Hintergrund und Einordnung:
Nachdem die drei Magier unter ihrem Führer Rhikad nim'Ra auf der Wüsteninsel der Dunkelelfen landeten, bekam es der Führer des dunkelelfischen Magierordens, Thales isz'Ra, mit der Angst zu tun, wusste er doch, dass seine Intrige damals Rhikad ins Exil getrieben hatte. Er versammelt die führenden Ordensmagier im Turm von Akiys'Ra, um die Eindringlinge mit einem großen Ritual zu vertreiben, wobei er aber übersieht, dass der Turm seine Macht dem Land raubt... und da dies nur noch Wüste ist, würde der Turm alle Lebewesen auf der Insel aussaugen. Die Helden müssen also eingreifen, um das Ritual zu verhindern.
Dorthin ist die Elfe Taira mit ihrer Katze Grisu unterwegs, als sie plötzlich auf das sprechende Erdhörnchen Xeric trifft. Nachdem es diesem gelungen ist, nicht von der Katze verspeist zu werden, treffen die beiden am Turm auf zwei Wachen. Panisch packt Taira Xeric und schleudert diesen in Richtung eines Feindes...
(...)
Das kleine braunpelzige Etwas quiekte panisch, als es durch die Luft geschleudert wurde, und fand sich wenig später im Gesicht eines Wachmannes wieder.
Er blickte auf und für einen Moment trafen sich die Blicke des Erdhörnchens und des Wachmannes, während Xeric in eineinhalb Meter Tiefe stürzte.
Doch überstand es den Sturz bemerkenswert unbeschadet, prallte auf dem Boden ab wie ein Flummi und sprang mit einem großen Satz nach oben...
...direkt an die Kehle des staunenden Wachmannes.
"Todesblitzender Doppelklingen-Ruckzuckhieb der Ewigen Flammen!", schrie er, und sein kleines Zweihänder-Messer begann grellweiß zu leuchten.
Gierig stürzte es in den Hals des Wachmannes und trennte ihn sauber vom Rumpf. "Jihaaaaah!", schrie das Erdmännchen, als er kurz auf der Schulter zwischenlandete, bevor er sich auf ein neues Opfer stürzte.
(...)
"Ha... Tödlicher Todesbringer des absolut ultimativ tödlichen Todes!"
Von der Schulter seines Opfers stürzte Xeric sich auf Nummer 2. Doch was war das? Sein kleines, leuchtendes Schnetzelmesser hatte Risse bekommen und zerbrach mit einem lauten "Doink!".
'Verdammt, das ist wegen des uncoolen Angriffsspruches.', dachte sich das Erdhörnchen.
Aber das machte nichts.
"Vollkommen krasser Ultraspeed!", schrie er und sah kurz darauf, dass sich die Welt draußen nur noch in Zeitlupe bewegte. Gut... Die Zeit würde er brauchen.
Schnell zog er aus seiner Tasche Tesafilm und eine Angelschnur, nahm sich den Speer und das Kaugummi des Gefallenen, dazu noch ein halbes Hühnchen, das zufälligerweise in der Gegend war, und eine Handvoll Sägespäne. Er kombinierte die Sägespäne mit dem Kaugummi, um daraus einen massiven Holzbalken zu bekommen, befestigte die Angelschnur mit dem Tesafilm an beiden Enden und legte dann den Speer, den er mit ein paar Federn des Hühnchens verfeinert hatte, in den überdimensionierten Bogen ein.
Dann ließ er die Wirkung des Zaubers fallen.
Mit einem irren Kriegsschrei stürzte sich die Wache nun sehr viel schneller auf das Erdhörnchen. Doch das grinste nur und drückte ab.
Einer weniger.
(...)
Das kleine Erdhörnchen verschnaufte. Dieses Kämpfen war einfach so total anstrengend. Jetzt hatte es so richtig Lust auf ein Bier... Ihm lief das Wasser im Munde zusammen, als er an echtes dakarisches Zwergenbier dachte, so kühl, so herb, so wunderbar erfrischend.
Ja, das hätte doch was, jetzt ein Bier. Und weil ihm gerade langweilig war, begann er damit, dem Opfer des Tigers, das sich am Boden krümmte, von echtem zwergischen Starkbier aus der fürstlich-dakarischen Hofbrauerei zu erzählen.
"Hey, du, hättest du nicht auch jetzt Lust auf ein Bier? So auf ein echtes zwergisches Starkbier von Dakarbräu? Das ist doch so ein Wohlgenuss. Ja, die von Dakarbräu verstehen es wirklich, aus der Natur den besten Geschmack zu entlocken. Musst du mal probiert haben. Danach möchtest du echt nichts anderes mehr.
Übrigens, für jedes Fass "Zwergischem Starkbier" rüstet Dakarbräu einen Söldner aus. Das ist doch mal echt was Gutes: Genuss und Einsatz fürs Vaterland. Was will man denn mehr?"
Das Erdhörnchen begann damit, die Werbehymne der Dakarbräu zu summen, bis ihm noch etwas vollkommen Wichtiges einfiel:
"Übrigens, Zwergisches Starkbier von Dakarbräu gibt es auch als 'Alkoholfrei'."
Von irgendwoher kam ein unauffälliger Mann in noch unauffälligerer Kleidung und drückte dem Erdhörnchen, als niemand hinsah, einen absolut ober-unauffälligen Koffer voller Geld in die Hand. Komisch nur, dass darauf das Logo von Dakarbräu war.
Xeric grinste. Jetzt wär' echt Zeit für ein Bier.
(...)
Oh nein, was für ein Schock. Frauchen ging zu Boden.
Xeric war schockiert. Dies war doch ein normaler, namenloser Statist. Wie konnte der dann eine Person besiegen, die zweifelsfrei als wichtig zu erkennen war?
Das ging doch alles gar nicht.
Mit einem bösen Blick und unter einer ganz langsamen Kamerafahrt wandte sich Xeric der Wache zu und blickte ihr mit einem funkelnd bösen Blick direkt in die Augen. Ein Moment schien das Schlachtfeld erstarrt.
"Ich kann Mikado."
"Zeig's mir!", antwortete die Wache genauso ruhig. Dann, mit einem vollkommen irre klingenden Kampfgequietsche, stürzte sich Xeric auf seinen Gegner, zog die Kettensäge und warf sie mit einer schnellen Handbewegung an. "Wrumm, wrumm", tönte der Apparat, als Xeric auf seinen Gegner zusprang.
Das Kettenblatt traf die Haut des Opfers und... zersprang. Mit einer kleinen Explosion und großer Rauchwolke löste sich die Waffe in Nichts auf.
Die Wache lächelte. "Du hast vergessen, eine Attacke anzusagen." Dann, mit einem "Schmetterkick!", trat sie zu.
Das kleine Erdhörnchen wurde in hohem Bogen durch die Luft geschleudert und knallte gegen einen Baum. (Ja, mitten in der Wüste! Keine Widersprüche!) "Autsch!", dachte es sich, schüttelte sein Fell aus und wandte sich wieder dem Gegner zu, der ziemlich nah war.
"Jetzt leichts. Du hast mich geleizt.", splach es mit velstelltel Stimme und holte hinter seinem Rücken sein ultracooles Stirnband hervor. "Lass uns nul lichtig kämpfen!"
Blitzschnell rannte es auf seinen Gegner zu und sprang. "Ninja Tigel Ultla Kick!"
"Haaaalt, Moment!" Die Szene stockte, und der Spielleiter wandte seinen Blick auf die Wache, während das Erdhörnchen sprichwörtlich in der Luft hing.
"Ja, was gibt es denn?", fragte also sein Spieler mürrisch.
Die Wache hatte aber indes ein großes Buch hinter seinem Rücken hervorgerufen und blätterte nun darin. Dann hatte sie gefunden, was sie suchte: "Hier, ich hab's. Seite 137, Grundregelwerk. Der Ultra Kick ist eine Zornattacke, aber Xeric hat im Moment doch gar keine 200 ZP für diese Attacke." Xerics Spieler knurrte. "Du hast mich gerade durch die halbe Landschaft gekickt, da werde ich doch wohl die paar Punkte haben." - "Eben nicht!", sagte die Wache triumphierend - "Da Xeric nämlich ein Held ist und ich im Moment nur eine namenlose Wache, hat meine Attacke gar keinen Schaden angerichtet. Das er durch die Gegend geflogen ist, lag nur am Realismus, richtig, Herr SL?" Damit zoomte die Kamera auf den armen, kleinen Spielleiter, der so viel Aufmerksamkeit gar nicht wollte. Deshalb gab er nur ein "Du wirst schon recht haben, aber nun gib' Ruhe!", nur um wieder aus dem Bild verschwinden zu dürfen.
Die Wirkungen für Xeric waren verheerend. Das kleine Erdhörnchen stürzte wie ein Stein zu Boden, direkt vor der Wache, und weil diese gerade nichts anderes zur Hand hatte, schwang sie ihr Regelbuch und knallte das Erdhörnchen schon wieder an den Baum. Nun war es richtig sauer. Und das sagte es auch.
"Jetzt bin ich aber richtig sauer! Renne lieber schleunigst davon."
Doch das beeindruckte die Wache keineswegs. Nein, sie hatte im Gegenteil einen weiteren Gegenstand zur Hand, den sie dem unglücklichen Gegner entgegen warf.
"Pokéball, los!", war das letzte, was Xeric hörte, als er in der kleinen Kugel verschwand. Ein paar mal wippte der Ball noch hin und her, dann war Ruhe.
Wache: 2. Helden: 0.
[Xeric - Nicht in Kansas]
Er erwachte in einem komischen Raum mit einer komischen Einrichtung und einem komischen Typen ihm gegenüber. Ihm war irgendwie... komisch? Ja, so könnte man es beschreiben.
"Xerqukl nahheriua juzri jhdsi", sprach diese Gestalt. Und aus den Untertiteln las er: "Guten Morgen, Xeric. Endlich seid ihr erwacht!" Was sollte das alles?
Er sah sich verwirrt um, und irgendwie machte es plötzlich Sinn. Er saß an einem langen Tisch, und diese komische Gestalt ihm gegenüber. Vor ihnen ein Teller mit Tee und Gebäck. Auch ein paar köstliche Sperrholzplatten lagen da, auf die Xeric sich gleich stürzte, bis ihm einfiel, dass er ja kein Bieber war, womit sich die Platten in Esspapier verwandelten. Xeric knurpste vor sich hin.
"Wo bin ich, und was soll ich hier?", fragte das Erdhörnchen und kaute ganz unhöflicherweise dabei. "Und warum ist der Himmel hellgrün?" - "Das ist, weil du wieder Drogen nimmst!" - "Achso!", kratze sich Xeric am Kopf, drückte seinen Joint im Ascher aus und erwiderte verwirrt. "Aber die anderen Fragen bleiben."
Der Magier lächelte nur erheitert, und sprach in einer so vollkommen weisen Art weiter, dass Xeric sich vollkommen sicher war, dass er auch keine Ahnung hat. "Wir sind im Limbus-Raum, dem Tor zwischen den Welten. Dort" - Er deutete auf die nördliche Tür - "ist das Tor zur Vergangenheit und dort liegt die Zukunft." Er deutete auf genau die gleiche Tür. "Und achja, Toiletten sind da drüben."
"Und wie komme ich hierher?" - "Nun, das ist eine lange Geschichte!", sprach der Magier weise. "Wo soll ich anfangen?" - "Wie wäre es bei den drei kleinen Schweinchen."
"Nuuuun", holte der Magier aus und freute sich am Klang seiner eigenen Stimme. "Es waren einmal drei kleine Schweinchen, die in einem Wald sich ein Häuschen bauten, und da kam ein Wolf...." - "Hey, Moment!", protestierte das Erdhörnchen, "das meinte ich nicht. Ich rede von diesen drei kleinen Schweinchen." Er deutete auf Bea, Jimmy und Thorsten, die in einer Ecke standen und so taten, als wären sich wichtig.
"Achso, das sind Bea, Jimmy und Thorsten. Die tun nur so, als wären sie wichtig."
Die drei begannen, ihn anzufeuern, und Xeric fühlte sich im falschen Film.
"Halt, Moment einmal, ich kenne dich doch irgendwoher.", fiel es Xeric plötzlich ein. "Du bist doch Sinister Satan, der ultraböse Ultramagier, habe ich recht?" Das schmeichelte dem Magier. "Du kennst mich also?" - "Ja, du hast einmal Werbung für Schokoriegel gemacht." - "Ja, das stimmt.", sprach der Magier enttäuscht. Er hatte sich mehr versprochen.
So begann er patzig mit seiner Angeberei. "Ja, du magst dich ja an meine Jugendsünden erinnern, aber glaube mir, schon bald wird alles anders sein. Ich werde nämlich die Welt erobern, und glaube mir, niemand kann mich mehr aufhalten! Außer natürlich..."
Er biss sich auf die Zunge. Das war sein finsteres Geheimnis, dass er jetzt fast ausgeplaudert hätte.
"Außer natürlich, ich würde auf diesen großen, roten Knopf drücken?", fragte Xeric. "Nein, der ist nur für die Touristen. Wenn du mich besiegen willst, dann muss das schon in einem epischen Duell zwischen Gut und Böse sein, in einem Spiel der Schatten!" - "Hey, Moment, das habe ich doch nur so dahergesagt", versuchte sich Xeric aus der Affäre zu ziehen. "Das war doch gar nicht so gemeint." Aber es war schon zu spät. Dunkler Nebel entstand aus dem Nichts, und Xeric wünschte sich nach Hause.
[Xeric - Sonstwo halt]
Der Nebel hatte sich total krass ausgebreitet und vernebelte sie jetzt alle so, dass niemand mehr die Hand vor den Augen - geschweige denn die Karten - sehen konnte. Da fasste sich der Magier schließlich ein Herz und kickte die Rauchgranate, die er unter dem Tisch hatte fallen lassen, mit einem beherzten Tritt ganz weit weg. Xeric registrierte, dass sie Thorsten am Schienbein traf und sich Jimmy anschließend auf sie stürzte, weil er dachte, es wäre eine Melone, aber das musste im Moment warten. Er hatte zu kämpfen.
Plötzlich erschien ein Lichtstoß, und Xeric war viel größer geworden. Auch hatte sich seine Stimme total geändert, und mit einem echt entschlossenen Blick sah er dem Magier in die Augen. "Böser Magier, du willst die Welt vernichten, aber erst musst du dafür an mir vorbei. Und das werde ich nicht zulassen!" Dann schnappte sich Xeric seinen Kartenstapel, bestehend aus genau sechzehn Karten, was aber eigentlich ohne Belang war, und begann, ihn zu mischen. Ihm gegenüber tat der Magier dasselbe.
Währenddessen protestierte sein kleines Erdhörnchenherz pochend über den Stromschlag, den er ihm verpasst hatte, als niemand hingesehen hatte. Aber letzten Endes hatte er keine andere Wahl. Der Magier durfte nicht wissen, wie sehr er sich fürchtete.
Irgendwann, nach einer halben Ewigkeit, hatte er keine Karten gut in Form gebracht und legte sie wieder auf den Tisch. Dann sah er zu dem Magier hinüber und sie riefen einstimmig: "Duell!"
[Xeric - In einem Keller von Paris]
"Okay, dann kann's ja losgehen!" Xeric wollte gerade nach seinen Karten greifen, als er ein lautes "Haaaaalt!" hörte. Ein seltsames Männchen mit einem blauen Helm und einem Anzug samt Aktentasche war in den Raum gestürzt und hatte das Spiel jäh unterbrochen.
"Wer ist das denn?", fragte Xeric die Souffleuse, als er dachte dass, niemand hinsah. - "Das sind die UN-Spielbeobachter. Die überwachen alle wichtigen Duelle, nachdem es bei einer Vorgängerserie zu ... naja, Unstimmigkeiten ... kam." - "Achso." Das leuchtete Xeric ein, doch musste er nun mit seiner Flüsterei aufhören, weil die eigentliche Handlung weiterging.
Der Mann mit dem Anzug hatte zu sprechen begonnen: "Gemäß den EU-Richtlinien, Paragraph 712+3w6 , sind vor einem jeden 'entscheidenden' Duell Sekundanten zu bestimmen, um den europäischen Brauch zu respektieren und eine einseitige moralische Unterstützung zu verhindern!" Und - fast flehend - fügte er hinzu: "Bitte tut, was ich sage, sonst sind die Franzosen beleidigt."
"Na schön", sagte Xeric, "Wenn es nun einmal Gesetz ist, dann nehme ich halt die drei da drüben." Er deutete auf Bea, Jimmy und Thorsten, die gerade dabei waren, sich gegenseitig mit Jojos zu strangulieren.
Der Magier lächelte triumphierend. "Na dann habe ich ja schon so gut wie gewonnen. Ich präsentiere meine besten Leute! Hier sind Folti-Schlumpf, Mordi-Schlumpf und Vergewalti-Schlumpf!"
Ein Bierkrug öffnete sich, und heraus kamen drei kleine blaue Gestalten mit roten Fahnen, die am Rande des Tisches Platz nahmen. Putzige Kerle, fand Xeric, endlich war er nicht mehr der Kleinste.
"Moment. Euch kenne ich doch. Ihr seid lächerlich gekleidet! Ihr seid total blau! Und ihr seid soooo klein mit Hut! Ihr seid bestimmt Burschenschaftsstudenten, habe ich recht?"
Der Magier lachte nur. "Wie falsch du doch liegst, kleines Erdhörnchen. Aber es ist erfreulich, dass du die Sache mit Humor nimmst. Lasse uns anfangen."
Beide zogen sie fünf Karten, doch sie sahen für Xeric komisch aus. "Das sind doch keine DuelMonsters-Karten. Was wird hier denn gespielt?"
Der Magier wusste es auch nicht, und so lag es an der Souffleuse, den Namen zu nennen. Bedeutungsschwer lastete er in der Luft.
"Mau Mau."
[Xeric - Nimbus-Raum (und ein ziemlicher Etikettenschwindel)]
In dem Moment, in dem Xeric zögernd auf seine Karten und dann wieder auf seinen Gegner blickte, um seinen ersten, fragwürdigen Zug zu tun, sollte sich das Schicksal für immer verändern. Da aber der Leser vermutlich nicht mehr weiß, wo die Geschichte stehen geblieben war, muss hier erst einmal eine kurze Pause eingelegt werden. Das ist nämlich voll wichtig. Ehrlich.
In dieser endlos langen Sekunde also blenden wir hinüber nach Jütland in eine Sauna, wo der Weihnachtsmann gerade in der feuchten Luft schwitzt. Das kann er sich erlauben, denn es ist April und deshalb braucht ihn gerade niemand. Bei ihm sitzt außerdem Ash aus Pokémon, den nämlich auch keiner braucht. Und so sitzt auch er in dieser Sauna, nackt bis auf seine Baseballmütze, und schweigt, denn das Geld reichte nicht für eine Sprechrolle. Das frustrierte ihn.
"Na, Ash? Frustriert es dich, dass du keine Sprechrolle hast?", fragte der Weihnachtsmann gutgelaunt. Auch bei ihm müssen wir uns darüber klar werden, dass sein fetter, mehlweißer Leib nackt und feucht über die Bank quillt. Er schwitzte heftig aus allen Poren seines Körpers, und sein schütter werdendes graues Haar klebte in Strähnen an seinem Gesicht. Es war ein widerlicher Gedanke, wenn man es sich bildlich vorstellt. Ash stellte es sich bildlich vor und übergab sich geräuschvoll in einen Blumenkübel.
Sportreporterin Jenny, die gerade diese jütländische Sauna betrat, hatte keine Ahnung, wo dieser Blumenkübel nun herkam. Auch sie war nackt, aber sie trug ein Mikrofon, dessen Kabel immer ganz zufällig die entscheidenden Stellen verdeckte. "Guten Morgen, Jungs", sagte sie gutgelaunt, ohne den in der Ecke kauernden Ash zu beachten. "Ich bin Sportreporterin Jenny, und ich brauche ein Interview." - "Aber Moment", rief da der Weihnachtsmann, "Du bist doch Taira!"
Jennys Lächeln verschwand. Peinlich berührt schlich sie zu dem Weihnachtsmann hinüber, beugte sich vor und flüsterte ihm ins Ohr: "Nein, ich habe nur eine Doppelrolle. Neue Schauspieler sind einfach zu teuer, du verstehst?" Sie selbst schämte sich dafür. Der Weihnachtsmann aber lächelte. Ob dies an seiner Sympathie zu Taira lag oder nur an der guten Aussicht, konnte niemand sagen.
"Ich kenne die Masche", ließ der fette Mann daraufhin einige Mädchenträume platzen. "Sie reden von großem Kino, von Hollywood, aber kaum hat man den Vertrag unterzeichnet, da muss man schon Nacktszenen drehen und damit kleinen Jungs zur Belustigung dienen." Ob er damit Ash meinte, der vom Boden aus die Aussicht genoss, konnte man nicht sagen. Ash hingegen wollte darauf auch keine Antwort geben. Vielmehr genoss er die Aussicht, verfluchte das Kabel und tat weiter so, als wäre er wichtig. Letzteres konnte er sehr gut.
"Naja, wenigstens habe ich das Kabel", sagte Taira trocken und schwenkte ein wenig das Mikrophon, ohne dem am Boden sitzenden Ash freie Sicht zu geben. "Und könnten wir nun bitte weitermachen? Ich will diesen Job nicht auch noch verlieren. Das Geld ist wichtig, denn Katzenfutter ist teuer." Sie seufzte, und der Weihnachtsmann, der das Schicksal kannte, seufzte mit. Das arme Mädchen tat ihm leid. Bald würde sie niemand mehr brauchen, und dann würde sie nackt Statistenrollen in billigen Amateurproduktionen spielen. Ein furchtbares Schicksal, wie er fand.
"Sportreporterin Jenny würde jetzt fragen", begann Taira wieder, die sich die Hitze der jütländischen Sauna nicht anmerken ließ, "Wie steht Ihr zu dem bevorstehenden Spiel?"
"Also wenn ihr mich fragt", antwortete der Weihnachtsmann und kratzte sich an seinem schwitzenden, fetten Bauch, "ist dies der Kampf des Jahrhunderts. Der ultimative Youngster gegen den Champion von gestern und vorgestern. Jugendliche Frische gegen erfahrene Routine. Dies wird sicherlich ein spannendes Duell." - "Aber wer wird gewinnen?" - "Nun", sagte der Weihnachtsmann, "das ist doch offensichtlich. Die Popcorn- und die Getränkeindustrie."
Taira nickte. Das klang logisch. Und als in diesem Augenblick wie auf Stichwort die Werbeunterbrechung begann, war sie zusammengesunken, während sich Ash ihr Mikrofon geklaut hatte, um mit diesem ein neues Leben auf den Bahamas zu beginnen. Sie dachte an Dakarbräu, und an ein kleines Erdmännchen. "Xeric, wo bist du?", sprach sie wehmütig die Frage aus, die ihr Herz beschäftigte. "Ich kann dich einfach nicht vergessen. Denn du Schwindler hast immer noch meine Zähnbürste."