+++
Der Marssturm tobt nun schon seit Wochen auf dem ganzen Planeten und zeigt bislang, bis auf kurzzeitige Aufhellungen im Bereich des Nord- und Südpols, keine Anzeichen einer Abschwächung. Die neuen Wartungsvorgaben scheinen sich bisher aber zu bewähren und trotz der extremen Belastung haben die technischen Anlagen der Kolonien weit weniger Sturmschäden erlitten als zu befürchten war. Einzig in der Penguin Colony ist man auf ein mögliches Problem aufmerksam geworden, einen stetigen Druckabfall in den Sauerstofftanks, was auf eine Beschädigung bei einem der Tanks hindeutet. Infolge des Sturms war man bisher nicht in der Lage den Schaden genauer zu lokalisieren und zu beheben. Weitere Blitzeinschläge wie in Pulmão Verde sind bislang ausgeblieben. In den SpaceX-Kolonien wurden in aller Eile hohe Metallmasten aufgerichtet, die als Fangeinrichtung funktionieren sollen, wenngleich sich ihre Wirksamkeit erst noch zeigen muss.
+++
Der Sturm sorgt trotz der positiven Meldungen über die Widerstandsfähigkeit der Habitate weiterhin zu erheblichem psychischen Stress bei vielen der Kolonisten. In der taiwanesischen Kolonie Sinbei müssen die Mitarbeiter der Krankenstation seit Tagen Überstunden schieben, weil die Station geradezu von Leuten mit angeblichen Krankeitsfällen überlaufen ist, die sich alle wegen schweren Grippesymptomen behandeln lassen wollen. Da aber keiner der Patienten positiv auf irgendwelche Grippevarianten getestet wurde, ist der verantwortliche Arzt mittlerweile sicher, dass man es eher mit einer Massenhysterie zu tun hat, welche einen Teil der vor einem Jahr eingetroffenen Kolonisten erfasst hat.
+++
Südostasien, Indien und dort vor allem das im Zentrum des Subkontinents gelegene Hochland von Dekkan leiden aktuell unter einer starken Dürre. Ausgelöst wurde diese durch den faktischen Ausfall der diesjährigen Regenzeit, da der indische Monsun 2054 fast gänzlich ausblieb. Die Ursache dieser für Indien dramatischen Wetterlage ist noch nicht restlos geklärt und eine ganze Reihe von Gründen wird angeführt. Eine vor allem von Klimaforschern häufig vertretene Hypothese ist, dass die schon seit längerer Zeit beobachtete Erwärmung des Indischen Ozeans und des Westpazifiks das jahreszeitliche Temperaturgefälle zwischen dem Meer und dem Festland abgeschwächt hat und sich deshalb die für den Monsun erforderlichen Hoch- und Tiefdruckgebiete nicht stabil gebildet haben. Da Indien stark von der inländischen Landwirtschaft abhängig ist, wird ein massiver Ernteausfall befürchtet, der im Land zwar vermutlich noch nicht zu einer Hungersnot, aber zu stark steigenden Lebensmittelpreisen führen wird.
+++