Weiter auf ihrem Weg: Unsere Cessna
Während des so ruhigen Fluges stelle ich mit einem Blick auf den Kompass fest, dass die Flugrichtung nun fast komplett nach Süden geht. Das kann nicht richtig sein!
Die letzten 20 Minuten des Fluges wohl ziemlich gepennt, da hat sich eine minimale Abweichung reingeschlichen und sich summiert.
Es gibt aber keinen besseren Zeitpunkt um mal eine Standardkurve zu üben, Drehung um 90°, also dürfte es exakt 30 Sekunden dauern. Ich schaffe es in 28, also zu eng geflogen. Nächstes Mal besser machen.
14:32, ich stelle mal die Navigation auf den letzten VOR ein, KRO: 112,20Mhz.
Karte mit VOR und Position
Kleinere Kurskorrekturen bestimmen die nächste Stunde in der Luft.
Der Sicherheit halber lausche ich ein wenig auf den Funkverkehr, aber es befinden sich nur vier Linienmaschinen auf 32.000 Fuß und mehr in unserer Nähe.
Das türkische Festland liegt kaum hinter uns, da kann man am Horizont bereits Griechenland ausmachen.
Draufsicht weit rausgezoomt
Die Sonne steht derweil schon sehr niedrig, eine kurze Google-Recherche ergab das sie in etwa 2h ganz verschwunden sein wird. Hoffentlich erreichen wir bis dahin noch Athen, ein kleines Stück ist es ja noch.
Dunkler wird es jetzt schon, ich schalte zumindest mal die Positionslichter ein und die Innenraumbeleuchtung. Die Landescheinwerfer sind damit das einzige was noch ausbleibt.
Kurz vor 16:00 wird es langsam wirklich dunkel, aber es bietet sich auch ein schöner Sonnenuntergang auf welchen wir zufliegen.
Die letzten Sonnenstrahlen
Es ist 16:08 als ich endlich, 29 Meilen östlich von LGAV, die Landeerlaubnis anfordere. Wir bekommen die Landefreigabe für die Bahn 3R. Athen hat zwei parallele Landebahnen, und wir halten uns einfach an die Rechte, die 3 steht für die Ausrichtung der Landebahn: 30°. Also müssen wir von Süden kommen. Ich leite mit 100Fuß/Minute den Sinkflug ein, wir beschleunigen deswegen noch einmal um zwei Knoten.
Der Sinkflug geht aber doch nicht schnell genug, also geht es mittels der Höhenrudertrimmung weiter nach unten. 77kn im Gegenanflug, um 16:27 befindet sich der Flughafen auf 3 Uhr, 25 Meilen entfernt. Eine sehr weitreichende Platzrunde.
Sonne ist weg! Von wegen 17 Uhr.
Ich fliege von nun an direkt nach Westen, solange bis der Flughafen wieder auf 3 Uhr liegt, dann nach Nordwesten. Wir sind bereits direkt südlich von LGAV, also fliegen die Landebahn aus der richtigen Richtung an. Wenn sich der Flugplatz jetzt wieder auf 3 Uhr befindet werde ich um 90° drehen und damit praktisch direkt auf ihn zusteuern.
Hoffentlich haben die Fluglotsen auch bedacht, dass wir klein und langsam sind. Nicht das eine 747 uns noch in ihr Triebwerk saugt.
Mit unserem Hochgeschwindigkeitsflugzeug dauert es noch bis 16:55 ehe wir uns in der Anflugschneise befinden und in Richtung des Flughafens drehen. Laut Funkverkehr hebt zur selben Zeit ein Lufthansa-Airbus dort ab.
Standarddrehungen
Gemächlich gleiten wir dem Erdboden entgegen, ich fahre die erste Stufe der Landeklappen aus um zugleich etwas Geschwindigkeit abzubauen.
Landebahn voraus!
Immer wieder kleinere Korrekturen bei der Ausrichtung, aber insgesamt sieht der Anflug sehr gut aus. Die meiste Zeit konzentriere ich mich auch eher auf den Flugverkehr, hier ist ganz schön was los. Eine B737 wird beinahe zeitgleich mit uns auf der linken Landebahn aufsetzen, eine andere Boeing wartet unten das wir endlich runterkommen. Und eine BAE-146 muss eine Platzrunde fliegen weil wir zu langsam sind.
Geht halt nicht schneller.
LGAV hell beleuchtet
Die beiden Landebahnen sind etwas versetzt voneinander, so das wir die linke bereits passieren während wir noch einige Meter über dem Boden sind.
3L aus dem Seitenfenster
Auf den letzten Metern fahre ich die Landeklappen vollständig aus und drossel die Motorleistung auf ein Minimum. Wir nähern uns wieder der 60kn-Marke, genug um sicher aufzusetzen, aber das Fahrwerk muss auch nicht unnötig belastet werden.
Die letzten Meter
Um einen anderen AAR zu zitieren: TOUCHDOWN!
LGAV getroffen und versenkt
Im Hintergrund ist schön die B737 zu erkennen auf ihren letzten Metern. Der Flughafen selbst ist ein Lichtermeer, nachdem ich die Landebahn so schnell es ging geräumt habe melde ich mich am Tower an. Diese weisen den Weg zu den Parkplätzen für Kleinflugzeuge.
Lichtermeer, und die startende 737 die auf uns warten musste
Grüne Lichter sind die Mittelstreifen, blaue Lichter Begrenzungen. Also immer den grünen Linien nach bis zum Parkplatz, glücklicherweise kann man sich auch Pfeile anzeigen lassen die die Orientierung auf dem fremden Flughafen erleichtern.
Um 17:21 erreichen wir endlich den Parkplatz, über fünf Stunden nachdem wir in Istanbul abgehoben sind. Aber allein der Anflug auf Athen hat ja beinahe eine Stunde gebraucht da der Flughafen weiträumig umkreist wurde. Hätte man auch schneller haben können.
Parkplatz gefunden und abgestellt.
Jetzt nur noch alles wieder in den Urzustand versetzen. Landeklappen zurück (hätte man schon früher tun sollen), Batterie und Generator aus, Motor aus, Lichter aus.
Stockdunkel
Dunkel ist es auf einmal im Cockpit, voraus ein weiteres Flugzeug auf einer Platzrunde.
Der Flug hat erheblich länger gedauert als angedacht, die durchschnittlich 60-70kn sind auch eine beinahe unzumutbare Reisegeschwindigkeit.
In Zukunft werde ich die Cessna wohl nur noch für wesentlich kürzere Distanzen oder zum Sightseeing auspacken.