Obwohl der Thread hier eigentlich eh schon faktisch tot ist, wollte ich auch mal verspätet meine Meinung zum Thema Civ 6 vs. Humankind abgeben. Obwohl es eigentlich unfair ist, die beiden Spiele in ihrer jetzigen Verfassung miteinander zu vergleichen, da Civ 6 unzählige Updates und Erweiterungen bekommen hat und wir Humankind zurzeit ohne jegliche Add Ons oder sonstige Verbesserungen der Spielmechaniken zocken können. Habe dazu die Punkte ausgewählt, die mir persönlich bei einem Aufbauspiel besonders wichtig sind - selbstverständlich ist das nur meine Meinung und mein Ansatz hierzu
Grafik:
Der Punkt geht natürlich ganz klar an Humankind, was auch kein Wunder sein sollte. Sowohl die Landschaften, als auch die Militäreinheiten, Tiere, Meere, etc. werden viel realistischer dargestellt (es kommt auch viel mehr historisches Feeling bei Schlachten auf, wenn sich ganze Heere gegenüberstehen, anstatt vier Krieger im Comic Style wie bei Civ 6). Einzig und allein die Stadt- und Bezirksansicht finde ich hier bei Civ 6 deutlich besser. Ich kann trotz mehrmaligem Durchspielen bei Humankind die Bezirke immer noch nicht klar erkennen, das sieht mir alles viel zu ähnlich und schwammig aus.
Soundtrack:
Hier macht Civ 6 ganz klar das Rennen. Es ist für mich auch nach drei Jahren bei fast jeder Nation ein purer Genuss, die verschiedenen Kompositionen zu hören und ich kann mich immer sehr gut in die jeweilige Zivilisation hineinversetzen. Egal ab Amerika, China, Deutschland, Ungarn, Rom, oder was auch immer - ich liebe jeden einzelnen Soundtrack. Bei Humankind find ich das im Vergleich dazu schlecht umgesetzt. Die "Soundtracks" bleiben mir überhaupt nicht im Gedächtnis und ich habe noch kein einziges Mal auch nur kurz aufgehört zu spielen, nur, um mir ein Stück anzuhören und es zu genießen.
Diplomatie: Hier nehmen sich leider beide Spiele nicht allzu viel und leider nicht, weil beide so unglaublich toll darin sind. Die Diplomatie in Civ 6 war zu Release eine einzige Gemeinheit - durch zahlreiche Patches wurde sie zwar erheblich verbessert, jedoch finde ich den Weltkongress immer noch nervig/unnötig und unrealistisch (wie soll ich mit einer mir unbekannten Nationen bei einem Kongress abstimmen?). Immerhin funktionieren Sachen wie Allianzen, Delegationen, usw. gut und es ist auch nachvollziehbar, wieso mich der eine Herrscher gut leiden kann und der andere wiederum nicht. Freundschaften zwischen einzelnen Nationen können von der Antike bis in das Informationszeitalter halten, was ich sehr cool finde. In Humankind ist die Diplomatie für mich... Naja, meh. Erstmal wird mein scoutender Jagdtrupp beim erstmaligen Treffen der anderen Nation meist sofort angegriffen, weil man sich Ruhmpunkte sichern will. TOLLER Start für eine zukünftige Freundschaft, einfach mal just for fun Menschenleben vernichten
zudem finde ich es nachwievor suboptimal und störend, dass man gezwungen ist, Kriege zu beenden, wenn der Gegner jegliche Kriegsunterstützung in seinem anderen Land verliert, während mein eigenes Volk nach Krieg schreit. Wieso darf ich den Krieg nicht fortsetzen? Wer will mir verbieten, mit meinen Legionen von Prätorianern die Miliz der feindlichen Hauptstadt niederzumetzeln und diese zu erobern? Ein Herrscher, der keine einzige Truppe mehr hat? Zudem erklärt man in Civ 6 jemanden automatisch den Krieg, wenn man eine seiner Einheiten angreift - während man in Humankind fröhlich eine Einheit nach der anderen in die Schlacht schicken kann und das noch kein Krieg ist. Was soll das?
Hier geht das Rennen zwar an Civ 6, jedoch werden die Entwickler von Humankind an diesem System sicher noch mal herumschrauben.
Identifikation mit der jeweiligen Nation: Mehr Vielfalt bedeutet eben nicht automatisch, dass es dem Spieler auch gefällt. Während ich in Civ 6 von Beginn an eine Nation wähle und diese meist bis zum Informationszeitalter spiele, wechsle ich bei Humankind in der Regel jedes Zeitalter die Nation. Ich kann mir denken, was die Entwickler damit bezwecken wollten, jedoch geht hierbei für mich jeglicher Spielspaß a la "So, jetzt führe ich die Römer in ein glorreiches Zeitalter!" verloren. Es ist mir auch schon oft passiert, dass mein Kriegsgegner (beispielsweise die Ägypter) auf einmal eine komplett andere Nation waren und ich gar nicht sofort erkannt habe, gegen wen ich eigentlich Krieg führe. Das ist echt verwirrend und nimmt mir auch viel Spielspaß. In Civ 6 habe ich einen klaren Feind/Gegenspieler/Freund, mit dem ich die Zeitalter hinter mir lasse. Die Herrscher der jeweiligen Nationen kommen für mich auch viel authentischer und emotionaler rüber (nicht zuletzt, weil sie ihre eigene Landssprache sprechen). In Humankind sehen für mich sämtliche Herrscher irgendwie gleich aus und sprechen alle nur Englisch. Mal ehrlich, wäre es zu viel Aufwand gewesen, sie so wie in Civ 6 die jeweilige Sprache ihrer Nation sprechen zu lassen? Zudem finde ich auch das Verhandlungs und Diplomatie Menü in Civ 6 viel übersichtlicher.
Hier gewinnt Civ 6 für mich mit großem Abstand.
Spielwelt: Allein schon die Tatsache, dass man in Humankind das Aussterben von Mammuts miterleben kann und wilde Tiere jagen muss, während in Civ 6 Tiere ein Fremdwort sind (Ressourcen mal ausgenommen),
lässt Humankind hier eindeutig gewinnen. Ich finde es echt toll, in der Steinzeit als Nomadenstamm zu beginnen und erstmal umherziehen zu können, während man in Civ 6 gezwungen ist, mit der Startumgebung auszukommen oder neuladen zu müssen. Außerdem hab ich in Humankind eine klare Benachteiligung wie bei Civ 6 durch z.B. einen Start in der Tundra oder der Wüste noch nie erlebt. Die Thematik der Umweltverschmutzung ist bei beiden Spielen leider völliger Schwachsinn. Während ich bei Humankind die gesamte Welt durch ein einziges Kohlekraftwerk untergehen lasse, hat Umweltverschmutzung bei Civ 6 lediglich im Apokalypsemodus eine spürbare Auswirkung.
Spielspaß: Alles in allem
macht mir Civ 6 zurzeit viel mehr Spaß. Zwar hat Humankind einige neue Ideen, sowie das Potenzial, Civ 6 Konkurrenz zu machen, jedoch stören mich dann doch zu viele Features an diesem Spiel, um wirklich großen Spaß zu haben, es dauerhaft zu zocken, weshalb ich mich nach ein paar Partien wieder dem altbekannten Aufbauspiel zugewandt habe.