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Thema: Hast du die Bibel je selbst gelesen?

  1. #5521
    Für mehr Klink im ***** Avatar von Gulaschkanone
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    Passt nicht ganz zur Stelle, aber bevor ichs vergesse wolte ich das Video hier lassen, was mMn sehr gut die Meinung unterschiedlicher Gruppen/Religion zum historischen/mythologischen Jesus zeigt. Insbesondere die letzten 5,5 Minuten.
    Zitat Zitat von Nahoïmi Beitrag anzeigen
    Einheit, Einheit, gib mir meine Minghan wieder :p

    Mehrfacher Gewinner einer DET-Runde und Sieger der Herzen(2/7)

    Vom Kurfürst, über Admiral, Jarl, Botschafter und König zum Papst-ein Leben im Civforum.

  2. #5522
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
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    Zum Geburtsjahr, Quirinius und Herodes wurde ja schon genug gesagt...

    Zu den Stammbäumen: Hättest du sie mal verglichen, sie sind nämlich unterschiedlich... Es wird meist so harmonisiert, dass einer über Maria läuft, der andere über Joseph.


    Ansonsten finde ich den Vergleich mit Matthäus und Markus nicht immer hilfreich. Man verliert durchs Vergleichen aus den Augen, was Lukas eigentlich sagen will.


    Lukas legt ja mehr wert auf Arme und Frauen. Man merkt dies auch an den Kindheitserzählungen von Jesus. Maria und Elisabeth sind im Fokus. Maria behält alle diese Worte in ihrem Herzen. Sie ist bis Kap. 2 eine Hauptfigur. Dann die Beschneidung. Die Eltern opfern 2 Tauben. Das war das vorgeschriebene Opfer der Auslösung der Erstgeburt für arme Leute, die sich kein Schaf leisten konnten. Hanna und Simeon im Tempel sind auch nicht unbedingt reiche Personen. Johannes der Täufer macht doch etwas bemerkenswertes nach seiner Kindheit: Er geht in die Einöde. Hinaus aus der Stadt und der Zivilisation, um das Leben eines Eremiten zu leben - eben wie Elija am Bach Krit.

    Im Gegensatz dazu sind die Reichen und die Schönen am Anfang von Kap. 3 gestellt: Herodes' Söhne: Herodes Antipas und Philippus, Kaiser Tiberus und der Statthalter Pontius Pilatus - alles Heiden. Dazu die Hohepriester Hannas und Kajaphas
    - und eigentlich hätte von diesen mächtigen Menschen Gutes ausgehen sollen. Aber sie alle sind geistlich blind. Von den Heiden ist ohnehin nichts anderes zu erwarten. Aber die jüdischen Herrscher sollten eigentlich auf den Messias warten. Tun sie aber nicht, sie sind ja auch Edomiter, eben Nachkommen von Herodes. So zeichnen sie sich durch die ganzen Evanglien und Apostelgeschichte durch Ignoranz oder böse Taten aus. Genauso die Hohepriester. Auch sie sollten eigentlich begreifen, was passiert. Sie werden diejenigen sein, die Jesu' Kreuzigung initiieren und forcieren. - Und so bleibt es an den armen Leute, die eben im Gegensatz zu den ganzen Regierenden tatsächlich von David abstammen, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Joseph und Maria, zwei sehr fromme und arme Menschen, werden Eltern des Messias. Zacharias und Elisabeth, die beiden Kinderlosen, werden Eltern des neuen Elijas. Und Simeon und Hanna, die beiden Alten begreifen, dass jetzt eine neue Zeit anbricht. - Gott gibt seinen Sohn, sein Evangelium, seine neue Königsherrschaft in die Hände der Armen, Kinderlosen, Alten.
    Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal

    Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.


  3. #5523
    Hat einen Plan Avatar von Mongke Khan
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    Lukas 4

    Achtung Spoiler:

    1 Jesus kehrte dann, voll heiligen Geistes, vom Jordan zurück und wurde vom Geist vierzig Tage lang in der Wüste (umher) geführt
    2 und dabei vom Teufel versucht. Er aß in diesen Tagen nichts, so daß ihn hungerte, als sie zu Ende waren.
    3 Da sagte der Teufel zu ihm: »Bist du Gottes Sohn, so gebiete diesem Steine hier, er solle zu Brot werden!«
    4 Doch Jesus antwortete ihm: »Es steht geschrieben: ›Nicht vom Brot allein wird der Mensch leben!‹«
    5 Hierauf führte ihn der Teufel in die Höhe, zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises
    6 und sagte zu ihm: »Dir will ich diese ganze Macht und ihre Herrlichkeit geben; denn mir ist sie übergeben, und ich kann sie geben, wem ich will.
    7 Wenn du also vor mir (niederfällst und mich) anbetest, so soll sie ganz dir gehören.«
    8 Da gab ihm Jesus zur Antwort: »Es steht geschrieben: ›Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen!‹«
    9 Hierauf führte der Teufel ihn nach Jerusalem, stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sagte zu ihm: »Bist du Gottes Sohn, so stürze dich von hier hinab!
    10 Denn es steht geschrieben: ›Er wird seine Engel für dich entbieten, daß sie dich behüten,
    11 und sie werden dich auf den Armen tragen, damit du mit deinem Fuß an keinen Stein stoßest.‹«
    12 Da antwortete ihm Jesus: »Es ist gesagt: ›Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen!«
    13 Als der Teufel nun mit allen Versuchungen zu Ende war, ließ er von ihm ab bis zu einer gelegenen Zeit. 
    14 Jesus kehrte dann in der Kraft des Geistes nach Galiläa zurück, und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Umgegend.
    15 Er lehrte in ihren Synagogen und wurde (wegen seiner Lehre) von allen gepriesen.
    16 So kam er denn auch nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, ging dort nach seiner Gewohnheit am nächsten Sabbattage in die Synagoge und stand auf, um vorzulesen.
    17 Da reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja; und als er das Buch aufrollte, traf er auf die Stelle, wo geschrieben steht:
    18 »Der Geist des Herrn ist über mir, weil er mich gesalbt hat, damit ich den Armen die frohe Botschaft bringe; er hat mich gesandt, um den Gefangenen die Freilassung und den Blinden die Verleihung des Augenlichts zu verkünden, die Unterdrückten in Freiheit zu entlassen,
    19 ein Gnadenjahr des Herrn auszurufen.«
    20 Nachdem er dann das Buch wieder zusammengerollt und es dem Diener zurückgegeben hatte, setzte er sich, und aller Augen in der Synagoge waren gespannt auf ihn gerichtet.
    21 Da begann er seine Ansprache an sie mit den Worten: »Heute ist dieses Schriftwort, das ihr soeben vernommen habt, zur Erfüllung gekommen!«
    22 Und alle stimmten ihm zu und staunten über die Worte der Gnade, die aus seinem Munde kamen, und sagten: »Ist dieser nicht der Sohn Josephs?«
    23 Da antwortete er ihnen: »Jedenfalls werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten: ›Arzt, mache dich selber gesund!‹ Alle die großen Taten, die (von dir), wie wir gehört haben, in Kapernaum vollbracht worden sind, die vollführe auch hier in deiner Vaterstadt!«
    24 Er fuhr dann aber fort: »Wahrlich ich sage euch: Kein Prophet ist in seiner Vaterstadt willkommen.
    25 In Wahrheit aber sage ich euch: Viele Witwen gab es in Israel in den Tagen Elias, als der Himmel drei Jahre und sechs Monate lang verschlossen blieb, so daß eine große Hungersnot über die ganze Erde kam;
    26 und doch wurde Elia zu keiner einzigen von ihnen gesandt, sondern nur nach Sarepta im Gebiet von Sidon zu einer Witwe.
    27 Und viele Aussätzige gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elisa, und doch wurde kein einziger von ihnen gereinigt, sondern nur der Syrer Naeman.«
    28 Als sie das hörten, gerieten alle, die in der Synagoge anwesend waren, in heftigen Zorn:
    29 sie standen auf, stießen ihn aus der Stadt hinaus und führten ihn an den Rand des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, um ihn dort hinabzustürzen.
    30 Er ging aber mitten durch sie hindurch und wanderte weiter.
    31 Er begab sich dann nach der galiläischen Stadt Kapernaum hinab und lehrte sie dort am Sabbat.
    32 Da gerieten sie über seine Lehre in Staunen, denn seine Rede beruhte auf (göttlicher) Vollmacht.
    33 Nun war da in der Synagoge ein Mann, der von einem unreinen Geiste besessen war; der schrie laut auf:
    34 »Ha! Was willst du von uns, Jesus von Nazareth? Du bist gekommen, um uns zu vernichten! Ich weiß wohl, wer du bist: der Heilige Gottes!«
    35 Jesus bedrohte ihn mit den Worten: »Verstumme und fahre von ihm aus!« Da warf der böse Geist den Mann mitten unter sie zu Boden und fuhr von ihm aus, ohne ihm irgendwelchen Schaden zuzufügen.
    36 Da gerieten sie alle in Staunen; sie besprachen sich miteinander und sagten: »Was ist das für ein Machtwort? Mit (göttlicher) Vollmacht und Kraft gebietet er den unreinen Geistern, und sie fahren aus!«
    37 Und die Kunde von ihm verbreitete sich in alle Orte der Umgegend.
    38 Nachdem er dann die Synagoge verlassen hatte, begab er sich in das Haus Simons. Dort war die Schwiegermutter Simons von hohem Fieber befallen, und man wandte sich ihretwegen an ihn.
    39 Er trat also zu ihr, beugte sich über sie und bedrohte das Fieber: da wich es von ihr; sie stand sogleich vom Lager auf und bediente sie (bei der Mahlzeit).
    40 Als dann die Sonne unterging, brachten alle, welche Kranke mit mancherlei Leiden hatten, sie zu ihm; er aber legte einem jeden von ihnen die Hände auf und heilte sie.
    41 Auch böse Geister fuhren von vielen aus, wobei sie laut schrien und ausriefen: »Du bist der Sohn Gottes!« Er bedrohte sie jedoch und ließ sie nicht zu Worte kommen; denn sie wußten, daß er Christus war.
    42 Bei Tagesanbruch aber entwich er von dort und begab sich an einen einsamen Ort; doch die Volksmenge suchte nach ihm und kam zu ihm hin und wollte ihn zurückhalten, damit er nicht von ihnen wegginge.
    43 Er aber sagte zu ihnen: »Ich muß auch den anderen Städten die Heilsbotschaft vom Reiche Gottes verkünden, denn dazu bin ich gesandt.«
    44 So predigte er denn in den Synagogen des jüdischen Landes.


    Bemerkungen/ Gedanken:

    • Bei Matthäus wurde Jesus "vom Geist in die Wüste hinaufgeführt" (Mt 4,1), bei Lukas gibt es einen kleinen Unterschied: er ist "voll heiligen Geistes". Der muss durch die Taufe in ihn gelangt sein, was dem Sakrileg der Taufe für mich nochmal eine andere Qualität verleiht.
    • Die Zeit in der Wüste wird ähnlich ausführlich wie bei Matthäus beschrieben. Auch inhaltlich gibt es für uns nichts Neues:
      • Der Teufel (in Matthäus mit "Versucher" übersetzt) fordert ihn auf, Stein in Brot zu verwandeln
      • Er zeigt ihm alle Länder der Welt und bietet sie ihm an
      • Er führt ihn nach Jerusalem und verlangt von ihm, sich von den Zinnen des Tempels zu stürzen
      • Jesus verteidigt sich jeweils mit dem Pentateuch

    • Zwei Unterschiede fallen mir allerdings auf:
      • Die Reihenfolge der Versuchungen ist nicht gleich. Bei Matthäus kommt erst Jerusalem, dann die Welt. Der Scope wird größer (Stein > Stadt > Land). Bei Lukas wird der Scope "religiöser" (Stein > Menschenreich > religiöses Reich).
      • Bei Lukas lässt der Teufel zwar von Jesus aber, aber nur "bis zu einer gelegenen Zeit" (V. 13). Bei Matthäus lässt er ab und Engel treten an Jesu Seite. Dadurch bleibt der Teufel als lauernde Gefahr erhalten. Besser für die Erzählung, aber vermutlich theologisch weniger stark?

    • Es folgt Jesu Wirken in seiner Heimat, das durch kleine Details wie das Überreichen des Buches und Spannung erzeugende Momente ("aller Augen in der Synagoge waren gespannt auf ihn gerichtet", V. 20) recht modern beschrieben scheint.
    • Bemerkenswert ist - nach Kantels Hinweis auf die starke Bezugnahme auf Arme etc. - die in V. 17 erwähnte Bibelstelle (Jesaja 61, 1f und Jesaja 58, 6). Zumindest bei Menge ist die Stelle leicht abgewandelt, da heißt es in Jesaja: "[...] er hat mich ja gesandt, um die, welche gebrochenen Herzens sind, zu verbinden, den Gefangenen die Freilassung anzukündigen und den Gebundenen die Entfesselung". Ich finde die Formulierung "gebrochenen Herzens" eindrücklicher, als das Verleihen von Augenlicht, aber da er genau das noch tun wird, ist es natürlich eine geeignetere Wiedergabe.
    • Jesus tritt auch deutlich protagonistischer auf, wenn er ihn V. 21 sagt: "Heute ist dieses Schriftwort, das ihr soeben vernommen habt, zur Erfüllung gekommen!".
    • Auch im Folgenden bleibt er aktiv, nimmt den Nazarethern vorweg, dass er nicht "in seiner Vaterstadt willkommen" sein werde (was sich in V. 29 bereits erfüllt) und macht sich auf den Weg nach Kapernaum, um Elias Weg (V. 26) nachzufolgen. Zum Vergleich: bei Matthäus ist er an derselben Stelle (Mt 4, 13f) passiver: "er verließ jedoch Nazareth und verlegte seinen Wohnsitz nach Kapernaum, das am See (Genezaret) liegt im Gebiet von Sebulon und Naphthali, damit das Wort des Propheten Jesaja erfüllt werde". Was er tut, führt zwar auch zur Erfüllung der Prophezeiung, aber Jesus forciert sie nicht.
    • Im Folgenden offenbart er sich in Wort und Tat als der, als der er bezichtigt wird: "Heiliger Gottes" (V. 34) bzw. "Sohn Gottes" (V. 41). Interessant finde ich, dass ihn jeweils die "bösen Geister" so nennen. Zusammen mit der unausgesprochenen Drohung des Teufels vom Anfang dieses Kapitels könnte man es so lesen, dass das die weiteren Versuche sind.
    Zitat Zitat von Baldri Beitrag anzeigen
    Würfel doch mal für nen Job bevor du hier finanzielle Aussagen triffst die ernstgenommen werden sollen.

  4. #5524
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    Das Sakrileg der Taufe... du meinst das Sakrament. Sakrileg ist ein Vergehen gegen etwas Heiliges.

    Spannend an der Versuchung Jesu: Wie widersteht Jesus dem Bösen? Er zitiert Bibelverse. Nichts weiter. Einfach 3 mal: "Es steht geschrieben". Das ist "kein Hexenwerk" kann jeder Christ einfach auch. (Wenn man denn welche auswändig kann)


    Zur Schwiegermutter von Simon Petrus: Es bedeutet, er war verheiratet. Seine Frau wird auch noch mal in den Paulusbriefen erwähnt. Angesichts dieses Beispiels und das Katholiken ja Petrus als den ersten Papst ansehen, frage ich mich manchmal, wie sie den Zölibat rechtfertigen.
    Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal

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  5. #5525
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    Lukas 5
    Achtung Spoiler:
    1 Es begab sich aber (eines Tages), als das Volk ihn umdrängte und das Wort Gottes hörte, während er selbst am See Gennesaret stand,
    2 da sah er zwei Boote am Ufer des Sees liegen; die Fischer aber waren aus ihnen ausgestiegen und wuschen ihre Netze.
    3 Da trat er in eins der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Lande abzustoßen; darauf setzte er sich nieder und lehrte die Volksscharen vom Boote aus.
    4 Als er dann seine Ansprache beendet hatte, sagte er zu Simon: »Fahre auf die Höhe (des Sees) hinaus und werft eure Netze aus, damit ihr einen Zug tut!«
    5 Da antwortete Simon: »Meister, die ganze Nacht hindurch haben wir gearbeitet und nichts gefangen; doch auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen.«
    6 Als sie das getan hatten, fingen sie eine so große Menge Fische, daß ihre Netze zerreißen wollten.
    7 Da winkten sie ihren Genossen, die in dem andern Boot waren, sie möchten kommen und ihnen helfen; die kamen auch, und man füllte beide Boote, so daß sie tiefgingen.
    8 Als Simon Petrus das sah, warf er sich vor Jesus auf die Knie nieder und rief aus: »Herr, gehe weg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch!«
    9 Denn Schrecken hatte ihn und alle, die bei ihm waren, wegen dieses ihres Fischfangs befallen,
    10 ebenso auch den Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, welche Simons Genossen waren. Doch Jesus sagte zu Simon: »Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du ein Menschenfischer sein.«
    11 Sie brachten nun die Boote an Land, verließen alles und folgten ihm nach.
    12 Es begab sich darauf, während er sich in einer der Städte aufhielt, daß ein Mann da war, über und über mit Aussatz behaftet. Als dieser Jesus sah, warf er sich vor ihm auf sein Angesicht nieder und bat ihn mit den Worten: »Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen!«
    13 Jesus streckte die Hand aus, faßte ihn an und sagte: »Ich will’s: werde rein!« Da verschwand der Aussatz sogleich von ihm.
    14 Jesus gebot ihm dann, niemand etwas davon zu sagen, und gab ihm die Weisung: »Gehe hin, zeige dich dem Priester und bringe für deine Reinigung das Opfer dar, wie Mose es geboten hat, zum Zeugnis für sie!«
    15 Aber die Kunde über ihn breitete sich immer weiter aus, und das Volk strömte in großen Scharen zusammen, um ihn zu hören und sich von ihren Krankheiten heilen zu lassen.
    16 Er jedoch zog sich in die Einsamkeit zurück und betete dort.
    17 Eines Tages, als er der Lehrtätigkeit oblag, saßen auch Pharisäer und Gesetzeslehrer da, die aus allen Ortschaften Galiläas und Judäas und (besonders) aus Jerusalem gekommen waren; und die Kraft des Herrn war durch ihn wirksam, so daß er Heilungen vollbrachte.
    18 Da brachten Männer auf einem Tragbett einen Mann, der gelähmt war, und suchten ihn in das Haus hineinzubringen und vor Jesus niederzusetzen.
    19 Weil sie aber wegen der Volksmenge keine Möglichkeit fanden, ihn hineinzubringen, stiegen sie auf das Dach und ließen ihn samt dem Tragbett durch die Ziegel hindurch mitten unter die Leute vor Jesus hinab.
    20 Als dieser ihren Glauben sah, sagte er: »Mensch, deine Sünden sind dir vergeben!«
    21 Da begannen die Schriftgelehrten und Pharisäer sich Gedanken darüber zu machen und sagten: »Wer ist dieser? Er spricht ja Gotteslästerungen aus! Wer kann Sünden vergeben außer Gott allein?«
    22 Weil nun Jesus ihre Gedanken durchschaute, redete er sie mit den Worten an: »Was denkt ihr da in euren Herzen?
    23 Was ist leichter, zu sagen: ›Deine Sünden sind dir vergeben‹, oder zu sagen: ›Stehe auf und gehe umher‹?
    24 Damit ihr aber wißt, daß der Menschensohn Vollmacht hat, auf der Erde Sünden zu vergeben« – hierauf sagte er zu dem Gelähmten: »Ich sage dir: Stehe auf, nimm dein Bett auf dich und gehe heim in dein Haus!«
    25 Da stand er augenblicklich vor ihren Augen auf, nahm das (Tragbett), auf dem er gelegen hatte, und ging Gott preisend heim in sein Haus.
    26 Da gerieten alle außer sich vor Erstaunen; sie priesen Gott und sagten voller Furcht: »Unglaubliches haben wir heute gesehen!«
    27 Hierauf ging er (aus dem Hause) hinaus und sah einen Zöllner namens Levi an der Zollstätte sitzen und sagte zu ihm: »Folge mir nach!«
    28 Da verließ jener alles, stand auf und folgte ihm nach.
    29 Und Levi richtete ihm zu Ehren ein großes Gastmahl in seinem Hause zu, und eine große Schar von Zöllnern und anderen Leuten waren da, die mit ihnen am Mahl teilnahmen.
    30 Da sagten die Pharisäer und die zu ihnen gehörenden Schriftgelehrten unwillig zu seinen Jüngern: »Warum eßt und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern?«
    31 Jesus antwortete ihnen mit den Worten: »Die Gesunden haben keinen Arzt nötig, wohl aber die Kranken;
    32 ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen zur Buße, sondern Sünder.«
    33 Sie aber sagten zu ihm: »Die Jünger des Johannes fasten häufig und verrichten (dabei) Gebete, ebenso auch die (Schüler) der Pharisäer, während die deinigen essen und trinken.«
    34 Jesus antwortete ihnen: »Könnt ihr etwa von den Hochzeitsgästen verlangen, daß sie fasten, solange der Bräutigam noch bei ihnen weilt?
    35 Es werden aber Tage kommen, wo der Bräutigam ihnen genommen ist: dann, an jenen Tagen, werden sie fasten.«
    36 Er legte ihnen aber auch noch ein Gleichnis vor: »Niemand reißt[6] doch von einem neuen Kleid ein Stück Zeug ab und setzt es auf ein altes Kleid, sonst würde er nur das neue (Kleid) zerreißen, und zu dem alten Kleide würde das Stück Zeug von dem neuen (Kleide) doch nicht passen.
    37 Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche; sonst sprengt der junge Wein die Schläuche und läuft selbst aus, und auch die Schläuche gehen verloren.
    38 Nein, jungen Wein muß man in neue Schläuche füllen.
    39 Und niemand, der alten Wein getrunken hat, mag jungen Wein trinken; denn er sagt: ›Der alte ist bekömmlich.‹«


    Bemerkungen/ Gedanken:
    • Jesus predigt jetzt bereits von seiner Boots-Kanzel aus. Bei Matthäus passierte das bspw. viel später (Matthäus 13), da richtet er sein Wort zunächst direkt an die Jünger (#SalzDerErde). Das hat, zumindest auf mich, den Effekt, dass Jesus volksnäher rüberkommt. Von Jüngern war noch gar keine Rede, er ist halt ein Dude, dem zugehört wird.
    • Die Rede vom Boot aus hat trotzdem den Effekt, die Jünger und Jesus zusammenzubringen. Das passiert viel organischer. Vgl. Matthäus 4,18f: Jesus sieht Simon Petrus und Andreas und zeigt ihnen sein Wunder. Das fällt ein wenig vom Himmel, auch die Aussage "ich [will] euch zu Menschenfischern machen!" (Mt. 4,19) ist etwas abrupt. Hier ergibt es sich als Konsequenz einer Predigt.
    • Den Aussätzigen kennen wir aus Matthäus 8 bzw. Markus 1; den Gelähmten auch. Bei Lukas kommt er unmittelbar nach der Rekrutierung der ersten Jünger und scheint mir, wie der Gelähmte in V. 18ff, die Reaktionen der Umwelt auf Jesu Treiben zeigen zu wollen: Dankbarkeit und Liebe durch das Volk, Argwohn durch die Oberpriester.
    • Neben den Armen und Schwachen nimmt sich Jesus auch hier der sozial Geächteten an. Auch das ist inhaltlich nicht neu, fügt sich bei Lukas aber anders in die Inszenierung ein.
    • Insgesamt scheint mir der hintere Teil dieses Kapitels (Gelähmten heilen, Zöllner rekrutieren, mit Oberpriestern diskutieren, Vergleich mit Flicken und altem Wein) ein Teil zu sein, der in allen drei Übersetzungen recht ähnlich und recht konstant ausgeprägt ist. Das ist möglicherweise auch theologisch nicht unwichtig, um die neuen - und in jedem Fall von Jesus anerkannten - Verhaltensweisen eines Gläubigen zu unterstreichen. Eine junge Religion (wenn man schon als Religion darauf schauen will) muss sowas zwingend leisten.
    Zitat Zitat von Baldri Beitrag anzeigen
    Würfel doch mal für nen Job bevor du hier finanzielle Aussagen triffst die ernstgenommen werden sollen.

  6. #5526
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    Lukas 6 (Teil 1)
    Achtung Spoiler:

    1 Es begab sich aber an einem Sabbat, daß er durch die Kornfelder wanderte; dabei pflückten seine Jünger Ähren ab, zerrieben sie in den Händen und aßen sie.
    2 Da sagten einige von den Pharisäern zu ihnen: »Warum tut ihr da etwas, das man am Sabbat nicht tun darf?«
    3 Jesus antwortete ihnen: »Habt ihr auch davon nichts gelesen, was David getan hat, als ihn samt seinen Begleitern hungerte?
    4 Wie er da ins Gotteshaus hineinging, dort die Schaubrote nahm und sie aß und auch seinen Begleitern davon gab, obgleich doch niemand außer den Priestern sie essen darf?«
    5 Er schloß mit den Worten: »Der Menschensohn ist Herr (auch) über den Sabbat.«
    6 An einem anderen Sabbat aber ging er in die Synagoge und lehrte. Dort war ein Mann, dessen rechter Arm verdorrt war.
    7 Da lauerten die Schriftgelehrten und Pharisäer ihm auf, ob er wohl am Sabbat heilen würde, um dann einen Grund zu einer Anklage gegen ihn zu haben;
    8 er aber kannte ihre Gedanken wohl. Er sagte nun zu dem Manne mit dem gelähmten Arm: »Stehe auf und tritt vor in die Mitte!« Jener stand auf und trat hin.
    9 Dann sagte Jesus zu ihnen: »Ich frage euch: Darf man am Sabbat Gutes tun, oder soll man Böses tun? Darf man ein Leben erhalten, oder soll man es zugrunde gehen lassen?«
    10 Nachdem er sie dann alle ringsum (zornig) angeblickt hatte, sagte er zu ihm: »Strecke deinen Arm aus!« Jener tat es, und sein Arm wurde wieder hergestellt.
    11 Jene aber wurden ganz sinnlos vor Wut und besprachen sich miteinander, was sie Jesus antun könnten.
    12 Es begab sich aber in diesen Tagen, daß er hinausging auf den Berg, um zu beten, und er verbrachte dort die (ganze) Nacht im Gebet zu Gott.
    13 Als es dann Tag geworden war, rief er seine Jünger zu sich und wählte zwölf aus ihnen aus, die er auch Apostel nannte:
    14 Simon, den er auch Petrus nannte, und dessen Bruder Andreas; ferner Jakobus und Johannes, Philippus und Bartholomäus,
    15 Matthäus und Thomas, Jakobus, den Sohn des Alphäus, und Simon mit dem Beinamen ›der Eiferer‹,
    16 Judas, den Sohn des Jakobus, und Judas Iskarioth, der (später) zum Verräter an ihm wurde.
    17 Als er dann mit ihnen (vom Berge) wieder hinabgestiegen war, blieb er auf einem ebenen Platz stehen samt einer großen Schar seiner Jünger und einer zahlreichen Volksmenge aus dem ganzen jüdischen Lande, besonders aus Jerusalem, auch aus dem Küstenlande von Tyrus und Sidon.
    18 Alle diese waren gekommen, um ihn zu hören und sich von ihren Krankheiten heilen zu lassen; auch die von unreinen Geistern Geplagten fanden Heilung;
    19 und die ganze Volksmenge suchte ihn anzurühren, denn eine Kraft ging von ihm aus und heilte alle.


    Bemerkungen/ Gedanken:
    • Zum ersten Mal im Neuen Testament stellt sich beim dritten Lesen der Jünger im Kornfeld bei mir so etwas wie Überdruss oder Langeweile ein.
    • Zumal hier im 6. Kapitel inhaltlich nahtlos ans 5. Kapitel angeknüpft wird: Jesus (bzw. seine Jünger) tun Dinge, die laut Pharisäer verboten sind und Jesus rechtfertigt sie mit klugen Worten bzw. Bibelverweisen.
    • Zumindest zeichnet sich im Vergleich zu Matthäus und Markus (von dem, was ich noch in Erinnerung habe) früher das Motiv der Pharisäer ab: "um dann einen Grund zu einer Anklage gegen ihn zu haben" (V. 7). Insofern werden sie unmittelbarer als Antagonisten inszeniert.
    • "Sinnlos vor Wut werden" (v. 11) ist gut, den muss ich mir merken
    • Jetzt hat er auch seine zwölf Apostel
    • Interessant, dass bei Judas in V. 16 schon Forshadowing betrieben wird. Das ist als Erzähltechnik natürlich gut, um Spannung zu erzeugen, denkt mir von den anderen Übersetzungen gerade aber nicht. Zumindest nicht so früh in der Geschichte.
    Zitat Zitat von Baldri Beitrag anzeigen
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  7. #5527
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    Zu der Sabbat-Geschichte, ich weiß nicht, ob ich schon mal drauf hingewiesen habe: Die Gegenüberstellung finde ich verblüffend:

    Da ist einerseits Jesus, der die überlieferten Sabbat-Gebote bricht. Er heißt den chronisch Kranken. Und fragt die Gegner dirket ins Gesicht: "Ist es erlaubt, am Sabbat Gutes oder Böses zu tun".
    Und dann sind da die Gesetzteslehrer und Pharisäer. Sie sagen, er dürfe am Sabbat nicht heilen. Aber danach gehen sie hinaus und planen einen Mord. Das Heilen, sagten sie, war verboten. Aber einen Mord zu planen, das ist ihren Augen okay.

    Grade als religiöser Mensch sollte man häufiger über diese Geschichte nachdenken. Wir Gläubigen haben ja immer diese Tendenz uns hauptsächlich nach den religiösen Regeln zu richten und ihre Einhaltung zu betonen. Das ist an sich auch nichts Falsches. Aber die Regeln sind manchmal eben nicht das Wort Gottes. Sowas erlebe ich häufig, dass man Regeln ausweitet und dann erbost ist, wenn die Ausweitung übertreten wird. Jesus hat das ständig gemacht. Es ist auch eine Lee dafür, dass der Zweck nicht die Mittel heilig. Die Gesetzeslehrer und Pharisäer dachten, sie tun das Werk Gottes. Und wollen in seinem Namen jemand ermorden. Wir sollten uns davor hüten, in ihre Fußstapfen zu trefen.


    Der Rest vom Kapitel 6 wird, finde ich, sehr spannend werden.
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  8. #5528
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    Lukas 6 (Teil 2)
    Achtung Spoiler:
    20 Da richtete er seine Augen auf seine Jünger und sagte: »Selig seid ihr Armen, denn euer Teil ist das Reich Gottes!
    21 Selig seid ihr, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet gesättigt werden! Selig seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen!
    22 Selig seid ihr, wenn die Menschen euch hassen und wenn sie euch aus ihrer Gemeinschaft ausschließen und euch schmähen und euren Namen als ein Schimpfwort verwerfen um des Menschensohnes willen!
    23 Freuet euch alsdann und jubelt! Denn wisset wohl: euer Lohn ist groß im Himmel. Ihre Väter haben ja an den Propheten ebenso gehandelt.
    24 Doch wehe euch Reichen, denn ihr habt euren Trost dahin!
    25 Wehe euch, die ihr jetzt satt seid, denn ihr werdet Hunger leiden! Wehe euch, die ihr jetzt lacht, denn ihr werdet trauern und weinen!
    26 Wehe euch, wenn alle Welt mit Lobesworten von euch redet! Ihre Väter haben ja an den falschen Propheten ebenso gehandelt.«
    27 »Euch aber, meinen Hörern, sage ich: Liebet eure Feinde, tut denen Gutes, die euch hassen,
    28 segnet die, welche euch fluchen, betet für die, welche euch anfeinden!
    29 Wer dich auf die Wange schlägt, dem halte auch die andere hin, und wer dir den Mantel wegnimmt, dem verweigere auch den Rock nicht!
    30 Jedem, der dich (um etwas) bittet, dem gib, und wer dir das Deine nimmt, von dem fordere es nicht zurück!
    31 Und wie ihr von den Leuten behandelt werden wollt, ebenso behandelt auch ihr sie!
    32 Denn wenn ihr (nur) die liebt, die euch lieben: welchen (Anspruch auf) Dank habt ihr dann? Auch die Sünder lieben ja die, welche ihnen Liebe erweisen.
    33 Und wenn ihr (nur) denen Gutes erweist, die euch Gutes tun: welchen (Anspruch auf) Dank habt ihr dann? Auch die Sünder tun dasselbe.
    34 Und wenn ihr denen leiht, von denen ihr (das Geliehene) zurückzuerhalten hofft: welchen (Anspruch auf) Dank habt ihr dann? Auch die Sünder leihen den Sündern, um ebensoviel zurückzuerhalten.
    35 Nein, liebet eure Feinde, tut Gutes und leihet aus, ohne etwas zurückzuerwarten! Dann wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn er ist gütig (auch) gegen die Undankbaren und Bösen.
    36 Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist!«
    37 »Und richtet nicht, dann werdet ihr auch nicht gerichtet werden; und verurteilt nicht, dann werdet ihr auch nicht verurteilt werden; laßt (eure Schuldner) frei, dann werdet ihr auch freigelassen werden.
    38 Gebt, dann wird auch euch gegeben werden: ein reichliches, festgedrücktes, gerütteltes und übervolles Maß wird man euch in den Schoß schütten; denn mit demselben Maß, mit dem ihr zumeßt, wird euch wieder zugemessen werden.« –
    39 Er legte ihnen dann auch ein Gleichnis vor: »Kann wohl ein Blinder einen Blinden führen? Werden sie nicht beide in die Grube fallen?
    40 Der Jünger steht nicht über seinem Meister: jeder (Jünger) wird, wenn er völlig ausgebildet ist, immer nur wie sein Meister sein.
    41 Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, während du den Balken in deinem eignen Auge nicht wahrnimmst?
    42 Oder wie darfst du zu deinem Bruder sagen: ›Bruder, laß mich den Splitter, der in deinem Auge steckt, herausziehen‹, während du den Balken in deinem eignen Auge nicht gewahrst? Du Heuchler! Ziehe zuerst den Balken aus deinem Auge, dann magst du zusehen, daß du den Splitter herausziehst, der im Auge deines Bruders steckt.«
    43 »Denn es gibt keinen guten Baum, der schlechte Früchte bringt, und umgekehrt keinen schlechten Baum, der gute Früchte bringt.
    44 Jeden Baum erkennt man ja an seinen Früchten; denn von Dornen sammelt man keine Feigen, und von einem Dornbusch kann man keine Trauben lesen.
    45 Ein guter Mensch bringt aus der guten Schatzkammer seines Herzens das Gute hervor, während ein böser Mensch aus der bösen (Schatzkammer seines Herzens) das Böse hervorbringt; denn wovon das Herz voll ist, davon redet sein Mund.«
    46 »Was nennt ihr mich aber ›Herr, Herr!‹ und tut doch nicht, was ich (euch) sage?
    47 Wer zu mir kommt und meine Worte hört und nach ihnen tut – ich will euch zeigen, wem der zu vergleichen ist:
    48 Er gleicht einem Manne, der, als er ein Haus bauen wollte, bis in die Tiefe ausgraben ließ und die Grundmauer auf den Felsen legte. Als nun Hochwasser kam, stieß die Flut an jenes Haus, vermochte es aber wegen seiner festen Bauart nicht zu erschüttern.
    49 Wer aber (meine Worte) hört und nicht nach ihnen tut, der gleicht einem Manne, der ein Haus ohne feste Grundmauer auf den (lockeren) Erdboden baute. Als dann die Flut dagegen stieß, stürzte es sogleich in sich zusammen, und der Einsturz dieses Hauses war gewaltig.«


    Bemerkungen/ Gedanken:

    • Ich stimme zu, das geht deutlich interessanter weiter - und ich erinnere mich zumindest nicht, dass Jesus bei Matthäus oder Markus so unverblümt Arm und Reich einander gegenübergestellt hat. Dabei arbeitet er mit einer übergeordnete und jeweils drei untergeordneten, parallel gestellten Antithesen und macht den Kontrast sprachlich sehr scharf:
      • Übergeordnet: "Selig seid ihr Armen" (V. 20) vs. "Wehe euch Reichen" (V. 24).
      • Untergeordnet und jeweils parallel gestellt: Hunger vs. Sättigung, Weinen vs. Lachen, Schmähen vs. Loben
      • Das lässt mich an "Proletarier aller Länder, vereinigt euch" denken - nur christlich motiviert, nicht kommunistisch

    • Aus der Antithetik wird ein widersprüchlich erscheinendes Handeln abgeleitet ("Liebet eure Feinde", V. 27), das, wenn man die "himmlische Verdrehung" als Axiom annimmt, wiederum Sinn macht: Wer jetzt weint und später lachen wird, soll Hass nicht mit Hass begegnen, sondern mit Liebe. Sonst hätte er ja zu lachen. Oder so.
    • Die Botschaft wiederholt Jesus in V. 35, auch die Struktur der folgenden Verse ist ähnlich zu denen davor (vgl. "Wer dich auf die Wange schlägt, dem halte auch die andere hin" und "leihe aus, ohne etwas zurückzuerwarten").
    • Das Prinzip der unbedingten Nächstenliebe führt Jesus damit im Gegensatz zu dem eingänglichen Widerspruch sehr geradlinig und konsequent fort ("großer Parallelismus vs. große Antithese").
    • Aufgrund der Gegenüberstellung von Arm und Reich lese ich gedanklich "eure Feinde" als "die Reichen". Und der Streit zwischen Kapitalisten und Antikapitalisten wiederum wird auch hier im Forum bis heute geführt. Jesus wäre wohl nicht auf Seiten des Kapitals.
    • An Vers 33f erinnere ich mich vage, gab es den auch bei Markus? Er war zumindest nicht so umfangreich und rhetorisch aufwändig vorbereitet worden.
    • Vers 37 erinnert grob ans Vaterunser ("Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern"), in das dieses Handlungsprinzip aufgenommen wurde.
    • Ethisch finde ich die Schlussfolgerung ("mit demselben Maß, mit dem ihr zumeßt, wird euch wieder zugemessen werden", V. 38) spannend, weil sie aktiv-positiv und unbedingt optimistisch ist. Ich stelle das mal meinem Verständnis von drei anderen ethischen Maximen entgegen:
      • Tun-Ergehen: da schwingt für mich die göttliche Instanz stärker mit, die könnte man sich in Lukas 6 leichter aus der Rede wegdenken. Außerdem schwingt da die negative Seite stärker durch (tun ist neutral; wenn man etwas Schlechtes tut, ergeht es einem schlecht). Zumessen ist eher nach oben offen und nach unten ist da ne null. Natürliche Zahlen statt ganze Zahlen.
      • Do ut des: das erscheint mir in sich abgeschlossener, ein Nullsummenspiel. Eine Waage, die im Gleichgewicht ist und das Gleichgewicht kann man nicht einseitig verschieben, weil es von der Reaktion des Gegenüber ("ut des") abhängt. Zumessen kann ich von mir aus mehr.
      • Kategorischer Imperativ: der ist viel mehr von der Gemeinschaft her gedacht. Jemandem mehr zuzumessen, kann ich von mir aus entscheiden und tun, ohne darüber nachdenken zu müssen, ob mein Handeln allgemeines Gesetz werden könnte.

    • Die kurzen Gleichnisse finde ich im Anschluss an diese Rede etwas verwirrend und in der Wort- und Bildwahl überraschend negativ (In die Grube fallen, immer nur wie sein Meister sein, Splitter/ Balken im Auge, schlechter Baum, Flut).
    • Jesus kehrt rhetorisch damit zum Anfang zurück, dem Arm vs. Reich bzw. Gut vs. Böse. V. 45 finde ich da noch am interessantesten.
    • Klar, aus religiöser Sicht muss er seine Darlegung an seine Person bzw. an die Macht Gottes knüpfen, aber mir gefällt nicht, wie dadurch wieder Gegensätze aufgebaut werden, nachdem in der Handlungsanleitung ("Liebet eure Feinde") verlangt wurde, diese auszuhalten. Umgekehrt wird ein Schuh draus - ohne Feinde gibt es keine, die man lieben kann. In der Hinsicht ist "Liebet eure Feinde" vielleicht schon eine aus sich heraus vergiftete Maxime
    Zitat Zitat von Baldri Beitrag anzeigen
    Würfel doch mal für nen Job bevor du hier finanzielle Aussagen triffst die ernstgenommen werden sollen.

  9. #5529
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
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    Diesen Text nennt man auch Feldrede. Er ist sehr ähnlich zur Bergpredigt bei Matthäus (Mt 5-7) - daher der Name.

    Er spricht eigentlich für sich selbst man muss da gar nichts mehr zu sagen - man sieht daran, dass Jesus ein exzellenter Prediger war - seine Worte treffen nach 2000 Jahren immer noch voll auf den Punkt, bringen einen zum Nachdenken. jeder Satz ist der nächste Hammerschlag, finde ich. Als ich darüber gepredigt habt, musste ich den eigentlich einfach nur vorlesen.
    Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal

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  10. #5530
    Hat einen Plan Avatar von Mongke Khan
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    Liebet eure Feinde hast du demnach wohl nicht als vergiftete Maxime bezeichnet
    Zitat Zitat von Baldri Beitrag anzeigen
    Würfel doch mal für nen Job bevor du hier finanzielle Aussagen triffst die ernstgenommen werden sollen.

  11. #5531
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
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    Zitat Zitat von Mongke Khan Beitrag anzeigen
    Liebet eure Feinde hast du demnach wohl nicht als vergiftete Maxime bezeichnet
    Nein, wieso vergiftet?
    Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal

    Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.


  12. #5532
    Wee Free Man Avatar von Rob Anybody
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    Wohl wegen

    Zitat Zitat von Mongke Khan Beitrag anzeigen
    [*]Klar, aus religiöser Sicht muss er seine Darlegung an seine Person bzw. an die Macht Gottes knüpfen, aber mir gefällt nicht, wie dadurch wieder Gegensätze aufgebaut werden, nachdem in der Handlungsanleitung ("Liebet eure Feinde") verlangt wurde, diese auszuhalten. Umgekehrt wird ein Schuh draus - ohne Feinde gibt es keine, die man lieben kann. In der Hinsicht ist "Liebet eure Feinde" vielleicht schon eine aus sich heraus vergiftete Maxime [/LIST]
    Aber das "vergiftet" besteht nur bei der unzulässigen Verkürzung auf "Feinde". Man soll sich, seine Familie, Freunde "und" Feinde lieben.
    Aber an jenem Morgen war es Magie gewesen. Und es hörte nicht auf, Magie zu sein,
    nur weil man [inzwischen] eine Erklärung dafür hatte ...
    (Terry Pratchett)

  13. #5533
    Hat einen Plan Avatar von Mongke Khan
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    Wieso unzulässig? Das sagt er zweimal ausdrücklich genau so, ohne Bezugnahme auf die Guten. Und entwirft dann ein Feindbild.

  14. #5534
    Wee Free Man Avatar von Rob Anybody
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    Du hast bereits Matthäus 22,39 oder Markus 12,31 gelesen, das aber schon wieder vergessen?
    Aber an jenem Morgen war es Magie gewesen. Und es hörte nicht auf, Magie zu sein,
    nur weil man [inzwischen] eine Erklärung dafür hatte ...
    (Terry Pratchett)

  15. #5535
    Hat einen Plan Avatar von Mongke Khan
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    Ich lese gerade Lukas

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