Zitat von
http://www.fredibobic.de/2007/04/18/lauft-es-schlecht-schickt-hoenes-andere-vor/
“Läuft es schlecht, schickt Hoeneß andere vor”
Sportbild, Hamburg
Fredi Bobic macht sich Sorgen um Hertha BSC und sagt dies im Sportbild-Interview
Herr Bobic, zuletztging es bei Ihrem Ex-Klub Hertha BSC drunter und drüber. Trainer Falko Götz musste gehen. Wie sehen Sie das?
Fredi Bobic: Ich habe das Glück, dass ich die Lage aus einem Gemisch aus Distanz, Interesse und viel eigenen Erfahrungen betrachten kann.
Und was fällt Ihnen auf?
Sicher steht es mir als Management-Novizen, der gerade sein IST-Fernstudium antritt, nicht zu, ein Lebenswerk wie das von Dieter Hoeneß einfach in den Schmutz zu ziehen. Und darauf kommt es hier auch nicht an. Aber es ist schon so – und daran ändert auch der Sieg in Bochum nichts, der den Klassenerhalt so gut wie sichert -, dass die Probleme hausgemacht sind und sich vielfach auf einen Namen reduzieren lassen: auf
Dieter Hoeneß.
Warum?
Er hat zweifellos enorme Verdienste, wie er den Verein seit 1997 aufgebaut hat. Da beruft er sich immer und immer wieder darauf. Zudem hat er die Strukturen im
Aufsichtsrat systematisch so aufgebaut, dass er alles Leute im Boot hat, die ihm
Unkritisch gegenüber stehen. Da kommen keine kontroversen Diskussionen auf, obwohl
gerade diese den Verein weiterbringen würden. Niemand darf Kritik an ihm üben. Keiner.
Auch die Spieler nicht?
Wahrscheinlich war ich der letzte Hertha-Profi, der sich mit ihm richtig gefetzt hat.
Wie sehen Sie die Entlassung von Falko Götz? Sie haben ja unter ihm noch gespielt.
Er hatte leider keinen Mut, sein Denken einzubringen. Und wenn du dich halt nie
gegen den Manager wehrst, verlierst du die Glaubwürdigkeit. So war am Schluss das
Tischtuch zwischen Mannschaft und Trainer zerschnitten. Die Spieler haben ja auch
gemerkt, wie der Hase läuft, sie konnten Falko leider nicht mehr ernst nehmen. Aber
das ist doch klar, wenn der Manager den Trainer immer übergeht.
Wie meinen Sie das konkret?
Ich habe es doch in vielen Sitzungen selbst erlebt: das letzte Wort hat immer der Manager.
Wie zuletzt bei Ashkan Dejagah und Marko Pantelic? Bei beiden wollte Götz doch ein Exempel statuieren und sie aus dem Kader verbannen.
Gehen Sie davon aus: Götz hat sie nicht in die Mannschaft zurückgeholt. Und das sind nur zwei Beispiele von vielen, die immer wieder zeigen, dass bei Hertha das gesprochene Wort nur eine kurze Haltbarkeitsdauer besitzt. Das empfinden viele als Chaos.
Dieter Hoeneß sagte vorige Woche, er habe keine gravierenden Fehler gemacht habe.
Er hat in Berlin und rund um die Hertha verdammt viel getan. Und grundsätzlich ist es so, dass der, der viel tut, auch viele Fehler macht. Davor ist auch der Hertha-Manager nicht gefeit. Nur Selbstkritik hat noch nie zu seinen herausragenden Charaktereigenschaften gehört.
Wird er denn spätestens 2010 wirklich zurücktreten, wie er angekündigt hat?
Es fällt mir schwer, das zu glauben. So sehen es auch viele andere
Insider.
Aber in der Außendarstellung schafft er es trotzdem, immer noch als Heilbringer von
Hertha BSC dazustehen.
Das ist doch ganz klar: da es niemand neben ihm auf der Kommandobrücke gibt, steht er im Erfolg in der Sonne. Läuft es schlecht, schickt er andere vor.
Warum lässt er einen Michael Preetz neben sich nicht größer werden?
Das frage ich mich auch. Michael ist ein Mann mit unglaublichen Fähigkeiten und einem riesigen Standing bei den Fans. Er ist Herthas Zukunft. Da bin ich mir mit dem Manager einig. Eigentlich aber müsste Micha schon die Gegenwart sein.