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Thema: [Total War] Napoleon Bonaparte

  1. #1
    Registrierter Benutzer Avatar von Mark
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    [Total War] Napoleon Bonaparte

    Story-Übersicht von Mark

    Beendete Storys:

    Empire Sie trugen die Krone (2)
    Medieval 2 Sie trugen die Krone (1)
    Civ4 Eine civilisierte Geschichte Deutschlands
    Hearts of iron 2 In god we trust
    Shogun 2 Ein Spielbericht
    Civ 5 Noch eine Nephilim-Story
    Napoleon Total War: Napoleon Bonaparte
    Crusader Kings 3: Der Graf von Berg
    7 days to die: Zombiekloppen in Navezgane
    CK2/EU4: Mord rufen und des Krieges Hund entfesseln

    Laufende Storys:

    CK2/EU4: Schwer ruht das Haupt, das eine Krone drückt
    Victoria 3: Grundkurs VWL

    Abgebrochene Storys:

    Crusader Kings 2 Reges geminati
    Alpha Centauri: In jenen Tagen waren die Nephilim auf der Erde
    Crusader Kings 2: Vexilla regis prodeunt inferni (Verlust des Spielstands)
    Crusader Kings 2: Welfenstolz und Welfentrotz
    Planet Crafter: Der wandelbare Planet ist der Hauptdarsteller
    Geändert von Mark (17. Februar 2023 um 20:27 Uhr)
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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  2. #2
    Registrierter Benutzer Avatar von Mark
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    Spiel: Total War: Napoleon
    Fraktion: Frankreich, inklusive der Tutorials

    Quellen:
    • Neugebauer - Grundkurs Deutsche Militärgeschichte: Vom Kriegshaufen zum Massenheer
    • A.S. Manfred - Napoleon Bonaparte
    • David Chandler - Napoleon
    • Geo Epoche - Napoleon und seine Zeit

    Kapitelübersicht:

    I. Napoleon in jungen Jahren (1778-1796)
    - Die französische Revolution
    - Soldat der Revolution
    - Als Befehlshaber in Italien
    - Das Heerwesen in Österreich
    - Das französische Massenheer
    - Strategie und Taktik
    - Infanterie, Kavallerie, Artillerie, Versorgung
    II. Napoleons Feldzug in Italien (1796-1797)
    - Der Angriff auf das Königreich Piemont-Sardinien
    - Die Festung von Mantua
    - Dem Papste zuwider
    - Die Invasion Venedigs
    - Friedensverhandlungen mit Österreich
    III. Ägypten und Syrien (1798-1799)
    - Befehlshaber der Englandarmee
    - Die Pyramiden von Ägypten
    - Offensive in Syrien
    IV. Griff nach der Macht (1799-1804)
    - Staatsstreich
    - Die erste moderne Diktatur
    - Kaiser von Frankreich
    V. Von Austerlitz bis Tilsit (1805-1807)
    - Gegen Wien
    - Gegen Berlin
    - Die Kontinentalsperre
    VI. Russland (1807-1808)
    Geändert von Mark (13. Dezember 2013 um 15:33 Uhr)
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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  3. #3
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    "Immer allein, selbst mitten unter Menschen."
    Napoleon Bonaparte, 1786

    I. Napoleon Buonaparte in jungen Jahren (1769-1793)



    Napoleone Buonaparte (die Familie wird erst später ihre Namen französisch schreiben) kommt zu Mariä Himmelfahrt 1769 in Ajaccio als zweiter Sohn eines leichtfertigen Vaters und einer eisenharten Mutter zur Welt. Die Stadt an der Westküste Korsikas zählt bloß 4.700 Köpfe, ein Hafen für Korallenfischer, die Häute geschlachteter Tiere werden im Freien zum Trocknen aufgespannt, im Sommer stinkt es und die Malaria wütet. Die adeligen Buonapartes gehören zur Elite dieser provinziellen Welt - aber was heißt das schon?



    Korsikas 130.000 Einwohner sind Fischer, Bauern, arme Leute. Eine Welt der Clans, in der die Vendetta, die Blutrache, über Generationen fortgetragen wird. Die Insel gehörte 450 Jahre lang zur Stadtrepublik Genua, im 18. Jahrhundert nur noch ein Schatten früherer Größe. Im unzugänglichen Hinterland kämpfen Freischärler längst für ihre Unabhängigkeit. Als Vertrauter des Anführers Paoli ist der Vater Buonaparte mit dabei.



    1768 hat Frankreich dem taumelnden Genua die Insel abgekauft. In Paris sorgt man sich um den Mittelmeerhandel aus Marseille, befürchtet, dass Rivalen wie etwa Spanien das Chaos auf Korsika nutzen könnten, um dort Flottenbasen einzurichten, von denen aus sie in der Lage wären, Frankreichs Verbindungen zu kappen.

    So schickt der König einige Tausend Soldaten, um die Städte auf Korsika zu besetzen und den Unabhängigkeitskampf dort zu beenden. Paoli stellt sich mit etwa 1.000 Getreuen zur Entscheidungsschlacht, verliert, flieht ins Exil. Sein Vertrauter Buonaparte aber wird zum Kollaborateur. Er dient sich dem französischen Gouverneur an, drei Monate vor Napoleons Geburt - und der Sprössling wird hineinwachsen in die Spannung zwischen dem archaischen Korsika und dem prunkvollen Frankreich.

    Ein hohler Prunk allerdings. Ludwig XV. regiert einen Staat nahe am Bankrott. Hungerrevolten erschüttern das Land. 1763 ist Frankreich in einem Krieg Großbritannien unterlegen und hat neben mehreren Kolonien in Amerika auch viel Geld verloren. Im Absolutismus - der persönlichen Herrschaft des Monarchen über sein Reich - klaffen nun tiefe Risse. Der König ist ein Lebemann und unfähig, die Probleme des Landes zu lösen. Der Klerus besteht aus steuerbefreiten Pfründenjägern und der Adel aus einer winzigen Elite der Schmarotzer, stolz bis zur Dummheit - doch privilegiert, alle wichtigen Ämter unter sich aufzuteilen. Der dritte Stand ist die Masse des 25 Millionen Volkes, vom wohlhabenden Manufakturbesitzer bis zum Bettler sind alle politisch bedeutungslos. Sie sind belastet mit drückenden Steuern, um die Kosten etwa des Schlosses von Versailles und des verlorenen Krieges abzutragen. Frankreich ist am Vorabend einer Existenzkrise. Ein Staat, in den Bonaparte hineingeschleudert wird, als er neun Jahre alt ist.



    Denn Ende 1778 muss das Kind seine Heimat verlassen. Der Vater schickt ihn auf die von Franziskanern geleitete Militärschule von Brienne in der Champagne: Ein Institut, in dem Adelssöhne zum Militärdienst gedrillt werden. Dort liest Bonaparte vor allem politische Schriften.

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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  4. #4
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    Auf dem Thron sitzt inzwischen Ludwig XVI. - gutmütig, schwächlich, mit der Leitung der Staatsgeschäfte überfordert. Schon im ersten Regierungsjahr müssen seine Truppen eine Hungerrevolte blutig unterdrücken. Immer lauter wird die Kritik am Absolutismus. Als der Finanzminister 1781 - zum ersten Mal überhaupt - den Staatshaushalt publiziert, sorgen die horrenden Kosten des Hofes für einen Skandal in der Öffentlichkeit. Ludwig XVI. weiß sich nicht anders zu helfen, als den Minister zu entlassen. Bonaparte entwickelt in jener Zeit seine Verachtung für die "lächerliche Höflichkeit und Verschwendungssucht des Adels".



    Im selben Jahr entscheidet sich Bonaparte, seine Karriere bei der Artillerie fortzusetzen. Das ist eine moderne Waffengattung, und sie steht zudem im Ruf, dass dort, anders als etwa bei den Kavalleristen, hohe Geburt beim Vorankommen weniger zählt als Ehrgeiz und Können.



    Das erste Mal in Paris, an der Ecole Militaire: blaue Uniformen mit rotem Kragen, gute Kost, stundenlanger Drill. Er ist erst wenige Monate dort, als ihn die Nachricht ereilt, dass sein Vater gestorben ist. Bonaparte sieht sich nun als Oberhaupt seines Clans. Am 1. September 1785 tritt er seinen Dienst als Unterleutnant in einem Artillerieregiment in Valence an: 16 Jahre alt, schüchtern, ungeschickt in der Gesellschaft, mit wenig Lebens- und wohl gar keiner Liebeserfahrung. Kein Spieler, kein Trinker, wie viele der Kameraden. Dafür kämpft er sich abends in seiner Stube durch Bücher, liest die französischen Klassiker und eine Biographie Friedrichs des Großen. Der karge Lohn und die Sorge um seine Familie belasten ihn, aber er entwickelt bereits den Ehrgeiz, selbst einmal "in die Annalen einzugehen".

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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  5. #5
    Offiziell wahnsinnig Avatar von Goszul
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    Das Epos geht weiter!


  6. #6
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  7. #7
    yay! Avatar von Setcab
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    Sie/Ihr

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    (Civ 4 BASE 5.0): Die Geschichte des römischen Reiches (abgeschlossen)
    (Civ 4 BASE 6.0): Das Reich der Mitte auf dem Weg durch die Geschichte (abgebrochen)

  8. #8
    Registrierter Benutzer Avatar von Desperianio
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  9. #9
    Herzog von Arrakis Avatar von Azrael
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    Der Text kommt mir ja verdächtig bekannt vor.
    Shaka als die Mauern fielen.

  10. #10
    Je suis USA! Avatar von Ennos
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    Zitat Zitat von Azrael Beitrag anzeigen
    Der Text kommt mir ja verdächtig bekannt vor.
    Oben stehen die Quellen.
    Es grüßt euch der Kaiser der Vereinigten Staaten, Mansa von Mali, Samrat Chakravartin von Indien, König von Spanien, König von Baden, Sekretär des Deutschen Bundes, Sultan von Delhi, Sultan der Osmanen und Präsident der Vereinigten Arabischen Republik.


  11. #11
    Civ4 BASE Coder Avatar von rucivfan
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  12. #12
    Registrierter Benutzer Avatar von Xandulan
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  13. #13
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    Achtung Spoiler:
    I. Napoleon in jungen Jahren (1778-1796)
    - Die französische Revolution


    "Das Volk steht auf, der Sturm bricht los!"
    Theodor Körner, deutscher Dichter und Freiheitskämpfer (1791-1813)

    Die französische Revolution

    Das Epochenjahr 1789 beginnt für Bonaparte in Burgund: Sein Regiment ist inzwischen verlegt worden. Bonaparte wirkt wie ein etwas verwahrloster Offizier. Das erste Zittern des welthistorischen Bebens erreicht ihn im April. Im Frühjahr verbinden sich zwei lange schwelende Krisen. Da ist zum einen der Hunger, weil immer nach Missernten die Mehlpreise ins Unermessliche steigen. Da sind zum anderen die dramatischen Staatsschulden, die Ludwig XVI. schließlich dazu zwingen, die Steuern zu erhöhen. Doch diese Maßnahme ist für Frankreich so radikal, dass der König sie nicht einfach anordnen darf, sondern dafür die Zustimmung der Generalstände einholen muss - eines ehrwürdigen Gremiums, in das Klerus, Adel und Bürger ihre Vertreter wählen. Ludwigs Vorgänger regierten noch derart unangefochten, dass sie die Generalstände seit 1614 nicht mehr einberufen hatten. Doch die Schuldenlast ist inzwischen so groß und die Königsautorität von den Schriften der Philosophen und der Empörung der Öffentlichkeit über die Versailler Verschwendung dermaßen zermürbt, dass allein die Einberufung der Generalstände bereits Eingeständnis von Not und Niederlage ist.


    König Ludwig XVI. von Frankreich (1754-1793)

    Am 5. Mai 1789 treten sie zusammen. Aber das Gremium stimmt den Steuererhöhungen nicht zu, sondern entwickelt sich zum Forum der gärenden Unzufriedenheit im Land. Nach sechs Wochen erklären sich die Delegierten des Bürgerstandes sogar eigenmächtig zur Nationalversammlung. Deren Ziel ist die Ausarbeitung einer Verfassung, das Königtum in seiner Macht zu beschneiden und Frankreich gründlich zu reformieren.

    Es ist der Beginn der Revolution, der König ist hilflos. Am 14. Juli 1789 stürmen Pariser Bürger die Bastille, die Zwingburg im Herzen ihrer Stadt. Die Nationalgarde wird gegründet, eine aus Bürgern gebildete, dem König nicht länger loyale Armee in den Farben Blau-Weiß-Rot.

    Da der Adel das französische Offizierskorps im Ancien Regime dominiert, beraubt seine Entmachtung in der Französischen Revolution das stehende Heer seiner Führungsschicht. Hinzu kommt, dass bereits vor der Revolution zwischen den adeligen Offizieren und den Truppen eine tiefe Kluft besteht. Mit Beginn der Unruhen 1789 weigern sich Teile der Armee gegen die Bevölkerung mit Waffengewalt vorzugehen. So auch am 14. Juli 1789, als Revolutionäre auf der Suche nach Waffen das Symbol der Willkürherrschaft stilisierte Pariser Stadtgefängnis, die Bastille, stürmen.

    Am Abend desselben Tages willigt König Ludwig XVI. in die Bildung einer Bürgerwehr ein. Damit gibt er nicht das das wesentliche Instrument eines absoluten Herrschers, die kampfbereite Streitmacht, aus der Hand, sondern billigt zudem den Beginn einer Volksbewaffnung.



    Dieser Nationalgarde obliegt die Sicherung der inneren Stabilität, während dem stehenden Heer die Sicherung der äußeren Grenzen verbleibt. Mit dieser organisatorischen Neuerung geht auch eine gesellschaftliche Aufwertung des Militärdienstes einher. Der Dienst im stehenden Heer soll ausschließlich Freiwilligen vorbehalten sein - eine Forderung, die allerdings auch die meisten anderen absolutistischen Wehrverfassungen erheben und ebenso wenig durchzusetzen vermögen wie das revolutionäre Frankreich, das schon bald nach Beginn der Revolutionskriege 1791 die Aushebung durch das Los einführt. Die Aufnahme in die Nationalgarde aber bleibt den Bürgern mit dem an Besitz gekoppelten vollen Wahlrecht vorbehalten. Der Militärdienst bleibt so nicht länger eine Zwangsleistung der unteren Schichten, sondern soll auf diese Weise zum Ehrendienst werden. Als das stehende Heer durch Führungslosigkeit und Disziplinverlust immer weiter geschwächt wird, beschließt der Nationalkonvent die Formierung von Freiwilligen-Bataillonen aus der Nationalgarde im stehenden Heer.



    Am 26. August verkündet die Nationalversammlung die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte. Am 5. Oktober stürmen Marktweiber und Nationalgardisten das Schloss von Versailles, nötigen den König, mit ihnen nach Paris zu kommen. De facto ist Frankreich damit ein anderer Staat geworden, Ludwig XVI. ist in der Gewalt der Bürger. Eine allgemeine Wahl für das Parlament - den Konvent - wird vorbereitet, Experten arbeiten an Frankreichs erster Verfassung. Kleriker und Adelige verlieren ihre Privilegien. Auf dem Land zünden verbitterte Bauern die Schlösser ihrer Grundherren an.



    Bonaparte denkt während der Revolutionsmonate vor allem an seinen Clan und an Korsika. Während der Tumulte in Paris überzeugt er seine Untergebenen davon, nicht zu den Aufständischen überzulaufen und sich ruhig zu verhalten. Im September 1789 reist er zurück nach Korsika, denn dort wird das entstandene Machtvakuum nicht von Revolutionären genutzt, sondern von den Oberhäuptern eingesessener Familien. 1790 kehrt Paoli aus dem Exil zurück nach Korsika und triumphiert. Bei ihm geht der 20jährige Napoleon gleichsam in die Lehre: Im Parteienkampf saugt er die Techniken des Machtspiels auf und formt für sich das Ideal des entschlossenen, rücksichtslosen Politikers. Anfang 1791 wird es ihm auf Korsika aber bereits wieder zu eng und er kehrt zurück zu seiner Artillerieeinheit in Valence.

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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  14. #14
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    Aus seiner Einheit sind viele royalistische Offiziere ins Exil geflohen. Welche Karrieren tun sich da plötzlich auf! Bonaparte wird zum Leutnant befördert und erkennt, dass er in Frankreich womöglich eine noch viel einflussreichere Stellung einnehmen könnte als je auf Korsika. Aus dem verwahrlosten Soldaten wird ein politischer Offizier: Bonaparte tritt den radikalen Jakobinern bei. Jetzt erst kämpft er mit in der Revolution, und zwar auf Seiten ihrer fundamentalsten Verfechter. Die Jakobiner sind 1790 in Paris entstanden - eine Art Partei, in der sich Männer sammeln, die Frankreich in eine Republik verwandeln wollen. Bürgerliche Intellektuelle und Idealisten wie die Anwälte Robespierre und Danton. Sie werden unterstützt von Tagelöhnern und Habenichtsen, in denen tödlicher Hass gegen die Adeligen lodert.

    Allerdings sind die Jakobiner in der Minderheit. Viele Revolutionäre sind Handwerker, Händler, Notare - und nun zufrieden mit dem Erreichten. Sie sehen ihre Zukunft in einer konstitutionellen Monarchie.

    Den meisten Adeligen und Klerikern geht auch das noch zu weit, sie würden am liebsten zum Absolutismus zurückkehren. Manche fliehen, andere organisieren mit lokalen Anhängern den Widerstand gegen die Revolution, so in der entlegenen Atlantikregion Vendée.

    Der König, der entweder nichts tut oder im entscheidenden Augenblick das Falsche, entschließt sich in dieser unübersichtlichen Situation zur Flucht ins Ausland. Heimlich schleicht er sich in der Nacht des 20. Juni 1791 aus Paris, wird aber nur Stunden später schmählich gestoppt und unter den eisigen Blicken einer schweigenden Volksmenge nach Paris zurückeskortiert. Ein ungeheurer Prestigeverlust des Herrschers. Ludwig XVI. steht nun im Verdacht, ein Landesverräter zu sein, der sich absetzen wollte, um mit fremden Fürsten gegen das eigene Volk zu kämpfen.

    Und in der Tat: Der Monarch wollte bei den Herrschern von Österreich und Preußen Zuflucht und Hilfe suchen. Deren gekrönte Häupter erklären denn auch öffentlich, dass sie einmarschieren, sollte Ludwig ein Haar gekrümmt werden. Empörung in Frankreich, auch in der Armee. Die Soldaten leisten einen neuen Eid: Jetzt auf den Nationalkonvent, der König wird nicht mehr erwähnt. Bonaparte, tief beeindruckt vom feierlichen Ernst der Revolutionäre, schwört am 14. Juli 1791 in Valence.

    Im Inneren lodert der Streit zwischen den verschiedenen Fraktionen der Revolutionäre immer heftiger, außen braut sich ein Krieg zusammen. Ab 1792 wird aus Buonaparte wohl endgültig Bonaparte, weil er sein Schicksal mit Frankreich verknüpft. Zwar reist er im Frühjahr wieder nach Korsika, doch seine Sippe genießt nicht mehr das Vertrauen des Herrschers Paoli. Schließlich muss Napoleon am 11. Juni 1793 sogar vor aufgebrachten Anhängern Paolis fliehen, die seinen Familienbesitz verwüsten. Er rettet sich und seine Familie mit knapper Not nach Südfrankreich. "Man muss die Seiten wählen", schreibt er danach. "Es mag ruhig mit der Seite sein, die triumphiert, mit der Seite, die zerstört, plündert, niederbrennt. Es ist besser, zu essen, als gegessen zu werden."

    Tatsächlich wählt er ein Land im zweifachen Krieg. Denn schon am 20. April 1792 erklärte die Nationalversammlung Österreich den Krieg. Die Kämpfe gegen äußere Feinde sollen Einigkeit im Inneren erzwingen. Später folgen Kriegserklärungen an Preußen, die Niederlande, Großbritannien, Spanien und italienische Kleinstaaten. Das Kalkül aber, das zur Eröffnung der Feindseligkeiten führte, geht nicht auf. Denn in Frankreich herrscht keineswegs Einigkeit, in der Vendée flackert ein Aufstand. In Paris toben Machtkämpfe in den Reihen der Revolutionäre. Zweimal stürmt armes Volk den Palast des Königs, beim zweiten Mal wird die Leibgarde des Monarchen erschlagen und Ludwig XVI. zum Gefangenen gemacht. Bonaparte, zufällig gerade in Paris, wird Augenzeuge der Attacken. Sein Leben lang wird er die Macht des entfesselten Pöbels fürchten und verachten.

    Die in den Nationalgarden aufgestellten Truppen reichen jedoch weder qualitativ noch quantitativ zum Bestehen in den 1791 beginnenden Revolutionskriegen. Dass sie 1791 den preußisch-österreichischen Truppen nach dem Verlust des kurzfristig französisch besetzten Belgiens bei Valmy standhalten, ist weniger ihrem Können, als der Fehleinschätzung des preußischen Feldmarschalls von Braunschweig geschuldet, entfaltet aber eine beachtliche Signalwirkung. Gegen den äußeren Feind wird die Aushebung in Massen beschlossen, welche die Einberufung sämtlicher 18- bis 25jährigen zum persönlichen Militärdienst bedeutet und die früher mögliche Stellvertretung ausschließt. Die nicht wehrfähige Bevölkerung wird darin zur Unterstützung der Kriegsführung verpflichtet.



    Tatsächlich gelingt es, bis zu eine Million Soldaten zu mobilisieren und Frankreich bis Ende Juni 1794 militärisch zu sichern. Gegen den Bürgerkrieg, mit dem vor allem vom zentralen Revolutionsort Paris entfernte Regionen auf die Einberufung und die verschlechterten Lebensbedingungen gleichermaßen reagieren, beginnt die als Terreur bezeichnete Schreckensherrschaft des Revolutionstribunals unter Robespierres Führung.


    Maximilien Robespierre, französischer Revolutionär (1758-1794)

    Diese dient ebenso dem Machterhalt wie der Sicherstellung der Kriegsführung. Innenpolitische Feinde fallen den unter vereinfachten Prozessbedingungen rasch gefällten und vollstreckten Todesurteilen ebenso zum Opfer wie Hamsterer, welche die Kriegsführung durch das Zurückhalten von Lebensmitteln behindern.

    Die Revolutionskriege beginnen 1791/92 zu einem Zeitpunkt, als die französische Nationalversammlung durch die Auseinandersetzung zwischen der Partei der Girondisten (gemäßigte Republikaner) und der Jakobiner (radikale Republikaner) bereits stark zerstritten ist und sich die Monarchie durch den erfolglosen Fluchtversuch des Königs endgültig diskreditiert hat. Mit der von Frankreich ausgehenden Kriegserklärung sind verschiedene Interessen der einzelnen Gruppierungen verbunden. Die gemäßigten Kräfte hoffen von den drängender werdenden innenpolitischen Problemen abzulenken, die Radikalen sehen darin eine Möglichkeit, die Idee der Revolution zu verbreiten und Ludwig XVI. schließlich hofft auf eine Wiederherstellung alter Zustände durch die europäischen Monarchen. Mit drei Armeen rücken die kriegsbegeisterten Revolutionstruppen an die französische Grenze zur Schweiz, nach Metz und zur Grenze der österreichischen Niederlande vor. Dort werden sie durch einen österreichischen Angriff zurückgeworfen. Durch den Krieg und die mit ihm verbundene Bedrohung werden neben Paris auch die übrigen französischen Departements noch stärker als bisher politisiert. Die Niederlage gegen die österreichischen Truppen nährt den allgemeinen Verdacht, der König - immerhin ist seine Gemahlin Marie Antoinette eine Österreicherin - verteidige das Vaterland nur halbherzig und mache gemeinsame Sache mit den emigrierten Aristokraten. Zusätzlich wird dieses Gerücht noch durch die Forderung Preußens nach bedingungsloser Unterwerfung Frankreichs befördert. Im August wird die königliche Familie gefangen gesetzt, der König selbst im Januar 1793 aufgrund eines knappen Mehrheitsbeschlusses des Konvents hingerichtet. Die Radikalen um Robespierre errichten daraufhin ihre als Terreur bezeichnete Schreckensherrschaft.

    Außenpolitisch gelingt den Revolutionsheeren in der Kanonade von Valmy ein überraschender Erfolg gegen die preußischen Truppen. Wichtiger als der militärische Ausgang ist jedoch die von diesem Sieg ausgehende Signalwirkung. Der als Beobachter anwesende Johann Wolfgang von Goethe kommentiert später: "Von hier und heute aus geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen". In rascher Folge marschieren die Revolutionstruppen über die Landesgrenze und besetzten Teile von Belgien, Speyer, Worms und Mainz. Zwar hat die Nationalversammlung beschlossen, dass "die französische Nation auf jeden Eroberungskrieg verzichte und dass sie nie ihre Macht gegen die Freiheit irgendeines Volkes gebrauchen werde". Da die besetzten Gebiete jedoch zu absolutistisch regierten Fürstentümern gehören, wird nun argumentiert, dass diese nicht als frei anzusehen seien und gerade durch die Okkupation ihre Freiheit zurück erhielten. Finanzminister Cambon bringt es auf die griffige Formel: "Krieg den Schlössern, Friede den Hütten!" Gemäß dieser Logik erhalten die "befreiten" Gebiete zunächst den Auftrag, sich selbst Verfassungen zu geben. Der innenpolitische Gedanke der Volkssouveränität wird so in die Außenpolitik übertragen. Mit Fortdauer des Krieges dominieren jedoch zunehmend machtpolitische Erwägungen. Mit der Notwendigkeit, die Revolutionsheere zu unterhalten, begründen immer stärker finanzielle Erwägungen die Politik der Besatzungstruppen gegenüber der Bevölkerung der eroberten Gebiete. Vielerorts - wenn auch keinesfalls überall - werden die in den Systemwechsel gesetzten Hoffnungen enttäuscht.

    Im Herbst 1792 setzen sich die Jakobiner durch: Frankreich wird am 25. September zur Republik erklärt. Am 21. Januar 1793 endet Ludwig XVI. unter der Guillotine. In Paris überziehen die Jakobiner ihre Gegner innerhalb der Revolutionäre mit politischem Mord, in die Provinzen entsenden sie Armeen gegen Aufständische. Die terreur nimmt zu, die Herrschaft durch Angst.

    Die Hinrichtung Ludwigs XVI. ist der Anlass für den Abbruch der diplomatischen Beziehungen Englands mit Frankreich, dem die Kriegserklärung Frankreichs gegen England, Spanien und die Niederlande folgt. Aus dem bereits bestehenden österreichisch-preußischen Bündnis wird unter Englands Führung eine antifranzösische Koalition, der auch Russland, Neapel, Sardinien und Portugal beitreten. Die englische Seeblockade französischer Häfen schwächt dessen angespannte Ökonomie weiter und radikalisiert die Innenpolitik.

    Das Überlaufen des den Girondisten zuzurechnenden Generals Dumouriez zu den Österreichern infolge militärischer Fehlschläge in Belgien liefert den Jakobinern das nötige Argument zum Kampf gegen ihre innenpolitischen Feinde. Frankreich wird von einem Bürgerkrieg heimgesucht, der durch die äußeren Kampfhandlungen nachhaltig beeinflusst wird. Insbesondere im Juli 1793 verschärft eine Reihe von Krisen die bereits bestehenden Probleme: Die Ermordung Jean Paul Marads durch eine fanatische Anhängerin der Girondisten, der österreichische Vormarsch in Belgien, der Verlust von Mainz sowie militärische Erfolge der Koalition in Savyen und den Pyrenäen. Royalistische Aufstände in Lyon, Marseille und der Vendée müssen niedergeschlagen werden, grausame Massenhinrichtungen folgen.

    Infolge von Bürgerkrieg und Terreur verbreitet sich eine zunehmende Desillusionierung und Revolutionsmüdigkeit in der französischen Bevölkerung. Gepaart mit Versorgungsproblemen flammen neuerliche Aufstände auf, die jedoch vom Militär wiederum niedergeschlagen werden. In dem Maße, in dem sich die schwache Staatsspitze, das Direktorium, in Verruf bringt und nur noch mit Unterstützung der Truppen an der Regierung bleiben kann, wächst die Bedeutung der Militärs. Denn in der Erfüllung ihres vom Nationalkonvent erhaltenen Auftrags, die "natürlichen" Grenzen Frankreichs herzustellen, sind sie äußerst erfolgreich. Die Steuereinnahmen aus den besetzten Gebieten machen inzwischen ein Viertel der Jahreseinkünfte aus, eine Seite der Besatzungspolitik, die mehr und mehr an Bedeutung gegenüber den ursprünglichen ideologischen Motiven gewinnt.

    Die drangsalierte Bevölkerung des südfranzösischen Toulon vertreibt im Sommer 1793 die Jakobiner aus ihrer Stadt und gewährt britischen und spanischen Schiffen den Zugang in ihrem Hafen. Für die Jakobiner ein unerhörter Prestigeverlust und eine tödliche Bedrohung, denn die wichtigste Flottenbasis ist plötzlich in der Hand des schlimmsten Feindes. Die Regierung schickt 12.000 Soldaten unter Führung von Jean-Francois Carteaux - einem so eitlen wie militärisch ahnungslosen, jedoch brutalen Truppenführer. Er nimmt am 24. August 1793 das ebenfalls abtrünnige Marseille ein und veranstaltet dort ein wahres Strafgericht. Danach wendet Carteaux sich Toulon zu. Zufällig zählt dort zu den Verletzten eines ersten Scharmützels der Kommandeur der Regierungsartillerie. Und zufällig kreuzt Tage später ein anderer Artillerieoffizier den Weg von Carteaux.



    Bonaparte ist nach seiner Flucht von Korsika dem 4. Artillerieregiment in Nizza zugeteilt und zum Hauptmann befördert worden. Nun stürzt er sich in den innerfranzösischen Machtkampf, wie er es auf Korsika kennengelernt hat: rücksichtslos, polemisch, geschickt. Um den Jakobinern zu gefallen, veröffentlicht er im Juli 1793 ein Pamphlet, in dem er abtrünnigen Städten indirekt mit der völligen Zerstörung droht. Zu den Lesern des Traktats gehört Robespierre. Der ist entflammt von der Rücksichtslosigkeit, die der Text propagiert - und fördert fortan dessen Verfasser. So ist es also eine politische, nicht eine militärische Tat, mit der Napoleon erstmals bei Frankreichs Mächtigen auf sich aufmerksam macht. Am 16. September 1793 ist Bonaparte zwar bloß zufällig in der Nähe von Toulon. Er soll bloß eine Nachschubladung Pulver bis nach Nizza geleiten. Doch es ist eben kein Zufall, dass Carteaux ihn zu seiner Belagerungsarmee als Ersatz für den verwundeten Befehlshaber der Artillerie abkommandiert. Robespierre hat sich nämlich für ihn eingesetzt. Da es in diesen Tagen lebensgefährlich ist, dem Wunsch Robespierres nicht zu entsprechen, ist Napoleon bereits vier Wochen später Major.
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  15. #15
    La liebre de la muerte Avatar von Newly
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