Ein großes Heer war erschienen. Auf der einen Seite Soldaten aus Iriq, Qor Alad, Adaca und El Taebr selber. Sie standen alle in ihren mit Bannern und Fahnen übersäten Formationen, in Reih und Glied. Glänzende Rüstungen, im Wind wehende Banner auf Hochglanz polierte Schilde. Eine disziplinierte und auf Feinde furchteinflößende Streitmacht präsentierte sich dem Auge des Kaisers. Die Elite des Ostens ist seinem Ruf gefolgt. Daneben nahmen auch Bataillone der Freiwilligenverbände Aufstellung. Unter den blauen Bannern Ehos und dem neuen Kaiserbanner standen sie. Männer aus Ekot, Iriq, Qor Alad, Adaca und anderen Reichsländern sowie den Handelsstaaten. Wilder und nicht in solch akkurater Formation wie des Kaisers Soldaten. Priester Ehos und des Kultes gingen die Reihen der Adacaer und nordischen Freiwilligen ab und segneten sie. Gleiches geschah nur durch Priester Ehos bei den Truppen aus dem osten und den Freiwilligen.
Sie alle - Soldaten und Freiwilliger gleichermaßen versammelten sich rings um den leichten Hügel, auf welchem der Kaiser sie erwartete. Von hier aus hatte er das gewaltige Heer im Blick.
Von hier aus konnte er seine Worte an sie alle richten. Zu seiner Rechten befand sich der allseits respektierte Herzog Harry von Adaca und zu seiner Linken der Bischof von El Taebr, der weise Kendogoros. Der herzog wiederum wurde von je einem Geistlichen der Kirche und des Kultes flankiert. Hinter ihnen wehten die Banner Adacas und des Kaisers. Letzteres seit neuestem mit blauen Umrandungen. Auch über den einzelnen Abteilungen des Heeres wehten vor allem blaue und kaiserliche Banner neben den typischen Landesflaggen. Gerade in den Reihen der nördlichen Verbände oder ihrer Freiwilligen sah man hingegen öfters den goldenen Baum auf grünem Grund. Ein Heer, dessen Soldaten nicht nur aus den verschiedensten Teilen des Kontinentes kamen, sondern auch noch verschiedenen religiösen Bekenntnissen angehörten. Dies machte es so schwierig. Zu leicht ließe sich die eigene Armee auseinanderdividieren, wenn der Kaiser dem nicht gegensteuert. Er musste sie auf das gemeinsame Ziel einschwören.
Mit entschlossenen Blicken überschaute Antiochos I. die schier unüberschaubare Heeresmacht, während die Unterführer Befehle brüllten. „Achtung!“, „Augen gerade aus!“ erklangen die Kommandos. Hurrarufe wurden laut, Fanfahren verkündeten den Männern, dass der Kaiser gleich zu ihnen sprechen wird. Er setzte sich seinen Helm ab und reichte jenem einem Knappen. „Männer und Soldaten!“, durchschnitt seine kräftige Stimme die Stille. „Wir haben euch gerufen und er seit unserem Ruf gefolgt! Zahlreich versammelt sich heute vor unserem Antlitz die geballte Heeresmacht des Ostens. Ihr seid der Stolz von Iriq, Qor Alad und El Taebr“ wandte er sich zunächst an die Soldaten aus dem besonders kaisernahen Osten. „Gekommen, um an der Seite der mächtigen Krieger des Herzogtums Adacas und des Nordens zu kämpfen! Euch allen gilt der Dank des Reiches“, nun richtete Antiochos sein Augenmerk auf die Freiwilligenformationen. „Ebenso wie den Männern, die keinem Heer angehörten und trotzdem dem Ruf zu den Waffen folgten. Freiwillige aus dem Osten, dem Norden, aus Ekot-Emer und selbst aus den Handelsstaaten haben alles hinter sich gelassen, um an unserer Seite in den Kampf zu ziehen! Zum Teil binden sie keine Eide an das Reich und trotzdem sind sie erschienen, um uns in dieser schweren Stunde beizustehen.
Viele von euch tragen die blauen Bänder. Ihr seid gekommen, um den Turm Eho und damit eines der zentralen Heiligtümer zu befreien. Andere marschieren unter dem Banner des Waldkultes“, an dieser Stelle hielt der Kaiser für einen Augenblick inne.
„Wir selber folgen den Lehren der Kirche Eho, wie unser Banner verdeutlicht“, dabei deutete der Kaiser auf die blauen Streifen der hinter ihm aufgepflanzten Standarte. Ruhe herrschte, als er dies auf die Soldaten wirken ließ. „Aber als Kaiser von Teresh haben wir das Reich und alle darin lebenden Menschen zu beschützen. Wenn gläubige Anhänger des Turms ermordet, eingekerkert oder vertrieben werden, so stellt dies ein Bruch der Reichsgesetze und einen direkten Angriff auf uns dar.
Wenn Anhänger des Waldkultes erschlagen und aus ihren Heimen vertrieben werden, so stellt dies ebenfalls einen Bruch der Reichsgesetze und einen direkten Angriff auf uns dar.
Als Kaiser ist es unsere Pflicht alle im Reich lebenden Menschen zu beschützen. Wenn es sein muss mit dem Schwert in der Hand! Wir unterscheiden dabei nicht. Alle sind Kinder des Reiches.
Wenn ihr nun den Kameraden an eurer Seite in ihre Gesichter schaut. Sie mögen euren Glauben teilen oder auch nicht. Trotzdem sind sie aus demselben Grund hier, wie ihr es seid. Ob Anhänger der Kirche oder des Kultes. Sie werden in An Qalala verfolgt und unterdrückt. Es ist nicht die Kirche Eho, die den Kult unterdrückt. Es ist nicht der Kult, der die Kirche angegriffen und den Turm entweiht hat. Es sind unsere gemeinsamen Feinde, die sich dieser Untaten schuldig gemacht haben! Derselbe Feind, der unentwegt versucht hat einen Keil in unsere Reihen zu treiben und tollwütig Anhänger aller Konfessionen attackierte. Keine Untat war ihm dabei zuwider.
Wir erinnern euch daran, als Narim belagert wurde, harrten Gläubige Ehos dort gegen die Übermacht vom Feind aus. Ein Entsatzheer bestehend aus vielen Anhängern des Waldkultes erschien, um sie zu retten. Seite an Seite kämpften sie in Narim und warfen die Streitmacht des Unterdrückers aus der Stadt!
Und genau dies werden wir erneut tun müssen, um zu siegen. Wir alle kämpfen für ein gemeinsames Ziel. Wir kämpfen dafür, dass unsere Glaubensbrüder frei von Verfolgung in ihrer Heimat leben können. Dieses Ziel vereint uns und eure Feinde stehen weder zur Linken, noch zu eurer Rechten, sondern sie werden euch geradewegs gegenüberstehen. In der Schlacht", betonte Antiochos.
"Wenn wir vom Feind sprechen, so meinen wir noch nicht einmal die in die feindliche Armee gepressten Bauern, die aus Angst und Zwang oder aufgrund von Lügen und Unwahrheit gegen uns zu Felde ziehen werden. Ihre Linien müssen wir durchbrechen, um an den Feind zu gelangen, aber sie sind auf eine Art ebenfalls Opfer unserer Feinde. Des geächteten Königs des Habichtals und des falschen Patriarchen!“, spie er die Worte verächtlich heraus, als er konkret auf die beiden zu sprechen kam. „Von ihnen ging und geht alles Übel aus und gegen sie muss sich unsere gerechte Wut richten! Gegen sie führen wir alle einen Heiligen Krieg!
Wenn wir von einem Heiligen Krieg sprechen, so verstehen wir darunter den Kampf für das Gute, für Rechtschaffenheit, für Freiheit und Schutz vor Unterdrückung und Verfolgung. Das ist der Wille Ehos und das ist unser Wille. Wir führen diesen Krieg, um das Land und seine Menschen zu befreien von der vergifteten Saat des Bösen, die sie bedroht!“
Der Kaiser zog sein Schwert. „Noch ehe dieser Krieg vorüber ist, wird Blut an dieser Klinge kleben. Das Blut von Soldaten und Männern, die sich uns entgegenstellen, unseren Heiligen Schwur zu erfüllen.
Aber kein Blutstropfen von Frauen, Kindern und Wehrlosen wird unsere Klinge benetzen. Denn dies ist ebenfalls ein Sakrileg, welches von allen Konfessionen verurteilt wird, deren Anhänger sich um unser Banner scharen. Unser Stahl gilt dem Habichtfürsten und dem unheiligen Patriarchen. Er gilt den Otwins und ihren Getreuen! Er wird all jene treffen, die zum Schwert gegriffen haben, um zu unterdrücken und zu morden! Gegen sie erheben wir uns. Gegen sie marschieren wir vereint und wir werden sie zurückjagen in die Dunkelheit, aus welcher sie hervorkrochen! Mit dem geschändeten Turm und dem brennenden Alyeb vor Augen treten wir ihnen entgegen und unser Schlachtruf soll sie erblassen und erzittern lassen!“, ließ der Oberbefehlshaber des Heeres seine Emotionen nun vollends in die Ansprache fließen.
„Seid ihr mit uns, wenn wir diesen wahrhaft heiligen Streitzug führen?! Seid ihr mit uns!“, rief der Kaiser zum Schluss hin den Truppen zu, die in Jubelgeschrei und Kampfesrufe verfielen. „Auf nach An Qalala!“, antworten sie ihm. "Befreit den Turm!", "Gerechtigkeit für Alyeb!", "Gerechtigkeit für Gohar!", erklang während Gardisten der Kaisergarde vor dem Hügel Banner in den Farben Alyebs, Narims, An Khuras und Gohars entrollten