@Sl: Ich möchte mal ein wenig der Funktion des Militärsystems auf den Zahn fühlen. Was du von meinen Überlegungen hierzu hältst, würde mich interessieren.
Bei den Hilfstruppen ist soweit klar, dass das die Leute sind, welche es sich leisten können eine Waffe zu tragen und die dafür auch motiviert sind. Wir selber können die Zahl nicht einfach erhöhen, außer eben über abartig hohe Ausrüstungskosten.

Soweit verstanden.
Ich habe ebenfalls verstanden, dass sich für die Zusammensetzung der Hilfstruppen der Wohlstand ausschlaggebend ist. Böhmen hat mit seinen ca. 3,7 Mio Einwohner mehr schwere Inf als Burgund mit seinen 6,7 Mio Einwohner. Das zeigt, dass bei mir das Bürgertum größere bzw. reicher ist, als bei ihm. Soweit auch klar.
Was mir jedoch auffiel ist die von der Bevölkerungszahl völlig abgekoppelte Gesamtzahl der verfügbaren Hilfstruppen.
Zum Beispiel Burgund hat mit 6,7 Mio Einwohner insgesamt 8,5 Regimenter Hilfstruppen. Ebenso viele wie Böhmen mit seinen 3,7 Mio Einwohner.
Vergleiche ich Böhmen mit Schottwegen, dann hat Schottwegen mit seinen ca. 1 Mio Leuten ebenfalls 8,5 Hilfstruppen-Regimenter. Die sogar qualitativ in der selben Liga spielen (großer Anteil Schwerer Inf und Bogis).
Ziehe ich dann noch den Vergleich zu Venedig, welches mit 180 000 Einwohnern und starkem Einfluss auf dem vermutlich auch nicht stark bevölkerten Kreta immerhin 8 Hilfstruppenregimenter aufbietet oder zur hanse, die mit 450 000 Einwohner immerhin 7,5 Regimenter stellt, wirkt es noch krasser.
Hellas mit seinen 4,4 Mio Einwohner kann nur 4 Hilfstruppenregimenter aufbieten.
Wenn ich das so vergleiche, komme ich unweigerlich zum Schluss, dass die Bevölkerungszahl bei der Anzahl der verfügbaren Hilfstruppen nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt und auch der Wohlstand nicht alleine ausschlaggebend ist wie viele Regimenter es gibt. Ansonsten hätte das vergleichsweise arme Schottwegen nicht gleichstarke und ungefähr gleich ausgerüstete Fußtruppen, wie Böhmen.
Also habe ich mir Gedanken gemacht, welche Faktoren neben Bevölkerungszahl und Reichtum eine Rolle spielen dürften. Die Beispiele Venedigs und der Hanse zeigen jedoch, dass man sogar mit relativ wenig Bevölkerung vergleichsweise viele Hilfstruppen aufbieten kann.
Bevölkerungszahl: Eine Rolle wird sie spielen, aber ich sehe sie nicht als einen harten Faktor an, sondern nur als eine den Spielern nicht genau bekannte Obergrenze für die Höchstanzahl der aufzubietenden Hilfstruppen, wenn alle anderen Faktoren günstig sind. Die wichtigeren Faktoren sind denke ich:
1)Wohlstand: Liegt ja auf der Hand. Eine reiche Stadtbevölkerung wird mehr zur schweren Inf neigen, als irgendwelche verarmten Landstriche. Deswegen wundert es mich auch nicht, dass
Venedig/Hanse ungefähr so viel schwere Inf aufbieten können wie Böhmen, obwohl sie beide nur äußerst wenig Bevölkerung haben. Dort dürften mitunter die wohlhabendsten Talerschlecker leben.
Norwegen andererseits schätze ich als eine Art Sonderfall ein, dass es wegen seiner Wikinger-Traditionen trotz Armut über recht gute Hilfstruppenkontingente verfügen kann. Interessant wäre es zu sehen, ob sich sein Anteil schwerer Inf verringert, wenn er die Piraterie ausgeräuchert bekommt, die für einen Teil seiner Bev sicher einen guten Teil des Einkommens generiert und mach einem norwegischen schweren Infanteristen erst die Bezahlung seiner Ausrüstung ermöglicht. Nur Vermutung von mir.
Burgunds Bürgertum scheint jedoch wiederum ärmer/schwächer aufgestellt zu sein, als das Böhmische.
2) Gesellschaftliche Umstände/Traditionen:
Norwegen: Hier liegt es an der Wikingervergangenheit. Wie bereits bei "Wohlstand" dargelegt.
In Burgund kann ich mir vorstellen, dass die geringe Anzahl an Hilfstruppen auch an einem hohen Grad von Leibeigenschaft liegt. Leibeigene dürfen vermutlich keine Waffen tragen und die hohe Anzahl von Rittern weist darauf hin. Auch gilt dessen Süden als arm und Armut ist ein weiteres Indiz für eine stark verankerte Leibeigenschaft der Bevölkerung.
Venedig und die Hanse haben zwar wenige Leute, aber dafür dürften es zum Großteil freie Bürger sein, zu deren Selbstverständnis es gehört Waffen zu tragen. Um die bürgerlichen Freiheiten zu schützen und auch den eigenen Status zu zeigen.
England mit seinen extrem vielen Bogenschützen lässt sich auch dadurch erklären, dass die Leute sich dort traditionell für diese Waffengattung begeistern bzw. einen Faible für den Umgang mit Pfeil und Bogen entwickelt haben.
3) Loyalität gegenüber dem Herrscher:
Wäre für mich die passende Erklärung, wieso
Hellas kaum Hilfstruppen hat. Die Leute hatten zu Spielbeginn wenig Bock auf den mongolischen Herrscher, wie zu lesen war. Dementsprechend ist die Motivation gering, sich seinem Aufgebot anzuschließen. Aufgrund der hohen Einnahmen des Landes, schließe ich Armut mal aus. Und die geringe Anzahl an Reiterei macht es ebenso unwahrscheinlich, dass die Leibeigenschaft dort dominiert.
In
Venedig und den Hansestädten kann die Bevölkerung, also zumindest der Teil mit Vermögen die Politik mitbestimmen. Um dort was zu sagen zu haben, muss man ein Vermögen machen und ist nicht rein vom Zufall der Geburt abhängig. Die beiden Länder dürften deswegen mitunter die höchsten Loyalitätswerte gegenüber ihren Regierungen haben.
4)Ansehen des Soldatenhandwerks (vermutlich):
Eine weitere Erklärung für
Schottwegens gute Anzahl und Ausstattung der Hilfstruppen. Als Kriegergesellschaft ist das Ansehen höher, als in einem von Rittertum und handel geprägten Land. Also auch ein kultureller Einfluss.
Nebenbei: Ich selber denke auch über Maßnahmen nach, um das Ansehen zu steigern. Zum Beispiel den Kindern von Waffenträgern eine kostenlose schulische Ausbildung bis hin zum Universitätsstipendium zu ermöglichen, für Waffenträger das Jagdrecht großzügiger zu gestalten oder bei meiner Reform des Stadtrechtes jedem Waffenträger eine zusätzliche Stimme zu geben. Ich denke, dass bei Gemeinden mit Stadtrechten auch in Böhmen eine gewisse Beteiligung der Vermögenden gegeben ist. Zusätzlich könnte man denen unter ihnen, die Waffen tragen, eine zusätzliche Stimme geben. Das könnte mehr Vermögende dazu bewegen sich auszurüsten und auch Normalverdiener zumindest dazu anhalten zum leichten Infanteristen oder Plänkler zu werden, um sich an der Stadtregierung/Politik beteiligen zu können.
5) Infrastruktur:
Siehe
Königreich Italien mit seiner starken Waffenindustrie. Die Konzentration jener in Italien macht es dort den Bürgern vermutlich auch finanziell etwas leichter sich gute Ausrüstung zu leisten, als wenn es nur wenige einheimische Waffenhersteller gibt oder man sich etwas bessere Ausrüstung im Ausland zusammenkaufen muss. Dazu kommt eine recht stark geprägte städtische Kultur und, dass die Bürger ihren Heimatstädten gegenüber sehr loyal sind.
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Wenn alle fünf Faktoren gegeben sind, kann man denke ich sehr viele Hilfstruppen aufbieten. Beispiele Venedig und die Hanse oder Italien. Letzteres hat gerade mal die Hälfte der Einwohner Frankreichs, aber dafür leicht mehr Hilfstruppen: 20,5 Regimenter zu 19 Regimentern. Und die italienischen sind dann auch noch besser ausgestattet.
Ein Spieler, der sich also darauf konzentriert die Bedingungen zu verbessern, der kann also auch mit recht wenig Einwohnern sich ein recht großes Heer aufbauen. Halt indirekt. Ich denke zum Beispiel, dass ich als Khanat u.a. einen Loyalitätsmalus habe, der schon einmal die Zahl der verfügbaren Regimenter senkt. Ne große Kriegerkultur ist Böhmen auch nicht und naja von einer großen böhmischen Waffenindustrie habe ich nie was gehört. Vermutlich sieht es bei mir in dem Bereich besser aus, als bei den Nachbarn, aber im Vergleich zu Italien bin selbst ich vermutlich noch unterentwickelt. Da sollte also recht viel Potential nach oben vorhanden sein.