Im Jahre 1052 drehte sich der Wind nämlich. In einem Streit zwischen Herzog William und dem Grafen Geoffrey von Anjou um die Grafschaft Maine ergriff König Heinrich I. Partei für Geoffrey. Maine gehörte zwar faktisch zum normannischen Herzogtum, war de jure jedoch kein Teil der Normandie, wie das folgende Bild belegt.
Die Bildung dieser feindlichen Koalition hatte schwere Auswirkungen auf den Zusammenhalt in der Normandie. Mitten in einer Belagerung ließ Williams Onkel, Graf Wilhelm von Arques, das herzogliche Heer im Stich und kehrte in seine Heimat zurück. Offenbar erhoffte er sich dort eine unabhängige Stellung innerhalb der Normandie, wenn er schon nicht Herzog sein konnte. Bald scharten sich weitere unzufriedene Herren hinter ihm. Sollten diese Opposition und das Bündnis zwischen König Heinrich und Graf Geoffrey sich vereinigen, wäre Williams Position als Herzog mehr als gefährdet gewesen.
William belagerte Arques und nahm die Burg ein. Das war wichtig, aber nicht die Entscheidung. Schon traf Graf Geoffrey von Anjou seine Vorbereitungen, rebellierten zahlreiche Feudalherren in der Normandie. Der französische König fiel mit seinem Heer in Evreux ein und plünderte die Grafschaft. In diesem Heer befand sich Guy, der Graf von Ponthieu, der den Tod seines Bruders bei der Belagerung der Burg von Arques rächen wollte. In einer Schlacht gegen das königliche Heer siegten Williams Männer, vertrieben die Feinde und nahmen Guy de Ponthieu gefangen. Nach der Niederlage des Königs zog sich auch der Graf von Anjou zurück. Somit verlor der in der Verbannung lebende Graf Wilhelm von Arques jede Hoffnung auf eine Rückkehr. William hatte erneut gesiegt.
Drei Jahre später entstand 1057 die Koalition zwischen dem Grafen von Anjou und dem französischen König erneut. Wieder griffen sie gemeinsam die Normandie an und wollten sie umfangreich verwüsten. William zögerte erst, bewies dann aber Gespür für den richtigen Zeitpunkt seines Gegenangriffs. Die von Plünderungen übersättigten Angreifer erreichten den Fluss Dives bei der Furt von Varaville und begannen sie zu überqueren. Als ein Teil des Heeres das andere Ufer erreicht hatte, machte die steigende Flut das Nachkommen des Restes unmöglich. Darauf griff William die Zurückgebliebenen erbarmungslos an und richtete ein Blutbad unter ihnen an. Die Verluste der Franzosen war so schwer, dass dem König nur ein eiliger Rückzug blieb. Nie wieder sollte er an der Spitze einer feindlichen Armee in die Normandie einfallen.
Gegen Geoffrey brachte William nun einen neuen Verbündeten in Stellung. Denn als Geoffrey Maine besetzt hatte, vertrieb er den Grafen Hugo IV. und dessen Sohn Herbert. Nachdem Hugo gestorben war, wandte sich Herbert vertrauensvoll an Herzog William. Der versprach seine Tochter mit Herbert zu verheiraten, Herbert verpflichtete seine Schwester Margarete, Williams Sohn Robert zu heiraten. Dazu kamen sie überein, dass im Falle einer Kinderlosigkeit die Grafschaft Maine nach dem Tode Herberts dem Herzog der Normandie zufallen würde. Herbert sollte für William im Westen den Krieg um Maine fortsetzen.
William wandte sich der Auseinandersetzung mit König Heinrich I. zu. Es ging um den Vexin, jenes Gebiet des Königs nördlich von Paris (siehe vorheriges Bild, zwischen dem Heer und Paris gelegen), auf das der Herzog Anspruch erheben konnte. Beide Kriege, jener um Maine und jener um Vexin, zogen sich ohne eine Entscheidung bis 1060 hin, dann veränderte das Schicksal die Lage zugunsten von William. Am 4. August 1060 starb König Heinrich I. und hinterließ Frankreich der Obhut seines Sohnes Philipp, der unter der Vormundschaft von Williams Schwiegervater Baldwin V. von Flandern gestellt wurde (William hatte etwa 1051 Baldwins Tochter Matilda trotz eines vorläufigen Verbots des Papstes geheiratet).
Und am 14. November 1060 starb Geoffrey von Anjou, sein Tod befreite William von seinem größten Rivalen im Westen und stürzte Anjou und Maine in einen Bürgerkrieg, der dem normannischen Herzog zum Vorteil gereichen konnte.
William hatte eine gefährliche Zeit hinter sich gebracht. Er hatte sich aus der Abhängigkeit des französischen Königs befreit, einem gemeinsamen Angriff aus Paris und Anjou standgehalten und seine Gegner überlebt. Er war nun knapp über dreißig Jahre alt und verfügte über einiges Prestige. William vergaß nicht, wer ihm in diesen schwierigen Zeiten die Treue gehalten hatte. Überhaupt stützte er sich zeitlebens, auch als König von England, auf diese Gefährten aus alten Zeiten. Seine Vertrauten waren unter anderen:
Das Haus Tosny in der Mittelnormandie, dessen Oberhaupt Ralph III. im Jahre 1054 an Williams Seite an dem Feldzug gegen den französischen König teilgenommen hatte. Der Sohn von Ralph hieß ebenfalls Ralph (Ralph IV. von Tosny).
Zwanzig Meilen westlich von Tosny herrschte das Haus Beaumont unter dem Vicomte Roger, das mit den Tosny im Streit lag. Seine beiden Söhne hießen Robert und Heinrich, sie wurden später große Landbesitzer in Leicester und Warwick.