Deutsche Kolonien in Amerika? Ist das nicht Science-Fiction? Nicht unbedingt. Logan hat mit Unterstützung anderer Kollegen aus dem TAC-Team ein kleines Paket für diejenigen geschnürt, die im Rundenstrategiespiel Colonization gerne einmal deutsche Siedler nach Amerika schicken möchten, um dort die Neue Welt zu kolonisieren. Technisch setzt Logans Modikation auf TAC 2.03 auf, die deutschsprachige Community-Mod für Colonization, ergänzt TAC 2.03 lediglich um eine weitere Kolonialmacht – eben die Deutschen. Und das ist eben keine Science-Fiction – denn Logan lässt einen wenig bekannten Ausschnitt der amerikanischen Kolonialgeschichte wieder lebendig werden.
1519, etwa fünfundzwanzig Jahre nach der Entdeckung Amerikas durch Christopher Columbus, wird ein neunzehnjähriger Bursche zum mächtigsten Mann Europas. Sein Opa, Maximilian I., ist gerade gestorben, er war Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Eines mächtigen Staatenbundes, quasi ein früher Vorläufer der heutigen Europäischen Union. Sein Enkel wird sein Erbe und kann sich gleich zwei Kronen aufsetzen: als Karl V. wird er zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt, und als Karl I. wird er gleichzeitig, in Personalunion, König von Spanien. Welch unglaubliche Machtfülle! Als Kaiser steht er einem Staatenbund vor, zu dem fast das gesamte heutige Mitteleuropa zählt, Deutschland, Österreich, Böhmen, Ungarn, Burgund, die Niederlande, große Teile Norditaliens. Noch wichtiger aber: Als König herrscht er über das neue spanische Kolonialreich in Mexiko und Peru, eine Flotte von Schatzschiffen bringt ihm von dort Gold und Silber in unvorstellbaren Mengen, geraubt aus den Schätzen der unterworfenen Völker oder von einheimischen Sklaven aus den Bergwerken geholt.
Doch all das Gold reicht nicht aus - für die aufwändigen Kriege, die der Herrscher führt, gegen die Italiener, die Franzosen und die Osmanen. Karl muss sich Geld borgen - und bekommt es von einer mächtigen deutschen Kaufmannsfamilie aus Augsburg: von den Welsern. Geschenkt bekommt es natürlich nicht, im Gegenzug erlaubt er ihnen 1528, eine seiner Kolonien zu verwalten und auszubeuten. Sie umfasst in etwa den Norden des heutigen Venezuelas. Der Deal: Die deutschen Kaufleute setzen in Klein-Venedig, so nennen sie das Land, Gouverneure und Beamte ihrer Wahl ein, gründen neue Städte und Festungen, dürfen das Land nach Gutdünken ausbeuten, die einheimischen Indianer versklaven und ihre Beute dann nach Europa transportieren, ohne Steuern oder Zölle zahlen zu müssen. Den Gewinn teilt man sich auf: einen Teil behalten die Deutschen, einen Teil führen sie an den König ab und einen Teil dürfen die spanischen Kolonialherren vor Ort behalten.
Etwa zwanzig Jahre lang klappt das leidlich gut. Zwar sind die Gewinne nicht ganz so hoch wie erhofft. Die Spanier in Klein-Venedig klagen darüber, wie ausbeuterisch die Deutschen auftreten, und sowohl Karl als auch die Welser selber sind keineswegs zufrieden mit der Höhe des Profites. Unglücklich sind auch die einheimischen Indianer: Tausende von ihnen werden von den Deutschen grausam versklavt. Zudem lassen die Kaufleute Afrikaner aus deren Heimat verschleppen und in Venezuela verkaufen - noch mehr Leid, für das die deutschen Krämer verantwortlich sind. 1546, nach knapp zwei Jahrzehnten, kündigt Karl den Vertrag auf. Die Welser prozessieren gegen ihn, doch vergeblich: die Zeit der deutschen Kolonialherrschaft in Klein-Venedig ist vorbei.
Zugegeben: Im Vergleich zu den Spaniern, den Portugiesen, Engländern und Franzosen sind die Fußstapfen, die die Deutschen in Klein-Venedig hinterlassen haben, nicht allzu groß – doch für einen Platz in Colonization sollte es eigentlich genügen, oder?