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Thema: Der Mongolensturm - Allgemeine Informationen

  1. #1
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    Der Mongolensturm - Allgemeine Informationen

    In diesen Faden kommen einige allgemeine Informationen zur Spielwelt.
    Geändert von Jon Snow (02. September 2023 um 11:08 Uhr)

  2. #2
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    Die Welt um 1700 – Das Weltbild

    Die Welt ist in ihren groben Umrissen weitgehend bekannt, sieht man von unzugänglichen oder lebensfeindlichen Regionen im Landesinneren und den Polargebieten einmal ab. Da allerdings genauere Karten von den Großkhanen oder auch von Handelshäusern geheim gehalten werden, kennt nicht jedes Staatsoberhaupt alle Erdteile gleich gut. Die Nationen Europas mit starker maritimer Tradition oder weitreichenden Handelsbeziehungen kennen sich deutlich besser auf dem Erdenrund aus als andere europäische Staaten. Globen sind allgemein verbreitet, auch wenn ihre Qualität im 17. Jh. etwas nachgelassen hat. Es ist deshalb prinzipiell leicht möglich, einen bekannten Ort zu finden, selbst wenn man den günstigsten Weg dorthin nicht kennt.

  3. #3
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    Die Welt um 1700 – Staatliche Strukturen

    Im Bereich der staatlichen Strukturen hat sich das Akzeptanzsystem weitgehend erhalten. Im Großreich blieben die Kuriltai stets ein wichtiges Instrument, um Konsens herzustellen, was auch die Satrapien und die übrigen Reiche stark beeinflusste. Ein absolutistisches Königtum gibt es also nicht, sondern es bestehen überall Standesvertretungen, Kuriltai oder ähnliche Institutionen. Allerdings hat der jeweilige Monarch in aller Regel eine starke Position, weil es Fraktionen im Adel oder Interessensgruppen im Bürgertum gibt und weil er die Verwaltung und den Hof für sich nutzen kann. Auch das ähnelt der Situation im Mongolischen Reich oder den mongolischen Teilstaaten.

    Die Verwaltung ist insgesamt bereits stärker ausgebaut als in der letzten Runde, bleibt aber auf die Unterstützung der Kräfte vor Ort angewiesen. In der Realität hatte der französische König um 1600 etwa 500 Beamte zur Verfügung, um eines der mächtigsten Reiche Europas zu verwalten, das entspricht also durchaus der „echten“ Situation dieser Zeit. Die Landtage, Kuriltai, Parlamente etc. sind also nicht bloß Machtkonkurrenten, sondern helfen euch im Idealfall auch, das Land zu regieren.

    Ein bedeutender Unterschied zur letzten Runde sind die weitaus genaueren Grenzziehungen, auch wenn diese nur selten so gut bewacht werden wie in Spanien. Es lässt sich also deutlich besser sagen, welches Gebiet euch untersteht und welches zu einem Nachbarreich gehört. In den meisten Regionen ist es aber dennoch leicht möglich, die Grenzen zu überschreiten, und selbst in Spanien liegen die mächtigen Festungen vielerorts ein wenig hinter der Grenze, um Vorstöße der gegnerischen Reiterei zu erschweren. Die Gebiete in West- und Mitteleuropa außerhalb des Großkhanats gehören übrigens immer zu einem eurer Reiche oder sind eure Vasallen, so dass ihr nicht auf unbespielte Mächte Rücksicht nehmen müsst.

  4. #4
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    Die Welt um 1700 – Handelswege

    Der Seehandel spielt in diesem Szenario eine besonders große Rolle. Dank der noch immer in vielen Regionen präsenten mongolischen Flotten sind die Seewege meist recht sicher, was zu Beginn bei den Küstenstaaten auch eine etwas kleinere Marine möglich macht. In aller Regel könnt ihr je nach Land Schiffe der Klasse II oder III bauen, aber es ist natürlich möglich, auch modernere Einheiten von einem anderen Land zu kaufen, wenn ihr dies in Verhandlungen vereinbaren könnt. Die Infrastrukturwerte sind zum Teil eher niedrig, aber im Grunde erhält man überall Güter von allen Kontinenten, wenn man das nötige Geld besitzt. Ihr könnt also davon ausgehen, dass an den Höfen auch „Kolonialwaren“ verfügbar sind. Die Schiffe muss man sich vermutlich etwas weniger „europäisch“ vorstellen als im realen 18. Jh. Immerhin hatten mehrere unterworfene Völker schon in vormongolischer Zeit große Erfahrung in der Seefahrt und im Schiffsbau. Je nach Tradition sehen eure Schiffe daher vielleicht ein wenig wie eine Mischung aus Galeonen, Dschunken und Dhaus aus. Konstruktionen, die noch aus dem 16. Jh. stammen, werden wegen ihrer besseren Qualität und ihres höheren technischen Standards meist sorgfältig gepflegt und mit großer Vorsicht eingesetzt.

  5. #5
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    Die Welt um 1700 – Religionen

    Die Religionen spielen in diesem Szenario eine gewisse Rolle, zumal auch einige Staaten auf eine spezifisch religiöse Grundlage gestellt worden sind. Auch wenn ihr also kein Interesse an religiösen Fragen habt, können manchmal Ereignisse auftreten, die euch zum Handeln oder zu einer Stellungnahme zwingen. Andererseits sind religiöse Konflikte wegen der auch unter sehr frommen Khanen durchgehaltenen religiösen Toleranz nicht mehr so entscheidend, wie sie es manchmal in der realen Geschichte Europas und Nordafrikas waren.

    Als Religionen bestehen in Europa und im westlichen Mittelmeerraum Christentum, Islam, Judentum, die Philosophie des Phrygierbundes, eine altrömisch-hellenistische Kulttradition, eine altnordische Religion (beide allerdings als „Neuschöpfungen“ der Mongolenzeit) und verschiedene fernöstliche oder amerikanische Religionen, die aber meist auf Einwanderer oder einzelne Kleingruppen beschränkt bleiben.

    Während die sechs Großkhanate noch immer die Freiheit der Religionsausübung aller Stände schützen, gibt es in Europa und Nordwestafrika verschiedene Einschränkungen. Meist ist die private Andacht Andersgläubiger gestattet, in Handelsstädten oft auch der Bau von Tempeln oder Gotteshäusern für Gruppen fremder Kaufleute. Echte religiöse Toleranz im Sinne einer Gleichberechtigung der Religionen ist aber in Europa nirgends üblich. Andererseits gibt es gegenwärtig auch keine religiösen Spannungen in den Ländern, die unmittelbar und ohne aktives Handeln zu Gewalt führen könnten.

  6. #6
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    Die Welt um 1700 – Wissenschaftlicher Entwicklungsstand

    Wir beginnen das Spiel zum Jahreswechsel 1700/1701. Da die Welt zuletzt für fast ein halbes Jahrtausend eine völlig andere Entwicklung genommen hat, ist der technische Fortschritt auf andere Weise vorangegangen. Nach der ersten Phase der zerstörerischen Plünderungszüge ermöglichte es das Weltreich seit dem späten 13. Jh., Erfindungen und Ideen zwischen den verschiedenen Regionen (China, Europa, Afrika, Vorderer Orient, Indien etc.) auszutauschen. Zugleich entwickelte sich aber auch eine gewisse „Zentralisierung“ des Wissens, weil fast alle großen Köpfe eine Karriere im Dienst des Großkhans anstrebten. Die europäischen Reiche und die meisten Satrapien lagen also ein ganzes Stück hinter dem Stand der Technik zurück, der in Sarai oder Dagomys anzutreffen war.

    Die technische Entwicklung schritt seit dem späten 13. Jh. viel schneller als in der Realität voran, verlangsamte sich dann aber im Lauf des frühen 16. Jh. deutlich, bis sie mehr oder minder zum Stillstand kam. Im 17. Jh. mit den großen Bürgerkriegen und dem Ende der Reichseinheit ging der Wissensstand dann erheblich zurück. Zu Spielbeginn sind wir etwa beim technischen Niveau der Realität um 1600.

    Die Gruppe aus unserem Freundeskreis, die das Originalszenario entworfen hat, machte dazu eine ein wenig formale Aufstellung, die das illustriert.


    Jahr Wissensstand der realen Welt
    1250 Stufe I
    1300 Stufe I
    1350 Stufe I-II
    1400 Stufe I-II
    1450 Stufe II
    1500 Stufe II-III
    1550 Stufe III
    1600 Stufe III-IV
    1650 Stufe IV
    1700 Stufe V
    1750 Stufe VI
    1800 Stufe VII

    Jahr Wissensstand in der Spielwelt (in Dagomys)
    1250 Stufe I
    1300 Stufe II
    1350 Stufe III
    1400 Stufe IV
    1450 Stufe V-VI
    1500 Stufe VI-VII
    1550 Stufe VII
    1600 Stufe VI-VII
    1650 Stufe IV-V
    1700 Stufe III-IV
    1750 Noch offen
    1800 Noch offen


    Wir werden vermutlich die Stufen etwas schneller schaffen als im 50-Jahres-Rhytmus, weil es leichter ist, früheres Wissen wiederzuerlangen und weil ihr das letzte Mal auch recht schnell vorangekommen seid.
    Geändert von Jon Snow (07. September 2023 um 15:05 Uhr)

  7. #7
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    Die Welt um 1700 – Rechtssysteme und Strafen

    Seit der Zeit Putraqs I. begann im Mongolischen Reich allmählich eine Art Aufklärung, wenn auch nicht in derselben Form wie in der Realität. Weil religiöse Konflikte eine viel geringere Rolle spielten, wurden beispielsweise kaum laizistische Schriften veröffentlicht. Klerus und Adel wurden auch deshalb weniger stark angegriffen, weil die Mongolenkhane meist recht großzügig Nobilitierungen aussprachen und die führenden Ämter lizensierter Religionen ebenfalls mit einem Adelstitel verbunden waren. Der Sohn eines Kaufmanns oder reichen Handwerkers – in seltenen Fällen sogar ein Bauernsohn – konnte also hoffen, im Dienst des Reiches oder seiner religiösen Gemeinschaft in den Adelsrang aufzusteigen, auch wenn die Chancen dafür objektiv betrachtet sehr gering blieben.

    Viele Aufklärer widmeten sich daher entweder der Wissenschaft (was zu erstaunlich raschen technischen Fortschritten gerade im 15. Jh. beitrug) oder der Philosophie. Ähnlich wie in der hohen römischen Kaiserzeit oder im realen 18. Jh. wurde damals auch die Rechtsprechung intensiv diskutiert, so dass man den Großkhanen zahlreiche Reformvorschläge unterbreitete. Dazu gehörten vor allem ein Ende unnötig brutaler Strafen und eine bessere Ausbildung des juristischen Personals. Dank des allgemeinen Zeitgeistes, des großen finanziellen Spielraums der Regierung in Dagomys und nicht zuletzt des recht rücksichtsvollen und milden Wesens der meisten Großkhane von Putraq I. bis Yunus IV. wurden viele dieser Reformen umgesetzt. Ein Höhepunkt dieser Entwicklung bildete das frühe 15. Jh., als Yunus I. unter dem Einfluss des „Sultans der Philosophen“ Osman von Izmir sogar die Sklaverei abschaffte.

    Die Rechtsprechung des Mongolischen Reiches war also relativ geordnet und effektiv, was es auch erleichterte, auf außergewöhnlich brutale öffentliche Strafen zu verzichten. Anstelle der Todesstrafe, die gerade Putraq I., Negübei I., Yunus I., Yunus II., Putraq II., Yunus III. und Yunus IV. nur sehr ungern verhängten, wurden viele Delinquenten für eine gewisse Zeit oder sogar lebenslang auf einen anderen Kontinent oder in ein völlig anderes Umfeld verbannt. So schickte man Seeräuber fast immer in eine zentralasiatische Satrapie, in die Großen Ebenen Nordamerikas oder nach Osteuropa. Auch auf Körperstrafen konnte man so in aller Regel verzichten.

    Die freien europäischen Länder übernahmen diese mongolische Entwicklung seit dem späten 14. Jh. allmählich weitgehend, auch wenn sie wegen des Mangels an Verbannungsorten und der zahlreichen Privilegien des Adels, des Klerus und einiger Kommunen manche Traditionen nicht zu ändern vermochten. Seit dem 17. Jh. mit seinen vielen Krisen wuchs die Strenge der Gerichte dann wieder, und auch der Druck des Volkes sorgte manchmal (etwa bei Verrat, Banditentum oder Zauberei) für deutlich härtere Strafen. Außerdem wollten neue Staaten nicht selten durch öffentliche Urteilsvollstreckungen ihre Rechtshoheit symbolisch deutlich machen. Zu Beginn des 18. Jh. sind Körperstrafen und öffentliche Hinrichtungen eher selten, aber den meisten Menschen durchaus vertraut, und die Entwicklung gilt als recht offen. Die Monarchen und Regierungen können über ihre Schwerpunkte das Strafrecht also in fast jede Richtung lenken, die sie für sinnvoll halten.

  8. #8
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    Die Welt um 1700 – Soziale Schichten

    Wie in der realen Frühen Neuzeit sind Europa und die Welt von starker sozialer Ungleichheit geprägt. Anders als in den meisten modernen Staaten ist diese aber nicht bloß materieller Art, sondern wird auch durch eine je eigene Rechtsstellung mitsamt zahlreicher Privilegien oder Verpflichtungen verstärkt, häufig sogar zementiert.

    An der Spitze fast aller Staaten steht der Adel. In den Großkhanaten ist er noch immer allein auf den Kuriltai vertreten (was allerdings durch die Verleihung von Adelstiteln an den hohen Klerus und einige wichtige kommunale Beamte ein wenig ausgeglichen wird), während man in Europa mit Ausnahme des Heiligen Stuhls, der Zisterzienser, des Deutschen Ordens und der Khanate Hellas, Ungarn und Westfalen echte Ständeversammlungen eingerichtet hat. Auch in Europa spielt der Adel normalerweise die wichtigste Rolle und dominiert meist den Hof und die militärischen Kommandostellen. Da der Stand von sehr vielen Steuern befreit ist, trägt er nur teilweise zu den Staatseinkünften bei. Allerdings sorgt besonders der hohe Adel für Nachfrage nach Luxusgütern und Handwerkserzeugnissen, während der Niederadel meist etwas ärmer ist, aber die Sicherheit des Landes verbessert und (wenn es ihm wirtschaftlich möglich ist) Reiterminghan zur Verfügung stellt.

    Der Klerus ist eigentlich keine einheitliche Schicht, sondern zerfällt in mehrere verschiedene geistliche Gruppen. Die Bischöfe (oder die hohen Kleriker anderer Religionen) stehen meist dem Adel nahe, während die einfachen Priester häufig enge Verbindungen zum Volk haben und sowohl dessen Interessen artikulieren als auch zur Beruhigung der Menschen beitragen können. Der Effekt von Ordensgemeinschaften (die es ebenfalls für alle Religionen gibt) ist sogar noch etwas stärker, wobei mildtätige Orden besonders den ärmsten Schichten helfen, während Chorherren und kontemplative Gemeinschaften wie die Benediktiner den Bauern und Handwerkern etwas näher stehen (und dort auch für zusätzliche Bildung sorgen). Der Klerus kann starke Unruhe im Land verursachen, wenn er eine Maßnahme des Herrschers aus religiösen Gründen ablehnt oder sich angegriffen fühlt. Große Klöster tragen außerdem zur landwirtschaftlichen und handwerklichen Produktion bei, und in manchen Ländern ist auch ein gewisser Teil der Hofämter in der Hand von Klerikern.

    Das städtische Patriziat besteht meist aus erfolgreichen Angehörigen der Handelsgilden und sorgt in vielen Ländern für einen erheblichen Anteil der Steuereinkünfte, aber auch für eine Zunahme sozialer Spannungen. In Staaten mit starken Kommunen wie Italien oder der Hanse sind die Übergänge zum Landadel fließend, weil viele Patrizier Landgüter erwerben oder (wo es möglich ist) sogar in den Adel einzuheiraten versuchen. Nach „unten“ bestehen vielfach enge Verbindungen zur Handwerkerschaft. Diese Schicht stellt außerdem einen großen Teil der nichtadligen Hofbeamten und der kommunalen Funktionsträger.

    Die städtische Handwerkerschaft trägt ebenfalls erheblich zu den Staatseinkünften bei und stellt außerdem einen Teil der LI-Aufgebote zur Verfügung. Erfolgreiche Kriege können diese Schicht also sogar stärken, sofern sie nicht zu lange dauern oder hohe Verluste verursachen. Andererseits sind die Handwerkerzünfte anfällig für kommunale Unruhen, weil sie in Räten recht selbstbewusst agieren, sich vielerorts gegenüber den Patriziern zurückgesetzt fühlen und über die nötigen Waffen verfügen, um sich in der Stadt durchzusetzen.

    Die städtischen Unterschichten sind ähnlich wie der Klerus eine sehr heterogene Gruppe, zu der neben Handwerkergesellen und verarmten Meistern auch Schauerleute, Dienstboten, Seemänner, Träger und ganz allgemein einfache Arbeitskräfte jeder Art zählen. Einige von ihnen haben familiäre Bindungen an ein Dorf im Umland, und natürlich sind gerade in dieser Schicht die Übergänge zur Unter- und Halbwelt fließend. Die städtischen Unterschichten bilden die Grundlage für Handel und Handwerk, sind aber zugleich besonders stark von Schwankungen der Konjunktur oder steigenden Brotpreisen betroffen. Revolten dieser Menschen sind in der Regel vorwiegend dann gefährlich, wenn andere Gruppen sich mit ihnen verbünden, etwa unzufriedene Handwerker.

    Die ländliche Bevölkerung besteht – neben Adel und Klerus – aus mehreren Gruppen, die in rechtlicher und materieller Hinsicht eine sehr unterschiedliche Stellung haben. An der Spitze der Dorfhierarchie stehen meist die freien Bauern. Sie sorgen für die Nahrungsmittel des Landes und stellen (wenn sie wohlhabend sind) oft auch LI-Verbände zur Verfügung. Freie Bauern sind gegenüber der Krone und dem Klerus in aller Regel recht loyal, während es mit dem Adel häufig zu Konflikten kommt. Nach unten hin besteht ein fließender Übergang zu den freien Landarbeitern, die nur über sehr kleine Grundstücke oder gar keinen eigenen Grundbesitz verfügen. Sie verdingen sich auf Adelsgütern, großen Bauernhöfen oder bei Bauprojekten der Krone, sind also anfällig für Konjunkturschwankungen.

    Zu den freien Bauern kommen besonders in vom Adel dominierten Regionen noch zahlreiche Funktionsträger der Grundherren wie Verwalter, Wildhüter, Jäger, Fronaufseher und andere „Teilhaber“ der Adelsherrschaft hinzu. Sie sorgen für die Sicherheit auf dem Land, stehen in aller Regel sehr treu hinter dem Adel und bieten meist auch Aufgebote von Fußtruppen oder (selten) sogar Reitern.

    In Mittel- und Westeuropa spielen vielerorts freie Dorfhandwerker eine gewisse Rolle, die in einigen Bereichen ihren städtischen Berufsgenossen ähneln, während sie in anderen mit den freien Bauern verbunden sind.

    Zwischen Land und Stadt stehen auch die freien Fischer. Bei ihnen ist der Übergang zu den städtischen und ländlichen Unterschichten und sogar zu Piraten und Schmugglern fließend, aber für die Nahrungsversorgung und den Handel sind sie oft unverzichtbar. Außerdem wird ein großer Teil der Seeleute aus dieser Schicht rekrutiert.

    In den meisten Ländern sind Leibeigene die größte Bevölkerungsgruppe. Nicht selten stellen sie mehr als die Hälfte oder sogar zwei Drittel der Gesamtbevölkerung einer Region, in den Staaten Ostmitteleuropas und vielen Satrapien der Großkhanate (wo es kaum freie Bauern und Handwerker gibt) oft noch höhere Anteile. Sie betreiben Landwirtschaft, Fischerei oder ein Handwerk, sorgen für den Unterhalt von Straßen, Brücken, Festungen, Häfen etc. und stellen (zusammen mit den freien Landarbeitern) die nötigen Arbeitskräfte auf Adels- und Krongütern. Trotz ihrer Bedeutung für nahezu jeden Staat haben sie (fast) keinen politischen Einfluss und sind in schlechten Jahren von Hunger und Not bedroht. Die meisten ländlichen Banditenbanden bestehen vorwiegend aus verzweifelten Angehörigen dieser Schicht.

    Auf dem Land gibt es außerdem verschiedene Gruppen von fahrendem Volk, denen sich in Notzeiten häufig freie Landarbeiter, kleine Handwerker, entflohene Leibeigene und junge Dorfbewohner ohne Perspektive anschließen.

  9. #9
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    Die Welt um 1700 – Begründung von Herrschaft

    Die ersten Großkhane leiteten ihre Machtstellung von der Wahl durch den Kuriltai, dem Erbe ihrer Väter und Verwandten und der Verteilung von Beute an die Gefolgsleute ab. Eroberung und Plünderung schwächerer Völker mussten aus Sicht nomadischer und halbnomadischer Gruppen nicht besonders gerechtfertigt werden.

    Dennoch setzten bereits unter Ögedei Khan, Batu I. und Sartaq I. theologische Überlegungen ein, den mongolischen Erfolg heilsgeschichtlich zu deuten. So erschienen die Siege Sartaqs I. vielen christlichen Gelehrten und Klerikern als Frucht seiner Taufe und als Gnade Gottes, die eine Ausbreitung des Evangeliums bis an die Grenzen der Erde ermöglichte. Ein Höhepunkt dieser Denkrichtung wurde im 14. Jh. erreicht, als mit der Eroberung weiterer Kontinente tatsächlich die ganze Welt von Gottes Botschaft erfahren konnte.

    Auch andere Religionen neigten in dieser Zeit dazu, die Großkhane als Herrscher von Gottes Gnade oder nach dem Willen der Götter zu bezeichnen. Selbst fromme Monarchen nahmen diese Huldigungen gern an und banden die lizenzierten Religionen nach persischem Vorbild durch die Stiftung von Tempeln und religiösen Einrichtungen an sich. Sie akzeptierten sogar, dass sie dort dann als Schützlinge Shiwas, Freunde des Propheten, Kinder Abrahams oder Söhne der Geister gewürdigt wurden.

    Zu den religiösen kamen im Lauf der Zeit auch philosophische Argumente hinzu, mit denen man die Macht der Großkhane als heilsam oder notwendig darstellen konnte. In Ostasien wählte man dabei häufig die traditionsreiche Idee, das Mandat des Himmels sei mit den Dschingisiden oder Sartaqiden auf eine mächtige und zugleich tugendreiche Dynastie übergegangen.

    In der Blütezeit der aufgeklärten Philosophie des 15. Jh. nahmen europäische Gelehrte und Theologen diesen Gedanken auf und führten ihn weiter. So erklärte der Theologe Jan Hus, die Großkhane seien von Gott berufen worden, um den Menschen Gerechtigkeit, Friede und Freiheit zu bringen, da nun jeder die Möglichkeit habe, ganz nach seinem Gewissen zu leben, ohne dass daraus Anarchie und Gewalt entstünden. Auch der „Philosophensultan“ Osman von Izmir sah in den mongolischen Herrschern Garanten von Frieden und Freiheit, erst recht nachdem Yunus I. die Sklaverei abgeschafft hatte. Der italienische Historiker und Philosoph Enea Piccolomini erklärte die Einheit der Welt unter einem gütigen, gerechten und dem Frieden zugeneigten Monarchen sogar zur Voraussetzung für jede Fortentwicklung der Menschheit. Die Auswahl des Großkhans durch einen Rat der Aristokratie ermögliche es zudem, jeweils den Fähigsten zum Weltenlenker zu ernennen.

    Die Großkhane selbst nutzten diese philosophischen und religiösen Begründungen gern zur Stabilisierung ihrer Herrschaft, ohne zwischen ihnen zu entscheiden oder gar eine offizielle Ideologie ihrer Stellung zu entwickeln. Möglicherweise hätte die Vielfalt des Reichsgebiets dies auch gar nicht zugelassen, und gewisse Widersprüche der einzelnen Theorien waren ebenfalls nicht zu übersehen. So war die Versorgung der mongolischen Infrastruktur und auch der Armee in hohem Maße von Leibeigenen abhängig, die damit nicht in den Genuss der angeblich so wichtigen Freiheit kamen.

    In den wenigen freien Ländern Europas, die zudem durch Tribut und politisch-wirtschaftliche Unterordnung ins mongolische Weltreich eingebunden blieben, spielten diese Überlegungen ebenfalls eine bedeutende Rolle. Einige Monarchen leiteten ihre Stellung bei Konflikten mit den jeweiligen Ständen sogar direkt von der Anerkennung durch die Großkhane ab, so dass eine Revolte gegen den Herrscher zugleich als Revolte gegen die mongolische Weltordnung erscheinen konnte. Zudem hielten fast alle von ihnen daran fest, dass auch ihre Herrschaft von Gott verliehen sei. Die Stände wiederum bezogen sich nicht selten auf das Vorbild der Kuriltai, um größere Mitspracherechte zu begründen.

    Mit den Revolten des frühen 17. Jh. zerfiel diese angeblich von Gott eingerichtete und für die Menschheit geradezu philosophisch notwenige Ordnung schneller als erwartet, was aber in den meisten Ländern zunächst kaum hinterfragt wurde. In West- und Mitteleuropa bezog man sich zwar häufig auf einen allgemeinen Freiheitsgedanken, führte diesen aber in der politischen und militärischen Krise selten näher aus. Zugleich bestanden die freien Könige Nordeuropas und der britischen Inseln nun wieder stärker darauf, ihre Krone unmittelbar von Gott verliehen bekommen zu haben.

    1651 setzte dann mit dem Ende des Großen Europäischen Krieges, der Krakauer Liberation und der Neugründung des Heiligen Römischen Reiches eine neue Ära philosophischer und theologischer Herrschaftsbegründung ein. Dabei gibt es mehrere Schulrichtungen, die sich teilweise überschneiden, aber in aller Regel auf unterschiedliche Traditionen Bezug nehmen. Ähnlich wie die einstigen Reflexionen über die mongolische Weltherrschaft haben also auch diese neuen Entwürfe mit inneren und äußeren Widersprüchen zu kämpfen.

    In vielen Ländern spielt die religiöse Herrschaftsbegründung noch immer eine bedeutende, meist sogar führende Rolle, zumal einige von ihnen (etwa das Kalifat, der Heilige Stuhl oder der Deutsche Orden) sogar ihre grundsätzliche Legitimation von Gott herleiten. Auch in den Ländern Nord- und Westeuropas, die nie unter direkter mongolischer Herrschaft standen, ist diese Tradition sehr stark, wird aber meist mit dem Ideal der Freiheit verknüpft. Gottgewollt sei also nicht allein die Macht des Königs, sondern die gemeinsame Lenkung der Dinge durch den Monarchen und die Stände zum Wohle aller.

    Eine zweite wichtige Denkrichtung stellt die Freiheit in den Mittelpunkt. Einzelne „Nationen“ (die meist mit konkreten Königreichen, Herzogtümern, oder gar Städten identifiziert werden) hätten das Recht, sich selbst zu regieren. Dieses Ideal der Freiheit ist natürlich stark gegen die mongolische Weltordnung gerichtet, kann aber auch zu Sezessionen innerhalb größerer europäischer Staaten führen.

    Eine dritte Begründung leitet Herrschaft eher von Rechtsbeziehungen ab. Die europäischen Länder gewannen ihre Freiheit also durch ihre Fähigkeit, das jeweilige Recht zu wahren und durch formelle Verträge wie etwa die Krakauer Liberation, die Genter Pazifikation oder die Frankfurter Allianz. Damit ist oft der Gedanke des „Staatensystems“ oder „Staatenkonzerts“ verknüpft, in dem die verschiedenen Mächte ihre Interessen durch Verhandlungen, aber im Notfall auch durch Kriege durchsetzen.

    Gegenwärtig ist die Entscheidung offen, welche Denkrichtung sich in Europa und von Europa ausgehend vielleicht sogar auf der übrigen Welt durchsetzen wird. Dies dürfte auch davon abhängen, wie sich die europäischen Monarchen langfristig positionieren.

  10. #10
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    Die Welt um 1700 – Leibeigenschaft

    Als die Mongolen Mitte des 13. Jh. Europa erreichten und bis 1280 größtenteils unter direkte Herrschaft brachten, bestanden dort in allen Regionen verschiedene Arten abhängiger Arbeit auf dem Land. Die Großkhane behielten diese Regelungen üblicherweise bei, als sie den mit ihnen kämpfenden Reiterkriegern Ländereien übertrugen, um sie zu belohnen. So wurde das eroberte Land weiterhin bearbeitet und warf Gewinn für die neuen Herren ab. Im Laufe der Zeit glichen sich die rechtlichen Rahmenbedingungen ein wenig aneinander an, zumal einige Berater (etwa der unter Yunus I. mehr als zwei Jahrzehnte amtierende Erste Minister Khalid Khan) eine bauernfreundliche Politik betrieben und übergroße Härten abmilderten. Erst im 17. Jh. verschärften sich die Bedingungen in Europa und den mongolischen Teilreichen dann wieder, weil der Adel durch die Klimaverschlechterung, die ständigen Kriege und die große politische Unsicherheit selbst unter Druck geriet und zugleich die Macht der mongolischen und nichtmongolischen Herrscher im Inneren deutlich abnahm.

    Um 1700 ist die Leibeigenschaft im Spiel damit ungefähr mit der Situation in der realen Welt vergleichbar. Der Historiker Richard Evans berechnete für Preußen, Böhmen und Österreich, dass Bauern etwa drei von sechs Tagen in der Woche zu Frondiensten auf den Gütern ihrer Grundherren herangezogen wurden. Dafür erhielten sie zwar selbst die Möglichkeit, kleine Felder zu bewirtschaften, die dem Grundherrn gehörten oder zur Allmende zählten (deren Eigentumsrechte aber auch ungeklärt sein konnten), mussten von diesen eigenen Erträgen aber nochmals eine Gebühr in Form von Geld oder Naturalien abführen. Der Grundherr und der Monarch konnten zudem weitere Dienste einfordern, etwa Hand- und Spanndienste, die Unterstützung bei der Weinernte, der Jagd oder der Viehzucht oder sogar die Aufwartung an Festtagen. Evans nennt für Österreichisch-Schlesien 144 Tage im Jahr, an denen mindestens ein Familienmitglied mit zwei Tieren Spanndienste zu leisten hatte, während 33 Tage auf weitere Dienste im Haushalt, Wald oder den Stallungen entfielen. Vom selbst auf eigenen, gepachteten oder zur Allmende zählenden Feldern erwirtschafteten Geld mussten zudem etwa zwei Fünftel an den Grundherrn oder den Staat abgeführt werden. Die Belastung an Arbeitskraft und Abgaben fiel also recht hoch aus. Dazu kam noch die lokale Gerichtshoheit des Niederadels, die zwar durch staatliche Gesetze eingeschränkt war, aber in aller Regel die körperliche Züchtigung der Bauern einschloss und insgesamt nur schwer effektiv kontrolliert werden konnte. Selbst an höheren Gerichten waren die Bauern normalerweise im Nachteil, weil die Grundherren den höheren Adel oder (später) die staatlichen Beamten kannten und zur Not auch Bestechungsgelder zahlen konnten. In Russland gab es das geflügelte Wort, der Bauer könne dem Richter vor dem Urteil eben nur ein Ei, der Landbesitzer hingegen einen Silberrubel zustecken. Auch das persönliche Leben (etwa die Heirat, der Bau eines Hauses, das zeitweilige Verlassen des Dorfes, ja mancherorts sogar der Empfang von Besuch) waren reglementiert.

    Auf der anderen Seite war der Grundherr verpflichtet, sich um alte, kranke, verletzte oder aus anderen Gründen arbeitsunfähige Leibeigene zu kümmern. In Notzeiten hatte er zudem eine zumindest moralische Verpflichtung (und häufig auch ein ganz handfestes Interesse), sie nicht verhungern zu lassen. Die Leibeigenschaft war also trotz ihrer erheblichen Härten auch ein gewisser Schutzraum für die dörflichen Gemeinschaften.

    Dennoch blieb die Bauernbefreiung stets ein Thema, erst recht seit der Aufklärungszeit und später der Französischen Revolution. Im Spiel ist der Druck seit den Ereignissen in Amerika angewachsen, etwas für die Leibeigenen zu tun. Er ist aber noch nicht unüberwindlich, und die Herrscher können sich auch auf die Seite des Adels stellen, um echte Veränderungen zu unterbinden. Es gibt keinen Weg, der automatisch zum Scheitern verurteilt ist, und es ist auch möglich, zu lavieren oder Teilreformen durchzuführen.

    In der Realität stand die Bauernbefreiung vor zwei grundsätzlichen Fragen: Erstens mussten die Landbesitzrechte geklärt werden, die häufig zwischen Pacht, Teilpacht, Nießbrauch und gemeinschaftlichem Eigentum schwankten. Zweitens stand die Entschädigung des Adels für den Verlust der Arbeitskraft und der Abgaben im Raum. In Teilen Mecklenburgs zahlten die Bauern beispielsweise noch bis in die 1920er-Jahre hinein Ablösesummen an ihre früheren Herren. Auch Fragen der niederen Gerichtshoheit, der grundherrlichen Monopole (etwa auf Tabak, Alkohol oder andere Genussmittel) und der Weide-, Jagd- und Waldrechte mussten im Zuge der Bauernbefreiung geklärt werden. Dabei gab es sehr unterschiedliche Lösungen, die manchmal den Bauern, manchmal aber auch dem Adel entgegenkamen.

    Im Spiel möchte ich euch in dieser Frage einen gewissen Spielraum lassen, denn auch in der Realität wurden ja sehr unterschiedliche Modelle entwickelt. In den meisten Ländern dürfte es ohnehin einige Zeit dauern, bis neue Gesetze verwirklicht werden oder Reformen auf dem Land spürbar sind. Wichtig ist eigentlich nur, dass ich ungefähr eine Vorstellung von den mit einem entsprechenden Schwerpunkt verbundenen Zielen gewinne, damit ich die richtigen Zahlen ändern kann. Ansonsten seid ihr aber recht frei, eine bauern- oder adelsfreundliche Politik zu betreiben, das Recht im Land stärker zu vereinheitlichen, auf konkrete Reformen zu setzen oder ganz neue Ideen einzubringen, um Veränderungen im Land herbeizuführen oder auch zu verhindern.

    Dabei handelt es sich um reale Veränderungen im Zahlenwerk des Spiels, die sich auf Bauern und Adel, aber auch auf andere Gruppen im Staat (etwa den Klerus oder die Krone selbst) in positiver oder negativer Weise auswirken. Es ist leider nicht möglich, diese Auswirkungen auf andere Weise zu umgehen, weil weder die Arbeitszeit noch der landwirtschaftliche Ertrag in beliebigem Maße erhöht werden kann. Es wird also wie in der realen Welt sicher Gewinner und Verlierer der Bauernbefreiung oder auch einer Reform der Leibeigenschaft geben, und diese Veränderungen werden sich auch auf die Macht der Krone, die Steuereinnahmen und andere spielinterne Werte auswirken.

    Natürlich wird der Adel sich wie in der Realität normalerweise dagegen wehren, Macht und wirtschaftliche Vorteile aus der Hand zu geben, aber man kann seinen Widerstand durchaus überwinden, wenn man ihn unter Druck zu setzen vermag oder über ein besonders hohes Ansehen verfügt. Außerdem spielen die anderen sozialen Gruppen ebenfalls eine gewisse Rolle, zumal sie oft über eigene Landrechte verfügen oder sogar selbst Leibeigne für sich arbeiten lassen.

    Denkt bitte auch daran, dass alle sozialen Schichten dem Land gewisse Vorteile einbringen, ihr also nicht alles auf einmal haben könnt. Andererseits bietet sich euch die Möglichkeit, euer Land auf die von euch gewünschte Weise zu lenken, um langfristige Veränderungen herbeizuführen, die zu eurer Spielweise passen.

  11. #11
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    Die Welt um 1700 – Währungen

    Die von den Mongolen eroberten Länder hatten in der Regel eigene Währungssysteme, die auf bestimmten Metallen oder auch auf anderen Materialen basierten. Im China der Song kannte man sogar bereits eine Papierwährung. Anfangs trieben die Großkhane und ihre Krieger Tribute einfach in Form von Gold, Wertgegenständen, Vieh oder Sklaven ein. Als jedoch Mitte des 13. Jh. eine geordnete Verwaltung und eine größere Rechtssicherheit angestrebt wurden, ging man zur Erhebung echter Steuern und Zölle über.

    Auch nach der Eroberung hatten arabische, persische, chinesische, indische und europäische Prägestätten ihre gewohnten Münzen hergestellt, soweit die mongolischen Heerführer dies zuließen. Da die Entlohnung von Kämpfern und die Bezahlung von Waren so deutlich leichter möglich waren, griffen einige von ihnen schließlich sogar in diese Prägungen ein, um Wert, Größe und Gewicht mitbestimmen zu können und eine sicherere Basis für ihre Armeen zu schaffen. Im Zuge der zahlreichen Reformen Sartaqs I. entschied man sich dann aber dazu, eine echte Reichswährung auf bitmetallischer Basis einzuführen, um die einzelnen Provinzen besser miteinander zu vernetzen und den Handel zu erleichtern. Ein italienischer Kaufmann soll schließlich den in Europa und im Vorderen Orient verbreiteten, auf römische Vorbilder zurückgehenden Dinar/Denar vorgeschlagen haben. Gold- und Silberdinare waren seit 1274 in ihrem Gewicht und Feingehalt stabil, standen in einem festen Verhältnis zueinander und konnten in allen Satrapien zur Bezahlung von Steuern, Zöllen und anderen Abgaben genutzt werden. So gelang es ohne Zwangsmaßnahmen, die Akzeptanz der Währung sicherzustellen, denn jeder Kaufmann, Handwerker, Bauer oder Soldat konnte sich des Werts seines Geldes gewiss sein. Die Motive der einzelnen Münzserien variierten sehr stark, da man viele in den einzelnen Satrapien anerkannte, traditionsreiche Prägestätten bestehen ließ und häufig auf konkrete Ereignisse in der Dynastie und im Reich – etwa die Geburt eines Kindes, den Bau einer Kirche, einen militärischen Sieg oder die Genesung eines Herrschers – Bezug nahm, was die Münzen zugleich zu einem Instrument staatlicher Selbstdarstellung machte.

    Einzelne Städte, Provinzen oder Satrapien nutzten während der mongolischen Zeit stets auch noch eigene Währungen, die den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung entsprachen und aus ganz unterschiedlichen Materialien gefertigt sein konnten. Filigran bearbeitete Glasperlen, Muscheln oder Edelsteine wurden manchmal sogar zu einer begehrten Handelsware. Die freien europäischen Länder verwendeten ebenfalls ihre eigenen Währungen, die meist in einem bestimmten Verhältnis zum Silber- oder Golddinar standen und sich normalerweise auch in ihrer Prägetechnik daran orientierten. Zugleich nutzte man die mongolischen Dinare für die Entrichtung von Tributen, größere Erwerbungen der Hofverwaltung und den Sold von unter Vertrag genommenen Söldnern. Als das Weltreich dann zu bröckeln begann, konnten sich die Europäer und auch die anderen freien Reiche daher auf eine Weltwährung stützen, die den Handel stabilisierte, ohne dabei eigene Prägungen der jeweiligen Monarchen zu verhindern.

  12. #12
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    Die Welt um 1700 – Geldfälschung

    Anders als bei modernen Papiergeldwährungen spielte in der FNZ der Materialwert einer Münze eine wichtige Rolle. Man erwartete, dass sie ein bestimmtes Gewicht, eine stabile Größe und einen festen Feingehalt des jeweiligen Edelmetalls aufwies. Wenn Regierungen Gold oder Silber sparen wollten, minderten sie manchmal den Wert, aber das löste dann in aller Regel eine Inflation aus, und am Ende gingen auch die Steuern in diesen Münzen mit geringerem Feingehalt oder Gewicht ein, während die hochwertigeren Prägungen meist gehortet wurden. Das lässt sich übrigens durch die gesamte Wirtschaftsgeschichte des Menschen verfolgen, weil jeder eine minderwertige Münze so schnell wie möglich loswerden möchte, um seine Ersparnisse in besserem Geld anzulegen.

    Im Spiel gibt es natürlich die damals üblichen Formen der Geldfälscherei, also vor allem die Beschneidung von Münzen oder den Betrug beim Gewicht. Meist fällt das aber im Alltag der Märkte recht schnell auf, und man kann eine solche Münze nicht zu stark im Wert mindern, ohne dass man sofort entdeckt wird.

    Wie aus verschiedenen Quellen berichtet wird, hat sich in Europa und zeitweise wohl auch in einem Teil Südamerikas eine großangelegte Form der Geldfälscherei etabliert, bei der man von einem staatlichen Akteur ausgehen muss. Der Feingehalt ist hier geschickt gemindert, um das Gewicht und die Größe zu erhalten. Solche Fälschungen sind deutlich schwerer zu finden, weil sie üblicherweise nur ganz vorsichtig manipuliert wurden.

    Ein Silberdinar dieser Art ist vom Material her ungefähr 0,72-0,75 S wert. Der Reingewinn pro Exemplar dürfte also – wenn man die Kosten für Prägung und gut bezahltes, fähiges, verschwiegenes Personal einbezieht – bei etwa 0,20 S liegen. Will man nun 400000 S mit dieser Methode einnehmen, muss man ungefähr zwei Millionen Münzen prägen. Daher wurden zuletzt immer mehr dieser Fälschungen entdeckt, was auch vermuten lässt, dass jedes Jahr neues Geld dieser Art hinzukommt. Es dürfte schon jetzt ein gutes Jahrzehnt dauern, bis die minderwertigen Münzen wieder ganz aus dem Wirtschaftskreislauf der europäischen Nationen verschwunden sind. Die falschen Münzen sind in den Zahlen hinterlegt, wirken sich also auch direkt im Spiel aus.

    Der Gewinn des Fälschers geht direkt zu Lasten des Wohlstandes aller Länder, die von den Prägungen betroffen sind. Dazu kommt noch je nach Zahl der entdeckten Münzen und der damit einhergehenden Sorge von Kaufleuten, auf den Verlusten sitzenzubleiben, eine nicht unbedeutende Schwächung des Handels, denn eine Prüfung des Feingehalts dauert recht lange und kann mit den technischen Mitteln der Zeit nicht maschinell erledigt werden. In einigen Fällen werden besonders betroffene Länder auch von Kaufleuten gemieden.

    Wichtig ist übrigens noch: Ein Staat kann Falschgeld in Umlauf bringen, aber er kann es danach nicht mehr kontrollieren. Es ist also sehr wohl möglich und sogar wahrscheinlich, dass ein Teil davon wieder ins Land zurückkehrt.
    Geändert von Jon Snow (17. Oktober 2025 um 13:25 Uhr)

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