You can check out any time you like, but you can never leave
Die "Band"
Jeff Wayne ist ein New Yorker Komponist, der 1966 am Trinity College of Music in London studierte und im Anschluss zusammen mit seinem Vater sein erstes Musical "Two Cities" komponierte. Auch in den Folgejahren arbeitete Wayne viel mit Familie und Freunden zusammen und wurde von diesen während der dreijährigen Vorbereitungszeit zur Musicalfassung von "Krieg der Welten" unterstützt. Seine Mutter schrieb die Dialoge, sein Vater ist als Sprecher zu hören. Die übrigen Sprech- und Gesangsrollen übernahmen:
- Richard Burton (als "Herbert, the Journalist" und Erzähler; einer der bedeutendsten englischsprachigen Bühnenschauspieler, der mir v.a. als O'Brien in der 1984 erschienen Verfilmung von 1984 begegnet ist)
- Julie Covington (als "Beth", bekannt durch "Don't Cry for Me Argentina")
- David Essex (als "The Artillery Man", ein Freund von Jeff Wayne, der seinen ersten Hit "Rock On" komponierte)
- Justin Hayward (als "The Sung Thoughts of The Journalist", Co-Frontman der "The Moody Blues", für welche er "Knights in White Satin" schrieb)
- Phil Lynott (als "Parson Nathaniel", Frontman von Thin Lizzy)
- Jo Partridge (als "The Heat Ray", der als einziger zu unbedeutend ist, um einen Wikipedia-Artikel zu haben
)
- Chris Thompson (als "The Voice of Humanity"; bekannt durch die Earth Band und den Hit "Blinded By The Light")
"Krieg der Welten" stammt aus der Feder von Herbert George Wells und erschien bereits 1898. Es gilt als grundlegend für die Science-Fiction-Literatur und handelt von Marsianern, die in dreibeinigen Kampfmaschinen das Vereinigte Königreich angreifen, um die Erde zu erobern. Es kann als Satire auf die englische Kolonialpolitik seiner Zeit gelesen werden.
Bekanntheit erlangte die Geschichte vor allem durch das gleichnamige Hörspiel, das zu Halloween 1938 ausgestrahlt und - angeblich - von vielen Menschen für eine authentische Reportage gehalten wurde.
Das Album (Spotify: https://open.spotify.com/album/7ligZ...RhyONcz9jmILkg)
Tracklist
Titel
Seite
Länge [CD] Jahr
The Eve of the War 1 09:07 1978 Horsell Common and the Heat Ray 1 11:35 1978 The Artilleryman and the Fighting Machine 1 10:36 1978 Forever Autumn 2 07:41 1978 Thunder Child 2 06:06 1978 The Red Weed and Parson Nathaniel 3 11:17 1978 The Spirit of Man 3 11:37 1978 The Artilleryman and Dead London 4 01:27 1978 Brave New World 4 12:14 1978 Dead London 4 08:35 1978 Epilogue 4 04:21 1978
Die Aufmachung hat, im Vergleich zu den bisherigen Alben, einiges zu bieten: Innen- und Außenseite sind ansprechend gestaltet und den beiden Platten (die erste behandelz "The Coming of the Martians", die zweite "The Earth under the Martians") liegt ein Heft bei, welches die Geschichte sowohl mit Liedtexten als auch mit Zeichnungen illustriert:
Im August 1904 sind am Nachthimmel grüne Lichter zu sehen, die auf die Erde fallen.
Sie stellen sich als marsianische Raumschiffe heraus. Der Journalist Herbert (der ursprünglich keinen Namen hatte und irgendwann so nach Herbert Wells benannt wurde) (üb-)erlebt die Ankunft und muss mit ansehen, wie die Marsianer mit Kampfmaschinen und Hitzestrahlen seinen Planeten und dessen Bewohner angreifen.
Er schließt sich dem Flüchtlingsstrom in Richtung Meer an und verliert an der Küste seine Geliebte, Carrie, aus den Augen. Sie schafft es auf einen Dampfer, der sie in Sicherheit bringt. Die Sicherheit wird allerdings teuer vom Kriegsschiff "Thunder Child" erkauft.
Mit der "Thunder Child" sinkt auch die Hoffnung der Menschen, sich gegen die Invasoren wehren zu können. Die Erde gehört nun den Marsianern. Am folgenden Tag entdeckt der Journalist, dass diese eine weitere Plage, die "Red Weed" auf die Erde losgelassen haben.
Er trifft auf den Pfarrer Nathaniel und dessen Frau Beth. Sie finden zu dritt Schutz, doch Nathaniel ist wahnsinnig geworden. Er hält die Marsianer für Dämonen, die der Teufel auf die Erde geschickt hat.
Beth wird von den Marsianern getötet, dasselbe Schicksal ereilt den Pfarrer. Herbert stellt mit Grauen fest, dass die Marsianer sich das Blut der Menschen selbst einverleiben und schafft es ein weiteres Mal, sich zu verstecken. Er beschließt dann, nach London zu gehen und trifft auf einen Soldaten, den er schon vom Tag der Ankunft kennt. Dieser hat die Vision, eine neue Welt für die Menschen unter der Erde zu schaffen.
Seine Vision stellt sich aus Herberts Sicht allerdings als Hirngespinst dar. Er harrt in London aus und schöpft eines Tages Hoffnung, als er "das Geschrei von etwas Sterbendem" vernimmt. Tatsächlich: die Marsianer sterben, da ihr Immunsystem sich nicht gegen die irdischen Bakterien wehren kann.
Im Epilog wird, textlich wie musikalisch, angedeutet, dass sich viele Jahre später - als die Menschen selbst im Begriff sind, auf dem roten Planeten zu landen - die Geschichte wiederholen wird...
Die Rückseite des Begleithefts stellt die auftretenden Sängerinnen und Sänger vor:
Wie klingt das?Achtung Spoiler:
Schwer in Worte zu fassen. Sehr dicht und atmosphärisch ohne diesen "klischeehaften" Musicalsound. Ich bilde mir ein, herauszuhören, dass vor allem ins Sound-Effect-Design sehr viel Arbeit geflossen ist. Irgendwas muss Wayne ja in den 3,5 Jahren Vorbereitungszeit auch gemacht haben![]()
Synthetische Klangerzeugung nahm gegen Ende der 70er erst so richtig Fahrt auf und hier passt sie echt gut. Es klingt einfach "passend" und nicht etwa (wie ich es bei Manfred Mann's Earth Band bemängelt habe) nach zu viel von allem und drüber. Die synthetischen Klänge werden gut von akustischen (Gitarren, Violine, Drums) kontrastiert, sodass synthetische und akustische Elemente auch eine Art "Krieg der Welten" miteinander führen. Die Geschichte wird in großen Teilen erzählt.
Am markantesten sind zwei Motive:
- Ein lang gezogenes und verzerrtes "Ull-a", welches das Geheul der Marsianer darstellt
- Eine auf einem Synthesizer gespielte Tonfolge, die ungefähr "Kurz Kurz Laaaang, Kurz Kurz Laaang" klingt und von einem "Kurz, Laaaang, Kurz Laaaang, Kurz Kurz, Kurz Kurz, Kurz Laaaang" beantwortet wird
Dafür, dass das Album fast 2h lang ist und sich auf 2 Platten verteilt, gibt es wenige "Lieder" in dem Sinne: Forever Autumn, Thunder Child, The Spirit of Man und Brave New World. Diese erfüllen eher Funktionen, als dass sie für sich stehen. Lyrisch sind sie aber teilweise sehr dicht, so heißt es z.B. in "Forever Autumn":
Und späterLike the sun through the trees you came to love me
Like a leaf on a breeze you blew away
A gentle rain falls softly on my weary eyes
As if to hide a lonely tear
My life will be Forever Autumn
'cause you're not here
In Brave New World gefällt mir der gleich der Anfang sehr gut:You always loved this time of year
Those fallen leaves lie undisturbed now
'cause you're not here
In vielen Stücken gleicht das Ende dem Anfang, nur mit einem etwas anderen Blick. Beispielsweise erscheinen in "Brave New World" die zitierten Zeilen anfangs euphorisch und am Ende verzweifelt. Das Album wird als Ganzes auch von einem... naja, ist kein wirkliches Lied, eher eine von irgendeiner Flöte gespielte Melodie und den Worte "'The chances of anything coming from Mars are a million to one' he said. 'The chances of aynthing coming from Mars are a million to one - but still they come'" eingerahmt.Take a look around you at the world we've come to know
Does it seem to be much more than a crazy circus show
But maybe from the madness something beautiful will grow
In a brave new world
Fazit - Wie hat es gefallen?
Sehr gutIch hatte ja irgendwelche unzusammenhängende Filmmusik befürchtet, Musical-Musik mag ich normalerweise auch nicht, aber es hat echt Spaß gemacht, sich mit Album und Thema zu beschäftigen. Das Begleitheft hat dazu viel beigetragen. Tatsächlich hab ich beim Hören gemerkt, dass ich die Musik schon irgendwoher kannte. Die Story, klar, die ist irgendwie Allgemeinwissen. Das Hörbuch hab ich als Kind ein paar Mal gehört, als ich davon erfuhr, dass Menschen das für bare Münze genommen haben sollen.
Aber dieses markante "The chances of anything coming from Mars are a million to one" kenne ich irgendwoher.
Meiner Meinung nach hängt das Album musikalisch in der Mitte durch, der Part mit Red Weed und Nathaniel hat mich nicht so mitgerissen. Da konnte ich es verschmerzen, dass die Platte an der Stelle nicht mehr ganz rund klang.
Wertung
Oben. Aber irgendwie nicht besser als Brothers in Arms, dafür war der erste Teil der zweiten Platte nicht gut genug. Durch das Begleitmaterial und die starke Klangkulisse auf Platz 2.
Was ich noch zu sagen hätte...
Es ist ja fast schon Usus geworden, dass ich versuche, Bezüge zum Metal herzustellen. Das fällt mir hier musikalisch schwer, aber neben der Fantasy- hat auch die Science-Fiction-Literatur viele Bands beeinflusst, die ich mag. Iron Maiden haben zum Beispiel ein Lied im Angebot, das auch Brave New World heißt (auch wenn sich das auf den Roman von Aldous Huxley bezieht)
Achtung Spoiler:
Sehr gelungener Post![]()
Aktuelles RL-Projekt: PV-Anlage + E-Auto
Heimkinobau-RL-Story
Eine Runde Nostalgie...
Wie kam der Papa zum FCB? Des Rätsels Lösung
Star Wars Episode I-III doch irgendwie nachvollziehbar? Wie der Papa das sieht
Zitat von Klipsch-RF7II
Hier haben wir eine meiner Lieblingsplatten.
Freut mich, dass es MK auch gefällt. Ich weiß übrigens gar nicht, ob das jemals als Musical auf der Bühne aufgeführt wurde. Ich kenne nur diese Plattenversion.
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Also, von "Knights in white Satin" habe ich noch nie was gehört, kenne aber "Nights in white Satin".
"Nights in white Satin, never reaching the end...".
Make DuckDuckGo great again!
I is more stronger than Darth Vapour!
I`m over my fuck budget, I´m now in fucking debt!
Ich habe die deutsche Version, mit Curd Jürgens als Sprecher, im Regal stehen und mag Krieg der Welten auch sehr. Auf der Arbeit läuft bestimmt einmal im Jahr Krieg der Welten bei mir im Büro.
Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag!
Aber die Vorstellung von Rittern in weißem Satin hat doch was!![]()
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Na ja, MK "a million to one" ist eine feststehende englische Redewendung, klar hast du die dann schon mal gehört.
Ich höre mir die Platte gerade auf Spotify an. Ist cool. Als Kind mochte ich v.a. den Film aus den 50ern, der hat auch heute noch in meiner DVD-Sammlung einen exklusiven Platz.
Geändert von Tohuwabohu (15. Mai 2025 um 20:01 Uhr)
Ich meine doch aber die Melodie, du bald verpiercte Nase![]()
Ach so, ja dann... 'The Eve of the War' ist recht hekannt, der berühmte Schauspieler Richard Burton müsste da der Sprecher sein. Mir kam der Anfang auch sehr gängig vor, hat aber genauso gut Dschingis Khan Vibes.