Von alten und neuen Feinden
Nachdem das Lagerfeuer heruntergebrannt ist, ebenso wie die erste, zweite und dritte Pfeife des großen Häuptlings, hebt Sitting Bull die Hand, um der palavernden Menge Einhalt zu gebieten. Er steht nicht extra auf, um Anweisungen zu geben, immerhin ist er Sitting Bull
Gebanntes Schweigen folgt der gehobenen Hand.
'Hugh !' sagt der große Häuptling.
Was auf Lakota soviel bedeutet wie: Ihr habt euch jetzt die Köpfe heiß geredet wie die Squaws, wenn sie über ihre Männer schwätzen, und währenddessen hat Schwester Sonne einen ganzen Lauf über Manitus Himmel gemacht. Wenn wir hier nicht bald was zustande kriegen, wird Manitu die Bäume um uns herum in IKEA-Möbel verwandeln und ich werde mir heute Nacht meinen faltigen Hintern abfrieren und das wird euch nicht gefallen, denn dann kriege ich schlechte Laune. Also errichtet jetzt endlich die verdammten Tipis im Nordwesten.
Was der Stamm dann selbstverfreilich auch sofort tut...
Und kaum sind die ersten Tipis aufgestellt, geht bereits die nächste Diskussion los.
'Die Bäume müssen weg, die stehen nur im Weg rum !'
'Muscheln, wir brauchen Boote für die Muscheln !'
'Arbeiter, wir brauchen Arbeiter !'
'Gibt's hier eigentlich Pferde ?'
Was sind Pferde ?'
Der einzige Erkunder kann es nicht länger mit anhören und läuft Richtung Nordost los, um auch direkt in einem Dorf über 61 zu stolpern, die er seinem Häuptling mitbringen wird
Bull seufzt innerlich, während er vor seinem Tipi sitzt und zumindest weiß, daß er heute Nacht nicht frieren muß, denn er hat vor dem Eingang ein weiteres Feuer entzündet. Sein Stamm besteht aus kleinen Kindern, so hat er manchmal den Eindruck.
'Dann sag deinen Kindern mal, daß wir erst einen Krieger brauchen,' spricht eine Stimme plötzlich hinter ihm aus dem Zelt.
Sitting Bull bleibt philosophisch gelassen, es ist nicht das erste Mal in seinem Leben, daß er Stimmen hört. Bei dem Kraut, das er da ständig raucht, ist das auch kein Wunder
'Ihr seid der Abgesandte Manitus, der mir in meiner Vision verkündet wurde ?'
'So sieht das aus, großer Häuptling. Die Welt ist voller Feinde da draußen und euer Volk wird untergehen, wenn ihr es nicht stärkt und führt.'
'Oh, ich habe bereits eine klare Vorstellung von der Welt im Allgemeinen und den darin vorkommenden Feinden im Speziellen, und ich weiß auch, daß meinem Volk Gefahr von den Bleichgesichtern droht...'
'Dreh dich mal um, Häuptling !'
'Oh...'
'Dir droht nicht von allen Bleichgesichtern Gefahr, nur von allen, die nicht wie wir von Manitu gesandt wurden. Und zwar ganz gleich, welche sonstigen Hautfarben diese Typen noch haben mögen. Und jetzt müssen wir uns unterhalten, damit dein Stamm hier keinen Fehlstart hinlegt.'
Woraufhin Sitting Bull nur wenig später wiederum seine Hand erhebt und ebenso seine Stimme, um zu seinem Volk zu sprechen.
Wieder wartet das Volk gebannt auf seine Worte.
'Hugh !' sagt der große Häuptling.
Was auf Lakota soviel heißt wie: Ihr habt die Zungen von Waschweibern und den Verstand eines papoose !
Wenn wir nämlich jetzt einen Arbeiter ausbilden, steht der hinterher ungefähr 30 Wochen rum und hat überhaupt nichts zu tun, der Kerl. So schnell können wir gar nicht forschen.
Und deswegen brauchen wir auch zuallererst mal keine verdammten Fischerboote. Wir brauchen Bergbau und Äxte, mit denen man was umhauen kann, speziell diese ganzen Bäume. In der Zeit bilden wir Krieger aus, denn das Volk braucht Augen und Ohren. Und dann lassen wir die Siedlung wachsen, denn was sollen wir sonst tun, solange das Fernsehen, Star Trek und der destillierte Alkohol noch nicht erfunden sind ?!
Und so geschieht es dann auch, denn wer wollte das Wort des großen Häuptlings anzweifeln ?
Und Manitu - oder SID - scheint diesmal tatsächlich wohlwollend auf den Grafen herabzulächeln, denn nur wenige Meter Richtung Nordost trifft unser Erkunder auf...
...diesen Mann.
'Ist er gefährlich, Bruder Graf ?'
'Oh ja, das ist er tatsächlich, Häuptling. Aber es sind nicht seine Waffen oder sein Kriegerwille, die ihn gefährlich machen. Er ist mehr ein Philosoph, so wie ihr. Und eigentlich ein völliger Peacer.'
Woraufhin sich Gandhi zur angebotenen Friedenspfeife niederläßt und der indianische Krieger weiterzieht.
Nur wenig später vergrößert sich erstmalig der Einfluß des kleinen Indianerdorfes und aus dem südlich gelegenen Dorf...
...erhalten wir doch tatsächlich weiteres Wissen statt z. B. einer riesigen Summe Goldes, mit der wir dieses Zeug und noch mehr selber hätten erforschen können
440 Jahre - wie die Zeit vergeht - nach Gründung des Dorfes erfindet irgend jemand den Buddhismus und beginnt, dicke goldene Männer anzubeten.
Und Schlag auf Schlag melden sich die nächsten Konkurrenten des Waldkontinents bei Sitting Bull. Da ist der so harmlos erscheinende Maya...
'Der ist auch gefährlich, der forscht wie blöd, führt keine Kriege und baut Millionen von Kulturwundern oder fliegt ins All.'
Und ein weiterer Forscher vor SID meldet sich...
'Der raucht Pflanzen, die lustige Auswirkungen haben
Und trotzdem ist er immer so griesgrämig. Und er steht völlig auf Landbesitz. Der ist auch gefährlich !'
Davon ist Bully gar nicht begeistert, denn er raucht seine Pflanzen gerne selbst. Und außerdem ist ihm das Konzept von Land'besitz' ohnehin vollkommen unverständlich, der philosophische Unterbau der Indianer ist da deutlich anders gelagert.
[...]