Es war eine sternenklare Nacht. Nachdenklich stand Konrad am Fenster des Palastes, in dem noch vor einer Woche der Kaiser Drakoniens regiert hatte. Ein Kaiser, dessen Königreich nicht mal eine ganze Insel umfasste. Nun, da trojanische Spezialeinheiten ihn in Tropico gefasst hatten, war zumindest eine Gefahr beseitigt. Trotzdem war die Lage noch nicht vollständig sicher. Es konnte sich als großer Fehler erweisen, eine so große Konferenz mitten in der ehemaligen Hauptstadt auszurichten. Ständig flammten Widerstände auf und noch immer wurden die Aufständischen von irgendwoher mit Waffen und Informationen versorgt, soviel war sicher. Trotzdem kam es Konrad richtig vor. Jeder, der seine Meinung in die bevorstehende Diskussion einbrachte, sollte sich vorher ein Bild der Lage vor Ort gemacht haben. Es ging hier um die Zukunft eines ganzen Volkes, egal welcher Verbrechen sich einige von ihnen schuldig gemacht hatten. Es war nur gerecht, die Entscheidung auf ihrem Grund und Boden zu treffen. Und dann war da noch die Krönung. Konrad war außerordentlich nervös. Es war niemand aus seiner Familie da, um ihm zur Seite zu stehen und ihn angemessen vorzubereiten. Es war schon schwer genug gewesen, überhaupt jemanden zu finden, der diese Prozession schon einmal miterlebt hatte. Und morgen sollte sie nun statttfinden. Es war noch einiges vorzubereiten, die Diener des Palastes mussten auch mitten in der Nacht arbeiten. Die ersten Gäste waren bereits angereist, der Rest würde sicher am frühen Morgen folgen.
Die Stadt selbst machte einen ruhigeren Eindruck als sonst. Natürlich würde man auch morgen früh wieder die Straßen nach Toten durchkämmen müssen, Mord war derzeit an der Tagesordnung. Entweder waren es Sklaven, die ihre alten Meister töteten (zumindest jene, deren Vergehen nicht schlimm genug waren, um sie gleich hinter Schloss und Riegel zu bringen), die Meister die sichergehen wollen, das ihre ehemaligen Diener nichts mehr verraten konnten, oder eben Drakonier die britannische Soldaten umbrachten. Zumindest schien es diese Nacht keine größere Straßenschlacht zu geben, man hörte keine Schüsse und es war kein Feuer zu sehen. Vielleicht hatten die Widerständler tatsächlich beschlossen, sich für die Dauer der Konferenz im Hintergrund zu halten. Vielleicht planten sie auch irgendetwas. Im Hafenviertel gab es erst gestern einen Anschlag. Mehrere Unbekannte hatten heimlich Sprengsätze an einigen Schiffen angebracht, um sie im richtigen Moment detonieren zu lassen. Über 100 Matrosen und Hafenarbeiter waren gestorben, viele weitere wurden verletzt. So etwas durfte sich in den nächsten Tagen nicht wiederholen, deswegen waren die wichtigsten Teile der Stadt seit diesem Ereignis streng bewacht.
"Wollt ihr nicht langsam schlafen gehen? Morgen ist ein großer Tag, ihr müsst einen guten Eindruck machen."
"Wenn das so einfach wäre. Ich bin viel zu aufgeregt, um mich jetzt einfach ins Bett zu legen."
"Versucht es zumindest."
"Ich bin kein kleines Kind mehr, Sebastian. Ich kann sehr gut selbst bestimmen, wann ich schlafen gehe."
"Wie ihr meint. Wenn ihr mich suchen solltet, ihr findet mich im Thronsaal. Dort sieht es noch immer fürchterlich aus."
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Soviel zur Eröffnung. Wer will, kann schonmal was zur Ankunft seines Gesandten schreiben (wo er unterkommt, wie er die Lage in der Stadt empfindet,...), aber wenn ihr nicht soviel Zeit/Lust habt, reicht es auch wenn ihr sie erst zum offiziellen Beginn der Konferenz (morgen Abend) ankommen lasst