Also es geht weiter ab diesem Post:
Das ist also das Grundsetting. Skepsis und Respekt + dem Enthusiasmus etwas neues zu lernen. Um dann enttäuscht zu sein, dass es sich nicht weiter auffächert. Hinzu kommt natürlich der Umstand, und das verstehe ich nicht so richtig, dass noch immer Freud gelehrt wird. Dies erscheint mir eher eine Geschichtsstunde wert zu sein, da ich der Auffassung war: Wir sollten weiter sein. Wir müssen doch einfach sein. Freuds Theorie war bereits 90 Jahre alt. Ca. 55 Jahre. Sie war näher an Freud als an der Gegenwart.
Also. Kübler Ross. Der Lehrer, und das stammte von ihm sagte: Diese laufen selbst dann ab, wenn man den Buss verpasst. Das habe ich überprüft und empfand es nicht so. Vor Allem Phase 5 schien sehr weit hergeholt. Aber gut. Es mag an mir liegen. Weitere Versuche "Trauer", ein Gefühl, in eine rationale Form zu gießen misslangen in meinen Augen. Hinzu kommt, dass das Korsett eher ein Sack ist. Es passt immer und überall. Du suchst einen neuen Arzt? Check. Phase 3. Jetzt bist du wütend, Phase 2! Oh jetzt wieder 5, hast es geschafft. Warte, nein ist doch denial ... Es wirkt so beliebig austauschbar und nichtssagend. Diese Gefühle haben halt alle und immer. Sie sind da, das kann amn nicht beschreiben. Aber den gefühlen einen Prozess aufzuokktruieren, der der Verwandlung in einen Schmetterling gleichkommt wirkt konfus. Baldriesk. Sogar für meine Verhältnisse. Ich bin, das werden die meisten hier sicher glauben, eins mit dem Chaos und meine Gedanken sind nicht sonderlich stringent. Aber zu beliebig sollte es dann auch nicht werden. Und gleichzeitig ist die Theorie extrem rigide mit dem Phasenmodell, nur, um dann wieder zurückspringen zu können. Was soll das? - es ist einfach komisch für mich. Wie ein Gas, dass dies unbedingt ausfüllen soll, aber keinesfalls darf etwas aus der Form fallen, die Phasen. Es wäre ein Anfang zu sagen: Trauerphasen für den Fall, dass man selber stirbt. Nur Trauerphasen hingegen ist, denke ich, recht unreflektiert übernommen worden. Oder man sagt es der Einfachheit halber. Aber für einen Lernenden macht das wohl keinen Unterschied. Der Ratio in einer Situation der Trauer Vorzug zu lassen funktioniert für einen selbst nicht. Man muss der Trauer auf seine Weise seinen Lauf lassen. Zu suggerieren, dass man vermeintlich weiß, was passiert impliziert einen Umgang. Es gibt im Modell kein Fazit. Keine Möglichkeit einer Lösung. Ich kann diesen Punkt gar nicht außerordentlich genug betonen. Darum mache ich ihn fett. Das stört mich ungemein. Es ist eine mögliche, manchmal passende und manchmal unpassende Beschreibung einer momentanen Situation. Diese kommt auch ohne Phasen aus.
Persönliche Beispiele, die nicht der verpasste Bus sind, in welchem das Modell in meinen Augen auf den ersten Blick funktioniert, aber nicht standhält: Missbrauch (nicht sexuell) und Trigger, die einen dorthin zurückfallen lassen. Man ist ja traumatisiert. Aber der Moment der Trauer ist vorbei. In welcher Phase ist man dann? Denial? Umgang? Phase vier, irgendeine Art Depression werde ich schon gehabt haben, war für mich auch eher mehrere Lebensereignisse, die sich kaskadenartig gegenseitig verstärkt haben. Sicher gab es da einen roten Faden. Aber eben mehr. Im Vakuum mag die Theorie funktionieren. Aber man darf und man kann mittlerweile tiefer gehen.
Als meine Mutter starb habe ich dies meiner Oma erzählt. Man kann ziemlich sicher sagen: Leugnung. Ich finde aber nicht, dass man das sollte. Sie hat mich mit dem Namen meiner Mutter angesprochen. Und wo sie ist. Oma war 95. Die Ärztin gab ihr eine Psychopille. Das spricht für mich dann eher nach einem behandlungsfähigen Krankheitsbild, statt einem Gefühl, ganz einfach gesagt. Ich kann den Tod um mich herum locker akzeptieren mittlerweile. Schon seit Opa. Tod passiert. Dennoch kann ich wütend sein. Und das war ich auch. Und gleichzeitig akzeptieren. Bei Opas Tod stecke ich, rückblickend, noch immer in Phase 1.
Indiz, warum sie nichts taugt: Während meiner stationären Behandlung danach fand nichts davon statt. Im übrigen nichts davorn. Bei Oma und Mutter? Locker Phase 5 bis manchmal 4. In der Liebe? Phase 1-5. Man hat halt alles durch. Jetzt ist aber meine Frage: Wenn alles immer nach dem gleichen Schema abläuft, dann sollte es doch schneller gehen und geübter. Das tut es nicht. Trauer funktioniert nicht nach einem System. Weil es ein Gefühl ist. Das Modell impliziert erstmal einen strengen mechanischen Ablauf. Nur, um dann aufzuweichen. Was soll das?
Für die Theorie spricht: Man kann sich in jungen Jahren an Trauer auf eine verständliche Art und Weise herantasten. Es mag Wege zu ebnen. Vor allem für intellektuelle (nicht ich) Menschen die sich schwer mit Emotionen tun, oder solche, die sich gerne dafür halten (). Was nicht heißen soll, dass Intelletualität und Distanz zu Emotionen Hand in Hand gehen.
Wir hatten übrigens noch Formen der Intelligenz (starkes Thema, hier wurde auch ausdifferenziert) und Grundformen der Angst (das hat immer noch eine gewisse Authorität über mich. Ich bin aber alles andere als einverstanden mit ihr. Aber es war schon griffig) Bindungstypen (war in Ordnung) und Entwicklugnsphasen (absolut ungenügend). Gibt es Interesse? Vor Allem Entwicklungsphasen könnte ich noch zerreißen.
Ich sehe durchaus, dass es ein nützliches Tool für andere als den trauernden selbst ist. Es erleichtert den Einstieg für Gespräche, wenn man weiß was los sein kann. Allerdings ist es in meinen Augen wesentlich wichtiger Empathie geübt zu haben für eine Trauer. Das Modell zeigt mögliche Situationen auf die während der Trauer eintreten können. Für die man sich wappnen kann. Es ermöglicht auch eine sachliche Kommunikation über ein Thema. Die Trauer läuft aber nicht in Phasen ab. Man kann einhaken und wissen was einen erwartet. Aber man sollte sich nicht daran klammern. So nach dem Motto: Morgen ist er depressiv, weil er heute verhandelt hat. Man kann einfach zu bequem zurückfallen. Wie gesagt, persönlich empfinde ich das Modell als beliebig. Facetten, was meine großen Trauerdinge angeht zutreffender. Es ermöglicht eher intellektuellen Typen oder Typen wie mir, die sich gerne dafür halten, Empathie zu üben. Meine Oma habe ich zum Beispiel beim überbringen der Nachricht wortlos in den Arm genommen und sie getröstet. Das hat ihr geholfen, meinem Gespür nach. Davon spricht das Modell aber halt nicht. Es ist knallharte Intellektualität. Und wie schon x-Mal gesagt, ist das für mich unpassend, was Gefühle angeht. Wohl aber ein guter Einstieg.![]()