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Thema: [CK2/EU4] Schwer ruht das Haupt, das eine Krone drückt

  1. #91
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    Wilhelm der Eroberer

    Im Jahre 1052 drehte sich der Wind nämlich. In einem Streit zwischen Herzog William und dem Grafen Geoffrey von Anjou um die Grafschaft Maine ergriff König Heinrich I. Partei für Geoffrey. Maine gehörte zwar faktisch zum normannischen Herzogtum, war de jure jedoch kein Teil der Normandie, wie das folgende Bild belegt.



    Die Bildung dieser feindlichen Koalition hatte schwere Auswirkungen auf den Zusammenhalt in der Normandie. Mitten in einer Belagerung ließ Williams Onkel, Graf Wilhelm von Arques, das herzogliche Heer im Stich und kehrte in seine Heimat zurück. Offenbar erhoffte er sich dort eine unabhängige Stellung innerhalb der Normandie, wenn er schon nicht Herzog sein konnte. Bald scharten sich weitere unzufriedene Herren hinter ihm. Sollten diese Opposition und das Bündnis zwischen König Heinrich und Graf Geoffrey sich vereinigen, wäre Williams Position als Herzog mehr als gefährdet gewesen.

    William belagerte Arques und nahm die Burg ein. Das war wichtig, aber nicht die Entscheidung. Schon traf Graf Geoffrey von Anjou seine Vorbereitungen, rebellierten zahlreiche Feudalherren in der Normandie. Der französische König fiel mit seinem Heer in Evreux ein und plünderte die Grafschaft. In diesem Heer befand sich Guy, der Graf von Ponthieu, der den Tod seines Bruders bei der Belagerung der Burg von Arques rächen wollte. In einer Schlacht gegen das königliche Heer siegten Williams Männer, vertrieben die Feinde und nahmen Guy de Ponthieu gefangen. Nach der Niederlage des Königs zog sich auch der Graf von Anjou zurück. Somit verlor der in der Verbannung lebende Graf Wilhelm von Arques jede Hoffnung auf eine Rückkehr. William hatte erneut gesiegt.

    Drei Jahre später entstand 1057 die Koalition zwischen dem Grafen von Anjou und dem französischen König erneut. Wieder griffen sie gemeinsam die Normandie an und wollten sie umfangreich verwüsten. William zögerte erst, bewies dann aber Gespür für den richtigen Zeitpunkt seines Gegenangriffs. Die von Plünderungen übersättigten Angreifer erreichten den Fluss Dives bei der Furt von Varaville und begannen sie zu überqueren. Als ein Teil des Heeres das andere Ufer erreicht hatte, machte die steigende Flut das Nachkommen des Restes unmöglich. Darauf griff William die Zurückgebliebenen erbarmungslos an und richtete ein Blutbad unter ihnen an. Die Verluste der Franzosen war so schwer, dass dem König nur ein eiliger Rückzug blieb. Nie wieder sollte er an der Spitze einer feindlichen Armee in die Normandie einfallen.

    Gegen Geoffrey brachte William nun einen neuen Verbündeten in Stellung. Denn als Geoffrey Maine besetzt hatte, vertrieb er den Grafen Hugo IV. und dessen Sohn Herbert. Nachdem Hugo gestorben war, wandte sich Herbert vertrauensvoll an Herzog William. Der versprach seine Tochter mit Herbert zu verheiraten, Herbert verpflichtete seine Schwester Margarete, Williams Sohn Robert zu heiraten. Dazu kamen sie überein, dass im Falle einer Kinderlosigkeit die Grafschaft Maine nach dem Tode Herberts dem Herzog der Normandie zufallen würde. Herbert sollte für William im Westen den Krieg um Maine fortsetzen.

    William wandte sich der Auseinandersetzung mit König Heinrich I. zu. Es ging um den Vexin, jenes Gebiet des Königs nördlich von Paris (siehe vorheriges Bild, zwischen dem Heer und Paris gelegen), auf das der Herzog Anspruch erheben konnte. Beide Kriege, jener um Maine und jener um Vexin, zogen sich ohne eine Entscheidung bis 1060 hin, dann veränderte das Schicksal die Lage zugunsten von William. Am 4. August 1060 starb König Heinrich I. und hinterließ Frankreich der Obhut seines Sohnes Philipp, der unter der Vormundschaft von Williams Schwiegervater Baldwin V. von Flandern gestellt wurde (William hatte etwa 1051 Baldwins Tochter Matilda trotz eines vorläufigen Verbots des Papstes geheiratet).



    Und am 14. November 1060 starb Geoffrey von Anjou, sein Tod befreite William von seinem größten Rivalen im Westen und stürzte Anjou und Maine in einen Bürgerkrieg, der dem normannischen Herzog zum Vorteil gereichen konnte.



    William hatte eine gefährliche Zeit hinter sich gebracht. Er hatte sich aus der Abhängigkeit des französischen Königs befreit, einem gemeinsamen Angriff aus Paris und Anjou standgehalten und seine Gegner überlebt. Er war nun knapp über dreißig Jahre alt und verfügte über einiges Prestige. William vergaß nicht, wer ihm in diesen schwierigen Zeiten die Treue gehalten hatte. Überhaupt stützte er sich zeitlebens, auch als König von England, auf diese Gefährten aus alten Zeiten. Seine Vertrauten waren unter anderen:

    Das Haus Tosny in der Mittelnormandie, dessen Oberhaupt Ralph III. im Jahre 1054 an Williams Seite an dem Feldzug gegen den französischen König teilgenommen hatte. Der Sohn von Ralph hieß ebenfalls Ralph (Ralph IV. von Tosny).



    Zwanzig Meilen westlich von Tosny herrschte das Haus Beaumont unter dem Vicomte Roger, das mit den Tosny im Streit lag. Seine beiden Söhne hießen Robert und Heinrich, sie wurden später große Landbesitzer in Leicester und Warwick.

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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  2. #92
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    Wilhelm der Eroberer

    Die Familie von Vernon besaß Güter nördlich von Rouen, ihr Oberhaupt war Wilhelm von Vernon.

    Das Ansehen der Familie von Montfort begründete Hugo II. von Montfort, er war einer der Heerführer der Normandie. Für William sollte er später eine so wichtige Rolle spielen, dass ihm in der Abwesenheit Williams die Regierung Englands mit anvertraut wurde.

    Ein wichtiger Berater Williams war Wilhelm FitzOsbern, dessen Vater Osbern de Crépon (Fitz = Sohn) im Jahre 1040 als Wächter des damals noch jungen Herzogs einen Anschlag auf diesen vereitelte und dabei zu Tode kam. Vater Osbern hatte Emma, eine Cousine Williams, geheiratet, und durch sie einen großen Besitz in der Normandie geerbt. Der Sohn Wilhelm FitzOsbern wurde wahrscheinlich in Rouen aufgezogen und trat wie sein Vater das Amt des Kämmerers der Normandie an.



    Roger II. von Montgomery war ein normannischer Edelmann, sowie ein Verwandter und Gefolgsmann von William. Die Ländereien von Roger lagen im Süden des Herzogtums:



    Hugo von Avranches war der Sohn von Richard Goz, Vicomte (Vizegraf) von Avranches im äußersten Südwesten der Normandie. Er erbte von seinem Vater einen erheblichen Grundbesitz nicht nur bei Avranches, sondern im gesamten Westen des Landes.



    Das Haus von Ivry übte in der Region Bayeux seine Macht aus. Ihr Name leitete sich von der Burg Ivry-la-Bataille ab. Ihr Oberhaupt Raoul war ein Halbbruder von Williams Urgroßvater Richard I. und sicherte nach dessen Tod als Regent die gesicherte Nachfolge für Richard II. von der Normandie. Raoul hatte fünf Kinder, darunter Hugues (Bischof von Bayeux von 1011 bis 1049) und Emma, jene erwähnte Gemahlin des Kämmerers Osbern de Crépon.

    Wilhelm von Warenne war ein Großneffe des Herzogs Richard I. und war einer derjenigen, die dem jungen William das Herzogtum sicherten. Erwähnenswert sind vor allem die Kämpfe zwischen 1052 und 1054, die in der Schlacht von Mortemer gipfelten. Infolge des Verlusts der Schlacht verlor Roger de Mortemer große Teile seines Landes, die William de Warenne vom Herzog Wilhelm erhielt. Der Familienname de Warenne leitet sich von einer gleichnamigen Burg am Fluss Varenne ab, der durch das Gebiet fließt, welches Wilhelm in der Normandie erhielt.



    Odo von Bayeux (* nach 1030) wurde als jüngerer Sohn von Herluin von Conteville und der Herleva, der Mutter Williams geboren. Durch diesen Halbbruder erhielt er den Bischofsstuhl von Bayeux, den er bis zu seinem Tod behielt. Im Spiel wird er nicht in dieser Funktion, sondern als Graf von Kent erscheinen – diese Ländereien erhielt er von William nach der Eroberung Englands.

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  3. #93
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    Ebenso wie bei Odo verhielt es sich bei Robert von Mortain (* 1031): Wegen ihrer gemeinsamen Mutter war er ein Halbbruder des Herzogs William. Seine Grafschaft Mortain liegt im Nordwesten der Normandie. Im Jahre 1058 heiratete Robert Mathilde, die Tochter des oben erwähnten Roger II. von Montgomery.



    Ein weitere mächtiger Fürst der Normandie war Graf Richard von Evreux (* vor 1011) war der Sohn von Robert dem Dänen, Erzbischof von Rouen und Graf von Evreux. Richard tritt 1026 erstmals auf, als sein Vater ihm das Gut Douvrend gibt, das er unberechtigt dem Erzbistum Rouen entzogen hatte. Im Jahre 1037 folgte Richard seinem Vater dann als Graf von Evreux. In den Auseinandersetzungen nach dem Tod von Williams Vater ließ Richards Bruder 1040 den Vormund von William ermorden – und übernahm dessen Stelle. Die beiden Brüder profitierten von ihrer beherrschenden Position im Herzogtum, um sich selbst zu bereichern, die Familie Tosny zu vernichten und den Besitz ihrer besiegten Gegner unter sich aufzuteilen. Richard heiratete schließlich (nach 1040) die Witwe Rogers I. de Tosny. Als William die Herrschaft in der Normandie übernahm, gelang es Richard, der in den Machtkämpfen wohl die moderatere Rolle gespielt hatte, die Gunst des Herzogs zu behalten.



    Dies waren die Leute, die unter Herzog William in den Jahren nach 1060 maßgeblichen Anteil an der positiven Entwicklung der Normandie hatten. William war nominell ein Vasall des französischen Königs, doch selbst dieser musste einen derart mächtig gewordenen Herzog fürchten. Einflussreich war William überdies: Im Osten war seine Grenze nach Flandern durch die Heirat mit der Tochter des dortigen Herzogs abgesichert. Williams Arm reichte aber auch bis nach England hinüber.
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  4. #94
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    Wilhelm der Eroberer

    Die Normandie und England

    Diese Verbindung entstand seinerzeit zwischen Williams Urgroßvater Richard I. und dem englischen König Ethelred II., der Verbündete im Kampf mit den Wikingern suchte. Die Angelegenheit war so wichtig, dass deswegen 991 eine Versammlung in Rouen stattfand, die der Papst Johannes XV. selber angeordnet hatte. Päpstliche Gesandte vermittelten das Übereinkommen zwischen Richard und Ethelred, dass weder der Herzog noch der König den jeweiligen Feind des anderen unterstützen würde. Als zusätzliche Untermauerung dieses Paktes erfolgte 1002 dann die Heirat zwischen Emma, der Schwester Herzog Richards II., und König Ethelreds II. von England. (siehe rechts im Bild).



    Die weitreichenden Folgen dieser Verbindung sollten sich erst während der Herrschaft von William erweisen, doch einige Konsequenzen trat bereits zuvor zutage. Im Jahre 1013 überfiel Sweyn Folkbeard England und die westsächsische Familie musste ihr Heil in der Flucht suchen: Sie wandte sich geradewegs in die Normandie. Im Herbst 1013 traf Emma mit ihren beiden Söhnen Edward (später: Edward der Bekenner, siehe im obigen Bild) und Alfred im Herzogtum ein, der König Ethelred II. folgte im Januar 1014 nach. Mit normannischer Unterstützung unternahm der König einen Monat später die (erfolglose) Rückkehr nach England.



    Jetzt wird es etwas unübersichtlich. Nach dem Tod ihres Gemahl Ethelred II. tat sich Emma mit dem skandinavischen Eindringling zusammen und wurde im Juli 1017 die Frau des Königs Knut der Große. Der sicherte sich damit seinen Anspruch auf die englische Krone und wurde bald zum Herrn über ein großes skandinavisches Reich.

    Unter diesen Umständen musste Emmas Sohn Edward noch lange Zeit im normannischen Exil verbleiben. Am Hof in Rouen muss er in diesen Jahren oft dem jungen William begegnet sein. Nach Knuds Tod im Jahre 1035 wagten die zwei Brüder Edward und Alfred die Rückkehr nach England. Aber auch sie scheiterten an Knuds Nachfolger: Alfred verlor im Kerker des Grafen Godwin von Wessex sein Leben, Edward flüchtete zurück in die Normandie an den Hof von Williams Vater.

    Aber 1041 holte der kinderlose König Hardeknud seinen Halbbruder Edward aus dem normannischen Exil und bestimmte ihn zu seinen Erben. Die Nachfolge trat unerwartet rasch ein: Am 8. Juni 1042 hat sich Hardeknut bei einem Saufgelage anlässlich der Hochzeit eines seiner Gefolgsleute in Lambeth bei London zu Tode getrunken. Edward der Bekenner wurde zum König proklamiert, noch bevor Hardeknut in Winchester neben seinem Vater Knut dem Großen begraben wurde.

    Edward enteignete umgehend seine Mutter Emma und setzte ihren wichtigsten Ratgeber, Erzbischof Stigand von Canterbury, ab. Edward war sehr religiös und empfand Bewunderung für das straff organisierte Herzogtum Normandie in Frankreich. Durch den 25-jährigen Auslandsaufenthalt war er den heimischen Verhältnissen entfremdet. Unter Edward nahmen Veränderungen in der Herrschaftsstruktur ihren Anfang, die sich erst unter den Normannenkönigen vollständig entfalteten, beispielsweise die direkte königliche Einsetzung von Klerikern auf Verwaltungsposten und Bischofsstühlen nach dem Vorbild des ottonischen Reichskirchensystems im Heiligen Römischen Reich.

    Edward der Bekenner heiratete 1045 Edith, die Tochter des mächtigen Godwin (der einige Jahre zuvor Edwards Bruder im Kerker hatte umbringen lassen), die zahlreiche Ländereien als Mitgift erhielt. Es heißt, mit seiner Frau habe er keusch gelebt. Das Jahr 1051 brachte aber die Wende in der Beziehung zwischen Edward und Godwin, der König gewann die Kraftprobe und besiegte seinen mächtigen Schwager und Vasall. Die beinahe logische Folge war, dass der kinderlose Edward seine Frau Edith, die Tochter Godwins, nun verstieß – und zu seinem Nachfolger den jungen normannischen Herzog William bestimmte.

    Godwin schlug 1052 zurück und erzwang mit Waffengewalt seine eigene Wiedereinsetzung sowie die seiner Söhne in ihre Grafschaften. Den König zwang Godwin, Edith wieder als Gemahlin zurückzunehmen. Auch das Erzbistum von Canterbury wurde mit einem Gegner Edwards besetzt: Der 1042 entmachtete Stigand bekleidete dieses Amt nun erneut.



    Stigand war nach den Ereignissen der letzten Jahre auf die Seite von Godwin gewechselt und somit auf der Position des Erzbischofs von Canterbury – die bedeutendste Position der englischen Kirche – nun ein wichtiger Parteigänger des Grafen. Stigands Ruf als Geistlicher war jedoch befleckt. Die Art, wie er an sein Amt gelangt war, sowie der Umstand, dass sein Vorgänger nach kanonischem Recht gar nicht abgesetzt worden war, stellte für die kirchliche Reformbewegung (die vom amtierenden Papst unterstützt wurde) eine Herausforderung dar. Stigand wurde vom Papst exkommuniziert. Weil Godwin an Stigand festhielt, zog auch er den ständigen Widerstand des Papsttums auf sich.

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    Wilhelm der Eroberer

    Im Jahr 1053 starb Graf Godwin und sein Sohn Harold wurde neues Oberhaupt der Familie. Harold zementierte die Macht seines Hauses weiter, im Jahre 1055 wurde sein Bruder Tosti neuer Graf von Northumbria. Einen Thronanwärter namens Edward (verwandt mit dem gleichnamigen König Edward), der es wagte, 1057 aus dem ungarischen Exil nach England zurückzukehren, ließ Harold offenbar umgehend beseitigen. Im folgenden Bild ist er links unten als „Edward Exile“ bezeichnet. Übrig blieb als Thronanwärter aus Ethelreds/Emmas Linie nur noch der 1051 geborene Edgar Etheling (im Bild unten), doch der war noch zu jung, um seinen Anspruch durchzusetzen. Vielleicht begann Harold in dieser Zeit, bei der englischen Thronfolge an sich selbst zu denken.



    Im Jahre 1064 hatte Harold den Höhepunkt seiner Macht erreicht und wurde von den Chronisten bereits als Unterkönig (sub regulus) bezeichnet. Auch war nicht länger daran zu zweifeln, dass er sich im Laufe der Zeit die Königswürde aneignen würde. Einen ehrgeizigen Konkurrenten hatte er aber in dem dänischen König Harald Hadraada (der Harte), der ebenfalls auf dem Höhepunkt seiner Macht stand.



    Aber auch Herzog William dürfte 1064 gespürt haben, dass sich seine Aussicht, das lang versprochene Königreich England zu gewinnen, wesentlich verbessert hatte. Seine Herrschaft über die Normandie hatte er gesichert, das Land war ertragreich. Insofern hatten William und Harold ihre Macht parallel konsolidieren und erweitern können. Nun, da das Leben Edwards des Bekenners seinem Ende zuging, standen sich die beiden durch den Kanal getrennten Männer als mögliche Rivalen um die Nachfolge des kinderlosen Königs gegenüber.

    Dies war die Situation, in der König Edward seinen gefürchteten Vasall Harold aufforderte, sich in die Normandie zu begeben, um William seine Unterstützung bei der Thronfolge zu versprechen. Nach dem Schiffbruch und der Gefangennahme durch Guy von Ponthieu zahlte William das Lösegeld. Er wollte die persönliche Begegnung mit Harold, um dessen Versprechen zu erhalten. Und in der Tat – im Beisein einer Versammlung von Feudalherren veranlasste William Harold zur Abgabe des Eides der Lehnstreue, der sich im besonderen auf die ungeklärte Frage der englischen Thronfolge bezog. William stärkte so seinen vorrangigen Anspruch auf den Thron, indem er Harolds Anspruch kompromittierte. Harold dürfte kalkuliert haben, den Eid später immer noch ableugnen zu können oder aber geltend zu machen, dass er erzwungen worden war.

    Harold kehrte nach Wessex zurück und sah sich einigen Schwierigkeiten für sein Haus gegenüber. Im Herbst 1065 erhob sich in Northumbria ein Aufstand gegen seinen Bruder Tosti, der wie erwähnt seit 1055 dort Graf war. Die Rebellion breitete sich rasch aus, die Aufständischen metzelten im Norden des Landes viele Anhänger von Tosti nieder und erklärten ihn selber für vogelfrei. Danach boten sie seine Grafschaft Morcar von Hwicce an, dem Bruder des Grafen Edwin von Mercia. Vom König erwarteten die Aufständischen die Bestätigung ihrer Beschlüsse, der ihnen nachgab (obwohl er dies selbst missbilligte). Tosti musste aus England fliehen, der Norden der Insel war in der Hand von Gegnern Harolds geraten.

    So endete das Jahr 1065. Drei Männer – Herzog William, Graf Harold und König Harald – standen bereit und waren gewappnet, beim Tod des englischen Königs nach der Thronfolge zu greifen. Eines war sicher: Sobald Edward der Bekenner seine Augen für immer schließt, würde es Krieg geben.
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    Wilhelm der Eroberer

    Rouen, Januar 1066

    Der Rat des Herzogs hatte sich am Morgen in der Halle zusammengefunden. Jede Woche saßen die engsten Berater mit William zusammen und machten Politik. An diesem Tag jedoch war der Herzog finsterer als sonst. „Ein Bote aus England ist eingetroffen“, sagte er, seine Stimme vollkommen ausdruckslos. „Ich bedaure, Euch mitteilen zu müssen, dass mein Cousin, König Edward, gestern morgen kurz vor Tagesanbruch aus dieser Welt geschieden ist.“

    Die Ratsmitglieder bekreuzigten sich. War die Nachricht auch lange erwartet, war sie dennoch wie ein Schock. Der fromme Edward war so lange König gewesen, beinahe ein Vierteljahrhundert, dass ein England ohne ihn kaum vorstellbar war. „Ihr bedauert dies schmerzvoll, so wie ich“, fuhr William ebenso bedächtig fort. „England verliert einen guten König. Aber seid guten Mutes. Es hat schon einen neuen. Gerade jetzt, da wir hier sitzen und plaudern, setzt der Erzbischof von York ihm in der neuen Klosterkirche von Westminster die Krone aufs Haupt.“



    Die Ratsangehörigen blickten unbehaglich auf den Herzog. Dessen Blick verfinsterte sich weiter. „Harold besteigt heute als zweiter dieses Namens den englischen Thron.“ Er ließ die Arme sinken, und seine großen Hände ballten sich zu mächtigen Fäusten. „Obwohl er geschworen hat, meinen Anspruch auf eben diesen Thron zu unterstützen. Obwohl er in meinen Dienst getreten ist.“ William unterbrach einen Moment, um sich wieder zu fassen. „Armes England. Ein Eidbrecher, Lügner und Verräter ist dein neuer König. Doch ich höre ihn schon sagen, dass er es nicht verhindern konnte, denn, so berichtet mein verlässlicher Bote, der angelsächsische Kronrat habe ihn zum König gewählt. Nachdem der sterbende König ihn zu seinem Nachfolger bestimmt habe. Nun, meine Herren, was denkt Ihr? Sollen wir Harold als Krönungsgeschenk vielleicht die Köpfe der Geiseln, die er mir damals hierließ, schicken?“



    Nachdem er die Nachricht von Harolds Krönung erhalten hatte, beriet sich William rasch mit seinen Feudalherren. Eine Protestnote wurde nach England gesandt, was jedoch eine reine Formalität war. William wusste, dass seine ganze politische Zukunft davon abhing, seine Ansprüche mit Gewalt durchzusetzen. Während dieser kritischen Zeit sicherte sich der Herzog die Unterstützung seiner Vasallen (die einen Angriff auf England für zu riskant hielten), förderte die Spaltungen zwischen seinen Rivalen und wandte sich mit Erfolg an die öffentliche Meinung in Europa. Außerdem traf er wesentliche Vorbereitungen zur Rüstung des Heeres, das ihm schließlich jenseits des Kanals zum Sieg verhelfen sollte.



    Es war Wilhelm FitzOsbern (Crépon), der die normannischen Herren von der Durchführbarkeit der Invasion überzeugte. William hielt eine Anzahl von Versammlungen ab und erreichte dank seiner Autorität eine beachtliche Zustimmung für seine Pläne. Für die Überfahrt musste umgehend eine Flotte gebaut werden, auch dazu brauchte William die Unterstützung seiner Fürsten. Für die Zeit seiner kommenden Abwesenheit musste William Maßnahmen ergreifen, damit sein Herzogtum nicht ohne Führung entblößt zurückbleibt. So nahm die Herzogin Mathilde (im folgenden Bild rechts) gemeinsam mit ihrem ungefähr 14jährigen Sohn Robert (links) besondere Verantwortungen auf sich. Robert wurde als zukünftiger Herrscher der Normandie benannt, die Fürsten leisteten den Treueid auf ihn.



    William war sich anhand seiner eigenen Jugenderfahrungen bewusst, wie unsicher derartige Treueide in einer Krisenzeit waren, wenn die Führung einer Frau und einem Knaben anvertraut waren. Deshalb wurden für die Abwesenheit des Herzogs bewährte Mitglieder des neuen Adels unmittelbar mit der Verwaltung der Normandie beauftragt. Der wichtigste unter ihnen war Roger von Beaumont, der für die geplante Invasion Englands von seinem Sohn Robert vertreten werden sollte. Außer ihm blieben in der Normandie zurück Roger von Montgomery sowie Hugo von Avranches.



    William war außerdem bemüht, seine Sache vor dem öffentlichen Gewissen in Europa zu rechtfertigen. Er wandte sich an Papst Alexander II. und erbat ein Urteil zu seinen Gunsten. Natürlich verwies William in seiner Begründung auf den Eid, den Harold 1064 geleistet und nun gebrochen habe. Gegen die Familie des Godwin ließen sich einige Ereignisse aus den Jahren 1036 und 1052 vorbringen – die Ermordung des Prinzen Alfred und die Auflehnung gegen König Edward etwa. Daneben wies William auf die jüngere, bemerkenswerte kirchliche Erneuerung der Provinz Rouen hin. Aus diesem Grund konnte sich das reformbestrebte Papsttum von einem Sieg Williams über Harold zu Recht einige Vorteile erwarten. Dies setzte den Herzog in die Lage, als der bewaffnete Vertreter einer Kirchenreform zu erscheinen, und zwar einem Fürsten gegenüber, der sich durch seine Verbindung mit Stigand zu Verhältnissen bekannt hatte, die von der reformbestrebten Partei innerhalb der Kirche abgelehnt wurden. Daher setzte sich der Archidiakon Hildebrand (später wurde er unter dem Namen Gregor VII. selber Papst) mit aller Kraft für William ein und veranlasste Papst Alexander dazu, das Unternehmen des Herzogs öffentlich anzuerkennen. Die förmliche Billigung des herzoglichen Planes durch das höchste Kirchengericht Europas zog weitreichende Konsequenzen der allgemeinen Meinung nach sich. Und William durfte sogar mit einem Banner, das ihm der Papst zukommen ließ, in den Kampf ziehen. Dieser Feldzug sollte als eine Art Kreuzzug erscheinen und wurde in Westeuropa weitgehend als solcher angesehen.

    Das war ein Triumph der Diplomatie. Von nun an sollte der Angriff auf Harold keineswegs als ein reiner Überfall angesehen werden, wodurch man dem möglichen Widerstand anderer Fürsten bis zu einem gewissen Grade zuvorkam. Selbst der französische König Philipp verhielt sich wohlwollend - angesichts seines Alters von sechs Jahren jedoch wohl eher auf Betreiben seines Regenten, der kein anderer als Williams Schwiegervater war. Auch Kaiser Heinrich IV. bzw. die Ratgeber, von denen der ebenfalls junge Kaiser abhängig war, gab eine öffentliche Erklärung zugunsten des normannischen Herzogs ab. Auf Grund dieser Billigung von päpstlicher wie kaiserlicher Seite konnte William nicht wenige Freiwillige für sein Heer gewinnen. William gelang es sogar, den Söldnern die Plünderung seiner Landbevölkerung erfolgreich zu untersagen.
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    Für die Sicherheit des Invasionsheeres war eine Kontrolle über die Häfen am Ärmelkanal wichtig, jedoch war der Bau von Schiffen eine noch größere Notwendigkeit. Zwar existierte schon zu Zeiten von Herzog Robert I. eine ständige normannische Flotte, für den Transport eines großen Heeres war sie aber nicht geeignet. Deshalb ordnete William im Frühjahr 1066 jeden seiner Feudalherren an, einen Anteil am Schiffsbau zu übernehmen.

    Im März 1066 wurde mit dem Bau der Flotte begonnen, und nach allem, was man hörte, ging es gut voran. Je nach Größe seiner Ländereien stellte jeder von Williams Vasallen ein Kontingent dazu bei. Es wurde ein hartes Frühjahr für die normannische Landbevölkerung, die Leute mussten nicht nur wie üblich ihre Felder und die ihrer Gutsherren bestellen, sondern zusätzlich Unmengen von Holz schlagen und zu den Sammelstellen schaffen. Dort übernahmen dann die Schiffsbauer die Arbeit. Auch nahe Rouen gab es einen Bauplatz, und an windstillen Tagen konnte man ihre Hämmer bis oben auf der Burg hören.

    Am 21. März 1066 schrien die Menschen an ihren Arbeitsplätzen angstvoll auf, als sie zum Himmel blickten. Ein neuer Stern war plötzlich dort erschienen, stand hoch im Südwesten und ließ alle anderen Himmelslichter vor seiner strahlenden Helligkeit verblassen, selbst den Abendstern. Er zog einen eigentümlichen, milchigen Lichtstreif hinter sich her wie die fliegende Mähne eines galoppierenden Pferdes. „Wie der Stern von Bethlehem“, flüsterten sie. „Wenn die eintausend Jahre nach dem Leben des Christus vergangen sind, kommt die Zeit der Offenbarung“, erinnerten sich einen.



    An das Weltenende glaubten die meisten nicht, aber gewiss war es ein himmlisches Zeichen. Nur was wollte Gott den Menschen damit sagen? War es ein Zeichen gegen Harolds unrechtmäßige Thronbesteigung oder eine Warnung an William, von seinen ehrgeizigen Plänen abzulassen? Das seltsame Himmelszeichen hatte alle Leute erschreckt. Eine ganze Woche lang leuchtete es jede Nacht. Der Herzog selbst und seine Berater kamen bald zu dem Schluss, es müsse sich um ein Zeichen göttlichen Wohlwollens handeln, denn der Bau der Flotte ging erfreulich zügig voran und William hatte immerhin den Heiligen Vater als Fürsprecher gewonnen.


    Detail aus dem berühmten Teppich von Bayeux

    Der Bau der Schiffe wurde mit Eile betrieben und ab Mai begann man, die neuen Schiffe in der Flussmündung der Dives zusammenzuziehen. Dort setze man die Arbeiten an der Flotte fort. Die Fertigstellung der Flotte erwartete man dort für August 1066.

    William tat gut daran, zur Eile zu drängen. Im Mai 1066 unternahm Harolds Bruder Tosti, der nach seinem Sturz von Northumbria nach Flandern geflüchtet war, den erwarteten Versuch, mit Waffengewalt nach England zurückzukehren. In Lincolnshire wurde sein Heer gestellt und vernichtet. Tosti fand Zuflucht am schottischen Hof bei König Malcolm III. (jener Malcolm, dessen Vater König Duncan von Macbeth getötet wurde, was Shakespeare zu seinem Drama Macbeth inspirierte), mit dem er bereits ein festes Bündnis geschlossen hatte. Tosti nahm auch Kontakt auf zu Norwegens Harald, der ihm einige Schiffe zur Unterstützung schickte. Eventuell hatte Tosti vor seinem Angriff auf England sogar William in der Normandie besucht und etwas Unterstützung erhalten.

    Harold war bewusst, dass der Angriff seines Bruders nur der Auftakt für eine größere normannische Invasion war, die seine Königsherrschaft bedrohte. Daher begab er sich auf die Insel Wight, wo er die Verteidigung der Südküste gegen Williams Heer organisierte. In der Zeit vom Juni bis August konnte William die schnelle Entwicklung der Lage beobachten. Von Norwegens Harald wusste man bereits, dass er für eine Invasion Englands intensive Vorbereitungen traf und in Verbindung stand mit Tosti (der sich weiter am Hof des schottischen Königs befand). Der englische König Harold wusste um die Gefahr aus dieser Richtung, konzentrierte sich zunächst aber in erster Linie auf die Normandie und zog seine Truppen an der Südküste zusammen. Offenbar ging Harold davon aus, das der normannische Angriff zuerst erfolgen würde, außerdem wollte er seine persönliche Grafschaft (Wessex) vorrangig verteidigen.

    Williams Flotte wurde wie geplant fertiggestellt und stand ab dem 12. August 1066 zur Überfahrt bereit. Nur der schmale Ärmelkanal trennte die Rivalen jetzt noch voneinander.



    In den folgenden Wochen sahen sich beide Kriegsherren vor das gleiche Problem gestellt, denn es kam noch nicht zum Kampf. Williams Heer konnte nicht in See stechen, weil seine Flotte von dem Wind aus Norden an der Überfahrt gehindert wurde. Tag um Tag warteten William und seine Soldaten in dem Lager am Strand der Normandie erfolglos darauf, dass der Wind dreht. Und auf der anderen Seite des Kanals warteten Harold und seine Truppen darauf, dass das normannische Heer endlich zur entscheidenden Schlacht antreten würde. Für William und Harold bestand das Problem in der Unterhaltung eines großen Heeres für diese Dauer – und zwar ohne dass das jeweilige Heer die Gegend, in der es einquartiert war, verwüstete. In diesem Punkt zog der normannische Herzog seinen ersten Vorteil gegenüber seinem Widersacher davon. Einen ganzen Monat lang untersagte der Herzog strengstens jegliche Plünderung. Das Ausmaß, in dem seine Befehle befolgt wurden, liefert einen eindrucksvollen Hinweis auf seine überlegene Persönlichkeit sowie auf die zuchtvolle Führung, mit der er das unter seinem Befehl stehende (und sehr gemischte) Heer in der Hand hatte.

    Wilhelm von Poitiers berichtete: „Er versorgte seine eigenen Ritter und die der anderen Teile des Heeres auf großzügige Art und Weise, doch erlaubte er keinem unter ihnen, sich seine Nahrung gewaltsam zu beschaffen. In der ganzen Provinz weideten die Vieh- und Schafherden der Bauern ungestört. Das Getreide reifte heran und wartete auf die Sichel, ohne dass es von hochmütigen Rittern niedergetrampelt oder von gierigen Plünderern verwüstet wurde. Ein schwacher und unbewaffneter Mann konnte den Söldnerschwarm furchtlos betrachten und singend seinem Pferd folgen, wohin es wollte.“

    Im Gegensatz dazu war Harold Godwinson jenseits des Kanals nicht in der Lage, einen ähnlichen Erfolg zu erzielen. Nach langen Wochen des Wartens wurde es klar, dass er sein Heer weder länger versorgen noch zusammenhalten konnte (dies fehlt in CK2: nicht nur fremde, auch die eigenen Truppen müssten beim Stehen in einer Heimatprovinz diese ausplündern). Daher sah Harold sich am 8. September 1066 gezwungen, es aufzulösen. Die Miliz wurde nach Hause geschickt, die Kerntruppe der housecarls sowie die Flotte begaben sich nach London – und auf der Fahrt dorthin gerieten die Schiffe in einen Sturm, wobei viele sanken. Somit war die Südküste unverteidigt, und Herzog William brannte darauf, jetzt übersetzen zu können. Doch blies der Wind weiterhin von Norden, so dass die Normannen die Mündung der Somme nicht verlassen konnten.

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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  8. #98
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    Bei dem erwähnten Kometen handelt es sich um den Halleyschen! So mancher wird sich noch an seinen letzten erdnahen Vorbeizug vor 30 Jahren erinnern.

    Periheldurchgänge des Halleyschen Kometen
    Achtung Spoiler:
    25. Mai 240 v. Chr.
    13. Oktober 164 v. Chr.
    06. August 87 v. Chr.
    11. Oktober 12 v. Chr.
    26. Januar 66
    22. März 141
    18. Mai 218
    20. April 295
    16. Februar 374
    28. Juni 451
    27. September 530
    15. März 607
    03. Oktober 684
    21. Mai 760
    28. Februar 837
    19. Juli 912
    06. September 989
    21. März 1066
    19. April 1145
    29. September 1222
    26. Oktober 1301
    11. November 1378
    10. Juni 1456
    26. August 1531
    27. Oktober 1607
    15. September 1682
    13. März 1759
    16. November 1835
    20. April 1910
    09. Februar 1986
    29. Juli 2061
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  9. #99
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    Wilhelm der Eroberer

    Norwegens Harald hatte seine Vorbereitungen abgeschlossen und begann seinen Angriff auf England – ein Feldzug, der den großen Wikingerüberfällen unter Knut vergleichbar war. Mit nicht weniger als dreihundert Schiffen traf Harald am Fluss Tyne ein, wohin Tosti mit seinen Männern hinzustieß. Der norwegische König erreichte mit seiner gesamten Streitmacht am 18. September 1066 die Mündung des Humber und zog dann gegen York. Den Weg fand er versperrt durch die angelsächsischen Heere der Grafen Edwin und Morcar. Vor York fand am 20. September die erste der drei großen englischen Schlachten des Jahres 1066 statt. Ein blutiger Kampf, aus dem Harold als unbestrittener Sieger hervorging. Über das vernichtete Heer der Grafen hinweg zog er nach York weiter. Die Stadtbevölkerung empfing ihn begeistert.



    Im Süden müssen diese Nachrichten für Harold Godwinson ein Schock gewesen sein, doch er reagierte auf die Bedrohung schnell. Er musste einschätzen: Bestand für ihn die Möglichkeit, nach Norden zu marschieren, den norwegischen Feind zu besiegen und danach in den Süden zurückzukehren, bevor der Wind im Kanal umschlug und Herzog William in See stechen konnte? Er ging dieses große Wagnis ein. Sofort brach Harold mit seinem gesamten Heer nach Norden auf und erreichte in Gewaltmärschen nach vier Tagen York.



    Dort stieß Harold auf den norwegischen Feind und befahl trotz Unterzahl unmittelbar den Angriff. Noch vor Einbruch der Nacht hatte er am 25. September 1066 einen der größten Siege des ganzen Mittelalters errungen. Unter den Erschlagenen befanden sich der norwegische König Harald und Tosti, und die zersplitterten Überreste des besiegten Feindes zogen sich zu ihren Schiffen zurück. Harold Godwinson hatte seine Herrschaft über den Norden zurückgewonnen.



    Die Schlacht von Catterick (historisch: Stamford Bridge) kennzeichnet Harold Godwinson als einen bemerkenswerten Befehlshaber. Zwar hatte der norwegische Feind zuvor schwere Verluste erlitten, doch war das Heer unter Führung eines der berühmtesten Krieger jener Zeit nichtsdestotrotz furchtbar. Überdies war das Heer, das Harold Godwinson zur Verfügung stand, in höchster Eile gesammelt worden und hatte unter der Belastung eines mehrere Tage andauernden Gewaltmarsches gekämpft. Der Überraschungsangriff unter solchen Bedingungen war ein bemerkenswerter Erfolg, Harolds Sieg ebenso verdient wie vollständig.

    Zufrieden ließ sich der siegreiche Harold den Verlauf der Schlacht schildern. „...sie merkten bald, dass wir hinter ihnen waren, und gerieten in Panik, Mylord. Ihr hättet sie sehen sollen, all die stolzen Wikinger. Sie sind gerannt wie die Hasen!“ Harold lächelte grimmig. Es galt keineswegs als ehrlos, einen fliehenden Feind zu verfolgen und niederzumachen, es war nur vernünftig. Denn wer heute floh, konnte morgen mit Verstärkung wiederkommen. „Die Norweger flohen nach Ricall am Ouse, wo ihre Schiffe lagen“, fuhr der Truppenführer seinen Bericht an den König fort. „Vierundzwanzig konnten sie noch bemannen, Mylord. Nur vierundzwanzig von dreihundert. Sie ruderten mit der Strömung den Ouse und den Humber hinab, und wir verfolgten sie bis zur Küste. Sie segelten nordwärts Richtung Heimat davon, und es wird ein schwarzer Tag in Norwegen sein, wenn sie dort ankommen.“

    Harolds Kopf ruckte hoch. Er umklammerte die Lehnen seines thronartigen Sessels, bis seine Knöchel schneeweiß waren, und fragte: „Sie segelten nach NORDEN davon?“ Der Truppenführer nickte, noch immer mit dem triumphieren Lächeln des Siegers. Doch das verging ihm, als er den Ausdruck des Entsetzens im Gesicht seines Königs sah. Jetzt erst ging ihm die Bedeutung seiner Worte auf und er sank auf die Knie. „Vergebt mir Mylord, dass ich Euch schlechte Kunde bringe. Aber es ist, wie ich sagte. Sie segelten nach Norden. Heiliger Oswald, steh uns bei. Der Wind hat sich gedreht.“

    Jetzt kam es darauf an, ob Harold rechtzeitig in den Süden gelangen konnte, um dort der bevorstehenden Invasion des normannischen Herzogs entgegenzutreten. Der Wind auf dem Kanal war ein ungewisser Faktor und Herzog William flehte um einen Wetterwechsel – schließlich mit Erfolg. Während Harold seinen erschöpften Truppen zwei Tage Rast in York gönnen musste, kam über dem Kanal günstiger Wind auf. William ließ seine Männer sofort einschiffen, die Flotte stach am 27. September 1066 bei Einbruch der Nacht in See.

    „Gott sei gepriesen, der Wind hat sich gedreht!“ Nicht nur die Seeleute, die den Umschwung als erste bemerkt hatten und freudig verkündeten, dankten der Vorsehung, sondern auch jeder Adelige im Gefolge des Herzogs. William der Bastard wurde für viele Tugenden gerühmt, doch Geduld zählte nicht dazu. Beinahe drei Monate hatten ihn die Wetterverhältnisse zu seinem Verdruss an der heimischen Küste festgehalten.



    Angeführt wurde sie von der Galeere des Herzogs, die an ihrer Mastspitze eine Laterne trug. Auf halbem Wege verlor dieses Schiff die Verbindung zu den anderen, und wieder einmal sah sich der Herzog einem jener persönlichen Fährnisse seines abenteuerlichen Lebens ausgesetzt. Er erstickte die aufkommende Panik seiner Mannschaft, indem er, als befände er sich daheim in einem Zimmer seines Hauses, mit Muße und guter Laune zu Abend speiste. Nach einiger Zeit stieß die restliche Flotte wieder zu ihnen. Der übrige Teil der Reise verlief ohne Zwischenfälle, und der Herzog landete am frühen Morgen des 28. September 1066 mit seinen Truppen an der englischen Küste, wo er fast keinen Widerstand fand. „Nun, was sagt Ihr, Caedmon?“, fragte Herzog William seinen angelsächsischen Dolmetscher. „Wo sind wir gelandet?“ Der junge Mann schüttelte ratlos den Kopf. „Ich habe nicht die geringste Ahnung, Monseigneur.“

    William hob gleichmütig die Schultern. „Dann lasst uns an Land gehen und es herausfinden.“ Mit diesen Worten sprang er von Bord. Doch als er auf dem feuchten Sand landete, strauchele er und stürzte der Länge nach hin. Die Männer an der Reling zogen erschrocken die Luft ein. Aber William sprang sofort wieder auf die Füße, hob die sandverkrusteten Arme und rief lachend: „Seht nur, ich habe England mit beiden Händen in Besitz genommen!“

    Die Landung der großen Armee ging reibungslos vonstatten. Am späten Vormittag waren alle Schiffe bis auf zwei in die Bucht eingelaufen. Eines, erfuhr man später, war zu weit nach Osten abgetrieben und in Romney gelandet. Die Einwohner der kleinen Stadt hatten nicht lange gefackelt und die Besatzung bis auf den letzten Mann getötet. Das zweite Schiff war offenbar gesunken, es tauchte nie wieder auf. Der Wahrsager des Herzogs war an Bord dieses Unglücksschiffes gewesen, doch William tat den Verlust mit einem spöttischen Wink ab. „Was taugt ein Wahrsager, der ausgerechnet das Schiff besteigt, welches dem Untergang geweiht ist?“

    Die eindringliche Befragung einiger Bewohner dieses Küstenabschnitts brachte schnell zutage, dass William bei dem Dorf Pevensey gelandet war, und dass der nächstgelegene Hafen der von Hastings sei, fünf Meilen weiter östlich. Das Besondere war, dass Hastings zu der Grafschaft Sussex gehörte . Und der Herrscher von Sussex war der Earl von Wessex: Harold Godwinson. „Besser hätte es nicht kommen können“, lächelte Herzog William. „Je eher wir Harold herlocken, um so besser für uns. Falls er Harald Harderade geschlagen hat und noch König von England ist, dürfen wir ihm keine Ruhepause gönnen. Morgen ziehen wir nach Hastings, und zwar mit Feuer und Schwert. Jeder Mann, der hört, dass sein Heim in Flammen steht, eilt auf dem schnellsten Weg nach Hause.“



    Die Überfahrt war ein ungeheures Wagnis. William konnte, als er am 27. September von der normannischen Küste aus zur Invasion aufgebrochen war, schwerlich das Ergebnis der Schlacht bei Catterick gekannt haben, die erst am Abend des 25. September entschieden worden war. Mit anderen Worten: als William ausfuhr, um sein großes Abenteuer zu unternehmen, wusste er nicht, welcher von den beiden Rivalen sein Gegner sein würde: Es konnte der norwegische König mit seinem skandinavischen Heer und seinen Helfern aus dem Norden Englands, als auch Harold Godwinson an der Spitze seiner vornehmlich aus Wessex stammenden Truppen sein.
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  10. #100
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    Wilhelm der Eroberer

    In den gefährlichen Tagen nach der Landung musste William sein Heer in einem feindlichen Land schützen. Eilig errichtete er innerhalb der alten römischen Festung Pevensey einen inneren Wall. Den Hafen des nahegelegenen Hastings brachte er in seine Gewalt, um eine Anlegestelle für seine Flotte zu haben. Da Hastings an einer gut zu verteidigenden Halbinsel lag, verlegte William nicht nur seine Flotte, sondern auch seine Truppen dorthin. Er errichtete innerhalb der Stadt eine Festung und wartete dort das Ergebnis seines gewagten Unternehmens ab. Inzwischen verwüstete er das umliegende Land, um seinen Feind nach Möglichkeit zu einen Angriff zu reizen, bevor seine eigenen Hilfsmittel erschöpft waren.



    Wie William vorhergesagt hatte, eilte Harold Godwinson in Gewaltmärschen nach Süden. Er machte in London halt, um seine vollkommen erschöpften Truppen auszuruhen und neue auszuheben. Doch als er erfuhr, dass die Normannen die Umgebung von Hastings in Schutt und Asche legten, brach er umgehend dorthin auf. William war über die Entwicklung auf der Gegenseite informiert. Am Morgen des 14. Oktober 1066 verließ er, nachdem er die Messe gehört hatte, mit seinem gesamten Heer von etwa zwölftausend Mann (historisch: etwa siebentausend) Hastings und marschierte den englischen Truppen entgegen. Auf einem Hügel weit außerhalb der Stadt hielten sie an, und als die Kundschafter berichteten, das englische Heer werde bald auf dem gegenüberliegenden Hügel in Sicht kommen, gab der Herzog Befehl, die Schlachtordnung aufzustellen: links die Bretonen unter Graf Alan, rechts die Söldner aus Frankreich, Flandern und Deutschland unter Williams vertrautem Vasallen Roger de Montgomery, in der Mitte der Herzog selbst mit seinen normannischen Rittern und seinen beiden Brüdern, Odo und Robert (siehe Grafik unten rechts im folgenden Bild).



    Odo war der Bischof von Bayeux, doch das hielt ihn nicht davon ab, in die Schlacht zu ziehen. Er nahm für einen Augenblick den Helm ab. „Wenn wir diese Stellung halten, müssen die Engländer bergan kämpfen“, bemerkte er. Robert von Mortain schnaubte ihn an: „Das glaubst Du doch wohl selber nicht, dass sie uns den Gefallen tun. Doch ob bergan oder bergab, auf jeden Fall haben die Engländer die Sonne im Gesicht. Zumindest vorläufig, bis zum Nachmittag. Es ist nur ein Haufen englischer Schweinehirten, aber ihr Anführer hat den gefürchteten Harald Harderade vernichtend geschlagen.“

    Herzog William brachte beide alleine dadurch zum Schweigen, indem er mit seinem Pferd ein paar Längen vor ritt, das Tier wendete und dann gebieterisch die Hand hob. Das leise Waffenklirren und Stimmengewirr verebbte, selbst die Pferde schienen stillzustehen. „Vor uns steht der Thronräuber mit einem großen Heer. Hinter uns liegt das Meer, wo feindliche Schiffe lauern. Es gibt kein Zurück für uns, der einzige Weg führt nach vorn!“ rief er mit tragender Stimme. „Lasst euch von der Zahl der Gegner nicht entmutigen. Kämpft frohen Mutes und reinen Herzens, denn vergesst nicht, das Recht ist auf unserer Seite. Gott ist auf unserer Seite!“ Und mit diesen Worten hob er das Reliquiar hoch, das ihm der Papst für diesen Feldzug geschenkt hatte. William trug es um den Hals. Neben William entrollte der Bannerträger die päpstliche Standarte. Die Truppen jubelten laut. Die Morgensonne funkelte auf Kettenhemd und Helm des Herzogs, stattlich war er anzusehen.

    Und das war der Moment, da über dem Kamm des nächsten Hügels die englischen Banner erschienen. Auch die Engländer traten in dreigeteilter Schlachtaufstellung an, auch sie hatten die stärksten Verbände in der Mitte gebündelt. Harold Godwinson, seine Brüder Gyrth und Leofwine und tausend seiner housecarls. Insgesamt zählte das englische Heer etwa achttausend Mann (was der historischen Anzahl entspricht), hatten die Kundschafter berichtet, doch nur ihre Anführer waren beritten. „Jetzt bleibt nur noch abzuwarten, wer als erster die Geduld verliert und seinen Hügel aufgibt“, murmelte der Bischof von Bayeux und lockerte das Schwert in der Scheide. „Ich kann nicht verlieren, was ich nicht besitze“, erwiderte William und gab das Signal zum Angriff.

    Hörner erschollen auf beiden Seiten. Dann setzte das normannische Heer sich hügelabwärts in Bewegung. Vor ihnen erstreckte sich eine grasbewachsene Ebene, auf der ein einsamer Apfelbaum stand. Die Engländer rührten sich nicht. William ließ seine vorderen Linien, die Armbrust- und Bogenschützen, bis auf hundert Schritt Entfernung vorrücken, ehe er den Schussbefehl gab. Die normannischen Pfeile prallten von den englischen Schilden ab, die eine dichte Mauer bildeten, ohne den geringsten Schaden anzurichten, und sie wurden nicht erwidert. „Warum schießen sie nicht?“, murmelte William. Nichts rührte sich auf englischer Seite, nichts war zu sehen bis auf den dichten Schildwall, es war geradezu unheimlich. „Sie haben keine Bogenschützen, Monseigneur“, vermutete Roger von Montgomery. „Sie sind wohl in großer Zahl bei Catterick gefallen.“

    „Das fängt ja gut an“, grollte der Herzog. „Wenn sie nicht zurückschießen, heißt es, dass keine Pfeile rüberkommen, die unsere Männer aufsammeln können. Unsere Schützen werden in Windeseile mit leeren Köchern dastehen. Nehmt fünfzig Mann und reitet zurück nach Hastings. Holt an Pfeilen, was ihr tragen könnt.“ Montgomery nickte seinem Adjutanten zu, der die Zügel anhob und sein Pferd in Bewegung setzte.

    William hob die Hand, und ein Hornsignal gab den Befehl zum Vormarsch. Die Fußsoldaten der Hauptstreitmacht rückten auf ganzer Linie vor, pflügten langsam, aber unaufhaltsam bergan, brandeten gegen die vorderste Linie der englischen Truppen, und das Gemetzel begann. Waffenlärm erfüllte den klaren Oktobermorgen, große Staubwolken stoben auf, und ein durchdringendes Gebrüll erhob sich auf beiden Seiten. Die beiden Frontlinien schienen ineinander verkeilt, bewegten sich kaum. Doch schließlich brach der Gegenangriff der Engländer an der linken Flanke von Williams Truppen durch. Die Bretonen gerieten ins Wanken, wichen zurück, machten schließlich kehrt und flohen. Gegen Harold Godwinsons ausdrücklichen Befehl nahm der rechte Flügel seiner Armee unter seinem Bruder Gyrth die Verfolgung auf und gab damit die erhöhte Position auf dem Hügelkamm preis. William der Bastard schlug mit seinem Schwert auf den Schild. „Jetzt! Jetzt!“, rief er, heiser vor Aufregung und Kampfeswut, und zog mit zweitausend berittenen Normannen in die Schlacht.



    Als es Mittag wurde, hatte die Wiese sich in ein aufgewühltes Feld aus rotgefärbtem Schlamm verwandelt, auf dem abgetrennte Gliedmaßen verstreut lagen wie eine schaurige Saat. Und noch immer tobte die Schlacht unvermindert. Da erhob sich ein Schrei des Entsetzens unter den Normannen: „Der Herzog ist gefallen! Der Herzog ist gefallen!“

    „Oh heilige Jungfrau, steh uns bei“, stöhnte Bischof Odo, bekreuzigte sich, gab seinem Pferd die Sporen und ritt in die Schlacht. Er schwang seinen Bischofsstab, der mehr Ähnlichkeit mit einer Kriegswaffe hatte, über dem Kopf und befahl den Männern brüllend, ihre Stellung zu halten. Doch ehe noch Panik ausbrechen und das normannische Heer in einen kopflosen Haufen Fliehender verwandeln konnte, hatte der Herzog sich aus den Steigbügeln seines gestürzten Pferdes befreit und war unverletzt aufgesprungen. William schwang sich auf das nächstbeste Pferd und riss sich mitten im Schlachtgetümmel den Helm vom Kopf. „Seht!“, riefen die Soldaten um ihn herum. „Schaut mich an, Männer der Normandie“, erhob sich die Stimme des Herzogs laut. „William ist nicht gefallen! Gott steht mir bei, und mit seiner Hilfe werden wir bald den Sieg erringen.“ Er führte das Reliquiar kurz an die Lippen, dann stülpte er den Helm wieder über und wehrte Harolds gefürchtete housecarls ab, die sich gierig auf ihn gestürzt hatten, nachdem er sich so leichtsinnig zu erkennen gegeben hatte.

    Wenig später kehrten die entsandten Männer mit fünftausend Pfeilen aus Hastings zurück. Hoch schossen die Schützen ihre Pfeile in die Luft, so dass sie die Engländer von oben trafen, und bald stiftete der tödliche Pfeilregen Verwirrung unter den Gegnern. Die Reihen lichteten sich, und mit einem gezielten Angriff durchbrachen die normannischen Ritter den feindlichen Schildwall. Die housecarls bildeten einen schützenden Kreis um ihren König, doch der Angriff konzentrierte sich auf diesen Ring, der immer kleiner wurde. Vier Normannen brachen schließlich durch, preschten auf die königliche Standarte zu und hauten nieder, wer sich ihnen in den Weg stellte. Einer von Harolds Bannerträgern schlug einem der Ritter den Schildarm ab, ehe er selbst fiel. Schließlich stand Harold allein. Das Schwert in der rechten, die Axt in der linken Faust, so trat er ihnen entgegen, doch einer der Normannen gab seinem Schlachtross die Sporen und ritt Harold Godwinson nieder. Dann saßen sie ab, bildeten einen engen Kreis um den König von England und hoben gleichzeitig die Schwerter.

    Das war das Ende von König Harold. Die Schlacht bei Hastings am 14. Oktober 1066 war wohl eine der wichtigsten Gefechte in der Geschichte Englands. Offenbar hatte Harold den Überraschungserfolg der ersten Schlacht (gegen die Norweger) wiederholen wollen und hatte seine Männer deshalb so eilig nach Süden marschieren lassen. Einen guten Teil seiner Infanterie und seiner Bogenschützen hatte er dabei zurücklassen müssen. Das Ziel war es, Williams Heer zu attackieren, um es von seinen Schiffen abzuschneiden. Als Harolds Heer die Sussex Downs in der Nacht vom 13. auf den 14. Oktober erreichten, waren sie völlig erschöpft. William drehte den Spieß um, denn er erkannte seine Gelegenheit: Er befahl den sofortigen Angriff im Morgengrauen auf die ermatteten Truppen Harolds. Dessen Strategie war übertroffen worden. Harold war gezwungen, einem Feind, der sich keinen Aufschub mehr leisten konnte, mit erschöpften Truppen eine verfrühte Verteidigungsschlacht zu liefern.

    Mit rund neun Stunden Dauer ist die Schlacht von Hastings eine der längsten der mittelalterlichen Kriegsgeschichte. Und bis zum Einbruch der Nacht ließ der Herzog die fliehenden Engländer verfolgen und töten. Die Nacht verbrachte der siegreiche William auf dem Schlachtfeld, wo er sein Lager inmitten der verstreuten Leichen errichten ließ. Am nächsten Tag kehrte William nach Hastings zurück, um seine Truppen dort rasten zu lassen und die hinsichtlich der Unterwerfung eintreffenden Angebote abzuwarten.


    Nebenbei: Der norwegische König - den Harold zuvor besiegen konnte, bevor er selbst William unterlag - ist derjenige, der in Civ6 Eingang gefunden hat:


    Harald III. Hardrada
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    Geändert von Mark (26. November 2016 um 11:08 Uhr)
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  11. #101
    Rebellenschreck Avatar von Großadmiral Thrawn
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  12. #102
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    Hm... stimmt. Dabei hatte ich die Flügel besetzt, wie an den vorherigen Bilder sichtbar. Ich wüsste jetzt auch nicht, dass ich anschließend noch einmal Heere zusammengelegt oder sonst umgruppiert hätte. Ist aber auch schon einige Wochen her, dass ich das Bild gemacht habe.

    Apropos. Beim vorigen Beitrag startete ich zunächst mit Englands Harold und habe nach der Schlacht im Norden diesen Spielstand mit William geladen und fortgesetzt. Ansonsten landet die KI nämlich mit Harolds Armee in der Normandie, bevor man selbst mit William überhaupt in England landen kann.
    Geändert von Mark (28. November 2016 um 20:18 Uhr)
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  13. #103
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    Wilhelm der Eroberer

    Unter den Toten der Schlacht befanden sich auch Harolds Brüder, als konkurrierender Thronprätendent blieb im Grunde nur noch der zuvor erwähnte Edgar Atheling. Diesen Edgar wollten die beiden Grafen Edwin und Morcar sowie der Erzbischof Stigand (alle drei befanden sich zu der Zeit in London) offenbar auf den Thron hieven, um den Kampf gegen William fortzusetzen. Bei den nördlichen Grafen und den Bischöfen traf dieser Plan auf Widerstand. Es dauerte nicht lange, bis sich Edwin und Morcar in ihre Grafschaften zurückzogen und den mit der Lösung seiner Probleme beschäftigten Süden sich selbst überließen.

    England war politisch gespalten, wie es nach der Katastrophe von Hastings weitergehen sollte. Nach fünf Tagen hielt William den Aufbruch für angebracht. Über Dover zog der Herzog nach Canterbury, das ihm rasch seine Unterwerfung anbot. Doch Ende Oktober geriet der normannische Vormarsch ins Stocken. Die Versorgung der Truppen im Feindesland war schwierig, die Ruhr brach im Heer aus. Einen Monat sollte die erzwungene Pause dauern, sie brachte William aber gewisse Vorteile. Die volle Bedeutung der Schlacht von Hastings war nun fast überall erkannt worden, und die Gebiete von Kent , Sussex und Hampshire begannen sich nacheinander zu ergeben. Ende November 1066 war William auf diese Weise der Herr über den Südosten von England. London selbst aber blieb ihm in seiner Haltung rätselhaft und gefährlich. Er konnte London auf seinem Vormarsch nicht einfach ignorieren, die Stadt lag strategisch wie eine Spinne im Netz aus Handelsstraßen. Diesen Umstand nutzte William jetzt, marschierte überraschend rasch vor, besetzte die Umgebung Londons und kappte ihre Verbindungen nach außen.



    Die Ergebnisse offenbarten sich sofort. Nacheinander erschienen alle wichtigen Männer nun bei William – Stigand, Morcar, Edwin, Edgar Atheling und weitere – und unterwarfen sich, nachdem so viel Schaden angerichtet worden war. Und sie stellten Geiseln (diese Art der Diplomatie fehlt in CK2) und William versprach, dass er ein gnädiger Lehnsherr sein würde. Dies stellte eine formelle Anerkennung der bedeutendsten Männer Englands dar. Die Zustimmung auch der normannischen Feudalherren zur Thronbesteigung Williams war da auch schnell eingeholt. Mitte Dezember 1066 konnte der Herzog kampflos in London einziehen.

    Sofort wurden Vorkehrungen zu seiner Krönung getroffen. Endlich, am Weihnachtstag des Jahres 1066, wurde William, Herzog der Normandie, in der Westminsterabtei des Bekenners nach altem englischen Brauch zum König der Engländer gekrönt. Die Salbung erfolgte Erzbischof Aldred von York, der anstelle des schismatischen Stigand stand. Jedoch war dem Ritus eine Neuerung hinzugefügt worden. Der neue König wurde dem Volk von Erzbischof Aldred, der eine englische Ansprache hielt. Sowie von Bischof Geoffrey von Coutances, der eine französische Rede hielt, vorgestellt. Doch verursachten diese Reden einen unglücklichen Zwischenfall: die zur Bewachung des Münsters aufgestellten Söldnertruppen hatten die Schreie, mit denen das Volk den König begrüßte, missverstanden. Sie glaubten an einen Aufruhr und legten an den benachbarten Häusern Feuer. Es war ein unheilvolles Ereignis und rief in der Abtei Westminster selbst einige Unruhe hervor.



    Doch konnte nichts mehr die Konsequenz des Geschehenen rückgängig machen. Der Herzog der Normandie war nun König der Engländer.



    Das alles zählt zu der Vorgeschichte, wenn ich jetzt mit dem Startdatum 25. Dezember 1066 die Partie beginne. William regierte knapp 21 Jahre über England, das soll auch der ungefähre Zeitrahmen für die Story sein. Die Partie lasse ich einfach mal laufen, es gibt aber einige Ereignisse bzw. eine gewisse Agenda von William, die darin vorkommen sollen:

    • William entfernte die meisten Fürsten angelsächsischer Herkunft aus ihren Positionen
    • York und Nordengland waren Brennpunkte des angelsächsischen Widerstands, siehe unten im Bild: (1)
    • Auseinandersetzungen mit Malcolm III. von Schottland (2) und Sweyn von Dänemark
    • William war ziemlich misstrauisch und reagierte brutal auf Illoyalität
    • Williams hielt sich bevorzugt an seine alten Weggefährten und förderte sie
    • in Flandern (3) und der Bretagne (4) mischte sich William politisch/militärisch ein
    • mit Anjou gibt es wegen der Grafschaft Maine Auseinandersetzungen (5)
    • in späteren Jahren überwirft er sich mit seinem Sohn Robert und seinem Halbbruder Odo
    • die Grafschaft Vexin (6) ist der Zankapfel zwischen William und dem französischen König Philipp I.


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  14. #104
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    Wilhelm der Eroberer

    Der König und sein Königreich: Willelmus Rex

    Die Krönung in Westminster bedeutete für William nicht das Ende des Weges, den er zur Erringung der englischen Krone zurückgelegt hatte. Er musste seinen Anspruch nun auch zu verteidigen wissen. Immerhin war er ein Ausländer auf dem Thron, ein Normanne, der als König über ein angelsächsisches Volk herrschte. Die ersten Monate des Jahres 1067 ordnete William die Strukturen des Königreiches neu. Er führte Verwaltungen aus der Normandie in England ein und belohnte seine Weggefährten wie versprochen für ihre Unterstützung bei der Invasion, indem er sie reich mit Ländereien versorgte.

    Wilhelm FitzOsbern erhielt Gloucester, Roger Montgomery bekam Sussex, Robert Beaumont wurde Herr über Leicester, Wilhelm Warenne der Graf von Surrey, Ralph de Gael erhielt Norfolk. Seinen Halbbruder Odo, bereits Bischof von Bayeux, versorgte der König mit der Grafschaft Kent (rechts unten)



    Im Spiel ist Odo ausschließlich der Graf von Kent, und das ab Partiebeginn. Historisch war er weiterhin Bischof von Bayeux und wurde erst 1070 mit Kent belehnt.

    Man sieht bereits, dass sich die Invasion für die normannischen Fürsten prächtig lohnte. William teilte England unter sich und seinen Leuten auf. Die Verlierer dieser neuen Zeit waren die angelsächsischen Fürsten, wobei viele von ihnen bereits in den Schlachten des Jahres 1066 ihr Leben verloren hatten. Der Thronprätendent Edgar war nach Schottland an den Hof von Malcolm III. geflüchtet und lauerte auf seine Chance zur Rückkehr. Aelfwine, ein unehelicher Sohn des getöteten Harold hatte sich nach Irland abgesetzt und arbeitete ebenfalls an seiner Rückkehr.

    Nur fünf vom angelsächsischen Adel konnte William nicht ohne weiteres entmachten: zum einen die beiden Brüder Morcar und Edwin, die zusammen Nordengland beherrschten. Sie waren zu mächtig, als dass man sie einfach hätte zur Seite schieben können.



    Den politischen Sturm, der auf die Invasion folgte, überstand auch Waltheof. Trotz seiner angelsächsischen Abstammung beließ ihn der König in seiner Grafschaft Northampton. Der Grund hierfür blieb unklar. Vermutlich war Waltheof von großer Körperkraft, gleichzeitig aber charakterlich schwach. Dem neuen König aus dem Ausland hatte sich Waltheof willfährig unterworfen und sein Fähnchen in den Wind gehängt. Ansonsten war er zu schwach, um William I. gefährlich werden zu können, und das war wohl die Erklärung für seinen Verbleib.



    Und da waren noch die beiden wichtigsten geistlichen Fürsten Englands, die beiden Erzbischöfe von Worcester und Canterbury. Namentlich waren das Wulfstan – den William als Kaplan in seinen Rat holte und somit einzubinden versuchte – sowie der umstrittene Stigand. Schon bald zeigte sich, dass er zum Kristallisationspunkt der angelsächsischen Seite wurde.



    Und ist war die Liste der wichtigsten Fürsten, die William I. Ende 1066 unterstanden (die unteren Zeilen sind all jene Grafschaften, die William selbst sein eigen nennt). Hier sind ihre Abstammung und ihre Persönlichkeit, ihre Haltung zum König und ihre persönliche Macht zu sehen. Aufgrund dieser Faktoren wurde offenbar, welche der Fürsten durch den König gefördert oder eingebunden werden sollten – und wen William I. zu entmachten gedachte.

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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  15. #105
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    Wilhelm der Eroberer

    Im Jahre 1067 war die Lage für den König durchaus bedenklich. Die Aufgabe der Regenten FitzOsbern und Odo war nicht einfach. Sie besaßen zwar die wesentliche Herrschaft über den Südosten des Landes, und die förmliche Unterwerfung der obersten englischen Feudalherren verlieh ihnen überall den Anspruch auf Gehorsam, doch die Zustände waren nach den umwälzenden Ereignissen des Vorjahres unsicher.

    Im westlichen Teil des Landes stiftete ein Feudalherr namens Edric der Wilde in der Grafschaft Hereford eine Revolte an und rief die Waliser zu seiner Unterstützung herbei. Mehr als eine Art Beutezug kam dabei jedoch nicht herum. Auch in Kent fand eine Revolte statt, die aber besser organisiert war. Deren Rädelsführer riefen den Grafen Eustace von Boulogne zu Hilfe, der auch kam, sich aber nach einigen Misserfolgen wieder über den Kanal zurückzog. Unmittelbar danach weigerte sich die Stadt Salisbury, Williams Regierung anzuerkennen und leistete achtzehn Tage lang Widerstand, bis der König ihre alten Privilegien bestätigte. Darauf errichtete William I. innerhalb der Stadt eine Burg.



    Diese Revolten waren keine ernsten Gefahren für Williams Herrschaft. Auch wenn solche Aufstände zu Beginn sicher zu erwarten gewesen waren, so kamen sie für den König doch überraschend. Die Schuld daran gab William I. jenem Mann, der bereits im Rat seines Vorgängers König Harold die Position des Hofspitzels innegehabt hatte: Graf Morcar, den William sowieso zu entmachten vorhatte. Innerhalb des Rates war Morcar sowieso ein Unruheherd und Querulant, und so erfolgte die Enthebung von diesem sensiblen Amt wohl auch zu Recht.



    William I. fühlte sich von seinem angelsächsischen Vasallen hintergangen und absichtlich schlecht informiert. Morcar hingegen war durch seinen Rauswurf aus dem Rat gedemütigt und zählte spätestens jetzt zu den entschiedensten Gegnern des Königs: Meinung -94.



    Der König setzte seinen bewaffneten Umritt fort und erzwang von Cornwall und Gloucester ebenfalls die förmliche Anerkennung seiner Herrschaft. Offenbar hatte auch Bristol die neue Ordnung nun anerkannt. Denn als Aelfwine, der uneheliche Sohn Harolds, von Irland herüberkam, wurde er mit seinen Anhängern tatsächlich von den Bewohnern Bristols zurückgeschlagen. Aelfwine musste erkennen, dass er mehr Verbündete in England brauchte, um eine Chance gegen William zu haben. Er fand sie in dem gedemütigten Morcar sowie in dessen Bruder Eadwin, den der König ebenfalls brüskiert hatte, als er ihm die Übertragung eines Aftervasallen schroff verweigert hatte.



    Im Süden der Insel war Williams „Blitzkrieg“ erfolgreich gewesen. Das Osterfest des Jahres 1067 feierte er in Winchester und hielt zu Pfingsten in Westminster großen Hof, der von vielen englischen Standespersonen besucht wurde. Dorthin kam auch seine Gemahlin Mathilde, um feierlich zur Königin gekrönt zu werden. Die Ehe zwischen Mathilde und William war tatsächlich von Liebe geprägt, was beileibe keine Voraussetzung für eine Heirat darstellte. Seinerzeit dürfte es William als Herzog der Normandie darum gegangen sein, einen guten Verbündeten zu gewinnen, als er die Tochter des flandrischen Herzogs zur Frau nahm. Das Paar muss einen außergewöhnlich Anblick geboten haben, denn William war etwa 1,80 Meter groß (man hatte später seinen Oberschenkelknochen untersucht und war zu diesem Ergebnis gekommen), während Mathilde als kleinwüchsig beschrieben wird, vermutlich war sie etwa 1,20 Meter groß.

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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

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