Die Aktion sollte eigentlich geheim bleiben, doch dann plauderte es am Dienstag versehentlich der Moderator eines Privatradios aus: Der Künstler Wolfram P. Kastner und der Lektor Georg Ledig zögen am nächsten Tag als Papst und Hitler verkleidet durch die Stadt. Spätestens jetzt wusste die Staatsschutzabteilung der Polizei von dem Vorhaben. ...
Das Kapitel Nazis und katholische Kirche arbeitete [Kastner] nun anlässlich des Papstbesuches auf. Mit Verweis auf das "Reichskonkordat von 1933", einem Abkommen der Nationalsozialisten mit der katholischen Kirche, leitet Kastner eine noch heute bestehende verfassungswidrige Verflechtung des Staats mit der Kirche ab.
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Wie nahe sich der NS-Staat und die Kirche waren, wollten deshalb Kastner in der Rolle des Papstes und Ledig als Hitler mit einem gemeinsamen Spaziergang demonstrieren. ...
Als die Künstler am Mittwochvormittag vorm Alten Rathaus starten wollten, war allerdings längst die Polizei da. Eine Streifenbesatzung beschäftigte sich gerade damit, einen jungen Mann ins Auto zu verfrachten, der versucht hatte, ein von Kastner verfasstes Infoblatt zu verteilen.
Staatsschutzbeamte in Zivil nahmen sich dann Kastner selbst vor. Zwar ist der gegen jedwede Bevormundung resistent, angesichts der bulligen Beamten, die ihn einkreisten, versuchte sich der Künstler lieber aufs Rausreden. Erstens veranstalte er lediglich eine Kunstaktion, zweitens verteile er keine Flugblätter und drittens stelle er gar keinen Papst dar, sondern einen päpstlichen Nuntius. Somit könne er den Papst gar nicht beleidigen, gab der jetzt fast fröhliche Kastner in seinem weißen Kirchenkostüm zu Protokoll.
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Die Polizei musste das Duo erstmal ziehen lassen. ... Zivilbeamte nahmen jede Äußerung auf, um Beweise für ein beleidigendes Verhalten Kastners zusammen zu bekommen.
Der rettende Einfall aus polizeilicher Sicht kam dann Kommissariatsleiter Werner Maier. Am Marienhof leitete er Kastner und Ledig plötzlich in Richtung Polizeipräsidium um.
Eine richtige Festnahme traute sich Maier zwar nicht, doch handle es sich hier um eine nicht angemeldete Versammlung. Der Einwand des Duos, man sei doch nur zu zweit, und an einer Versammlung müssten mindestens drei Leute teilnehmen, ließ Maier nicht gelten. Im Präsidium war der Spaß endgültig vorbei: Kastner und Ledig mussten die Kostüme abgeben.
"Gefahrenabwehr", hieß es bei der Polizei.
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