Osteuropa fängt im Burgenland an.
Aber ohne Witz, das sind natürlich bis zu einem gewissen Grad beliebige Begriffe, und Mitteleuropa ist einer, der historisch vielleicht durchaus Sinn machte (etwa für Länder der ehemaligen Donaumonarchie, die gewisse Gemeinsamkeiten in ihrer historischen und kulturellen Entwicklung aufweisen, obwohl die Einordnung dieser Länder in einen Kulturraum in Abgrenzung zum Osten natürlich wieder ein politischer Akt ist und keineswegs neutral) und durch den Kalten Krieg und den Eisernen Vorhang eigentlich ziemlich an Bedeutung verloren hat. Finde es von dem her interessant, dass er durch die europäische Integration und die Abgrenzung von Russland wieder wichtiger wird.
Grundsätzlich hab ich an der Einordnung, die ich in der Schule gelernt habe, nichts auszusetzen. Die umfasste glaube ich DACH, Tschechien, Slowakei, Polen, Ungarn, Slowenien, vielleicht noch Kroatien. Letzen Endes bleibt es aber natürlich eine politische Kategorisierung und da könnte man könnte beispielsweise sagen, wir erleben wir gerade, wie die Ukraine sich bemüht, ein Teil Mitteleuropas zu werden.
Tschechien ist für mich als Ösiländer kulturell mitteleuropäischer als Teile Deutschlands. Das Rheinland etwa fühlt sich aus der Perspektive doch wesentlich westeuropäischer an, Norddeutschland nordeuropäischer.
Das Interessante an diesen Begriffen ist ja eigentlich, dass die gar nicht so alt sind, wie wir oft annehmen, und oft (sehr oft) politisch gefärbt sind. Viel weiter als bis zum 19.Jhd., wo sich viele Elemente der Geschichtsbetrachtung herausgebildet haben, die, so umstritten sie aus heutiger Sicht auch sein mögen, bis heute unsere Sichtweise prägen, kommt man da oft nicht. Klar kann man gewisse Elemente zur Kategorisierung heranziehen, die eine ältere Tradition haben (etwa sagen, Mitteleuropa ist katholisch geprägt, Osteuropa orthdodox), aber auch da läuft man Gefahr, diese Elemente in ihrer Bedeutung überzubewerten. Etwa ist Deutschland großteils eher protestantisch geprägt, ebenso wie die Länder Nordeuropas und auch England, das aber in Westeuropa liegt, der Rest Mitteleuropas ist katholisch geblieben, diesen Teil der religiösen Entwicklung ignoriert man dann wieder, weil er die Kategorisierung sprengen würde. Zudem verliert gerade der religiöse Aspekt heutzutage ohnehin massiv an Bedeutung. Und natürlich sagt das alles auch noch überhaupt nichts darüber aus, ob sich die Menschen zu dieser Zeit über solche Begriffe definiert oder sich überhaupt als gemeinsamer Kulturraum verstanden haben, man projiziert also eigentlich ein Geschichtsbild auf die Vergangenheit, anstatt tatsächlich historische Entwicklungen darzustellen.
Würde das also weniger als historischen Begriff verstehen und eher als politischen und vielleicht wirtschaftlichen Begriff, da ist er weniger kompliziert. Länder liegen in Mitteleuropa, weil sie nicht in West- oder Osteuropa liegen wollen.