Soo, ich mach mal einen neuen Thread zu meiner Antwort mit den 100 Millionen Schulden, ist übersichtlicher, außerdem können hier dann noch andere Schalker Themen ein, besser als alles über 100 Threads zu verteilen.
Wenn man Fan ist, kann man durchaus auch in der Lage sein, seinen Verein kritisch zu sehen. Und das bin ich, auch wenn mir klar ist, wenn das im Forum nicht so rüberkommt. Für mich gibt's zwei Ebenen im Fußball, einmal die Fan-Ebene und dann die objektive Ebene. Die Fan-Ebene macht mir persönlich am meisten Spaß (deshalb schreibe ich auch fast nur so ), sie ist emotional, man kann mitfiebern und mitleiden. Ich versuche aber auch, immer die objektive Ebene im Blickfeld zu behalten und ich bin der Meinung, daß mir das auch gut gelingt. Klar, ich schreibe nur höchst selten so, weil das für mich weniger mit Spaß als mehr mit trockenen Fakten verbunden wäre, aber ich glaube, daß ich gedanklich doch einen recht guten Blick auf diese neutrale Ebene habe.Wenn man Fan ist, sind Schulden eben keine Schulden.
So, das nur als Anmerkung, ich will nicht nochmal über das Fantum an sich diskutieren und schon gar nicht in diesem Thread, wenn dazu noch jemand was sagen will, möge er bitte einen neuen Thread aufmachen.
So, jetzt aber endlich:
Die 102 Millionen Euro Schulden sind keine große Überraschung, die plötzlich hereingebrochen ist, 85 Millionen davon gehören nämlich zu der Schechter-Anleihe, die ja nun schon eine Zeit lang bekannt ist. Richtig ist aber, daß einige Verluste eingefahren wurden, nämlich auf dem Papier 4,1 Millionen. In Wirklichkeit muß man eigentlich von 19 Millionen Euro Verlust reden, die nur durch ca. 15 Millionen "außerordentlicher Ertrag" auf die 4 gedrückt werden konnten. Dieser Ertrag besteht aus dem Parkstadion, daß die Stadt Gelsenkirchen an Schalke für einen Euro verkauft hat, ein Gutachter hat das Gelände mit ungefähr 15 Millionen Wert eingeschätzt, das ist dann dieser außerordentliche Ertrag. Klar, daß sowas nur einmal geht und die nächsten Jahre finanziell sehr viel besser laufen müssen, um wieder auf eine schwarze 0 zu kommen, dazu reicht es nicht, einfach nur die 4 Millionen auszugleichen. Ich halte diese Sache mit dem Parkstadion für sehr fragwürdig, im Endeffekt wurde damit nur die Bilanz geschönt.
Das Zweite, woran man schon vor einiger Zeit erkennen konnte, daß finanziell etwas nicht stimmt, ist die (nicht veröffentlichte) Bilanz. In den letzten Jahren wurde die Bilanz immer im Schalker Kreisen (Zeitschrift, die alle Schalkemitglieder bekommen) veröffentlicht, diesmal nicht. In Interviews wurde natürlich gefragt, wieso das diesmal nicht der Fall war, es kamen aber nur sehr dubiose Antworten (weiß es grad nicht wörtlich, ich hab aber etwas wie: "rufen sie doch mal bei Herrn Hoeneß an, ob der ihnen auch seine Bilanz zeigt, der wird sie auslachen" ---> unmögliche Antwort, die nun rein gar nichts aussagt).
3.: Die 75 Millionen Anleihe wurde vor ein paar Monaten ja nochmal um 10 auf 85 Millionen erhöht. Wir erinnern uns: Es wurde laufend betont, daß die Anleihe nicht!!! für Spielerkäufe, Saisonbetrieb etc. aufgenommen wurde, sondern zur Umschichtung alter Kredite, um finanzielle Vorteile herauszuholen. Nun, bei so einem Verwendungszweck muß man die Anleihe aber doch nicht irgendwann nochmal erhöhen? Man weiß doch vorher, welche alten Verbindlichkeiten man hat und rechnet gleich so, daß die Anleihe reicht, wenn man sie wirklich nur dafür verwendet?
4.: Die Arena hat im letzten Jahr fast 4 Millionen Euro Verlust eingefahren! Das ist absolut bedenklich, weil, wenn man mal die Zahl der Veranstaltungen, die da stattfinden nimmt, ist Fußball fast schon Nebensache, es finden dort sehr viele Konzerte etc. statt, momentan läuft sogar hier (300km entfernt) ständig Radiowerbung für irgendein Klassik-Event da. Ich frag mich, wie man das ausgleichen will, ich meine nämlich mal vor einiger Zeit gelesen zu haben, daß die Arena so gut wie ausgelastet ist, und man da nicht ohne weiteres noch viele Events mehr bringen kann, diese 4 Millionen müssen also von wo anders herkommen, nur von wo?
5. Spieler: Der Verein ist nach dem UEFA-Cup und der Vizemeisterschaft (grrr) scheinbar etwas euphorisch geworden und hat eine Menge Spieler gekauft, die wenig bis gar nichts außer Verluste gebracht haben. Aber immerhin scheints, als ob daran gearbeitet wird, die "Altlasten" loszuwerden und neue, hoffentlich vielversprechendere zu holen.
6. Hat nicht direkt was mit Verlusten zu tun, aber extrem ärgerlich ist das Verhalten des Managements in der Öffentlichkeit. Rudi hat erst vor ein paar Monaten im Doppelpass gesagt, daß Schalke finanziell sehr gut da steht, daß wir es auf keinen Fall wie unsere Nachbarn handhaben und mit Erfolgen rechnen, die gar nicht gesichert sind und daß wir es nicht nötig haben, international zu spielen, sondern daß wir sogar problemlos ein Jahr in der Regionalliga überstehen würden. Natürlich war ich da auch sehr beruhigt, sowas zu hören, aber jetzt fühle ich mich ein wenig verarscht und frage mich, wie das angesichts solcher Zahlen möglich ist.
7. Auch nicht direkt mit Verlust, aber ein wenig nebulös kam mir auch die Bordon-Sache vor. Klar, ich freue mich, ihn jetzt schon sehen zu können, aber wieso zahlt man für das eine Jahr noch Ablöse und wartet nicht lieber, wenn es sowieso etwas fragwürdig ist, was man sich noch alles leisten kann? Daraus schließe ich, daß der Spieler wichtiger ist, als die Ablöse-Ausgaben. Und warum ist er wichtiger? Doch nur, um möglichst weit oben mitspielen zu können um endlich mehr Einnahmen zu haben---> wieder ein Widerspruch zu "wir können auch ein Jahr in der Regionalliga spielen". Ich hoffe ja, daß wir dieses Regionalligajahr nicht wirklich in der nächsten Zeit erleben müssen, weil es uns der DFB so vorschreibt....
Fazit: Ich bin eigentlich immer noch vorsichtig optimistisch, denn schließlich haben wir immer noch das Stadion und jetzt mit den neuen Spielern auch da wieder ein wenig Wert, die, wenn es wirklich dazu kommen sollte, daß wir Spieler abgeben müssen, wohl nicht solche katastrophalen Verluste bringen, wie die Spieler aus den letzten Jahren. Die Transferpolitik wurde ohnehin verbessert, dadurch, daß wir jetzt fast keine Ablösesummen bezahlt haben, außerdem sind einige Spieler weg und die Personalkosten wurden ein ganzes Stück reduziert. Außerdem müssen Schulden nicht immer von vornherein schlecht sein, wieviele Menschen haben Schulden, um ein Haus bauen zu können. Allerdings darf man sich dabei trotzdem nicht finanziell übernehmen...Wir müssen jetzt wirklich ziemlich weit oben mitspielen, um aus der Sache wieder gut rauszukommen, befürchte ich. Ich wäre eigentlich sehr viel glücklicher mit einem Verein, der irgendwo im Mittelfeld spielt, aber sich nicht so um seine Finanzen ängstigen muß und sich dafür langsam und nachhaltig weiter aufbaut. Ich muß keinen Ailton oder Bordon auf Schalke sehen, auch nicht den UEFA-Cup oder die Meisterschale, wenn das mit solchen Sorgen verbunden ist. Ich mag Schalke nicht wegen solcher Sensationen, obwohl's natürlich Spaß macht, sie zu sehen, sondern ich mag Schalke wegen dieser einzigartigen Atmosphäre, die ich damit verbinde, wegen den Fans (zum Großteil "einfache Leute"), mit denen ich mich identifizieren kann und einfach, weil's irgendwie was ganz besonderes für mich ist. Und ich will, daß das so bleibt, und nicht Dortmunder Verhältnisse annimmt.