Angesichts des nun durch die Addon-Ankündigung wieder in Reichweite gelangten Civ3-Multiplayers habe ich mir mal ein paar Gedanken über den Jaguarkrieger-rush gemacht. Speziell über diesen, weil diese Einheit von allen Einheiten mit Rückzugs-fähigkeit ohne weitere Ressourcen oder Technologien vom Start weg errichtet werden kann.
Klar - gegen die KI ist es bis mindestens Level Prinz auf Pangeakarten möglich, als Aztekien das ganze Spiel hindurch auf Despotismus zu bleiben und durch ausschließlichen Bau von Kasernen, Jaguarkriegern und Siedlern einen unbestrittenen Eroberungs- oder Welltherrschaftssieg hinzulegen.
Wie aber sieht das wohl gegen menschliche Spieler aus? Defensivstrategien probieren kann man noch nicht viel, weil die KI selbst wenn man im Editor alle anderen Einheiten und Gebäude für sie verbietet keinen so sauberen rush hinlegt wie ein menschlicher Spieler, der es darauf anlegt!
Warum funktioniert der Jaguarkrieger-rush gegen die KI überhaupt so gut?
Einheiten mit Rückzugsfähigkeit sind gegen langsame Einheiten ausser in den seltenen ein-hp-vs-ein-hp Situationen quasi unsterblich - jede statische Verteidigung wie die KI sie zumeist exerziert muss daher mit der Zeit völlig zusammenbrechen.
Auf Strassen um im eigenen Gebiet die Jags an Geschwindigkeit überrteffen zu können, darf man sich nicht verlassen, denn wir reden erstens über das frühe Spielstadium wo Strassen noch nicht flächendeckend sein dürften und zweitens sind die schnellstens von den Azteken "geplündert"!
Feuer mit Feuer bekämpfen?
Jaguarkrieger: 1.1.2 / 1
Streitwagen: 1.1.2 / 2
Kriegsstreitwagen 2.1.2 / 2
Reiter: 2.1.2 / 3
Impi: 1.2.2 / 2
Berittener Krieger: 3.1.2 / 3
(Der Wert hinter dem "/" sind die im Editor eingetragenen Schildkosten)
Streitwagen sind also - Pferde und Rad unberücksichtigt gelassen - bei gleicher Stärke schon rein zahlenmässig 1:2 unterlegen.
Reitern ergeht es nur unwesentlich anders:
3 Jags kommen für einen Reiter aus der Produktion.
Ist der Azteke am Zug stehen die Kampfchancen 50:50, brauchen also nicht weiter in die Rechnung einfließen. Ist die andere Nation am Zug stehen die Chancen 66:33 für die Reiter. Ins Verhältnis zur Einheitenproduktion gesetzt sind das aber effektiv nur noch 40:60 - also wieder Sieg der Azteken.
Berittene Krieger sind ähnlich wie Reiter zu rechnen, nur dass sie wenn sie im Angriff sind eine 75:25 Chance gegen die Jags haben. Auf Einheitenproduktion umgerechnet bliebe es also rechnerisch bei einem 50:50, sodass in diesem Fall nur der frühere Produktionsbeginn der Jags durch die zwei Technologien die die Irokesen von ihren Reitern trennen oder die Verfügbarkeit von Pferden für den Sieg der Azteken entscheiden.
Kriegsstreitwagen haben im Angriff das 66:33 der Reiter, sind jedoch billiger, sodass sie wie die Berittenen Krieger bei 50:50 Chancen gegen die Jags enden. Allerdings brauchen die Ägypter nur eine Technologie erforschen (und Glück mit den Pferden haben) und stehen somit knapp vor den Irokesen, jedoch immer noch hinter den Azteken.
Bei Impis dagegen sieht die Sache anders aus - auf dem Felde sind auch sie den Jaguarkriegern rechnerisch völlig gleichgestellt, falls sie keine Gegenangriffe unternehmen.
Zwar verlieren die Zulu so ein wenig die Initiative und könnten durch Plünderungen von Minen in der Nachproduktion hinter die Azteken geraten, doch wenn ich recht informiert bin, dass die Defensivboni abgerundet werden, dann sind Impis die einzige hier betrachtete Einheit, wo der 50% Bonus von Hügel oder Stadt (>6 Bürger) sich auszahlt!
Soweit zum Vergleich Aztekien gegen jeweils einen Gegner. Fazit: Aztekien gewinnt so gegen alle ausser die Zulus recht sicher und es ist kein Phyrrussieg, da durch die gewonnene Kampferfahrung, durch eingenommene Städte sowie durch mögliche Leader das aztekische Imperium enorm an Bedeutung gewinnt.
Wenn nun aber die Gegner sich nicht wie in Hollywood fair der Reihe nach anstellen und darauf warten einer um den andern ins Jenseits geschickt zu werden, sondern sich gegen die alle (ausser vielleicht die Zulus) betreffende Bedrohung zusammenschließen?
Ich schätze folgendes:
- Kommt das Terrain und die Pferdeverteilung den Verteidigern zugute (viel Jungel, Hügel oder ähnliches) könnten schon zwei Civs den Azteken die Waage halten.
- Ist das Terrain dagegen eben und einfach sollten es schon drei sein.
- Ebenso drei wenn das Terrain die Azteken aufhält, jedoch keine Pferde zur Verfügung stehen.
- Sollte weder das Terrain die Azteken aufhalten noch die Verteidiger Pferde haben, so kann ich mir vorstellen, dass Aztekien es gar mit vier Gegnern aufnimmt, sofern diese nicht voll zusammenstehen. Normalerweise sollte man aber selbst wenn man neben den Azteken wohnt den Irokesen und Persern nicht allzuweit über den Weg trauen!
Überträgt man nun nach der Schätzung wie es gegen mehrere Gegner aussieht das ganze von Pangeas auf Kontinente oder Archipelagos, so steigen die Chancen der Azteken sich durchzusetzen wieder, während ihr möglicher Gewinn an Land und Städten geringer wird.
Nach alldem denke ich, Aztekien ist zu stark - doch natürlich kann es nach hinten losgehen, wenn jeder einen für den gefährlichsten hält und alle sich von Anfang an gegen einen stellen.
Was haltet ihr von diesen Überlegungen? Ergänzungen, Berichtigungen, Kritik?
Gruß,
ZeKorn
PS: Und hier noch die hinterhältigste Strategie für Aztekien überhaupt:
Baut euch ganz friedlich einen Forschungs- und Kulturvorsprung auf, während sich alle auf euern rush vorbereiten!![]()