Da ja nun die Leiche wirklich tot ist, und ich meine Geschichte doch irgendwann mal weiterschreiben will, ziehe ich einfach mal in´s Storyforum um
Der alte Mann hatte nun schon seit Tagen nichts mehr gefangen, egal wo er seine Netze auswarf, nichts.
Ihm war klar, dass er nun weiter raus aufs Meer musste, da wo die Fische, aber auch das schlechte Wetter ist.
Er war in seiner Jugend mal dahin rausgefahren und hatte dadurch fast sein Leben verwirkt gehabt.
Das kleine Boot, alt und mit weißer, abgeblätterter Farbe und einem altersschwachen japanischen Außenbordmotor, dessen Zündleine er mittlerweile fünf oder gar sechsmal ziehen musste, obwohl ihm das immer schwerer fiel, die Schwäche die das Altern mit sich bringt ist furchtbar.
Gerne wäre er mit einem Sohn rausgefahren, doch Gott hatte ihm nur 5 Töchter geschenkt, und Fischen ist nichts für Frauen, das war auf jeden Fall immer seine Meinung.
Wenn er weiterhin keinen Fisch fängt, kann seine Familie auch nicht auf den Markt von Curacao und dort den Fang verkaufen, um ihnen allen ein Auskommen, und sei es auch noch so bescheiden zu sichern.
Er musste dort raus, in die Kronos-Tiefen, aufgrund der gestiegenen Spritpreise, konnte es nur heute sein, er hatte kein Geld mehr, um den Außenborder nochmals aufzutanken.
Er schlich sich Morgens aus dem Hause, seine Frau Maria sollte ihn nicht sehen, sie kann in seinen Augen lesen, und wäre dann vor Sorge umgekommen.
Es war ein wunderschöner Morgen, der Himmel war blutrot, seine Mutter hatte dazu immer gesagt, " guck nach oben, die Engel backen ", es schien ein herrlicher Tag zu werden, die Gefahr zu sterben schien gering zu sein.
Er sah soweit auf den Horizont, wie es die Erdkrümmung zuließ, keine Wolken nichts was auf schlechtes Wetter hinwies, aber er musste fast 200 Km raus auf´s offene Meer auf den Palawiki, so nannten sie den Ozean in seinem Dorf, diese komischen Menschen mit den Rucksäcken und den fremden Sprachen die abundzu mal in seinen Ort kamen, und unbegreiflicherweise die Lebensweise von ihm und seiner Familie als romantisch und natürlich bezeichneten.
Was ist an Armut romantisch, fragte er sich dann immer, da diese Menschen aber öfters die Strickarbeiten seiner Töchter kauften, lächelte er sie lieber mit offenen Mund an und zeigte ihnen seine drei Zähne, die Gott ihm noch gelassen hatte. Diese Menschen, seine Tochter die zur Schule gehen durfte, nennt sie Touristen, damals gab es noch reiche Fischgründe direkt am Strand, aber seitdem vor 10 Jahren diese komische Haus mit den hohen Schornsteinen und dem andauernden Krach in die Nähe des Dorfes gebaut wurde, waren die Fische nach und nach verschwunden und auch viele der Einwohner haben seitdem komische Krankheiten, gegen die der Heiler machtlos ist.
Seitdem die Fische verschwunden sind, konnte er sich das Schulgeld nicht mehr leisten, auch ist es ihm nicht möglich eine Aussteuer zu erparen, so dass alle Töchter noch bei ihm wohnen, er musste was gegen die Armut machen, nun war der Wille wieder da, er musste da raus, ins Kronos - Feld, da draußen auf dem Pazifik.
Pazifik dieses Wort benutzen immer diese Touristen, klingt so harmlos, viel zu harmlos für dieses mächtige Meer, dort wo der mächtige Gott Kahuxla wohnt.
Nach dem sechsten Ziehen sprang der Außenborder an und er fuhr hinaus, ohne zu Wissen, dass er heute noch eine schreckliche Begegnung mit dem Tod haben wird.
Das Meer war spiegelglatt, nur ein kleiner Ostwind wirbelte winzige Schaumkronen auf. Er nahm seine Hand schützend über die Augen um ungestört vom Sonnenlicht in die Ferne blicken zu können.
Durch die harte Arbeit waren seine Hände faltig und von der Sonne und dem Salzwasser wie Leder gegerbt. Trotz aller Kraft die immer noch in ihnen steckte, war die Haut dünn wie Pergament und er musste um die Ferne blicken zu können, beide übereinanderlegen.
Soweit er auch schaute, überall ging die Sonne in ihrer strahlenden Pracht auf, keine Wolken, nichts was Misstrauen erwecken könnte.
Das Boot fuhr langsamer als es normalerweise könnte, aber ein Teil der Motorkraft ging durch ein dünnes Kabel in den Stauraum des Bootes, wo er vor ein paar Jahren die gesamten Aussteuerersparnisse in eine Eismaschine gesteckt hatte.
Durch diese Maschine konnte er länger und weiter hinausfahren, bevor der gefangene Fisch verdarb.
Durch die zu erwartende höhere Einnahmen wollte er die Ersparnisse schnellstmöglich wieder zurückgeben, doch leider musste er für die gleiche Menge Fisch immer weiter hinausfahren, so dass keinerlei Geld übrigblieb.
Seine Töchter werden wohl nicht als Jungfern, aber doch bei ihm für immer wohnen bleiben.
Welcher Mann nahm schon eine Tochter von einem Fischer zur Frau, ohne entsprechende Aussteuer.
Leider fehlte seinen Töchtern eine entsprechende Liebreizigkeit um über die fehlende Mitgift hinwegsehen zu können.
Er war auch sehr altmodisch und verbot seinen Töchtern zu arbeiten, außer Tätigkeiten die im Haus erledigt werden können, soweit käme es noch, dass Frauen sein Leben finanzieren würden, Nein, er ernährt alle, das ist seine Aufgabe.
Bei diesem Tempo würde er etwa 10 Stunden zur Kronos - Tiefe brauchen, dann würde er etwa 10 - 12 Stunden dort fischen, es war also abzusehen, dass er dort übernachten müsste.
Bei diesem Gedanken sträubten sich seine Nackenhärchen
und eine Gänsehaut ermächtigte sich seiner.
Niemand der bei klaren Verstand ist, fährt zur Kronos Tiefe und bleibt dort, schon mal gar nicht bei Nacht.
Er gab normalerweise nichts auf Gerüchte und Mythen, aber er war ja schon mal da und er wusste, dass dort etwas war, etwas mächtiges, etwas böses, etwas was immer Hunger hat.
Nachdem immer mehr Fischer von außergewöhnlichem dort in der Kronos-Tiefe berichtet hatten, hat die Provinzregierung ein Kriegsschiff dorthin geschickt gehabt, dies stand auf jeden Fall in der Zeitung, welche Touristen mal mitgebracht hatten, und Consuela, seine älteste Tochter die in der Schule lesen und schreiben gelernt hatte, ihm vorgelesen hatte.
Laut diesem Bericht war dieses Kriegsschiff in einem schweren Sturm dort gesunken und die Kronos - Tiefe wurde zur offiziellen Verbotszone erklärt, da das Wetter dort nicht berechenbar wäre. Aus irgendwelchen Gründen überwacht die Regierung dieses Verbot aber nicht und schickt keinerlei Boote mehr dorthin.
Schwerer Sturm, Ha, dachte er sich, er kann sich vorstellen was dort passiert ist, da wo das Wasser tiefblau und klar ist, wo die Fiachschwärme so dicht sind, das man mit bloßen Händen fischen kann, dort wo alles friedlich ist, solange die Sonne scheint, dort wo die Schatten von überall aufkommen, da wo er mit seinem Vater und zwei Onkels damals fischen war, wo sie mit drei solcher Booten, wie er jetzt besaß, dort waren, von dort, wo er als Halbwaise zurückkam.