[Baldurs Gate 3] Die Schwertküste 100 Jahre später

[Kathy]

Wenn Raphael will, dass wir die Kreatur für ihn besiegen, ist sie entweder ziemlich stark (stärker als er) oder er ist durch irgendeinen Pakt daran gehindert, ihr etwas zu tun und würde diesen Pakt gerne loswerden. Es scheint ihm auf jeden Fall wichtig zu sein, wenn er dafür Astarions Narben entschlüsseln will - aber nicht so wichtig, dass er der Gruppe die Heilung dafür geben will. Was immer es ist, ich schätze, dass der Tod des einen Teufels den anderen mächtiger macht.

[slowcar]

Ich finde Shar als Göttin eigentlich gar nicht so grundböse. Sie scheint der eigenen Anhängerschaft jetzt zwar auch nicht zwingend was zu geben, aber insgesamt kommt sie mir eher indifferent vor. Allerdings erwarte ich hier natürlich auch kein konsistentes theologisches Konzept in DnD und habe mich mit deren Götterwelt, die eher simpel gestrickt zu sein scheint, nie wirklich auseinandergesetzt.

Dann warte mal ab

[Iero]

Will sagen, ich finde das Konzept der Shar als Gottheit insgesamt nicht schlüssig

[Rince Wind]

Das ist bei den meisten D&D Göttern so.

[Azrael]

Der Aufzug führt viele Meter weit in die Tiefe, bis er vor einem rundem Portal zum stehen kommt. Fast als wenn die Gruppe begrüsst würde, entzünden sich von alleine gespenstisch violett leuchtende Flammen in den Laternen an beiden Seiten des Portals.



Der Weg führt durch eine lange Galerie, in deren Boden in regelmässigen Abständen runde Platten eingelassen sind, auf denen Shar-Glaubenssätze eingraviert wurden. Auch an der Anlage hat der Zahn der Zeit genagt, mehrere der Säulen sind eingestürzt und die Trümmer liegen verstreut herum. Aber im Vergleich zur anderen Hälfte des Tempels, den Levyn und ihre Leute bei der Grymschmiede besucht haben, ist der an dieser Stelle noch in einem bemerkenswert guten Zustand.



Am Ende des Gang befindet sich eine Eingangshalle, in deren Mitte sich eine weitere Statue der Dunklen Göttin mit einem ziemlich auffälligen Edelstein davor befindet.

"Die Antwort befindet sich in der Dunkelheit..."

"Habt ihr das auch gehört?"



Als Levyn versucht sich der Statue zu nähern, wird sie von einer unsichtbaren Kraft zurück geworfen. Das scheint irgendein Rätsel zu sein, gedacht für die Gläubigen, die das Innere des Tempels betreten wollen. Schattenherz meint, dass das Flüstern von vorhin die Stimme Shars gewesen sein müsse. Die Göttin habe einen Hinweis gegeben, der Weg liege in der Dunkelheit.



Dunkel ist es in der Halle nicht gerade. Mehrere der Laternen tauchen den Raum auch hier in das gespenstische Licht und selbst die Waffe, die Schattenherz bekanntlich trägt, ist eine Lichtquelle. Hm... Kann es so einfach sein? Nach kurzer Suche stellt man fest, dass man in den Nebenräumen der Halle Schalter finden kann, mit denen sich die Laternen absenken lassen.

[Azrael]

Levyns Idee ist simpel, einfach alle Laternen löschen und sich von dem unsichtbaren Kraftfeld in der Mitte der Halle fernhalten. Zuerst werden die Lichtquellen auf dieser Seite gelöscht...



... und dann die gegenüber. Jetzt muss nur noch Schattenherz ihren Streitkolben einstecken, um die Halle in völlige Dunkelheit zu tauchen.



Unsere Barbarin lag goldrichtig mit ihrer Vermutung. Als es in der Halle stockdunkel ist, beginnen Runen auf dem Boden zu leuchten und zeigen den sicheren Weg zur Statue und dem Edelstein.



Das ist noch ein recht simples Rätsel hier, das man auch sehr leicht einfach mit der brute force Methode lösen kann. Das Kraftfeld wirft einen nur zurück und verursacht keinen Schaden, man kann also beliebig oft dagegen laufen, um den richtigen Durchgang zum Edelstein zu finden. Aber ich dachte, dass ich hier mal zeige wie das Rätsel eigentlich gedacht ist. Als Levyn den Edelstein berührt, verblassen die Runen am Boden und ein dumpfes mechanisches Klicken ist zu hören. Die Lösung des Rätsels muss die Türen aus der Halle raus geöffnet haben.



Drei mögliche Wege, man entscheidet sich zunächst mal für den in der Mitte. Wollen wir doch mal sehen, was im Tempel der Shar vor sich geht.

[Azrael]

Der Durchgang führt in eine weitere Halle. Schlurfende Schritte sind in der Dunkelheit zu vernehmen, die Heldengruppe ist hier nicht allein.



Wie sich herausstellt, stammen die Geräusche von drei Untoten, die der Heldengruppe entgegen wanken. Es scheint als hätten wir die Spielzeuge des Nekromanten Balthazar gefunden.

"Ihr gehört nicht hierher."

Die Gruppe erkennt die verräterischen Anzeichen sofort, die mentalen Spuren, die von den verwesten Überresten ausgehen. In den Köpfen der Untoten stecken Illithiden-Larven. Von irgendwo her nährt sie eine andere Präsenz und manipuliert sie wie Marionetten.

"Ihr stört meine Pläne. Verschwindet."

"Beruhigt euch, Z'Rell schickt uns, wir sollen einem gewissen Balthazar unter die Arme greifen."



"Z'Rell fehlt Fantasie. Z'Rell fehlt Glaube. Z'Rell hat viele Fehler, aber ich nicht. Ich habe alles unter Kontrolle. Verschwindet, sonst..."

"Pff, sonst was?"

"Dummer, wurmzerfressener Bastard! Ihr habt die Schatten geweckt! Meine Kräfte sind verstreut, meine Verteidigung ist dünn. Kommt zu mir - eine Wand aus Knochen und Klingen gegen die Dunkelheit. Sofort!"



Die letzten Worte scheinen weniger an Levyn und ihre Begleiter als an die untoten Diener gerichtet zu sein. Indem man den Tempel betreten hat, wurde offenbar unbeabsichtigt der Schattenfluch geweckt. Sphären aus purer Dunkelheit erscheinen in der Halle und neben ihnen erheben sich die Rüstungen getöteter Dunkler Justiziare, als Schattengeister in sie fahren.



Die Strategie in dem Kampf ist klar, erst mal die Sphären bekämpfen. Denn die scheinen die Schatten herauf zu beschwören. Man ignoriert also zunächst die Rüstungen und konzentriert sich auf die Auswüchse des Schattenfluchs.

[Azrael]

Mintharas Skillung, bei der ich ihr ein paar Level Hexenmeister als Multiklasse dazu gegeben hatte, hat noch einen anderen Vorteil nebst dem Umstand, dass sie weitgehend auf Stärke als Attribut verzichten kann. Einer der Nachteile der Paladin-Klasse ist meistens, dass sie im Fernkampf nicht viel reissen. Wenn sie nicht an den Feind heran kommen oder schnell zwischen Positionen hin und her wechseln müssen, schränkt das ihre Wirksamkeit merklich ein. Unsere Erzfee-Hexenmeisterin hat nun in solchen Fällen mit dem Schaurigen Strahl einen recht effektiven Zaubertrick zur Hand. Unter anderem dank ihr gelingt es mehrere der Schattensphären zu zerstören, bevor da noch mehr Geister beschworen werden.



Und auch sonst sind gerade Schattenherz und Minthara hier im Kampf gegen Schatten und Untote ein richtig gutes Team. Beide können viel gleissenden Schaden austeilen, der besonders effektiv ist, und die Artefaktwaffe von Schattenherz blendet die Untoten auch noch. Auf der anderen Seite sind ein paar weitere Schattengeister erschienen, die prügeln sich aber zunächst mal mit den Untoten.



Kurz darauf ist der Kampf auch schon gewonnen. Nicht nur die Schatten sondern auch die Untoten mussten letztendlich niedergestreckt werden, weil die auch Anstalten unternommen haben die Gruppe anzugreifen. Hat man den Nekromanten hier etwa nachhaltig verärgert?



Man verlässt die Halle auf der linken Seite, denn aus der Richtung sind die Untoten gekommen. Wenn man Ketheric Thorms Nekromanten aufspüren will, ist das die vielversprechendste Richtung. Aber etwas ist seltsam hier. Levyn fällt auf, dass sie an immer mehr Ratten vorbei laufen. Klar, ein paar Schädlinge in einem verlassenen Gebäudekomplex sind nicht ungewöhnlich, aber es sind schon echt viele. Hm, sie hat ja ganz viele Tiersprech-Tränke im Inventar vorrätig, für Momente wenn Wildherz Karlach nicht dabei ist. Dann ist es mal an der Zeit einen einzuwerfen und sich mit den Ratten zu unterhalten.



Die Gespräche sind aber wenig ergiebig, wenngleich ebenfalls sehr seltsam. Die typische Ratte versucht zu fliehen, wenn sie sich gestört oder bedroht fühlt. Aber die hier stellen sich Levyn schon fast demonstrativ in den Weg und beschimpfen sie als Störenfried. Viel mehr als das machen sie zwar nicht, aber untypisch ist es dennoch.

[Azrael]

In der nächsten Halle stehen wieder Untote herum, man ist definitiv auf dem richtigen Weg. Und man wird auch hier in der gleichen freundlichen Art und Weise begrüsst.

"Meine Kreaturen sind mein ganzer Stolz. Ich werde Euch töten, weil Ihr sie angegriffen habt."



Bevor der Nekromant allerdings Anstalten machen kann seine Drohung wahr zu machen, geht ein Beben durch die Kammer und reisst sowohl die Untoten als auch die Heldengruppe beinahe von den Beinen.

"Stinkende Oger-Nachgeburt! Die Beben sind Vorboten des Schattens! Sie haben mich gefunden!"



Wie beim letzten mal beginnen sich Sphären purer Dunkelheit in der Halle zu bilden, aus denen sich die Rüstungen von toten Justiziaren erheben. Der Schattenfluch ruft sie alle hierhin.



Nun denn, die Strategie ist ja aus dem vorherigen Kampf bekannt. Zuerst die Sphären verschliessen, um den Nachschub der Schatten abzuschneiden, danach die Shar-Geister.



Leichter gesagt als getan allerdings, da sich auch noch laufend neue Sphären bilden. Balthazars Untote kämpfen mit, sind aber ehrlicherweise nur eine mässig grosse Hilfe. Die richten nicht besonders viel Schaden an, aber immerhin lenken sie ein paar der Schatten auf sich.

[Azrael]

Lange geht das nicht gut, die Schattengeister in den Rüstungen sind viel stärker und strecken einen Untoten nach dem anderen nieder. Naja, es kann Levyn ehrlich gesagt auch nicht egaler sein, wenn der Totenbeschwörer noch ein paar seiner Diener einbüsst. Hauptsache sie haben der Heldengruppe etwas Zeit erkauft, so das sie alle Sphären bis auf eine zerstören konnten.



Mit der Zerstörung der Schattensphären ist die Gefahr zumindest vorerst weitgehend gebannt. Zwei der Justiziar-Rüstungen laufen noch herum, aber die fallen in der nächsten Kampfrunde ebenfalls.



Erst als die Schatten alle gebannt sind, öffnet sich am anderen Ende der Halle ein weiterer Durchgang. Hat dieser feige Nekromant da drinnen etwa gewartet, bis er sicher sein konnte, dass der Kampf gewonnen wird? Levyn möchte ihm am liebsten gleich die Meinung geigen, wird aber von einem riesigen Fleischgolem gestoppt, der hinter dem Tor steht.



Wortlos tritt der Gigant zur Seite und stampft hinter einen Altar in der Mitte des Raums. Dort steht eine ekelhaft grinsende Gestalt, welche die Heldengruppe begrüsst.

"Ah, ein Eindringling - und gesund und munter. Nicht jede Wahre Seele hätte es geschafft, meinem Pfad durch diesen Ort zu folgen. Ihr solltet zufrieden sein."

"Balthazar, nehme ich an? Z'Rell hat uns geschickt, weil sie glaubt, dass Ihr in Gefahr lauft, Euren Meister zu enttäuschen."



"Blödsinn. Hier ist alles bereit - Z'Rell ist nur eifersüchtig, weil der General mir vertraut. Ich stecke hier mitten in den Vorbereitungen. Aber Ihr seid hier und ich werde diese Gliedmassen nutzen. Ihr wisst, was hier auf dem Spiel steht?"

Irgendwas ist mit dem Kerl. Und seit sie seinen Namen das erste mal gehört hat, geht er Levyn schon nicht mehr aus dem Kopf. Balthazar... Irgendwo hat sie diesen Namen schon mal gehört, aber nicht im Zusammenhang mit Ketheric Thorm. Sie kommt nur nicht drauf.

[Bassewitz]

Ich will das jetzt wissen.

[Azrael]

Gestern war Ostern, deshalb kam da kein Eintrag. Und ich dachte, vielleicht kommt noch jemand drauf.


Dann fällt es Levyn wieder ein: Es ist eine alte Geschichte in Baldurs Gate, die sie als Bürgerin der Stadt natürlich kennt. Sie handelt von einer Gruppe von Bhaalskindern und den mächtigsten unter ihnen, den sogenannten 'Fünf'. Die führten Krieg gegen einander und gegen alle anderen Nachkommen des Gottes des Mordes, mit dem Ziel sein letzter Nachkomme zu werden. Und einer der Fünf, der Anführer eines Mönchsordens in Amkethran, war unter dem Namen Balthazar bekannt. Bloss ein Zufall?

"Den Namen Balthazar habe ich doch schon mal gehört, aber dieser Mönch ist doch vor langer Zeit gestorben?"

"Oh, er? Ja, ich habe beschlossen, nicht nur seine Rippen, sondern auch seinen Namen am mich zu bringen. Das steht mir alles besser, finde ich."

Sowas geht unter Nekromanten wohl als Humor durch.



Zurück zum eigentlichen Thema...

"Z'Rell hat von einem Relikt gesprochen - das Ihr in Eurem interessanten Notizen als das Nachtlied bezeichnet habt."

"Interessant und privat. Gebt mir einen Grund, wieso ich nicht sofort meine Kreaturen auf Euch hetzen sollte, Diebin."

"Weil ich Euch die Zunge rausreissen, sie Euch in den Hals stopfen und dann Eure 'Kreaturen' zu Staub und Dreck zertrampeln würde."

Balthazar seufzt und gibt nach. Barbarische Verhandlungsmethode, funktioniert fast jedes mal.



"Das Nachtlied verleiht dem General seine Stärke, seine Unverwundbarkeit. Es muss wiederbeschafft werden, bevor seine Gegner es nutzen. Ich will Euch nicht die Überraschung verderben, aber sagen wir einfach, das Nachtlied war schon einzigartig, ehe ich mit meiner Arbeit begann. Worte werden Ihr nicht gerecht - nicht mal meine Worte. Ihr werdet es beizeiten sehen und verstehen."

Das Problem bei der ganzen Sache ist, dass das Nachtlied ganz in der Nähe sei, aber der Weg blockiert sei und Shars Schatten leider nicht kooperieren würden. Also würde er es... begrüssen, wenn man sich im Sinne der Zeitersparnis darum kümmern könnte. Er verliere bei dem ganzen Unsinn hier einfach zu viele untote Diener. Schattenherz traut dem Kerl nicht über den Weg - das tut vermutlich keiner hier in der Gruppe - meint aber, dass man wohl besser erst mal mitspielen sollte. Unsere neue Aufgabe: Den Tempel durchsuchen und das Nachtlied finden.



Man kehrt in den Raum von vorhin zurück und geht erst mal nach rechts. Die Tür ist verschlossen, aber für Astarion ist sowas ja kein Hindernis.



Hm, das ist wohl nicht der Weg. der Korridor führt lediglich in einen Esssaal. Aber interessant ist erneut die Zahl der Ratten, die hier unterwegs ist. Und in einem Nebenraum, wo sich eine kleine Kapelle befindet, stehen die Viecher in einem Halbkreis um einen Altar der Shar herum, fast so als würden sie... beten? Schattenherz findet das natürlich vernünftig, aber auch hier: Sehr seltsames Verhalten für Ratten.

[Azrael]

Immerhin, der Altar gibt Schattenherz die Gelegenheit sich einen Segen der Göttin abzuholen. Der gewährt bist zur nächsten Rast Resistenz auf nekrotischen Schaden. Ist jetzt nichts besonderes, aber in einem Tempelkomplex voller Untoter und Schattengeister vielleicht noch mal nützlich.



Und das nächste Tagebuch, die Schreibwut hier im Tempel lässt nicht nach. Immerhin sind die Aufzeichnungen ganz erhellend, was die letzten Tage der Dunklen Justiziare angeht. Der ungenannte Autor beschreibt hier, wie ein Monster die Hallen des Tempels heimsuchte und die Anhänger von Shar nach und nach niedermetzelte. Er hielt sich lange versteckt, in der Hoffnung dass der Feind irgendwann wieder verschwinden würde. Aber auch lange Zeit später scheint es immer noch hier unterwegs gewesen zu sein und hat dabei gesungen. Das dürfte vermutlich Raphaels alter Feind sein, den der Sharit hier beschreibt.



Der Weg hier ist keine Sackgasse wie zunächst befürchtet, er führt aber lediglich an einem geflügelten Monster vorbei, das sich hier eingnistet hat und mündet dann wieder in die Eingangshalle.



Man vollendet den Kreis und kehrt wieder in die Halle zurück, wo man das erste mal auf Balthazars Untote getroffen ist. Und statt nach links in seine Richtung, wendet man sich nun nach rechts. Die Treppe führt herunter in einen Abschnitt des Tempels, der stärker beschädigt ist. An mehreren Stellen sind die Decken eingestürzt und haben ganze Hallen komplett unter Schutt begraben. Und einmal glaubt Levyn kurz in den Schatten Bewegung wahrzunehmen. Zuerst denkt sie an die Schattengeister, aber das sah etwas anders aus. Fast wie eine Wildkatze.



Der Korridor endet in einer weiteren Halle, die eine grausige Trophäensammlung beinhaltet. Der ganze Boden ist mit uraltem getrockneten Blut bedeckt und die Rüstungen und Knochen getöteter Justiziare sind die Haufen aufgetürmt.

[Bassewitz]

Das wäre jetzt Vorwissen aus BG 1+2 gewesen?

[Azrael]

Balthazar war einer der Widersacher im BG2 Addon Thron des Bhaal.


Und dort sitzt die Kreatur, die Levyn vorhin erblickt hat. Eine Täuschungsbestie. Das sind Monster, die äusserlich Raubkatzen ähneln, aber weitaus gefährlicher sind. Mit den Tentakeln auf dem Rücken kann die Bestie optische Illusionen erzeugen oder seine Opfer damit packen und ein lähmendes Gift injizieren. Levyn will schon nach ihrer Hellebarde greifen, als sie hinter sich eine Stimme hört. Jemand ist hier auf der Lauer gelegen und hat die Täuschungsbestie als Köder verwendet.

"Was ist das? Frische Unterhaltung."



Auf einigen Felstrümmern über der Heldengruppe erhebt sich ein Orthon, ein gefährlicher Knochenteufel aus den Neun Höllen.

"Aber Ihr seid zu frisch für diesen Ort, nicht wahr? Euch haftet der Geruch der Oberfläche an. Aber da ist noch etwas verborgen, fast überdeckt vom Gestank der Angst... Kirsche, Moschus... und Schwefel. RAPHAEL! Ich kann ihn auf Euch riechen. Wo ist er? Spuckt es aus, auf der Stelle!"

"Lasst mich raten, Ihr habt Euch auf einen Handel mit ihm eingelassen?"

"Dieser parfümierte Gauner hat mich betrogen... gefangen genommen."



"Erzählt uns doch erst mal davon, vielleicht können wir uns gegenseitig helfen."

"Ach, verhandeln wollt Ihr? Da war mal dieser Kara-Tur-Kriegsherr, der hat das auch versucht. Der musste zusehen, wie ich seine Konkubinen und Jungen verspeist habe und danach habe ich aus seinem Schädel..."

Jaja, schon klar.

"Es gibt nichts zu verhandeln. Entweder erfülle ich den Vertrag, sterbe bei dem Versuch oder ich verliere meine Freiheit. Wenn ich diesen Ort verlasse, werde ich Raphaels Sklave."

"Und wie lautet der Wortlaut des Vertrags?"



Und die Heldengruppe staunt nicht schlecht, urplötzlich fängt der Orthon an zu singen.

"Vergiesst das Blut, das versprochen der Nacht.
Lass alle Gebete verstummen, erstick jedes Ritual vollbracht.
Wandere durch Shars Hallen, hungrig aufs Töten.
Lass keinen Justiziar am Leben, um zu ihr zu beten.
Bis der Kampf ist vorbei, sing fröhlich und lang.
Bis Shar ist erledigt, sing diesen Gesang."

Damit wäre der Fall 'Wer hat die ganzen Dunklen Justiziare umgebracht' wohl aufgeklärt. Dieser Orthon hat im Auftrag von Raphael jeden Überlebenden der Schlacht gegen die Harfner in ihrem eigenen Tempel abgeschlachtet.



Astarion murrt an der Seite schon etwas herum, weshalb Levyn sich hier überhaupt noch mit dem Orthon unterhalte. Das sei der alte Feind von dem Raphael gesprochen hat, also soll man ihn endlich umbringen, sonst erfahre er von dem Teufel nie etwas zu seinen Narben.

"Euer Vertrag ist ein Lied?"

"Pergament kann brennen. Mündliche Vereinbarungen sind die Zungen nicht wert, die sie aussprechen. Ein Lied bleibt. Raphael hat doppelt dafür gesorgt: Ich kann das verdammte Ding nicht vergessen, solange meine Arbeit nicht erledigt ist. Und ich habe getan, was ich tun sollte, doch das Lied schwirrt immer noch in meinem Kopf herum. Der Vertrag ist noch nicht erfüllt. Das wars... Zeit zu sterben."

Hm... So wie Levyn den guten Raphael kennen gelernt hat, hat der Text des Vertrages doch sicher irgendeinen Fallstrick. Wenn er den Knochenteufel hier aus welchen Gründen auch immer einschliessen wollte, muss es irgendeine Klausel in dem Vertrag geben, der sich nicht so einfach erfüllen lässt. Der Orthon hatte 100 Jahre Zeit alle Dunklen Justiziare hier im Tempel zu finden, es kann doch keiner mehr übrig sein, oder? Vielleicht sind die Verse selber auch ein Trick und das Problem ist die Gefolgschaft des Orthons. Da unten ist immer noch die Täuschungsbestie und neben ihm auf den Felsen stehen mehrere Merregons, diese geringeren Teufel mit den goldenen Masken, die man schon in der Grymschmiede angetroffen hat. Die alle haben auch Ohren und konnten das Lied hören, sind die möglicherweise das Problem?



Es ist mal wieder an der Zeit für eine Blitzumfrage zwischen den Lesern. Wie soll ich diese Quest abschliessen? Es gibt zwei mögliche Wege (Vorsicht, geringfügige Spoiler):

1. Man vernichtet den Orthon. Mit entsprechendem Glück in den folgenden Dialogwürfen kann man ihn sogar dazu bringen Teile seines Gefolges und am Ende sich selbst umzubringen, weil die ja alle das Lied gehört haben. Das führt dazu, dass Raphael die Vereinbarung mit Astarion einhält und ihm die Bedeutung der dämonischen Narben auf seinem Rücken übersetzt.

2. Man redet sich aus dieser Situation heraus und versucht das Rätsel der nicht erfüllten Klausel im Tempel für den Orthon zu lösen. Dann ist Astarion allerdings ausser sich, denn Raphael wird ihm in diesem Fall nichts verraten. Und Loot gibt es für dieses Vorgehen auch keines, nur das gute Gefühl einem Teufel gegen einen fieseren Teufel geholfen zu haben.