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Thema: Die Bovaner

  1. #1081
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Hey, hawk

    Großes Lob von mir. Ein super Kapitel

  2. #1082
    vom Werwolf gebissen Avatar von Kampfhamster
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    Komme zwar kaum hinterher mit dem Lesen der vielen Storys hier im Forum, vom selbst Schreiben ganz zu schweigen, aber für eine Fortsetzung der Bovaner würde ich alles stehen und liegen lassen.
    Die aktuelle Story:

    [Col2 Werewolves] Nich lang schnacken, Seesack packen!


    Die Story des Monats Juli 2010:

    Tom Driscoll und seine Gefährten begeben sich in das Testgewölbe.
    letzte Aktualisierung: 31.1.2013, 20:19 Uhr

  3. #1083
    Rebellenschreck Avatar von Großadmiral Thrawn
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    Zitat Zitat von Frederick Steiner Beitrag anzeigen
    Hey, hawk

    Großes Lob von mir. Ein super Kapitel
    PBEM[296]Der letzte Kaiser
    PBEM[295] Im Osten nichts Neues

    PBEM[294] Ich einfach unerschrecklich

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  4. #1084
    Der einzig wahre Falke Avatar von Hawkeye
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    Die Bovaner

    Kapitel 300 Das ist Bovana

    Die Sonne schien den ganzen Tag und spendete Wärme und Licht. Es war ein schöner Tag.
    Nur selten verirrten sich kleine Wolken ins Landesinnere und spendeten willkommenen Schatten. Doch der stetige Wind aus Westen trieb die Wolkenfetzen gnadenlos weiter übers Land. Wer wusste, wieweit die Wolken vom Atem Anidals noch getragen wurden.
    Für die Jahreszeit, es war Spätsommer, war es ungewöhnlich heiß.
    Normalerweise peitschten dicke Regentropfen über das Land und ließen kaum einen Flecken trocken. Sonne und Wolken wechselten stets am Himmel. Die Wettergötter taten, was ihnen gefiel.
    Im Bergland hielten Kälte und Wind normalerweise früh Einzug. Die ersten Vorboten des nahenden Winters machten sich in den Nächten bemerkbar. Eisige Frostkälte zog um die hohen Gipfel und senkte sich lautlos in die Täler. Der Sommer verging schnell im Land der Gipfel und Grate. Der erste Schnee war auf den höchsten Bergspitzen bereits gefallen. Doch in diesem Jahr gab der Sommer nicht klein bei. Er behauptete sich gegen Herbst und Winter.

    Die üppige und waldreiche Vegetation im Tal wich mit jedem Schritt Richtung Pass allmählich kleineren Bäumen und kargen Sträuchern. Das saftige Grün der Wiesen, auf denen das dicke Vieh herumstand und graste, verschwand und links und rechts des felsigen Pfades wuchsen die ersten Flechten und Moose, die den steinernen Untergrund kaum verbargen.
    Das Grau der Felsen und Steine wurde die bestimmende Farbe je näher man dem Pass kam. Die noch grünen Sträucher schmiegten sich eng an die Berghänge und suchten Schutz im Windschatten der hohen Felsbrocken. Die Herbst- und Winterstürme wüteten zügellos im Bergland.
    Noch lagen die zerklüfteten Berghänge nicht unter einer hohen Schneedecke. Die tiefer gelegenen Gipfel lagen blank unter der erbarmungslos scheinenden Sonne. Unscheinbare Flechten und Büsche bedeckten die ringsherum liegenden namenlosen Hänge. Zwischen den Gipfeln erhob sich das Tal Richtung Gebirgspass. Die gewaltigen Gesteinswände rahmten das Tal sowie den Pfad ein und bildeten ein zu groß geratenes steinernes Theater.
    Selbst Götter hätten hier Plätze gefunden.
    Der schmale Weg schlängelte sich an einem vertrockneten Bachlauf entlang. Erst während der Schneeschmelze im nächsten Frühjahr würde sich das leere Flussbett wieder mit kristallklarem Wasser füllen und tosend ins Tal hinab strömen.
    Drunten im Tal war der Pfad breiter und zahlreiche Bäume säumten ihn links und rechts. Selbst die steilsten Hänge waren mit dem Grün der Tannen bedeckt. Diese verschwanden je höher man stieg. Das Ziel lag oberhalb der Baumgrenze. Dort wuchsen nur wilde Blumen und Moose.

    Die Männer schleppten sich Schritt für Schritt den Pfad empor. Sie keuchten und litten unter der dünnen Luft. Sie waren es nicht gewohnt im Bergland zu sein. Sie stammten aus dem Tief- und Küstenland und hatten keine Erfahrung im Hochgebirge. Ihre Lungen brannten bei jedem Atemzug und die Riemen ihrer Gürtel und Gepäckstücke drückten auf ihrer Haut. Sie mussten die Augen zu kleinen Schlitzen zusammenpressen, um vom gleißenden Sonnenlicht nicht blind zu werden. Hier oben in der Bergwelt strahlte die Sonnenscheibe stärker und intensiver als unten auf Meereshöhe. Obwohl die Männer großen Schmerzen hatten quälten sie sich weiter den schmalen Pfad hinauf. Sie hatten keine Wahl, sie mussten gehorchen.
    Jede militärische Ordnung hatten sie verloren, jeder marschierte für sich und in seinem Tempo. Die Vorgesetzten hatten es aufgegeben die Männer in Reih und Glied zu brüllen. Sie stemmten sich gegen ihre eigenen Qualen und laut wurde keiner mehr. Menschen und Packtiere bildeten eine langgezogene Kette von Leibern, die alle nur ein Ziel kannten. Den Pass rechtzeitig erreichen bevor der Feind oder der Regen es taten.
    Die Soldaten waren vor sechs Tagen aufgebrochen und große Eile trieb sie an. Am Ende eines jeden Tages schlugen sie erschöpft ihr Lager auf, aßen trockenes Brot, getrocknete Früchte und tranken billigen, verdünnten Wein aus Trinkschläuchen. Während der Nacht wurden nur wenige Wachen abkommandiert. Noch befanden sie sich innerhalb der Reichsgrenzen und sie erwarteten keine nächtlichen Angriffe. Die letzte Siedlung lag drei Tagesmärsche hinter ihnen am Talausgang gelegen. Es war eine kleine Ansammlung von schäbigen Hütten und windschiefen Ställen. Die Menschen dort waren sehr überrascht beim Auftauchen der vielen Soldaten. Erst befürchteten die einfachen Bauern und Hirten, sie seien das Ziel der Soldateska. In wilder Panik liefen die Frauen und Kinder hinein in den Wald, um sich in Sicherheit zu bringen. Die Heerführer konnten die Bewohner aber beruhigen. Die Soldaten hätten nie die Absicht gehabt, das Dorf anzugreifen. Der Zug der Soldaten ließ die Siedlung links liegen und marschierte weiter gen Tal. Den Bewohnern wurde geraten die nächsten Tage sehr wachsam zu sein. Der Feind war nah und niemand kannte seine genauen Absichten. Man verabschiedete sich in Frieden und äußerte gute Wünsche.

    Das war vor drei Tagen.
    Nun hatten die Männer aus Bovanien bald ihr Ziel erreicht. Sie konnten es bereits sehen. Der Bergpass lag eingeengt zwischen zwei mächtigen Gebirgsgipfeln. Wie zwei Türme einer Stadtmauer bewachten die Berge den einzigen Weg. Wer diesen Pass besetzte riegelte den Weg ins Reich ab. Im weiten Umkreis von mehreren Tagen, wenn nicht sogar von einigen Wochen, gab es nur diese eine Möglichkeit. Die Männer hatten den Befehl diesen Pass gegen jeden Feind zu halten. Um jeden Preis.
    Die leichtbewaffneten Bogenschützen erreichten das Ziel als erste. Die Männer wurden als Späher vorausgeschickt, um die Lage am Pass zu sondieren. So sollte eine mögliche Falle des Gegners vermieden werden. Am höchsten Punkt des Passes teilten sich die Pfadfinder in zwei Gruppen auf. Die eine, fünf Mann stark, überquerte die Passhöhe und kundschaftete den Weg gen Süden aus. Sie sollten die nächsten Tage im südlich gelegenen Tal ausharren und beobachten.

    Das feindliche Hauptheer wurde weit entfernt im Westen vermutet doch eine kleinere Armee der Indianer könnte den abgelegenen Bergpass benutzen, um so ins Reich der Bovaner zu gelangen. Dies sollte verhindert werden. Die zweite Gruppe der Späher blieb an Pass zurück und beobachtete die nähere Umgebung. Die befragten Bauern im Tal meinten zwar, es gebe keinen weiteren bekannten Pfad doch wollte der Heerführer auf Nummer sicher gehen.

    Die umliegenden Grate, Bergrücken und Gipfel gerieten nun in den Fokus der Kundschafter. Wenn man aus dem Tal gen Himmel schaute, bildete der Bergpass eine geschwungene Linie gegen den blassblauen Horizont. Die kantigen Felsen und schattigen Schluchten gaben der Szenerie einen geheimnisvollen Rahmen. Eine eingestürzte Turmruine am östlichen Hang des Bergpasses zeugte von der Wichtigkeit des Weges in früheren Zeiten. Die stark verwitterten Steinblöcke deuteten daraufhin, dass schon seit einer sehr langen Zeit niemand mehr hier oben seinen Dienst tat und Wache stand. Die Zeiten, in denen die Außengrenzen des Reiches besonders geschützt wurden, waren schon langer vorbei. Der einst stolze Turm bestand nur noch aus dem Sockel mit einem schmalen Zugang hinein in das dunkle Innere.

    Die Mauerreste bildete eine keilförmige Bruchkante ähnlich einem hohlen Zahn im Mund eines alten Weibes. Die eingestürzten Quader lagen verstreut vor der Ruine auf den Felsen und bildeten ein chaotisches Mosaik von kleinen und großen Bruchstücken. Alle Kanten waren von den Elementen abgerundet. Frost und Hitze wechselten sich stetig ab und setzten dem Stein zu. Viele der Bruchstücke wurden in der Vergangenheit zu einer niedrigen Mauer aufgestapelt, um dem Pass einzuengen und zu begrenzen. Man hatte sich nicht die Mühe gemacht die Steine gleichmäßig zu setzen. Sie lagen auf den ersten Blick sinnlos in einer Reihe von einem Ende des Passes zum anderen. Nur in der Mitte blieb eine Lücke in der etwa vier gerüstete Männer nebeneinander stehen konnten, ohne sich zu behindern. Das dichte Moos und die kargen Flechten lagen wie ein dünner grüner Teppich auf den Geröllstücken.
    Die zurückgebliebenen Bogenschützen legten ihre Köcher und Bögen ab, setzten sich und lehnten sich gegen die Felsen. Einige schlossen die Augen und genossen die wärmenden Sonnenstrahlen in ihrem Gesicht. Drei Männer wurden als Wachen eingeteilt. Sie verteilten sich und schauten mit zusammengekniffenen Augen umher und waren von der rustikalen Schönheit der Berge fasziniert. So eine imposante Kulisse hatten die wenigsten von ihnen gesehen. Doch die meisten von ihnen waren nur froh, nachdem anstrengenden Aufmarsch, die Beine lang zu machen und auszuruhen. Es würden noch Stunden vergehen, bis der Hauptmann mit dem Rest des Zuges bei ihnen eintraf. Zeit, für den wohlverdienten Schlaf.

    Es war bereits spät am Nachmittag, als die Vorhut der bovanischen Armee den Höhenpass erreichte. Die Sonnenscheibe stand nun tief im Westen und sank stetig dem Horizont entgegen. Bald würde Bovak die Welt verlassen, das Abendrot würde ihn verabschieden und Lunak, die dunkle Nacht, würde im Osten über den Weltenrand kriechen.
    Es wurde bereits merklich kühler. Der Himmel war klar und leuchtete im schönsten Blau. Es würde eine kalte Nacht werden.
    Die wachsamen Bogenschützen gaben ihren schlafenden Kameraden rechtzeitig Bescheid, damit diese sich von ihrem Schlafort erheben konnten. So hatte es den Anschein, als wären sie die letzten Stunden wachsam und pflichtbewusst gewesen. Langsam kamen die müden Soldaten näher. Sie schleppten sich ans Ziel und sanken dann erschöpft zu Boden.

    Ihre Ausrüstungsgegenstände warfen sie ringsherum auf den felsigen Untergrund. Manche versuchten stehen zu bleiben, sie klammerten sich an ihre Lanzen wie ein Ertrinkender auf hoher See an einem Stück Treibgut. Die Männer redeten nicht viel. Einige beteten zu den Göttern und dankten für die sichere Ankunft. Andere äußerten sarkastische Kommentare über die Leichtigkeit des Marsches.


    Am Abend kamen nur noch wenige Männer den Pass hinauf. Sie alle hatten denselben Gesichtsausdruck. Erschöpft blickten sie aus leeren Augen zu Boden. Viele waren unrasiert und Schmutz verdeckte ihre helle Haut. Hier und dort zeigten sich die Auswirkungen der intensiven Sonnenstrahlen. Tiefrote Haut, die juckte und spannte und dann aufriss.
    Es würde Stunden dauern, bis alle Truppenteile am Pass angekommen sein würden.
    Hauptmann Fhalak (Rimer Fhalak) hielt kurz in seinem Marsch inne. Seine Waden schmerzten bei jedem Schritt und in seinen Füßen hatte er jedes Gefühl verloren. Dazu schmerzten seine Blasen. Er hatte es aufgegeben sie zu zählen. In seinem linken Arm pochte es. Eine lange, blutige Schramme, die er sich bei einem Sturz zugezogen hatte, quälte ihn.

    Er war vor zwei Tagen auf einen Felsen gestiegen, um einen Überblick über seine Armee zu gewinnen. Beim Abstieg war er auf loses Geröll getreten und war den Felsen hinab gerutscht. Dabei war er mit seinem Arm an die zackige Felsenkante entlang geschrammt. Die Wunde hatte stark geblutet und musste vom Feldscher verbunden werden. Viele Männer waren Zeuge des Sturzes geworden und die Neuigkeit wurde rasch weitergetragen wie ein angefachtes Feuer in der trockenen Steppe.
    Überall, wo Fhalak nun auftauchte, traf er auf schmunzelnde und grinsende Männer. Nie wurde ein Wort über den Sturz verloren, doch Fhalak wusste, worüber seine Männer sich amüsierten. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, dass er sich schämte.

    Erschöpft, wie seine Männer, stieg er die letzten Höhenmeter zum Pass empor. Fhalak widerstand dem Drang sich ebenfalls auf den felsigen Untergrund niederzulassen, um zu ruhen. Er wischte die erfreulichen Gedanken von Rast und Ruhe beiseite, was seine Stimmung nicht verbesserte, und mobilisierte seine restlichen Kraftreserven. Er wollte vor seinen Soldaten nicht erneut Schwäche zeigen. Stattdessen wollte er ein Beispiel an Willen und Pflichterfüllung darstellen.
    Schnaufend erreichte er den höchsten Punkt des Passes, wo die hüfthohe Steinmauer lag. Fhalak lehnte sich vornübergebeugt gegen die spröden Felsen und nahm langsam seinen Lederhelm ab. Er legte ihn vor sich auf die Felsenmauer. Er löste sein staubiges Halstuch und wischte damit den Schweiß von seiner Stirn und seinem Gesicht.
    Seine Glieder taten ihm weh, seine Arme waren schwer und sein Nacken schmerzte von den Anstrengungen. Sein Rücken und seine Schultern waren verspannt und hinter seinen Augen verspürte er einen stärker werdenden Kopfschmerz. Fhalak verfluchte seine Aufgabe. Er stieß leise Verwünschungen und blumige Ausdrücke aus wie:
    „Bullenscheiße!“, und „Verdammter Mist!“ Kurz schaute er nach links und rechts, doch niemand war in seiner Nähe. Niemand hörte seine Flüche.

    Er drehte sich wieder der Mauer zu. Sein Blick fiel auf das südlich gelegene Tal. Es sah nicht viel anders aus als das hinter ihm liegende. Der felsige Hang war nur spärlich mit Moos und Flechten bewachsen und die grauen Gipfel lagen nun im rötlichen Sonnenlicht. Die Berge warfen lange Schatten Richtung Osten und bald, vergewisserte sich Fhalak mit einem raschen Blick gen Westen, würde die Sonnenscheibe endgültig verschwinden.
    Er löschte in seinem Kopf die Gedanken an die schwächer werdende Sonne und schaute erneut auf das vor ihm liegende Tal. Trotz der widrigen Lichtverhältnisse konnte Fhalak die geschwungene Linie des Tales verfolgen. Es bog nach rechts und verschwand hinter den emporragenden Bergen. Es war nur zu erahnen, wohin das Tal weiterführte, in welcher Richtung sein Eingang lag. Irgendwo, weiter im Süden, öffnete sich das Tal und verlor sich im Hügelland. Von dort würde der Feind kommen. Wenn sie denn kämen, dachte Fhalak.

    Die Oberbefehlshaber und Herrscher rechneten nicht damit, dass der Feind über den östlichen Bergpass kommen würde. Die Nachschubwege wären für den Feind zu lang und zu gefährlich. Die Heerführer der Bovanischen Reiche nahmen an, das irokesische Heer würde den Weg weiter westlich nehmen. Dort durchquerte eine Handelsstraße den dichten Dschungel von Nord nach Süd. Es war eigentlich keine richtige Straße wie im Kernland des Reiches, sondern ähnelte eher einem stark frequentierten Trampelpfad, auf dem zufällig keine Bäume im Weg standen.
    Aber die Heerführer Bovanas wollten sicher gehen, und so hatten sie beschlossen eine kleine Armee zum östlichen Pass zu entsenden. Die kleine Abordnung sollte den Pass sichern und halten. Währenddessen würde das Hauptheer der Bovaner nördlich des Dschungels auf die Indianer warten.
    Fhalak hatte so seine Zweifel, ob die listigen Indianer sich genauso verhalten würden, wie es die angeblichen Militärexperten und Heermeister ihren Herrschern einflüsterten.
    In der Vergangenheit haben sie uns immer wieder überrascht und empfindliche Niederlagen beigebracht. Diese Schakale! Tückisch und verschlagen. Doch wir werden sie mit unseren Schwerthieben zerschlagen.
    Fhalak schaute ein letztes Mal ins friedliche Tal und verdrängte für einen kurzen Augenblick die schweren Aufgaben, die auf ihn und seine Männer warteten, und erfreute sich an den letzten wärmenden Sonnenstrahlen, die seine Haut berührten. Dann kehrte die Wirklichkeit zurück. Hinter ihm wurden Rufe laut. Sie holten Fhalak aus seinen Gedanken und das kleine, unscheinbare Lächeln verschwand völlig aus seinem Antlitz. Ein Teil von ihm wollte auf die Rufe nicht reagieren und einfach nur stehenbleiben, um die Erhabenheit der Welt auf sich wirken zu lassen. Aber der andere Teil ließ ihn seinen Helm ergreifen. Fhalak spannte seine gequälten Muskeln an und wandte sich von der imposanten Szenerie ab.
    Dann mal los.

    Story des Jahrzehnts
    update 16.08.2019



    Schreibt endlich weiter...


    "Ich habe nach dem Spiel in der Kabine viele verwirrte Menschen getroffen."
    Kiel-Trainer Ole Werner am 13.01.21 nach dem Sieg gegen Bayern München


  5. #1085
    anarchische Grünhaut Avatar von Kermit
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    Sehr schön!
    ---------------------------------------------------------------

    Zitat Zitat von Des Pudels Kern Beitrag anzeigen
    Zitat Zitat von Der Falke Beitrag anzeigen
    Weil so weit ich weiß sind in D auch Lügen meistens von der Meinungsfreiheit erfasst.
    Man kann dich auf diesen Nebensatz durch "weil" Konjunktion reduzieren, Falke. Immer wenn son Ding vom Stapel läuft, weiß selbst der nachsichtigste Leser, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, sich zurückzulehnen, kurz in sich zu gehen und wichtige andere Tagesgeschäfte zu evaluieren. Mir fiel beispielsweise plötzlich ein, dass ich schon seit geraumer Zeit mal einen abseilen wollte, ohne abzukneifen.

  6. #1086
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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  7. #1087
    vom Werwolf gebissen Avatar von Kampfhamster
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    Zitat Zitat von Hawkeye Beitrag anzeigen
    Kapitel 300 Das ist Bovana
    Sehr geil.
    Die aktuelle Story:

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    Die Story des Monats Juli 2010:

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  8. #1088
    Der einzig wahre Falke Avatar von Hawkeye
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    Die Bovaner

    Kapitel 301 Das ist Bovana



    Die lauter werdenden Worte stammten von einem stämmigen Mann im mittleren Alter, der mit verbissener Miene die Männer, die es sich auf dem felsigen Boden bequem gemacht hatten, tadelte. Dabei hallten seine schroffen Worte von den Berghängen als Echo wider.
    Nur widerwillig kamen die müden Krieger seinen harschen Befehlen nach und erhoben sich murrend.
    Fhalak musste gar nicht hinschauen, er erkannte einen seiner Feldmänner bereits an dessen dröhnende Stimme. Bei dem Gedanken an Ildarak verspannten sich Fhalaks Schultermuskeln. Er schluckte.
    Jedes Mal, wenn er sich ihm zuwandte, war es so. Er mochte seinen Stellvertreter nicht.
    Ildaraks schlichtes Gemüt, die offensichtliche Humorlosigkeit sowie sein kriegerisches Gehabe passten Fhalak überhaupt nicht.
    Dazu empfand Fhalak Ildarak als arroganten und ewigen Besserwisser in Bezug auf das Kriegshandwerk und die Führung der Truppe. Vermutlich lag es an seiner Vergangenheit als erfolgreicher Krieger, der aus unzähligen Gefechten und Kriegen stets als Sieger heim kam.
    Ein Krieger durch und durch, der er ein hohes Maß an Disziplin von den Männern forderte und keine Schwäche duldete. Kleinste Vergehen wurden schwer bestraft und Fhalak hatte alle Mühe, seinen Stellvertreter zu bremsen, damit dieser nicht, über das Ziel hinausschoss.

    Nicht um in die Gunst der Soldaten zu gelangen, sondern um einer Meuterei vorzubeugen.
    Fhalak konnte es sich nicht leisten mit anzusehen, wie die Moral der Truppe noch weiter sank. Ildarak fehlte einfach das berühmte Fingerspitzengefühl, um eine Truppe zu führen, dachte Fhalak.
    Er mochte den Soldaten Disziplin und Härte einprügeln aber es benötigte mehr, um ein Gefecht siegreich zu beenden. Mut, Tapferkeit und eine hohe Motivation durften nicht fehlen. Ansonsten hatte man keine hohen Überlebenschancen. Entweder starb man durch ein feindliches Schwert oder durch das eines unzufriedenen Untergebenen. Diese Gedanken gingen Fhalak durch den Kopf, als er sich dem Geschehen näherte.
    Ildarak posaunte seine Befehle heraus und unterstrich diese mit seiner blumigen Aussprache. Kleine Speicheltropfen flogen durch die dünne Luft.

    „Hoch ihr Maden! Ihr sollt aufstehen, verdammtes Pack! Ich werde euch die Hammelbeine langziehen und euch an euren Eiern aufhängen!“ Dabei trat er die Männer, die nicht schnell genug auf den Beinen waren, grob mit seiner Stiefelspitze. Die Krieger murrten und stießen unverständliche Verwünschungen aus. Ildarak schien dafür kein Gespür zu haben, er machte einfach weiter. Fhalak verlor die Geduld.
    „Feldmann!“, brüllte Fhalak und winkte ihn mit einer herrischen Geste herbei. Der Angesprochene hielt nur sehr widerstrebend inne und trottete fast schon lässig herüber. Dabei zog Ildarak geräuschvoll den Rotz nach oben. Er presste seine Kiefer zusammen und seine Lippen wurden sehr schmal.

    „Was gibt´s?“ Seine Frage klang respektlos und so war es auch gemeint. Ildarak wusste sehr wohl, was nun kommen würde, denn als Stellvertreter hatte er zugleich die Verpflegung der Soldaten sicherzustellen.
    Fhalak zeigte keine Regung, dennoch spürte er den Zorn in sich aufsteigen. Was erlaubte sich dieser Trottel eigentlich? Fhalak blickte Ildarak erst direkt in die Augen, dann auf das schmale Felsplateau.
    „Lass´ die Männer die Zelte aufbauen. Mein Zelt soll an der Ruine stehen. Sie sollen sich aber Zeit lassen. Die Männer sind erschöpft. Zuvor aber versorgt die Tiere und kümmert euch um die Möglichkeit, die Vorräte zu lagern. Feuerstellen sind erlaubt, aber nur kleine Feuer. Dann teil´ die Wachen ein“, erklärte Fhalak ruhig.
    Ildarak begann zu protestieren, doch Fhalak erhob gebieterisch seine Hand. Ildarak brummte nur. Er wollte schon gehen als Fhalak weitersprach.
    „Ich bin noch nicht fertig“, meinte Fhalak genervt.
    Ildarak drehte seinen Oberkörper nur halb und schaute über seine Schulter.
    Eine weitere Respektlosigkeit.
    „Sobald meine Befehle ausgeführt wurden, möchte ich alle Truppenführer in meinem Zelt sprechen“, sagte Fhalak. „Du hast deine Befehle, Ildarak.“
    Ohne Worte oder Nicken stapfte Ildarak davon und begann seine Befehle zu brüllen.
    Wenn ich nicht auf ihn angewiesen wäre, ich hätte ihn längst in die ewige Verdammnis geschickt.
    Nur mühsam begannen die Männer seinen Befehlen zu folgen. Dieses Mal unterließ es Ildarak sie mit Fußtritten zu traktieren.
    Mit Abscheu kehrte Fhalak dem Treiben den Rücken zu und ging wieder auf die heruntergekommene Mauer zu. Sein Blick streifte über die gezackten Berggipfel.
    Die letzten Sonnenstrahlen entboten im Westen einen rotblassen Gruß. Bovak machte Platz für die kommende Nacht. Wäre die Welt doch immer so friedlich wie in diesem Augenblick.

    Die müden Krieger errichteten ihre Mannschaftszelte auf dem steinigen Boden.
    Das Verankern und Spannen der Seile bereitete viel Mühe. Die Zelte konnten nicht, wie gewohnt, in gerader Reihe aufgestellt werden.
    So wurde eine lockere Aufstellung gewählt, die dennoch erkennen ließ, dass es sich um ein Militärlager handelte. Die Vorräte wurden innerhalb der Turmruine sorgfältig gestapelt, mit Leinen verhüllt und mit Steinen beschwert. Damit waren sie gegen Wind und Wetter ausreichend geschützt.
    Die Tiere wurden mit Hafer und Stroh versorgt und sorgsam gestriegelt. Kurze Seile wurden zusammengeknotet, damit die Tiere eng zusammenstanden. Niemand wusste, ob es hier die Bergwölfe gab. Die Bauern im Tal meinten zwar, hier wären seit Ewigkeiten keine gesehen worden, aber man wollte kein Risiko eingehen.
    Bald danach loderten die ersten Feuer und die Mahlzeiten wurden eingenommen.
    Es wurde kaum gesprochen. Die meisten Augenpaare starrten gedankenlos in die Flammen.
    Die Wachen wurden eingeteilt. Routine. Es würde eine ruhige Nacht werden.

    In der Zwischenzeit versammelte Fhalak seine Feldmänner in seinem geräumigen Zelt, das gleichzeitig als Kommandozelt diente. Es bot ausreichend Platz.
    Die Zeltstangen knackten bei jedem kleinen Windhauch unter dem Gewicht der Zeltplanen. Graues Leinen. Der Stoff des Militärs. Unansehnlich, aber nützlich
    Die Schlafstätte war durch einen schweren, undurchsichtigen Vorhang vom Vorraum getrennt. Auf dem Boden lagen schlicht gewebte Teppiche, die keinen Schönheitspreis mehr gewinnen würden. Die Feuerschalen waren alt. Das Metall war angelaufen und hatte vom jahrelangen Gebrauch jede Menge Kratzer und Dellen.

    Ein kleiner Klapptisch und zwei Stühle bildeten das karge Inventar.
    Fhalak hatte sich seiner Rüstung entledigt und sie achtlos auf seine Schlafstätte geworfen. Sein Kurzschwert lag quer auf dem Klapptisch und hielt eine Rolle Pergament offen. Auf ihr war eine einfache Karte gezeichnet, die von einem Kind hätte stammen können.
    Details waren nicht eingezeichnet. Es standen einige bronzene Trinkbecher herum. Sie luden nicht gerade zum Trinken ein. Dunkel angelaufen und mit einer grünlichen Patina überzogen unterstrichen Sie das triste Ambiente des Zeltinneren.


    Als Erster erschien Ildarak im Zelt. Wie immer in voller Rüstung und mit grimmigem Gesicht. Seine grauen Bartstoppeln legten Schatten auf sein Antlitz. Im Schein der Fackeln und der Feuerschalen sah er noch verschlagener und furchteinflößender aus.
    Er nickte Fhalak kurz zu und sah dann zum Zelteingang.
    Whalak erschien. Mit einem Blick verschaffte er sich einen schnellen Überblick und stellte sich neben Ildarak. Für einen Moment sah es so aus, als wären die beiden Brüder.
    Dies hatte Fhalak schon früher gedacht. Sie sehen einander so ähnlich. Stark, aufrecht und wachsam. Der gleiche grimmige Blick und die zusammengepressten Lippen.
    Der eine ist das Spiegelbild des anderen. Die abgetragene und vernachlässigte Rüstung Whalaks jedoch passt so gar nicht zu Ildaraks einfacher, aber gepflegter Lederrüstung ohne Verzierung. Was für eine Pracht musste Whalaks Harnisch früher gewesen sein, wie schön mussten die Intarsien aus Blattgold und die Silberstreifen, die wilde Ornamente bildeten, einst ausgesehen haben.
    Whalak kommandierte die Schwertkrieger aus Denmarsch. Die Stadt der goldenen Kuppeln, wie sie auch genannt wurde. Die nahen Goldminen hatten die Stadt in der Marsch reich und wohlhabend gemacht. Die Marschländer holen so viel Gold aus der Erde, dass sie sogar ihre Rüstungen damit verzieren. Wie abartig!
    Wortlos verstrichen die Augenblicke bis die übrigen Feldmänner das Zelt betraten. Vivak aus Wayreth, Thor-bana aus Angbar, Va´Dosak der Söldnerführer sowie Karn, Sohn des Pasar, Anführer der Skythen.
    Zuletzt gesellte sich noch Fhalaks zweiter Stellvertreter, Prinak dazu.
    Was für eine bunte Truppe. Aus jeder dreckigen Ecke des Reiches die übelsten Recken geholt.
    Fhalak sah in die Gesichter und sah Abscheu, offene Feindschaft, Desinteresse, Angespanntheit sowie ein Lächeln. Va´Dosak lächelte eigentlich immer. Stets zuckten seine Mundwinkel nach oben, sobald er sich jemanden zuwandte. Er wirkte so völlig fehl am Platz. Mit seiner bunten, zusammengeschneiderten Kleidung sah er eher wie ein Akrobat als wie ein gefürchteter Krieger aus. Seine Fröhlichkeit war jedoch nur aufgesetzt, nurein Mittel zum Zweck. Das hatte Fhalak bereits am ersten Tag erkannt.
    Der Anführer der Söldner war ein Meister der Worte. Manche Krieger meinten abschätzend, er sei der geborene Krämer. Sobald sein Mund sich öffnete kämen nur Lügen heraus.
    Vielen ging die scheinbare Fröhlichkeit auf die Nerven.

    „Fangen wir an?“, begann Fhalak und niemand aus der Runde widersprach.
    „Wir haben unseren Sammelpunkt erreicht. Gab es irgendwelche nennenswerten Ausfälle?“, fragte Fhalak in die Runde. Niemand antwortete, außer Va´Dosak.
    „Ja, die gibt es!“, begann er. „Und zwar haben einige meine Männer ihre Trinkschläuche nicht mehr. Vermutlich haben sie diese beim Aufstieg verloren…“
    Ildarak unterbrach ihn.
    „Verloren? Dass ich nicht lache! Ha! Weggeworfen haben sie sie. Weil sie zu schwer wurden“, polterte Ildarak.“ Va´Dosak fuhr ungerührt fort.“
    „… und nun bitten sie um Ersatz. Ich frage euch, meine Freunde, wie sollen sie kämpfen ohne einen Schluck Wasser? Außerdem benötigen wir Feuer- und Schleifsteine, einige Stiefel sowie Decken für die Nacht…“
    „Ihr habt eure Rationen bekommen. In Kolara wurdet ihr ausgerüstet. Wenn ihr auf eure Sachen nicht Acht geben könnt, dann müsst ihr euch selbst etwas überlegen.“, brummte Ildarak. Für ihn war die Sache damit erledigt. Nicht jedoch für den Söldner.
    „Was heißt bekommen. Bezahlen mussten wir dafür.“ Es klang wehleidig.
    „Wir werden sehen, was wir tun können.“, beeilte sich Fhalak zu sagen. Ildarak öffnete den Mund, sagte jedoch nichts. Da erkannte Fhalak, dass er Ildarak vor allen anderen übergangen und somit bloßgestellt hatte. Fhalak bereute es sofort, konnte es jedoch nicht mehr zurücknehmen. „Verdurstete Männer können nicht kämpfen“, schob er als Rechtfertigung und zum Abschluss nach, ohne jedoch seine Männer anzusehen.
    _________________

    Meinen Dank an Kampfhamster. Er ist eine große Hilfe.

    Story des Jahrzehnts
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    Schreibt endlich weiter...


    "Ich habe nach dem Spiel in der Kabine viele verwirrte Menschen getroffen."
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  9. #1089
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    Die Bovaner

    Kapitel 302 Das ist Bovana


    Ildarak schnaubte nur. Seine Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen und er presste die Lippen zusammen.
    Fhalak widmete sich unterdessen den drängendsten Aufgaben.
    „Thor-ben ist bereits mit einigen Männern jenseits der Mauer unterwegs. Sie werden unsere Augen sein. Sollte sich auch nur ein Indianer nähern, werden wir davon erfahren.“
    Fhalak sah zu Thor-bana, dem Unterführer der thomidischen Späher. Wie auf Kommando nickte dieser stumm.
    Thor-bana trug einen langen Mantel, in grüner und grauer Farbe. Die weite Kapuze war zurückgeschlagen. An der Vorderseite, unterhalb des Kinns, wurde der Mantel mit einem Hanfseil zusammengehalten. Metall war an ihm nicht zu sehen. Unter dem Mantel trug Thor-bana eine schlichte Tunika, ebenfalls in abwechselnden Grautönen gehalten.

    Der Späher schaute mit ausdrucksloser Miene und verfolgte mit stoischer Ruhe die gewechselten Worte. Er würde sprechen, wenn es unbedingt sein müsste. Fhalak sprach weiter.
    „Lasst die Soldaten morgen ausruhen, der Marsch hierher war lang und beschwerlich. Kontrolliert jedoch die Ausrüstung und die Waffen. Am Ende des Tages werde ich einen Waffenappell durchführen. Übermorgen werden wir uns der Mauer widmen. Ihr Zustand ist nicht akzeptabel. Sollte der Feind hier auftauchen, benötigen wir eine anständige Verteidigungsposition. Deswegen befehle ich die Instandsetzung der Mauer, so gut es eben geht“, erklärte Fhalak, als er von Whalak unterbrochen wurde.
    „Wie wahrscheinlich ist es eigentlich, dass dieses dreckige Indianerpack hier erscheint?“
    Stille.

    Das Knistern der Fackeln und das Knarren der Zeltstangen erschien plötzlich lauter.
    Die gestellte Frage hatte Fhalak nicht erwartet, jedenfalls nicht am ersten Tag. Außerdem wurde er wieder unterbrochen. Wenn er etwas hasste, dann war es Respektlosigkeit.
    Ich muss wohl hier und jetzt mal klarstellen, wer das Kommando hat.

    „Feldmann Whalak, ich befehle die Instandsetzung der Mauer. Ich habe meine Anweisungen von Heermeister Dhiruk persönlich erhalten und seine Worte waren eindeutig.
    Position sichern. Mit allen Mitteln und die Stellung halten. Ich werde meine Befehle nicht noch einmal erläutern. Damit das klar ist. Hat das jetzt jeder verstanden?“
    Am Ende wurde Fhalaks Stimme immer lauter. Lauter als Fhalak es beabsichtigt hatte doch der aufgestaute Ärger musste raus.

    Whalak straffte die Schultern und blickte zornig umher. Doch niemand schien den Mut und den Willen zu besitzen, ihm beizustehen. Verächtlich schnaubte Whalak. Er ging nicht als Sieger aus der Konfrontation mit Fhalak hervor.
    „Die Mauer wird ausgebessert. Außerdem sende ich Patrouillen in die Umgebung aus. Ich will wissen, was hinter den nächsten Gipfeln und Graten ist. Ich habe keine Lust auf Hinterhalte.“
    Die Männer schwiegen. Sie hatten ihre Lektion gelernt.
    „Feldmann Ildorak wird die Patrouillen zusammensetzen. Er wird die Meldungen entgegen nehmen und an mich weiterreichen.“

    Plötzlich räusperte sich Vivak.
    „Wann erhalten wir erste Kunde von den Spähern?“ Seine Worte klangen hart und spröde wie klirrendes Eis und das lag nicht nur an seinem harten Akzent, den die Wayrether und andere Bewohner des Ostens sprachen. Bei seiner Stimme sträubten sich einem die Nackenhaare und ein kalter Schauer lief durch den Körper.
    Vivak war Arroganz und Verachtung in Person. Sein leicht gehobenes Kinn, sein verächtliches Lächeln sowie die kalten, blauen Augen, die jeden in ihren Bann zogen.
    Niemals hatte Fhalak ihn Blinzeln gesehen.

    Vivak besaß die Gabe, mit seinem kalten Blick, jeden zu beeinflussen.
    Unheimlich.
    Die Wayrether galten als die besten Krieger des Alten Reiches. Bereits im frühen Kindesalter begann die lange und harte Ausbildung. Man erzählte sich, dass früher nur jeder zehnte Knabe das Mannesalter erreichte. Die meisten starben zuvor an Entkräftung oder Verwundungen nach Kampfesübungen.

    Auch heutzutage war die Zahl der wayrethischen Soldaten gering, doch ein Wayrether wog fünf Bovaner oder zehn Minoer auf. Selbst die kampferprobten und tapferen Skythen waren ihnen nicht gewachsen. Sie waren aber die Einzigen, die es wagen konnten sich mit ihren südlichen Nachbarn in einer offenen Feldschlacht zu messen. In den Sagen und Epen des Alten Reiches spielten die Lanzenkrieger aus Wayreth stets eine herausgehobene Rolle.

    Nun starrten die kalten Augen Vivaks umher und suchten nach einer Antwort. Jeder der Anwesenden erwiderte erst seinen Blick und wand sich dann doch ab. Fhalak jedoch konnte und wollte sich nicht an Vivaks Verhalten gewöhnen. Worte sprach er nur selten und wenn, dann waren sie von einer schlichten Klarheit, wie man es nur selten erlebte. Nicht umsonst galten die Wayrether als schlechte Gesprächspartner. Sie redeten nur, wenn es sein musste. Es war eben eine Kriegergesellschaft, in der kurze, eindeutige Anweisungen vorherrschten. „Wayrethisch“ bedeute bei den anderen Völkern „schlicht und sparsam“ und das war nicht freundlich gemeint.
    Fhalak riss sich von seinen Gedanken los.

    „In zwei oder drei Tagen, denke ich“, antwortete er schnell und schaute kurz zu Vivak.
    Kein Zeichen von Verständnis. Keinerlei Mimik im eingefallenen Gesicht des Wayrethers.
    Thor-bana jedoch nickte Fhalak zu.

    „Gut, keine weiteren Fragen? Dann könnt ihr gehen.“ Fhalak wollte diesen Tag endlich hinter sich lassen. Nach und nach verließen seine Feldmänner das Zelt. Einige nickten beim Herausgehen, andere verschwanden grußlos in die Nacht. Fhalak achtete nicht weiter darauf.
    Er war nun sehr müde und spürte jeden Muskel in seinem schmerzenden Leib.
    Wäre ich zu Hause in Bovana, würde ich in eine der Thermen gehen. Ein heißes Dampfbad wäre jetzt genau das Richtige.

    Er wischte den Gedanken an den wärmenden Dampf weg.
    Er streckte sich. In seinen Schultern knackte es hörbar und ein leichtes Ziehen durchlief seine Hüfte.
    Ich werde langsam alt, dachte er.
    Fhalak nahm seine Rüstung von seiner Schlafstatt und legte sie achtlos auf den Boden.
    Schon lag er ausgetreckt auf seinem Feldbett und hoffte auf einen tiefen Schlaf.
    Doch noch kreisten seine Gedanken um seine Aufgabe.

    Habe ich etwas übersehen? Was muss noch getan werden? Gibt es etwas, das ich nicht bedacht habe? Werden die Männer meinen Befehlen gehorchen? Kann ich Streit und Zwietracht verhindern? Wie wahrscheinlich ist es, dass die Indianer ausgerechnet hier erscheinen? Werden sie diesen Weg nehmen? Was wird geschehen? Bei der letzten Frage kehrten die Worte von General Dhiruk in sein Bewusstsein zurück.
    „Halten sie den Pass. Um jeden Preis. Kein Indianer darf jemals die alte Reichsgrenze überschreiten. Es wäre unser Untergang. Haben sie verstanden?“
    Fhalak konnte sich an den entschlossenen Gesichtsausdruck des Generals erinnern.
    Halten sie den Pass. Um jeden Preis.
    Halten sie den Pass.
    Halten.
    Um jeden Preis.
    Fhalak fielen die Augen zu und er fand den erhofften Schlaf.


    In seinem Traum kehrte er als Sieger aus dem Krieg heim. Fhalak war auf dem Heimweg.
    Er sah auf ein Getreidefeld, dessen tief gebeugten Ähren im Wind hin- und her wogten.
    Es war ein warmer Sommertag. Er blickte zu seinem ein Stück weiter entfernten Haus und sah zwei lachende Kinder, die ihm entgegen liefen. Seine Kinder.
    Fhalak streckte die Arme nach seinen Kindern aus. Sie liefen um die Wette. Im Augenwinkel sah er sein treues Weib.
    Sie stand strahlend am Eingangstor ihres Heimes und ihr goldenes Haar fiel auf ihre Schultern. Sie wartete auf ihn. Sie lächelte und winkte. Fhalak lächelte auch.

    Story des Jahrzehnts
    update 16.08.2019



    Schreibt endlich weiter...


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  10. #1090
    Rebellenschreck Avatar von Großadmiral Thrawn
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    PBEM[294] Ich einfach unerschrecklich

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    Achtung Spoiler:
    Oder auch nicht


  11. #1091
    blub Avatar von ThorMic
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    Eben die letzten drei Kapitel entdeckt und verschlungen. Macht wie immer Lust auf Mehr!

    PS: Was hat es mit der Tochter der Thormiden auf sich?
    Eintracht ist mein Verein und er wird's ewig sein!



    Und hier kommt die Maus...

  12. #1092
    rogue trader Avatar von Oppenheimer
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    Jetzt erst entdeckt. Das kann ich doch niemals alles lesen!
    Wer bereit ist, Freiheit zu opfern, um Sicherheit zu gewinnen, verdient weder das eine noch das andere. Vor allem im Straßenverkehr.

  13. #1093
    vom Werwolf gebissen Avatar von Kampfhamster
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    Zitat Zitat von Oppenheimer Beitrag anzeigen

    Jetzt erst entdeckt. Das kann ich doch niemals alles lesen!
    Doch. Nimm dir die Zeit, es lohnt sich.
    Und keine Angst, das Weiterschreiben geht nicht so schnell wie das Lesen.
    Die aktuelle Story:

    [Col2 Werewolves] Nich lang schnacken, Seesack packen!


    Die Story des Monats Juli 2010:

    Tom Driscoll und seine Gefährten begeben sich in das Testgewölbe.
    letzte Aktualisierung: 31.1.2013, 20:19 Uhr

  14. #1094
    Der einzig wahre Falke Avatar von Hawkeye
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    Wer will, dass es hier weiter geht...

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  15. #1095
    Kaktuskiller Avatar von Xenoom
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