Am Vorabend sitzen die Heranwachsenden zusammen mit ihrer Familie und teilen erstmals ihre eigene Version des Loka mit den Familienmitgliedern. Es war eine ungeschriebene Regel, dass dies unter keinen Umständen vorher geschehen durfte. Ebenso durfte der Jugendliche auch nicht vor diesem Tag den Loka eines anderen Stammesmitgliedes erfahren. Die Kisakai glaubten, dass der Loka eine bestimmte Zeit zur Entwicklung benötigte, um die Persönlichkeit eines Menschen in vollem Umfang widerspiegeln zu können und dass der frühzeitige Kontakt mit den Versionen anderer Stammesmitglieder diese Entwicklung stören oder gar stoppen würde. Sobald die Kinder ihre Version erzählt haben, erfahren sie auch die Lokai (Das -i zeigt in der Sprache der Kisakai die Mehrzahl an) der anderen Familienmitglieder (natürlich nur von jenen, die den Ritus bereits durchlebt haben). Anschließend wird für den Rest des Abends ausgelassen gefeiert. Dies kann je nach Wunsch des Jugendlichen nur im Kreis der Familie geschehen, oder auch unter Einbezug von engen Freunden und entfernterer Verwandter.
Am nächsten Tag beginnt der eigentliche Ritus. Die unmittelbare Gemeinschaft (meist das ganze Dorf, allein lebende Familien reisen dazu in die nächstgelegene Siedlung. In diesem Fall verzögert sich das Ereignis natürlich um die Dauer der Reise) kommt zusammen und das älteste Stammesmitglied (nicht zwangsläufig der Anführer der Gemeinschaft) übernimmt die Leitung über die Zeremonie.
Zuerst muss der Anwärter vollständig in Wasser (die Herkunft dieses Wassers spielt keine Rolle, es kann also ein Meer, Fluss, See oder auch einfach eine mit Wasser gefüllte Wanne sein) eintauchen, so lange wie es ihm möglich ist. Je länger der Jugendliche tauchen kann, ohne Luft zu holen, desto stärker ist er dem Glauben der Kisakai nach mit dem Wasser verbunden. Davon leitet sich auch die spätere Bedeutung in der Gemeinschaft ab. Grundsätzlich gilt jeder als vollständiges Stammesmitglied, der sich der Prüfung nicht vollständig verweigert. Allerdings können bestimmte Funktionen in der Gemeinschaft nur von dem Wasser besonders nahe stehenden Kisakai ausgeführt werden. Es ist allerdings keineswegs so, dass die Menschen diesen Personen blind folgen oder vertrauen würden. Nur wer zusätzlich auch Mut und Weisheit zeigt, kann später auch tatsächlich Anführer der Gemeinschaft werden. In Ausnahmefällen wurden auch schon Kisakai zu Anführern, die in dieser Prüfung eher schlecht abgeschnitten hatten. Allerdings schlug ihnen oft Misstrauen entgegen, dass sie nur langsam durch außerordentliche Errungenschaften abbauen konnten.
Im nächsten Schritt der Zeremonie schlägt der Jugendliche symbolisch eine Brücke zwischen seiner Kindheit und dem bevorstehenden Lebensabschnitt. Die Kisakai sehen die Kindheit nicht als etwas Schlechtes, dass man als Erwachsener hinter sich lassen sollte, sondern als etwas, dass den Menschen sein ganzes Leben lang begleitet, als Teil der Persönlichkeit. Zuerst tritt der Heranwachsende vor, und dankt allen Menschen, die ihn während seines bisherigen Lebens begleitet und gelehrt haben. Anschließend zollt er seinen Respekt vor den Kindern der Gemeinschaft. Dies kann auf vielerlei Weise geschehen, zum Beispiel durch Geschenke, oder einfach indem er eine Weile mit ihnen spielt, oder ihnen Geschichten erzählt.
Im letzten Schritt der Zeremonie erhält der Jugendliche eine Halskette als Zeichen des Erwachsenseins. Die Zusammensetzung dieser Kette spielt dabei keine Rolle, aber im Normalfall werden Gegenstände bevorzugt, die einen starken Bezug zum Wasser haben oder für den Anwärter persönlich eine Bedeutung besitzen. Sehr beliebt sind zum Beispiel Muscheln, oder Teile von Korallen. Da die Kette aber das ganze Leben lang getragen werden soll (Eine Ersetzung von Teilen oder der ganzen Kette mit exakt den gleichen Materialen ist möglich, wird aber von einigen Stammesmitgliedern als schlechtes Omen aufgefasst), werden oft auch stabilere Materialien bevorzugt. Die Kette besteht aus 5 Stücken:
- Das erste Stück symbolisiert die Kindheit/Jugend und den Mut, und wird auch von den Kindern des Dorfes übergeben.
- Das zweite Stück symbolisiert den Loka und die innere Ausgeglichenheit, und wird vom Heranwachsenden selbst an der Kette befestigt.
- Das dritte Stück wird vom Ältesten des Dorfes übergeben und symbolisiert das Alter und die Weisheit.
- Das vierte Stück stammt von den Eltern (oder den nächsten Verwandten, falls die Eltern nicht mehr unter den Lebenden weilen), und symbolisiert Familie und Respekt.
- Das fünfte Stück wird von einer Person übergeben, die dem Jugendlichen besonders nahesteht (aber nicht blutsverwandt ist) und symbolisiert Freundschaft und Liebe. Dieses letzte Stück kann auf Wunsch des Heranwachsenden auch erst später in seinem Leben hinzugefügt werden, wenn dieser zum Zeitpunkt der Zeremonie nicht guten Gewissens eine Person für diese Aufgabe auswählen kann.
Nach Ende der Zeremonie wird abermals gefeiert, meist bis spät in die Nacht hinein. Der Jugendliche gilt nun als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft und erhält oft noch Geschenke von Freunden und Verwandten.