Es wurde ja in letzter Zeit im Forum gleich über zwei Neuerscheinungen im Strategie-Genre emsig diskutiert, Anno 1701 und Medieval 2. Wie ich aber mit Schrecken feststellen musste, scheint sich hier absolut niemand dafür zu interessieren, dass seit kurzem auch das neuste Addon von Dawn of War erhältlich ist. Jaja ich weiss, RTS ist böse und so, wahrscheinlich ist des vielen hier einfach zu stressig. Ein Bekannter von mir ist ein alter Warhammer-Fan und auch wenn er mich damit nie anstecken konnte, hat mir die Story in DoW bisher gut gefallen, weshalb ich mir auch dieses zweite Addon zugelegt habe.
Die Kampagne erinnert ein wenig an das Brettspiel Risiko (ihr wisst schon, "Brettspiele" sind die Sachen, mit denen sich die Menschen vor der Erfindung des Computers beschäftigt haben), man hat seine Armee und muss mit dieser Rundenweise probieren die 25 Zonen umfassende Karte zu erobern, die den einzigen Kontinent des Planeten Kronus darstellt. Nur wird hier eben nicht mit Würfeln sondern auf dem Schlachtfeld bestimmt, wer dann den Sieg davon trägt. Ich habe beschlossen auf der Seite der gegenwärtigen "Besitzer" des Planeten Kronus in den Kampf zu ziehen, dem Sternenreich der Tau. Da ich nicht erwarten kann, dass jeder hier einen Warhammer-Fan kennt, werde ich meine Erzählung von Zeit zu Zeit unterbrechen um ein wenig Hintergrundinformationen in den Text einzubinden, sonst ergeben einige Sachen möglicherweise keinen Sinn.
Mein Name ist Shas'o Kais, Oberkommandierender des Tau Expeditionskaders auf dem Planeten Kronus. Wir werden oft als "das jüngste aller Völker im Kosmos" bezeichnet, was möglicherweise sogar der Wahrheit entspricht, wir haben nicht genügend Kenntnisse über das Universum um dies zu beurteilen. In wenigen tausend Jahren haben wir geschafft, was anderen Völkern erst nach zehntausenden von Jahren ansatzweise gelang: Der Aufstieg von einer primitiven Uhrzeitrasse zu einer Zivilisation, die in der Lage ist die Sterne zu bereisen. In unserem Wunsch mehr über das Universum zu erfahren und unsere Philosophie des Höheren Wohls zu verbreiten, erforschten und besiedelten wir den nahen Weltraum. Bis wir eines Tages auf die Menschen stiessen.
Die Menschen sind ein barbarisches und grösstenteils bösartiges Volk, deren Imperium weite Teile dieser Galaxie kontrolliert oder zumindest dominiert. Vom Goldenen Thron zu Terra aus regiert der unsterbliche Imperator das Riesenreich mit eiserner Hand. Er sieht sich und die Menschheit als die erste und einzige Verteidigungslinie gegen die bösen Mächte des Chaos und die gefährlichen Alienrassen und dementsprechend repressiv beherrschen der Imperator und seine Diener die Menschheit. Es gibt nur eine offizielle Staatsreligion, die Kirche des Imperialen Heilands, im Alltag meistens nur die "Ekklesiarchie" genannt, welche die bedingungslose und blinde Anbetung des Imperators als Gott predigt. Versteht mich nicht falsch, dieser Mensch ist in der Tat der wohl mächtigste Telepath des Universums, aber es fehlt ihm an der Weisheit und Macht, die einen wahren Gott ausmachen würde. Wie fast alles Fremde betrachten uns die Menschen als "Xenos", Ausserirdische die grundsätzlich zu bekämpfen sind. Am besten lässt sich diese Haltung wohl mit einem Zitat des Inquisitors Apollyon veranschaulichen: "Wer dem Alien erlaubt zu leben, ist mitschuldig am Verbrechen seiner Existenz."
Freilich wussten wir von dieser Einstellung nichts, als wir das erste mal auf Menschen stiessen, die entfernte Randwelten ihres Imperiums bewohnten. Ihre Heimatwelt, ein Planet namens Erde, ist hier weit entfernt und dementsprechend nahm man es mit der Alien-Doktrin anfangs nicht so genau, was uns erlaubte blühende Handelskontakte zu diesem Volk aufzubauen. Doch als die Inquisition von diesen Vorgängen erfuhr, war es bald vorbei mit dem friedlichen Zusammenleben, denn für sie war allein schon unsere Existenz pure Blasphemie. Es kam zu diesem schändlichen Überfall, den die Menschen selbst den Damokles-Kreuzzug nannten. Nachdem die Feiglinge einige schwach bewachte Welten erobert hatten, brachten wir ihren Vorstoss auf dem Planeten Dal'yth zum Stillstand. Dort erlitten sie gegen unsere Truppen und unsere herbei geeilten Verbündeten derart grosse Verluste, dass sie sich am Ende zurück ziehen mussten. Und da das Imperium andernorts mit wesentlich gefährlicheren Xenos zu kämpfen hatte, liess man sämtliche weiteren Invasionspläne gegen unser friedliebendes Volk fürs erste fallen. So eroberten wir schnell unsere gefallenen Planeten zurück und waren sogar in der Lage weitere zu annektieren. So auch den Planeten Kronus, wo die einheimische Bevölkerung sehr schnell Gefallen an unserem Ideal des Höheren Wohls Gefallen fand. Denn wer bereit ist seinen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, der wird von dieser auch bereitwillig akzeptiert, Begriffe wie Ausgrenzung oder Rassismus sind uns fremd.
Doch das Imperium hatte Kronus noch nicht aufgegeben und eines Tages kehrte die Imperiale Armee zurück. Was als verhältnismässig kleine Invasion der Menschen begann, weitete sich zu einem gewaltigen Konflikt aus, als die Narren irgendwo in der Wüste von Kronus etwas entdeckten, was dem Planeten die Aufmerksamkeit ganz anderer Mächte einbrachte. Riesige Armeen der Menschen, der üblen Dämonen des Chaos und zweier Alienrassen landeten auf Kronus und unsere Front brach unter dem Ansturm zusammen. Deshalb wurden ich und meine Armeegruppe hierher abkommandiert, wir haben den Auftrag dieses System für das Sternenreich der Tau zurück zu gewinnen. Und obwohl auch im Orbit gewaltige Schlachten zwischen den Flotten aller Kriegsparteien toben, wird der Krieg schlussendlich hier auf der Oberfläche entschieden werden.
Dies ist Or'es Tash'n, die Hauptstadt des Planeten und gleichzeitig die letzte Provinz, die noch von uns gehalten wird. Gegen Norden und Westen ist sie durch gewaltige Festungsanlagen sehr effektiv gegen alle Angriffe abgeschirmt, doch ich habe nicht vor einfach nur die Stadt zu verteidigen. Wir müssen in die Offensive gehen und die feindlichen Streitkräfte angreifen, solange sie sich noch gegenseitig bekämpfen!