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Thema: Fragen zur Geschichte

  1. #1921
    The Man behind the Screen Avatar von Empirate
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    Umm, ich meine, ich hätte mauz ziemlich ausführlich geantwortet: Dschihad impliziert eben nicht jenseitige Versprechungen, sondern war schlichte Bürgerpflicht für den gläubigen Muslim. Diese grundsätzliche Verpflichtung ist gar nicht zu vergleichen mit der Vorstellung, dass bei der Pilgerfahrt nach Jerusalem oder beim Kampf gegen Nichtchristen Verdienst angesammelt wird, der gegen zeitliche Sündenstrafen aufgerechnet werden kann.

    Der Dschihad als Pflicht der islamischen Gemeinschaft konnte dann z.B. als politisches Argument für alle möglichen politischen Handlungen herangezogen werden. Bei Saladin, wenn er schon genannt wird, waren das z.B. die Einberufung kampffähiger Männer sowie Sondersteuern und neue Regelungen für den Umgang und Handel mit Christen.

    Der Kreuzzugsgedanke bestand dagegen nicht in einer (unbelohnten) Pflicht der Gemeinschaft, sondern in einem Versprechen an den Einzelnen. Und natürlich ging es immer auch um diesseitigen Gewinn, sei es durch Plünderung/Eroberung, sei es durch Ansehen, sei es durch das Freikämpfen neuer Handelswege und das Ausschalten von Konkurrenz, sei es einfach dadurch, dass man so den Fittichen der bösen Schwiegermutter oder der Strafverfolgung in der eigenen Heimat entkam. Das Heilsversprechen durch die Kreuzzugsteilnahme war übrigens ganz unabhängig davon, dass Soldaten ausgerüstet, verpflegt, transportiert und besoldet werden mussten. Raimund v. Toulouse oder Gottfried v. Bouillon bekamen vom Papst zwar kein Geld - aber ihre Leute haben sie bezahlt. Spätere Kreuzzüge wurden z.T. vom Papsttum oder von Landeskirchen (mit-)finanziert, dafür durften die Kreuzfahrer (bzw. deren Chefs) dann manchmal mit Sondererlaubnis des Papstes Mittel aus dem Zehnten abschöpfen.


    Ganz verkürzt ausgedrückt also vielleicht:
    Dschihad = religiös motivierte und begründete kollektive Verpflichtung, die obrigkeitlich organisiert wurde und nicht zuletzt zu wirtschaftlichen und/oder politischen Zwecken diente
    Kreuzzug = persönlich reinigende/heiligende Handlung, die teils kollektiv, teils obrigkeitlich organisiert wurde und nicht zuletzt zu wirtschaftlichen und/oder politischen Zwecken diente

  2. #1922
    Sie/Er/Whatever Avatar von Fimi
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    Die Versprechung mit den Jungfrauen im Paradies und Sündenvergebung erwartete nur die Leute, die im Kampf gegen die Ungläubigen, fielen. Also eigentlich nur eine Masche, um den Leuten die Furcht zu nehmen, statt eine in Aussicht gestellte Belohnung
    "La majestueuse égalité des lois, qui interdit au riche comme au pauvre de coucher sous les ponts, de mendier dans les rues et de voler du pain." - Anatole France

    Zitat Zitat von Fonte Randa Beitrag anzeigen
    Manchmal kann ich Fimi verstehen...
    Zitat Zitat von Kaiserin Uschi Beitrag anzeigen
    Ja, aber das ist nur ein Grundgesetzbruch, aber kein Verfassungsbrauch. Bring das mal vors Bundesgrundgericht ;)

  3. #1923

  4. #1924
    Sozialschmarotzer Avatar von Rince Wind
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    Zitat Zitat von Rinz Beitrag anzeigen
    Schön und gut und auch soweit richtig (wenn ich das mit meinem Wissensstand abgleiche), nur beantwortet das alles nicht die Frage von mauz.
    Dafür beantwortet es die Frage von Gulaschkanone.

  5. #1925
    Zurück im Norden
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    Zitat Zitat von Tim Twain Beitrag anzeigen
    Raja ist die südostasiatischen Form von König, im nahen Osten wäre die neutrale (religionsfreie) Bezeichnung für einen König Malik
    Ja. Der Maharaja wäre dann also ein Großkönig (Melek Ha-Gadol/ Schah-in-Schah). Auch ein Sultan war mehr als ein gewöhnlicher König, das wäre dann eher ein Emir gewesen. Bei Maharaja kann man die direkte Übersetzung sogar wagen, weil einige Herrscher die Titel selbst auf diese Weise in verschiedenen Sprachen führten.

  6. #1926
    Zurück im Norden
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    Zitat Zitat von Fimi Beitrag anzeigen
    Die Versprechung mit den Jungfrauen im Paradies und Sündenvergebung erwartete nur die Leute, die im Kampf gegen die Ungläubigen, fielen. Also eigentlich nur eine Masche, um den Leuten die Furcht zu nehmen, statt eine in Aussicht gestellte Belohnung
    Das ist Quatsch. Sündenvergebung konnte man auf alle möglichen Arten erlangen, am einfachsten durch die Beichte.

  7. #1927
    Earth First! Avatar von Rinz
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    Paradiesische Jungfrauen allerdings nicht. Jedenfalls nicht so ohne weiteres

    @Empirate: thx!
    Ich denke, also bin ich hier falsch.

  8. #1928
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
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    Zitat Zitat von Jon Snow Beitrag anzeigen
    Das ist Quatsch. Sündenvergebung konnte man auf alle möglichen Arten erlangen, am einfachsten durch die Beichte.
    Ich glaub, Fimi sprach vom Islam.
    Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal

    Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.


  9. #1929
    Zurück im Norden
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    Ich bezweifle, dass Sündenvergebung dort ausschließlich auf diese Weise funktioniert.

  10. #1930
    Sie/Er/Whatever Avatar von Fimi
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    Ich habe ja auch nicht behauptet, dass Allah dir nur deine Sünden vergibt, wenn du im Kampf gegen Ungläubige fällst.

    Im Islam gibt es keine Beichte per se, deine Sünden und ihre Vergebung sind nur eine Sache zwischen dir und Allah, bis auf Sünden, die er nicht vergeben wird wie ein Abfallen vom Islam oder wenn man nur vortäuscht, Moslem zu sein. Generell ist Allah ja super barmherzig und vergibt dir ansonsten alles, wenn du ein guter Moslem bist und dich ernsthaft ändern willst und von der Sünde Abkehr nehmen willst. Die Sündenvergebung für Gefallene im Dschihad ist im Grunde nur die Erweiterung dadurch, weil das ja Zeugnis davon ist, dass du ein richtig guter Moslem bist und dein Leben für Allahs Sache gegeben hast oder dazu bereit bist.
    "La majestueuse égalité des lois, qui interdit au riche comme au pauvre de coucher sous les ponts, de mendier dans les rues et de voler du pain." - Anatole France

    Zitat Zitat von Fonte Randa Beitrag anzeigen
    Manchmal kann ich Fimi verstehen...
    Zitat Zitat von Kaiserin Uschi Beitrag anzeigen
    Ja, aber das ist nur ein Grundgesetzbruch, aber kein Verfassungsbrauch. Bring das mal vors Bundesgrundgericht ;)

  11. #1931
    esst mehr Teile Avatar von mauz
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    Es sprach der Scheich zum Emir
    jetzt zahl'n wir und dann geh'n wir
    da sagt der Emir zum Scheich
    dann geh'n wir lieber gleich


  12. #1932
    Shiny! Avatar von Lao- Tse
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    Zitat Zitat von Empirate Beitrag anzeigen
    Verwechselst Du mit dem Erfinder der Hühnerbrühe. Nach dem wurde dann auch das Federvieh benannt, nach welchem die Brühe schmeckte. Der gute Huhnfried war Abkömmling der Huhnfriedinger, einem alten burgundischen Adelsgeschlecht, deren Stammvater den Leitnamen aufbrachte (und nach dem Hünen, ahd. Hûhnin benannt sind). Bei Hünengräbern ist die Etymologie leicht anders, die wurden nach den eiförmigen Steinen benannt, aus denen sie erbaut sind, und gehen damit wieder auf Hühner, Hühnerbrühe, Huhnfried v. Maggi zurück (letzterer übrigens nicht nach dem Stammsitz der Huhnfriedinger, Eifeld in der Eifel benannt, sondern nach dem von seiner zweiten Gemahlin erworbenen Besitzung am Lago Maggiore).

    In der ganzen Sache haben Historiker noch viele Fragen offen, darunter vor allem: Was war zuerst da, Huhnfried oder das Eifeld?


    Zitat Zitat von Empirate Beitrag anzeigen
    Der Kreuzzugsgedanke bestand dagegen nicht in einer (unbelohnten) Pflicht der Gemeinschaft, sondern in einem Versprechen an den Einzelnen. Und natürlich ging es immer auch um diesseitigen Gewinn, sei es durch Plünderung/Eroberung, sei es durch Ansehen, sei es durch das Freikämpfen neuer Handelswege und das Ausschalten von Konkurrenz, sei es einfach dadurch, dass man so den Fittichen der bösen Schwiegermutter oder der Strafverfolgung in der eigenen Heimat entkam.
    Wobei man dieselbe Vermischung von Motiven auch beim Dschihad feststellen kann. Außerdem würde ich weltliche Motive bei den Kreuzzügen nicht überbewerten. Beim ersten Kreuzzug waren die Anführer ja nicht irgendwelche Zweitgeborenen, die kein Erbe hatten, sondern Erben, die standen also weniger unter Zugzwang und hatten auch einiges zu verlieren. Klar, im Nachhinein hat es sich für Leute wie Gottfried von Bouillon wohl gelohnt, die Frage ist, ob das für den kalkulierenden Machtpolitiker auch absehbar war. Da war ja viel Glück im Spiel. Und dann gibts ja noch Extremfälle wie Richard I., der sein halbes Reich verpfändet hat, um den Kreuzzug überhaupt zu finanzieren.

    Was die Flüchten vor Streitigkeiten bzw. Ausschalten von Konkurrenz betrifft fallen mir da eigentlich nur Beispiele ein, wo Leute aus diesen Gründen ihr Kreuzzugsversprechen nicht erfüllen konnten oder den Kreuzzug abbrechen mussten. Als Motivation für Kreuzzüge kenne ich das weniger.
    Zitat Zitat von Windhoek Beitrag anzeigen
    Was schreibt ihr da für Unsinn?
    Zitat Zitat von Cepheus Beitrag anzeigen
    ...
    "Womit denn?"
    "Nun, ich hätte hier einige Ausgaben der Men's Health und der Bravo. Wenn sie es damit umwickeln könnten. Ich würde anschließend gern noch eine Tube Gleitgel dazulegen und es einem Freund schenken. Xxx Yyy ist übrigens sein Name. Sie müssten ihn kennen, er hatte hier erst gestern den Dreierpack Tigertangas gekauft, der im Angebot war. Ansonsten kommt er eigentlich nur wegen der Kondome her."

  13. #1933
    Zurück im Norden
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    Generell dürften beide Motive eine Rolle gespielt haben, religiöse und weltliche. Übrigens gerade auch für die Päpste, die durchaus bereit waren, viel politisches Kapital und auch Geld zur Verfügung zu stellen, ohne dadurch immer eine eigene Machtsteigerung erwarten zu können. Ich hatte ja bei aller Vorsicht einen Vergleich mit Menschenrechten und Demokratie in unserer Zeit vorgeschlagen. Es dürfte in jeder Kultur Werte geben, die sehr positiv besetzt sind und von denen man glaubt, dass sie weitere Verbreitung finden müssen. Und auch im Mittelalter fiel den Menschen nicht nur der Weg der Gewalt ein; Franziskus predigte dem ägyptischen Sultan Al-Kamil beispielsweise einfach das Evangelium während einer Kampfpause im Damiette-Kreuzzug.

  14. #1934
    Earth First! Avatar von Rinz
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    Zitat Zitat von Rinz Beitrag anzeigen
    Die Frage, die ich ergänzend anschließen will ist: wie hoch war der Anteil der Templer bei den christlichen Kreuzzügen, wie hoch ist ihre militärische Bedeutung im 12.Jhdt. im nahen Osten einzuschätzen (abseits ihrer Kernaufgabe des Schutzes der Pilgerwege) und gibt es belegbare Hinweise darauf, dass die Templer tatsächlich (...) "Überzeugungstäter" und ob ihrer vorgeblich dauerhaften militärischen Präsenz (und damit verbundenen hohen Erfahrung) im heiligen Land sozusagen eine Art "Vorbild" für die "gewöhnlichen" Kreuzritter waren?
    Ich denke, also bin ich hier falsch.

  15. #1935
    Megas, megas, megas Avatar von Trismegistos
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    Der zahhlenmäßige Anteil war sehr gering. Die Bedeutung der Templer (und der anderen Ritterorden) zur Verteidigung der Kreuzfahrerstaaten war allerdings enorm: Das Problem da war ja, dass tatsächlich nur ziemlich wenige Kreuzfahrer gewillt waren, sich dauerhaft im heiligen Land anzusiedeln. Es gab die Anführer, die das Land abgreifen konnten, aber für die unteren Ränge deutlich weniger Motivation. Für ihre militärischen Aktivitäten waren die Kreuzfahrerstaaten in den ca. 200 Jahren ihrer Existenz waren sie daher in hohem Maße auf die Kreuzfahrer angewiesen, die immer wieder aus ihren Heimatländern kamen und wieder zurückkehrten. Zwar gab es die auch außerhalb der "großen" Kreuzzüge ständig, aber ihre Zahl fluktuierte natürlich enorm mit der jeweils gerade herrschenden Kreuzzugsbegeisterung in Europa. Die Ritterorden stellten dagegen eine ständig präsente Truppe von "Experten" da - allerdings auch mit dem Nachteil, dass sie nicht offiziell den Herrschern der Kreuzfahrerstaaten unterstellt waren, sondern oft ihr eigenes Ding machten.

    Und ja, sie wurden als Vorbild und Ideal für die weltliche Ritterschaft dargestellt, am prominentesten von Bernhard von Clairveaux, der einer der einflussreichsten Kreuzzugspropagandisten war (vor allem in der "Lobrede auf die neue Ritterschaft"). Das von ihm da entworfene Bild "sündige weltliche Ritterschaft sollte sich ändern und Mönchsritter werden" war wohl schon prägend und selbst die Kreuzfahrer, die nicht selbst Tempelritter waren, wollten den Eindruck erwecken, diesem Ideal nahe zu kommen. Man sieht ja auch an der üppigen finanziellen Unterstützung des Ordens durch viele Herrscher, dass es als löblich galt, mit ihnen als assoziiert gesehen zu werden.

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