichs verflochten und stand dem Betheler Staatskult des Nordreichs distanziert gegenüber.

    Ein ganz anderes Bild zeigt in exilisch-nachexilischer Zeit die Priesterschrift – die Grundschicht und ausführlich die Ergänzungsschicht (→ Priesterschrift). Sie betrachtet Aaron, den sie zu einem Leviten macht (Ex 6,16-20), – vielleicht in Aufnahme entsprechender Vorstellungen aus Bethel – als ersten Priester Israels und damit als Ahnvater aller Priester. Dabei hat sie sicher die Jerusalemer Priesterschaft der nachexilischen Zeit im Blick. Die Aaroniden gelten ihr damit als das einzig legitime Priestergeschlecht, so dass nur Söhne Aarons Priester sein können. Die (nicht-aaronidischen) Leviten dürfen nur als Diener fungieren (Num 3,5-10).

    Für den Aufstieg Aarons war vielleicht ausschlaggebend, dass die Priesterschrift ihren Entwurf vom Sinai her konzipiert. Das machte es ihr unmöglich, Zadok, den traditionellen Ahnvater der Jerusalemer Priesterschaft, der erst zur Zeit Davids amtierte, zum Ahnvater aller Priester zu machen. Der Verfasser musste auf einen anderen priesterlichen Ahnvater zurückgreifen, und da legte es sich nahe, die Aaron-Überlieferung, die bereits mit der Sinai-Tradition verbunden war, aufzunehmen und Aaron zum Ahnvater der Jerusalemer Priesterschaft werden zu lassen (vgl. Gunneweg, 1965, 145). Möglich ist jedoch auch, dass sich in der neuen Bedeutung Aarons realpolitische Verhältnisse spiegeln. Nachdem die Zadokiden nach Babylon deportiert worden waren, mögen die Aaroniden ihren Einfluss nach Juda ausgeweitet und in Jerusalem an ihre Stelle getreten sein (vgl. Schaper, 2000, 168-174.269-279).

    Die Chronikbücher führen die Gedanken der Priesterschrift weiter. Aaron und seine Söhne werden auch hier als die einzig legitimen Priester angesehen (1Chr 6,34; 1Chr 23,13), und außer ihnen darf niemand, nicht einmal der König, Jahwe Räucheropfer darbringen (2Chr 26,16-21). Die Leviten werden wie in der Priesterschrift als Diener der aaronidischen Priester betrachtet (1Chr 23,27-32).

    Der Konflikt, zu dem es nach der Rückkehr der Zadokiden aus dem Exil mit den inzwischen etablierten Aaroniden gekommen sein dürfte, wird in den → Chronikbüchern durch eine genealogische Verbindung der Geschlechter gelöst. Zadok wird im Stammbaum Levis zu einem Nachfahren Aarons gemacht (1Chr 5,27-34; 1Chr 6,35-38; vgl. 1Chr 24,3). Die Zadokiden mögen an dieser Verbindung Interesse gehabt haben, weil sie so in der inzwischen als normativ geltenden Heilszeit Israels verankert und damit legitimiert wurden (vgl. Albertz, 1992, 224). Die Verbindung findet sich auch im Stammbaum → Esras, der über Zadok auf Aaron zurückgeht (Esr 7,1-5).

    Im 2. Jh. v. Chr. findet das zadokidische Priestertum mit dem Untergang der → Oniaden ein Ende. Jedoch führte sich das hasmonäische Priestertum der → Makkabäer genealogisch auf den Eiferer Pinhas, einen Enkel Aarons, und damit implizit auf Aaron zurück (1Makk 2,54).

    Jesus Sirach bietet in seinem Lob der Väter – in Auseinandersetzung mit priesterkritischer, prolevitischer Literatur der Zeit (vgl. Fabry, 214) – einen überschwänglichen Lobpreis Aarons. Aaron war es, mit dem Gott einen ewigen Bund geschlossen und dem er die Gebote gegeben hat (Sir 45,6-22 [Lutherbibel: Sir 45,7-27]; → Jesus Sirach). Die Priester, die nach Sir 7,29-31 (Lutherbibel: Sir 7,31-33) zu ehren sind, bezeichnet Sirach als Söhne Aarons (Sir 50,13.16 [Lutherbibel: Sir 50,15.18]).



    Und bei dem oben von mir genannten Jeremia Zitat, bei der er eine der damals umlaufenden Thora-Fassungen als Lügenschrift direkt angreift, sollte man nicht vergessen, dass der Prophet Jeremia selbst aus dem Priestergeschlecht zu Anatot im Lande Benjamin gehörte, diese stand in Gegnerschaft zu den Zadokiden, siehe hierzu die Ausführungen zum Oberpriester Abjatar, der von Salomo verbannt wurde, als sich dieser im Erbfolgestreit auf die Seite von Salomos Bruder stellte:

    Aus 2Sam 8,17; 2Sam 20,25; 1Chr 18,16 ist zu schließen, dass Abjatar und sein Sohn → Ahimelech während der Königsherrschaft Davids zu dessen wichtigsten Beamten gehören. Zusammen mit → Zadok bekleidet Abjatar das Amt des Oberpriesters. Unklar ist allerdings, ob in 2Sam 8,17 und 1Chr 18,16 ein Schreibfehler vorliegt und eigentlich „Abjatar, der Sohn Ahimelechs“ gemeint ist, oder ob der Text hier wirklich den Sohn Abjatars meint, der dann den Namen seines Großvaters trug.

    Abjatar bleibt David immer treu, auch während des Aufstands → Absaloms. Bei den Rivalitäten um die Thronnachfolge Davids ergreift er aber gegen Salomo die Partei → Adonijas. Als Salomo der Verschwörung ein Ende macht, wird Abjatar wegen seiner Treue zu Salomos Vater David als Einzigem das Leben geschenkt. Er wird auf seinen Familienbesitz nach Anatot verbannt.

    Damit endet auch die Zusammenarbeit und Gleichstellung des Landpriesters Abjatar mit dem städtischen (Jerusalemer) Priester Zadok. Während der Königsherrschaft Davids haben sich diese beide Elemente im Gleichgewicht gehalten, jetzt aber findet eine Gewichtsverschiebung zugunsten des kanaanäischen städtischen Elements statt. Es wird behauptet, Abjatar habe aus Anatot eine Oppositionsbewegung gegen die Jerusalemer Priesterhierarchie entstehen lassen, dessen späterer Vertreter → Jeremia sein soll (Jer 1,1).
    Zitat Zitat von Jeremia 1,1
    1Dies sind die Worte Jeremias, des Sohnes Hilkijas, aus dem Priestergeschlecht zu Anatot im Lande Benjamin.


    Link zu Abjatar

  7. #1027
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    Mir leuchtet das nicht wirklich ein: Eine rein literarisch erschlossene Redaktionsschicht - die zugleich eine eigene Quelle sein soll - wird als Beleg dafür angeführt, dass es einen Streit zweier Priestergruppen gegeben haben soll. Dann werden Spekulationen darüber angestellt, welche Konflikte man sich vorstellen kann - das sind naturgemäß viele - und es werden irgendwelche Behauptungen aufgeführt, die aber passivisch formuliert bleiben. Es gibt auch keinen wirklichen Grund für diese Gegenüberstellung, zumal Aaron und Zadok nun wirklich nicht derselben Zeit angehören.

  8. #1028
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    Zitat Zitat von X_MasterDave_X Beitrag anzeigen
    Du hälst es also für wahrscheinlich dass aus nur einer Quelle 3 fast identische Erzählungen der selben Grundgeschichte stammen, oder gar dass diese 3 Versionen alle so auch statt gefunden haben? Sprich der Stadtkönig von Gerar fiel gleich 2x auf die selbe Familie herein, und hat einmal die Frau Abrahams als deren angebliche Schwester heiraten wollen, und es ist ihm 30-40 Jahre später im Greisenalter derselbe Fehler gleich nochmal passiert als er die Ehefrau des Sohnes Abrahams mit genau demselben Schwesterntrick wieder heiraten wollte? Und Abraham ist ebenso aus der Geschichte mit dem Pharao und dem Schwesterntrick nicht schlauer geworden, nachdem selbst Gott persönlich eingreifen musste um seine Frau vor dem ägyptischen König zu erretten, auf der ja eine Prophezeiung lag, dass sie die Stamm-Mutter von Abrahams Nachkommen sein sollte, und hat dann denselben Fehler gleich wieder mit dem Stadtkönig von Gerar durch gezogen und sie gleich wieder als seine Schwester ausgegeben? Und welchen Grund genau sollte nur 1 Schreiber haben diese Geschichte hintereinander in der Buchrolle Genesis 3 mal nieder zu schreiben? Hielt er alle 3 Überlieferungen für authentisch?
    Zunächst einmal handelt es sich um eine literarische Quelle. Und ja, da gibt es mehr Möglichkeiten als "Dumpfschädel oder Königsschmeichler X hat gar nicht gemerkt, dass das dreimal dasselbe ist" und "es ist genau so passiert wie dort festgehalten". Wenn du es für eine politisch motivierte Dublette - etwa anstelle eines literarischen Stilmittels hältst - solltest du zumindest erklären können, wem so etwas wichtig gewesen sein soll?

  9. #1029
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    Mir leuchtet nicht ein wie jemand auf die Idee kommen kann dass alle 5 Bücher Mose, von einem historischen Mose stammen sollen, zumal das ja nicht einmal für die Thora selbst irgendwo behauptet wird. Auch der Inhalt klingt so fantastisch, woher hat er all das Wissen über die Zeit vor ihm...ja zurück bis in die Urzeiten der Welt, obwohl er ja selbst kaum dabei gewesen sein kann? Und wieso hat er verdächtig viele Vorstellungen aus der Denk- Schreib- und Handlungsweise der Menschen im 7. Jahrhundert vor unserer Zeit? Speziell da er ja selbst irgendwann im 12. bis 14 Jahrhundert v. Chr. , gelebt haben soll, nach eigenen Auskünften. Wieso glaubt er Völker in Kanaan in jener Zeit gesehen zu haben, die nachweislich zu dieser Zeit dort gar nicht lebten, tatsächlich beschreibt er Verhältnisse aus dem 7. Jahrhundert v. Chr.. Und wieso schreibt er etliches mehrfach auf, wild verstreut im Text? Was soll ihn dazu motiviert haben? Fragen über Fragen.

    Ehrlich gesagt verstehe ich auch nicht wirklich was dein Standpunkt zu den 5 Büchern Mose ist. Du erklärst zwar gerne dass du die Ansicht anderer für falsch hälst, aber weihst uns nicht ein, was du dann für richtig oder wahrscheinlicher hälst.

  10. #1030
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    Wir reden ja im Augenblick nicht über "die fünf Bücher Mose", sondern über einige konkrete Textstellen. Zudem behaupte ich nicht, dass ich "die Ansichten anderer für falsch" halte, sondern schlage vor, die Texte zunächst einmal in ihrer endgültigen Gestalt ernst zu nehmen. Du bist (meiner natürlich subjektiven Einschätzung nach) immer sehr schnell damit, Dubletten, Anachronismen etc. zu vermuten und formulierst das dann (für meinen Geschmack) sehr apodiktisch, als handle es sich um eine allgemein anerkannte Tatsache. Diese Wertung beruht aber auf einer bestimmten Herangehensweise, die in der Literaturwissenschaft wegen ihrer Fehleranfälligkeit und starken Beliebigkeit nicht mehr mehrheitsfähig ist.

    Ein Beispiel wäre die von dir genannte Priesterschrift. Sie beruht ursprünglich auf dem Versuch, durchgehende Quellen im Pentateuch zu finden, die sozusagen die ganzen fünf Bücher durchziehen und eine eigene theologische Position vertreten. Zwei der im frühen 20. Jh. angeblich identifizierten drei Quellen - der "Jahwist" und der "Elohist" gelten selbst bei den besonders selbstbewussten Exegeten mittlerweile als Phantasiegebilde. Bei der "Priesterschrift" ist im Einzelnen sehr umstritten, welche Texte dazugehören und ob es sich überhaupt um eine eigenständige Quelle oder eine Redaktionsschicht handelt. Dazu kommt dann, dass über die "Verhältnisse aus dem 7. Jh." und die "Denk-, Schreib- und Handlungsweise der Menschen im 7. Jh." nicht ganz so viel bekannt ist, wie du vielleicht annimmst. Darauf wird doch man in aller Höflichkeit hinweisen dürfen, wenn solche Behauptungen aufgestellt werden?

  11. #1031
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Achtung Spoiler:
    1 Im dritten Monat nach dem Auszug der Israeliten aus Ägypten, an diesem Tage kamen sie in die Wüste Sinai.
    2 Sie waren nämlich von Rephidim aufgebrochen und in die Wüste Sinai gelangt und lagerten sich dort in der Wüste, und zwar dem Berg gegenüber.
    3 Als Mose dann zu Gott hinaufstieg, rief der HERR ihm vom Berge herab die Worte zu: »So sollst du zum Hause Jakobs sprechen und den Kindern Israels verkündigen:
    4 ›Ihr habt selbst gesehen, was ich an den Ägyptern getan und wie ich euch auf Adlersflügeln getragen und euch hierher zu mir gebracht habe.
    5 Und nun, wenn ihr meinen Weisungen willig gehorcht und meinen Bund haltet, so sollt ihr aus allen Völkern mein besonderes Eigentum sein; denn mir gehört die ganze Erde;
    6 ihr aber sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein.‹ Das sind die Worte, die du den Israeliten verkünden sollst.«
    7 Da ging Mose hin, berief die Ältesten des Volkes und teilte ihnen alle diese Worte mit, die der HERR ihm aufgetragen hatte.
    8 Das ganze Volk aber antwortete einmütig: »Alles, was der HERR geboten hat, wollen wir tun!« Als hierauf Mose dem HERRN die Antwort des Volkes überbracht hatte,
    9 sagte der HERR zu Mose: »Ich werde diesmal in dichtem Gewölk zu dir kommen, damit das Volk es hört, wenn ich mit dir rede, und dir für immer Glauben schenkt.« [Mose aber berichtete dem HERRN die Antwort des Volkes.] 10 Dann sagte der HERR weiter zu Mose: »Gehe zum Volk und laß sie sich heute und morgen heiligen und ihre Kleider waschen,
    11 damit sie übermorgen bereit sind! Denn übermorgen wird der HERR vor den Augen des ganzen Volkes auf den Berg Sinai herabfahren.
    12 Bestimme daher dem Volk ringsum eine Grenze und sage ihnen: ›Hütet euch wohl, an dem Berge emporzusteigen oder auch nur seinen Fuß zu berühren! Wer den Berg berührt, der ist des Todes!
    13 Niemandes Hand darf ihn berühren, sondern ein solcher soll gesteinigt oder erschossen werden: weder ein Tier noch ein Mensch darf am Leben bleiben! Erst wenn das Widderhorn geblasen wird, dürfen sie am Berge emporsteigen.‹«
    14 Darauf stieg Mose vom Berge zum Volk hinab und ließ das Volk sich heiligen, und sie wuschen ihre Kleider; 15 auch gebot er dem Volke: »Haltet euch für übermorgen bereit: keiner nahe sich bis dahin einem Weibe!« 16 Am dritten Tage aber, als es Morgen wurde, entstand ein Donnern und Blitzen; schweres Gewölk lag auf dem Berge, und gewaltiger Posaunenschall ertönte, so daß das ganze Volk, das sich im Lager befand, zitterte.
    17 Da führte Mose das Volk aus dem Lager hinaus, Gott entgegen, und sie stellten sich am Fuß des Berges auf. 18 Der Berg Sinai aber war ganz in Rauch gehüllt, weil der HERR im Feuer auf ihn herabgefahren war; Rauch stieg von ihm auf wie der Rauch von einem Schmelzofen, und der ganze Berg erbebte stark.
    19 Und der Posaunenschall wurde immer stärker: Mose redete, und Gott antwortete ihm mit lauter Stimme. 20 Als nun der HERR auf den Berg Sinai, auf den Gipfel des Berges, hinabgefahren war, berief er Mose auf den Gipfel des Berges, und Mose stieg hinauf.
    21 Da befahl der HERR dem Mose: »Steige hinab, warne das Volk, daß sie ja nicht zum HERRN durchbrechen, um ihn zu schauen, sonst würde eine große Zahl von ihnen ums Leben kommen!
    22 Auch die Priester, die sonst dem HERRN nahen dürfen, müssen die Heiligung an sich vollziehen, damit der HERR nicht gegen sie losfährt.«
    23 Da erwiderte Mose dem HERRN: »Das Volk kann ja nicht auf den Berg Sinai hinaufsteigen; denn du selbst hast uns gewarnt und mir geboten, eine Grenze um den Berg festzusetzen und ihn für unnahbar zu erklären.« 24 Doch der HERR antwortete ihm: »Steige hinab und komm dann mit Aaron wieder herauf! Die Priester aber und das Volk dürfen die festgesetzte Grenze nicht überschreiten, um zum HERRN hinaufzusteigen, damit er nicht gegen sie losfährt.«
    25 Da stieg Mose zum Volk hinab und kündigte es ihnen an.


    Bemerkungen/ Gedanken:
    • Gott hat sich ein Lieblingsvolk ausgesucht - wobei ich die Bezeichnung als "mein Eigentum" nach dem Ende der Sklaverei ein wenig zynisch finde... Vom Lateinischen könnte man es noch mit "Vermögen" oder "Vieh" übersetzen.
    • Haben Sie jetzt die Theokratie? "Königreich von Priestern" klingt danach.
    • Gott wird das erste Mal direkt zu den Leuten sprechen und nicht mehr sein Sprachmoses benutzen Bemerkenswert finde ich, dass er das erst macht, als das Volk hörig ist (Vers 8) - er beweist sich erst, als der Glaube da ist, und nicht, um den Glauben zu erzwingen. Und: wieder will er als Wolke auftauchen Emoticon: holmes
    • Wenn mich nicht alles täuscht, geht es jetzt auf die 10 Gebote zu? Das war ja der Berg Sinai. Dafür wird jetzt alles gereinigt (Kleider waschen, kein Emoticon: hibbeln, keiner darf den Berg betreten)
    • Elberfelder hat btw den "Fuß des Berges" mit dem "Ende des Berges" übersetzt. Mir gefällt das Stilmittel, das sich im Deutschen durch den Fuß ergibt im Bezug auf die Hand.
    • Dichter Rauch auf dem Gipfel... der Berg erbebt... klingt ein bisschen nach einem Vulkanausbruch. Da reichen mir die Bilder, die hin und wieder um die Welt gehen, wenn so ein Ding ausbricht, um mir vorzustellen, was für einen Eindruck das auf nicht aufgeklärte Leute gemacht haben muss. Zu so einer Katastrophe würde auch die Warnung passen, sich nicht zu nähern.
    • So ein Moses, der trotzdem geht, muss dann wie ein toller Hecht gewirkt haben
    • Das "gegen sie losfahren" übersetzen alle 4 deutschen Quellen unterschiedlich; der Herr soll nicht "zwischen sie fahren" (Luther), nicht "in sie einbrechen" (Elberfelder), nicht "gegen sie losfährt" und keine "Bresche in ihre Reihe schlägt". Letzteres macht auf mich eher einen militärischen Eindruck, das von Elberfelder ein bisschen mehr nach Naturkatastrophe


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    Wären die Beiträge der Admins alles, was zählt, dann wäre dieses Forum eine Geisterstadt mit Adventskalender.

  12. #1032
    der 397ste von 29355 Avatar von X_MasterDave_X
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    Zitat Zitat von Jon Snow Beitrag anzeigen
    Wir reden ja im Augenblick nicht über "die fünf Bücher Mose", sondern über einige konkrete Textstellen. Zudem behaupte ich nicht, dass ich "die Ansichten anderer für falsch" halte, sondern schlage vor, die Texte zunächst einmal in ihrer endgültigen Gestalt ernst zu nehmen. Du bist (meiner natürlich subjektiven Einschätzung nach) immer sehr schnell damit, Dubletten, Anachronismen etc. zu vermuten und formulierst das dann (für meinen Geschmack) sehr apodiktisch, als handle es sich um eine allgemein anerkannte Tatsache. Diese Wertung beruht aber auf einer bestimmten Herangehensweise, die in der Literaturwissenschaft wegen ihrer Fehleranfälligkeit und starken Beliebigkeit nicht mehr mehrheitsfähig ist.

    Ein Beispiel wäre die von dir genannte Priesterschrift. Sie beruht ursprünglich auf dem Versuch, durchgehende Quellen im Pentateuch zu finden, die sozusagen die ganzen fünf Bücher durchziehen und eine eigene theologische Position vertreten. Zwei der im frühen 20. Jh. angeblich identifizierten drei Quellen - der "Jahwist" und der "Elohist" gelten selbst bei den besonders selbstbewussten Exegeten mittlerweile als Phantasiegebilde. Bei der "Priesterschrift" ist im Einzelnen sehr umstritten, welche Texte dazugehören und ob es sich überhaupt um eine eigenständige Quelle oder eine Redaktionsschicht handelt. Dazu kommt dann, dass über die "Verhältnisse aus dem 7. Jh." und die "Denk-, Schreib- und Handlungsweise der Menschen im 7. Jh." nicht ganz so viel bekannt ist, wie du vielleicht annimmst. Darauf wird doch man in aller Höflichkeit hinweisen dürfen, wenn solche Behauptungen aufgestellt werden?
    Wie ich schon mal sagte, man wird nie zu 100% herausfinden können wer, oder wie viele diese Texte über die Jahrhunderte von einzelnen oder ganzen Priestergruppen verändert wurden und welche Textteile genau. Sicher, und absolut mehrheitsfähig ist aber, dass die 5 Bücher Mose keineswegs aus einem Guß sind, sprich von einem einzelnen Schreiber stammen.

    Nur mal kurz zu Wiki zum Thema Autorschaft der Thora

    Zitat Zitat von Wiki
    Autorschaft

    Der jüdische Talmud und das christliche Neue Testament schreiben diese fünf Bücher dem Mose zu und betrachten die Ereignisse von der Schöpfung bis zur Landverteilung in Kanaan (Dtn 33) als direkte Offenbarung Gottes an ihn. Das 5. Buch Mose endet mit dem Kapitel über seinen Tod (Dtn 34), das der Talmud demgemäß seinem Nachfolger Josua zuschreibt. Mose habe diese Offenbarung zuvor schriftlich festgehalten. Sie sei dann bis auf unwesentliche Kopierfehler wortgetreu überliefert worden: Diese Ansicht vertreten heute noch das orthodoxe Judentum und teilweise evangelikale Christen und verschiedene Gruppen des fundamentalistischen Christentums.

    Die Autorschaft des Mose wurde schon im Mittelalter angezweifelt. Der jüdische Gelehrte Ibn Esra bemerkte, dass die Schriften die Ereignisse ohne Ich-Erzähler darstellen und zwischen der Zeit des Mose und der Zeit des Erzählers oder der Erzähler unterscheiden. Er sah Widersprüche, die Mose als Schriftautor ausschließen: So blickt z. B. Gen 12,6 auf die Zeit zurück, als Kanaanäer das Land noch bewohnten, weist also auf eine Aufzeichnung nach der Ansiedelung Israels in Kanaan hin. Ferner hielt Mose die Reden des 5. Buches nach Dtn 1,1 bis zu seinem Tod mündlich, so dass sie bereits ein anderer aufgezeichnet haben müsse.

    Im 16. Jahrhundert bestritten Reformatoren wie Andreas Karlstadt die Autorschaft des Mose und sahen den Priester und Torakundigen Esra (etwa 440 v. Chr.) als Redaktor, der die fünf Bücher aus älteren Teilen der Tora zusammengestellt habe (Esra 7,6 EU). Er erscheint auch im Talmud als Bearbeiter der Tora.

    Thomas Hobbes stellte zahlreiche Aussagen aus dem Pentateuch zusammen, aber er sammelte nicht nur die Fakten, sondern zog auch den Schluss daraus, dass Mose nicht der alleinige Autor habe sein können.[1]

    Ebenfalls im 17. Jahrhundert veröffentlichte Baruch Spinoza die Beobachtungen Ibn Esras und leitete damit die historische Pentateuchkritik ein. Im Zuge der Aufklärung wurden dann verschiedene Theorien zur Entstehung des Pentateuch aufgestellt, auf denen die heutige Forschung aufbaut. Auf der Basis einer immer differenzierteren Textanalyse und neuerer archäologischer und altorientalistischer Forschungsergebnisse nehmen heute die meisten Forscher an, dass der Pentateuch seine redaktionelle Endgestalt erst nach dem babylonischen Exil im 5. Jahrhundert v. Chr. gewann. Sie wird auf die Priester in Israel, vor allem am Jerusalemer Tempel, zurückgeführt. Seine ältesten, lange Zeit mündlich überlieferten Stoffe reichen jedoch bis 1500 v. Chr. zurück.

    Um ca. 440 v. Chr. wurde der Pentateuch als Tora kanonisiert und bildet seitdem den Hauptteil des Tanach mit normativem Charakter für die jüdische Religion. Eine Motivation dafür sieht die Forschung darin, einen Zusammenhalt der Volksstämme in Israel durch eine „definitive“ Religion sicherzustellen und Widersprüche in älteren heterogenen Überlieferungen auszugleichen.

  13. #1033
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    1 Hierauf redete Gott alle diese Worte und sprach:
    2 »Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten hinausgeführt hat, aus dem Diensthause.
    3 Du sollst keine anderen Götter haben neben mir!
    4 Du sollst dir kein Gottesbild anfertigen noch irgendein Abbild weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf der Erde, noch von dem, was im Wasser unterhalb der Erde ist!
    5 Du sollst dich vor ihnen nicht niederwerfen und ihnen nicht dienen! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der die Verschuldung der Väter heimsucht an den Kindern, an den Enkeln und Urenkeln bei denen, die mich hassen,
    6 der aber Gnade erweist an Tausenden von Nachkommen derer, die mich lieben und meine Gebote halten. 7 Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht mißbrauchen! Denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht.
    8 Gedenke des Sabbattages, daß du ihn heilig hältst!
    9 Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Geschäfte verrichten!
    10 Aber der siebte Tag ist ein Feiertag zu Ehren des HERRN, deines Gottes: da darfst du keinerlei Geschäft
    verrichten, weder du selbst noch dein Sohn oder deine Tochter, weder dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch der Fremdling, der bei dir in deinen Ortschaften weilt!
    11 Denn in sechs Tagen hat der HERR den Himmel und die Erde geschaffen, das Meer und alles, was in ihnen ist; aber am siebten Tage hat er geruht; darum hat der HERR den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt.
    12 Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Lande, das der HERR, dein Gott, dir geben wird!
    13 Du sollst nicht töten!
    14 Du sollst nicht ehebrechen!
    15 Du sollst nicht stehlen!
    16 Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen gegen deinen Nächsten!
    17 Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus!
    18 Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, noch seinen Knecht, noch seine Magd, noch sein Rind, noch seinen Esel, noch irgend etwas, was deinem Nächsten gehört.«



    Bemerkungen/ Gedanken
    • Die 1010 Gebote
    • Die kenne ich wegen eines Liedes der Toten Hosen sogar relativ gut (im Selbsttest hab ich nur zwei vergessen). Aber der Reihe nach...


    1. Keine anderen Götter, also Monotheismus bzw. "Glaubensmonopol"; das habe ich vergessen bzw. mit Gebot 2 verschmolzen. Habe ich keinen Bezug zu.
    2. Keine Götzen; ich hatte nicht auf dem Schirm, dass sich das nicht nur auf Gott, sondern auch den Himmel und das Untererdreich bezieht. Darunter könnte ich mir den himmlischen Himmel und die Hölle vorstellen und hoffe sehr, dass das nur metaphorisch gemeint ist - ansonsten käme das einem Einsperren auf der Erde gleich (nicht nach oben und nicht nach unten explorieren, Ränder hat die Erde als Kugel nicht). Ein bisschen abstrahiert, weil man das in Mathe gerne macht: Himmel und Erde sind im Vergleich zur "flachen" Erdoberfläche eine dritte Dimension. Erweitert man das auf die 3-dimensionale Welt (ohne Zeit als vierte Dimension) kann man sich als Mensch eine Dimension darüber nicht einmal mehr vorstellen, kein Bildnis davon wird stimmen.
    3. Feiertage Sogar für Sklaven etc., wie ich hier von euch gelernt habe, ist das sehr fortschrittlich für damals. Hier wird jetzt auch explizit der Bezug zur Schaffung der Welt hergestellt; bislang waren die Rückgriffe immer recht kurz (die Kinder von dem und dem machen jetzt das).
    4. Da der Familienbegriff damals (und wimre in anderne Kulturen heute noch) sehr viel wichtiger war, als "bei uns im Westen", macht es Sinn, Vater und Mutter zu ehren. Die konservative Stimme in mir stimmt dem auch zu (die sorgen sich dafür, dass man als Kleinkind nicht zu lange mit vollgeschissenen Windeln rumläuft, dann ist es nur fair, wenn ich im Alter dafür sorge, dass die nicht zu lange mit vollgeschissenen Windeln rumlaufen); ein anderer Teil sieht das kritisch, wenn man z.B. von den eigenen Eltern geschlagen wurde o.ä. Ein Kumpel hat nen Alkoholiker als Vater, was ihm ein wenig die Jugend versaut hat... Streng nach viertem Gebot müsste er den ehren.
    5. Ok.
    6. Ok. Ähnliche Gedankengänge wie beim 4. Gebot habe ich hier bei mir beobachtet. Man hat ja bspw. an der Onanie-Stelle gesehen, wie schlecht es eine kinderlose Witwe damals hatte. Heute bei uns im Westen... nun, der konservative Teil sagt sich mir: Partner sollte man nicht wechseln wie Unterhosen, man sollte (in guten wie in schlechten!) Tagen nicht gleich die Flinte ins Korn werfen sondern gemeinsam an der Beziehung/ Ehe (muss ja heutzutage nicht immer mit Ring am Finger sein) arbeiten - aber meine eigene Vita erlaubt mir hier weniger, mit mahnendem Finger auf andere zu zeigen. In Extremfällen gilt auch wieder was anderes (Klassiker: häusliche Gewalt)
    7. Ok.
    8. Hatte ich als Lügen abgespeichert, geht aber darüber hinaus. "Zeugnis" klingt für mich eher offiziell, also z.B. keine Urkundenfälschung, Betrug, etc.
    9. Das habe ich vergessen, denn ich habe es mit...
    10. ...dem verschmolzen. Im Kern geht es doch bei beiden darum, nichts des anderen zu begehren? Im Gegensatz zu den übrigen Geboten (v.a. 5 bis 8, die sehr eingängig formuliert sind und deren Zweck ich für eine funktionierende Zivilgesellschaft ohne langes Nachdenken einsehe) ist das für mich eher ein weiches Ziel (die anderen kann man für sich selbst deutlich einfacher wie eine Checkliste abarbeiten). Neid ist menschlich (hat vielleicht auch Neid bei Gott eine Rolle gespielt, als er sich selbt und den anderen Göttern beweisen wollte?), das kann man nicht einfach abschalten. Ein feiner Charakterzug ist es imo nicht.


    • Uff... das waren jetzt mehr Gedanken, als sonst und ich hab die Gebote wohl sehr individuell bewertet.
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  14. #1034
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    Zitat Zitat von X_MasterDave_X Beitrag anzeigen
    Wie ich schon mal sagte, man wird nie zu 100% herausfinden können wer, oder wie viele diese Texte über die Jahrhunderte von einzelnen oder ganzen Priestergruppen verändert wurden und welche Textteile genau. Sicher, und absolut mehrheitsfähig ist aber, dass die 5 Bücher Mose keineswegs aus einem Guß sind, sprich von einem einzelnen Schreiber stammen.

    Nur mal kurz zu Wiki zum Thema Autorschaft der Thora
    Schon deine Behauptung, es seien "Priestergruppen" gewesen, ist eine Deutung. Und wenn man schon einen langen Entstehungsprozess annimmt, kann man den genauso gut bei Mose beginnen lassen.

  15. #1035
    Zurück im Norden
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    Zitat Zitat von Mongke Khan Beitrag anzeigen
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    1 Hierauf redete Gott alle diese Worte und sprach:
    2 »Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten hinausgeführt hat, aus dem Diensthause.
    3 Du sollst keine anderen Götter haben neben mir!
    4 Du sollst dir kein Gottesbild anfertigen noch irgendein Abbild weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf der Erde, noch von dem, was im Wasser unterhalb der Erde ist!
    5 Du sollst dich vor ihnen nicht niederwerfen und ihnen nicht dienen! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der die Verschuldung der Väter heimsucht an den Kindern, an den Enkeln und Urenkeln bei denen, die mich hassen,
    6 der aber Gnade erweist an Tausenden von Nachkommen derer, die mich lieben und meine Gebote halten. 7 Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht mißbrauchen! Denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht.
    8 Gedenke des Sabbattages, daß du ihn heilig hältst!
    9 Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Geschäfte verrichten!
    10 Aber der siebte Tag ist ein Feiertag zu Ehren des HERRN, deines Gottes: da darfst du keinerlei Geschäft
    verrichten, weder du selbst noch dein Sohn oder deine Tochter, weder dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch der Fremdling, der bei dir in deinen Ortschaften weilt!
    11 Denn in sechs Tagen hat der HERR den Himmel und die Erde geschaffen, das Meer und alles, was in ihnen ist; aber am siebten Tage hat er geruht; darum hat der HERR den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt.
    12 Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Lande, das der HERR, dein Gott, dir geben wird!
    13 Du sollst nicht töten!
    14 Du sollst nicht ehebrechen!
    15 Du sollst nicht stehlen!
    16 Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen gegen deinen Nächsten!
    17 Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus!
    18 Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, noch seinen Knecht, noch seine Magd, noch sein Rind, noch seinen Esel, noch irgend etwas, was deinem Nächsten gehört.«



    Bemerkungen/ Gedanken
    • Die 1010 Gebote
    • Die kenne ich wegen eines Liedes der Toten Hosen sogar relativ gut (im Selbsttest hab ich nur zwei vergessen). Aber der Reihe nach...


    1. Keine anderen Götter, also Monotheismus bzw. "Glaubensmonopol"; das habe ich vergessen bzw. mit Gebot 2 verschmolzen. Habe ich keinen Bezug zu.
    2. Keine Götzen; ich hatte nicht auf dem Schirm, dass sich das nicht nur auf Gott, sondern auch den Himmel und das Untererdreich bezieht. Darunter könnte ich mir den himmlischen Himmel und die Hölle vorstellen und hoffe sehr, dass das nur metaphorisch gemeint ist - ansonsten käme das einem Einsperren auf der Erde gleich (nicht nach oben und nicht nach unten explorieren, Ränder hat die Erde als Kugel nicht). Ein bisschen abstrahiert, weil man das in Mathe gerne macht: Himmel und Erde sind im Vergleich zur "flachen" Erdoberfläche eine dritte Dimension. Erweitert man das auf die 3-dimensionale Welt (ohne Zeit als vierte Dimension) kann man sich als Mensch eine Dimension darüber nicht einmal mehr vorstellen, kein Bildnis davon wird stimmen.
    3. Feiertage Sogar für Sklaven etc., wie ich hier von euch gelernt habe, ist das sehr fortschrittlich für damals. Hier wird jetzt auch explizit der Bezug zur Schaffung der Welt hergestellt; bislang waren die Rückgriffe immer recht kurz (die Kinder von dem und dem machen jetzt das).
    4. Da der Familienbegriff damals (und wimre in anderne Kulturen heute noch) sehr viel wichtiger war, als "bei uns im Westen", macht es Sinn, Vater und Mutter zu ehren. Die konservative Stimme in mir stimmt dem auch zu (die sorgen sich dafür, dass man als Kleinkind nicht zu lange mit vollgeschissenen Windeln rumläuft, dann ist es nur fair, wenn ich im Alter dafür sorge, dass die nicht zu lange mit vollgeschissenen Windeln rumlaufen); ein anderer Teil sieht das kritisch, wenn man z.B. von den eigenen Eltern geschlagen wurde o.ä. Ein Kumpel hat nen Alkoholiker als Vater, was ihm ein wenig die Jugend versaut hat... Streng nach viertem Gebot müsste er den ehren.
    5. Ok.
    6. Ok. Ähnliche Gedankengänge wie beim 4. Gebot habe ich hier bei mir beobachtet. Man hat ja bspw. an der Onanie-Stelle gesehen, wie schlecht es eine kinderlose Witwe damals hatte. Heute bei uns im Westen... nun, der konservative Teil sagt sich mir: Partner sollte man nicht wechseln wie Unterhosen, man sollte (in guten wie in schlechten!) Tagen nicht gleich die Flinte ins Korn werfen sondern gemeinsam an der Beziehung/ Ehe (muss ja heutzutage nicht immer mit Ring am Finger sein) arbeiten - aber meine eigene Vita erlaubt mir hier weniger, mit mahnendem Finger auf andere zu zeigen. In Extremfällen gilt auch wieder was anderes (Klassiker: häusliche Gewalt)
    7. Ok.
    8. Hatte ich als Lügen abgespeichert, geht aber darüber hinaus. "Zeugnis" klingt für mich eher offiziell, also z.B. keine Urkundenfälschung, Betrug, etc.
    9. Das habe ich vergessen, denn ich habe es mit...
    10. ...dem verschmolzen. Im Kern geht es doch bei beiden darum, nichts des anderen zu begehren? Im Gegensatz zu den übrigen Geboten (v.a. 5 bis 8, die sehr eingängig formuliert sind und deren Zweck ich für eine funktionierende Zivilgesellschaft ohne langes Nachdenken einsehe) ist das für mich eher ein weiches Ziel (die anderen kann man für sich selbst deutlich einfacher wie eine Checkliste abarbeiten). Neid ist menschlich (hat vielleicht auch Neid bei Gott eine Rolle gespielt, als er sich selbt und den anderen Göttern beweisen wollte?), das kann man nicht einfach abschalten. Ein feiner Charakterzug ist es imo nicht.


    • Uff... das waren jetzt mehr Gedanken, als sonst und ich hab die Gebote wohl sehr individuell bewertet.
    4. hat wohl tatsächlich nicht nur mit Respekt zu tun, sondern vor allem auch mit der Versorgung der Alten. Das ist in einer vormodernen Gesellschaft die einzige Möglichkeit, nach dem Ende der Arbeitsfähigkeit versorgt zu sein. Nicht umsonst hatte die Witwenversorgung in den frühen christlichen Gemeinden eine große Bedeutung.

    8. dürfte gar nichts mit einer Lüge zu tun haben, sondern wirklich mit einer Zeugenaussage. Ähnlich wie in anderen vormodernen Gesellschaften konnte (ohne forensische Beweise) nur die Zeugenaussage einen Verbrecher überführen. Wenn man also falsche Zeugen anwarb (wie später zB König Ahab), konnte man einen regelrechten Justizmord begehen.

    10. Man darf auch nicht vergessen, dass viele Verbrechen aus diesem "Begehren" heraus entstehen. Vielleicht kann Kantelberg ja noch etwas zum hebräischen Wort sagen?

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