Assyrisches Reich
In den Morgenstunden wurden die Bürger aller assyrischen Städte durch lautes Sirenengeheul und die Glocken der Tempeltürme geweckt. Überall, von Judäa über Phönizien bis hin nach Urartu fragten sich die Menschen was los ist. Viele versammelten sich auf Marktplätzen und vor Rathäusern. Die Radios und die wenigen Fernsehgeräte wurden eingeschalten und alle Programme waren unterbrochen für folgende Sondermeldung:
„Seit 3:45 Uhr heute Morgen befindet sich Assyrien im Kriegszustand mit den abtrünnigen Provinzen, die sich selber als Königreich Bagdad bezeichnen. Die Streitkräfte der Husseins überfielen unser Land, aber die assyrische Armee setzt sich zur Wehr. Von Nineve bis nach Arrapcha tobt derzeit die Schlacht. Was der Feind an Massen gegen unsere Stellungen anrennen lässt, kontern wir mit unserem überlegenen Material und der eisernen Disziplin des assyrischen Soldaten.
Entlang der Grenze zu den Stammesgebieten gab es vorerst noch keine Kampfhandlungen, aber im assyrischen Generalstab rechnet man mit baldigen Aktivitäten der Vasallen der Husseins.
Nach sekundenlangem Schweigen ging es weiter. Es spricht nun zu ihrem Volk ihre Majestät Großkönigin Daenerys I.“
…
Sehr viele Menschen hatten sich im Hof vor dem Palast versammelt. Ganz vorne standen mindestens 4000 Gardisten und dahinter mehr als 30000 Menschen. Hinzu kamen hunderttausende, die sich draußen vor dem Hof drängten.
Alle blickten gespannt auf den Balkon, von dem aus die Herrscher ihre Ansprachen hielten. Die Königin erschien auf dem Balkon und trat ans Mikrophon, flankiert von den Garde-Generälen Domara und Bardisan.
Das laute Gewisper und Getuschel der Menschen verstummte, als Daenerys zu sprechen begann.
„In dieser schwere Stunde wende ich mich an euch, Bürger Assyriens. Es ist wahr, dass die Abtrünnigen uns angreifen. Es handelt sich dabei nicht um ein kleineres Scharmützel wie früher. Dafür sind die Ausmaße des Angriffes jetzt schon zu gewaltig. Es ist die Stunde der Entscheidung! Die Stunde, die wir niemals erreichen wollten, aber die dennoch unausweichlich näher rückte. Seit dem Tag, als sich die Husseins gegen meinen Vater erhoben, das Reich zerrissen und die schreckliche Praktik der Sklaverei wieder aufleben ließen. Seit diesem Tag war es bestimmt, dass wir dieses himmelschreiende Unrecht wieder beenden und Husseins Reich des Bösen ausradieren müssen.“
Sie machte eine kurze Pause. „Dennoch wollten wir diesen Krieg nicht. Denn Krieg bedeutet Tod und Leid, aber sein Ausbruch lag nicht in unserer Hand. Sein Ende hingegen können wir bestimmen. Assyrien wird Bagdad antworten! Wir werden nicht aufgeben und wir werden nicht verzagen. Heute zählt es nicht, ob wir Assyrer, Kurden oder Juden, Christen, Muslime oder Paganisten sind. Heute zählt nur eins, dass wir alle zusammenstehen gegen Tyrannei und Wahnsinn, die wie dunkle Schatten gleich uns zu umschließen drohen. Uns und unsere Kinder, um uns alle zu vernichten, zu versklaven und jeglicher Würde zu berauben!
Schon immer gab es Dunkelheit, aber wo Schatten ist, da ist auch Licht und stets musste die Finsternis dem Licht weichen.
Denn wir kämpfen nicht nur um unser eigenes Überleben, sondern auch für die vielen geknechteten Sklaven in Husseins Imperium. Wir kämpfen dafür, dass sie mit uns in Freiheit leben können, ohne die Peitschen ihrer Herren zu spüren.
Mit seinem Angriff auf Assyrien hat Urdai Hussein einen Drachen geweckt! Und die Flammen dieses Drachen werden ihn verbrennen! Die reinigenden Feuer werden die Sklaverei und Gewaltherrschaft in Bagdad beenden und dafür sorgen, dass Gerechtigkeit und Güte auch wieder im Osten Einzug halten.
Der heutige Tag ist der Anfang vom Ende des Hussein-Imperiums und der Anfang einer neuen Ära. Wir werden nicht aufhören zu kämpfen! Wir werden uns nicht damit zufrieden geben unsere Grenzen zu verteidigen, sondern wir werden diesen Krieg bis nach Bagdad tragen und dort unserem Feind unseren Willen aufzwingen!
Lasst uns heute von diesem Platz aus unseren Feinden eine Botschaft schicken! Sie haben es nicht mit verängstigten Sklaven zu tun, die sich vor ihren Peitschen fürchten. Sie haben es mit freien Menschen zu tun und
Freiheit soll unser Schlachtruf sein!
„Freiheit!“ und „Tod den Husseins“ oder „Es lebe Daenerys“ erschallten aus zehntausenden Kehlen. Ein tosender Applaus und Jubel, der minutenlang nicht abreißen wollte. Daenerys musste solange warten, bis sie wieder ansetzen konnte. „Es liegt an uns allen nun Opfer zu bringen. Ich habe die Einberufung von 200000 Reservisten veranlasst. Die kompletten Streitkräfte wurden in Kampfbereitschaft versetzt und ich führe die königliche Garde noch heute ostwärts – unseren Feinden entgegen. Es ist völlig gleich, wie viele Söldner Urdai aufbringen mag, unsere Armee wird sie alle schlagen. Denn jeder von uns ist zehn der ihren wert.
Mit vereinten Kräften beenden wir ein Zeitalter der Sklaverei und der Unterdrückung und gehen einer leuchtenden Zukunft entgegen!“
Diese bewegende Ansprache der assyrischen Großkönigin wird auf allen Radio- und Funkfrequenzen übertragen. Die ganze Welt soll mitbekommen, wie sich die Völker Assyriens gegen die Willkürherrschaft zur Wehr setzen.