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Thema: Louis' Leseecke

  1. #91
    starc und vil küene Avatar von Louis XV.
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    März 2024

    Xiran Jay Zaho:
    Iron Widow

    erschienen: 2021

    Auf dieses Buch wurde ich durch eine Kontroverse aufmerksam: Im Januar wurde bekannt, dass bei den Hugo-Awards 2023, dem renommiertesten Preis für Fantasy und Science Fiction, eine Handvoll Titel mysteriöserweise nicht auf die Wahlzettel kamen, obwohl sie von den Stimmen eigentlich hätten dabei sein müssen. Brisanterweise waren zwei von chinesischstämmigen Autorinnen geschrieben worden und der Veranstaltungsort war Chengdu. Es schwebt der Verdacht im Raum, dass die Chinesen Titel unter den Tisch fallen lassen haben, die ihnen irgendwie unlieb waren.

    "Iron Widow" spielt in der Zukunft, in einer chinesisch geprägten Welt, die nach Katastrophen und Krieg sehr viel Wissen verloren hat, von einer Mauer umgeben lebt, während draußen mechanische Wesen sie mit Krieg überziehen. Von ihren Vorfahren haben sie große Kampfroboter geerbt, die immer von einem Mann und einer Frau gesteuert werden müssen. Brisant dabei: Die Energiequelle ist das Qi, das die Menschen dabei aus sich selbst entwickeln, und das Qi von Männern ist statistisch einfach immer höher als das von Frauen - meistens sterben die Frauen deswegen, weil sie die starken Qi-Ladungen nicht kontrollieren können. Der Traum eines jeden Mädchens ist es aber trotzdem, das weibliche Gegenstück eines Piloten zu werden, die alle "Konkubinen" genannt werden, und vielleicht sogar ein Match hinzubekommen, bei dem sie einem Piloten ebenbürtig sind. Die Piloten werden nämlich wie Popstars verehrt.

    Protagonistin des Buchs ist Zetian, ein junges Mädchen aus einer ländlichen Grenzstadt, die in dieser Gesellschaft aufwächst, und ebenfalls Pilotin werden möchte - aber nicht weil sie von Ruhm träumt, sondern weil sie ihre große Schwester rächen möchte, die bei einem solchen Einsatz von einem Piloten getötet wurde. Ich spoilere gar nicht zu viel, wenn ich bereits verrate, dass es ihr tatsächlich gelingt, "Konkubine" zu werden - und dass sie damit Ereignisse in Gang setzt, die alles verändern.

    Denn natürlich ist hier nichts, wie es scheint. Hinter jeder Ecke lauern Lügen und Geheimnisse und Plot-Twists. Natürlich ist es kein Zufall, dass ausgerechnet immer die Frauen sterben. Aber ganz so einfach wie die Story nach den ersten Kapiteln wirkt, ist es ebenfalls nicht.

    Ich habe mich anfangs gefragt, was genau jemand aus chinesischer Sicht gegen dieses Buch haben soll. Ja, das Setting ist eine Allegorie auf China. Die Große Mauer, das Familiensystem, sogar die Namen. "Wu Zetian" ist die einzige Kaiserin, die China jemals hatte (aber wem erzähle ich das, ihr spielt ja alle Civ ), und bis heute wird sie eher als Ursupatorin und intrigante Frau verunglimpft. Es ist auch sicherlich nicht zufällig passiert, dass unsere Protagonistin Wu unter anderem alte archaische Schönheits-Ideale verkörpern muss und ihr die Füße zu den so genannten Lotosfüßen gebrochen werden - was sehr drastisch geschildert wird, inklusive der Folgen einer auch später nie verheilenden, schwärenden Wunde.

    Aber das alles ist ja teilweise historisch, also was wäre jetzt das politische Problem?

    Am Ende wurde es mir dann klar. "Iron Widow" ist eine feministische Kampfansage, ein wütender Rachefeldzug einer jungen Frau, in der unter anderem ein Regierungsmitglied am Ende von ihr gefoltert und ermordet wird. Aber es ist mehr als das, denn die Autorin gibt sich hier keiner Utopie hin: Immer wieder stößt Zetian an Grenzen, muss sich arrangieren, mit einem Medienmogul, mit den Herrschenden oder mit der Konkurrenz, weil sie einsehen muss, dass sie sonst ihre Ziele nicht erreichen kann - und weil sie zu schwach und zu wenig einflussreich ist. Am Ende lauert nochmal ein Plot-Twist, der nicht nur das gesamte Setting der Kampfroboter sondern sogar die Welt an sich von oben nach unten kehrt. Und überall: Lügen der Mächtigen, Politik und eine Elite, die verzweifelt versucht, im Althergebrachten zu verharren, damit sie ihre Privilegien nicht aufgeben will. Zu Lasten, unter anderem, der Frauen.

    Ich habe mich nach dem ersten Kapitel erstmal schwer getan, in die Welt reinzukommen, war aber nach dem zweiten Kapitel so hooked, dass ich das Buch sehr schnell gelesen habe. Und das Finale ist tatsächlich nochmal groß, episch, packend. Sehr schönes Buch, es hat einen Award für YA-Novels bekommen, aber sonderlich "Young Adult" fand ich es ehrlich gesagt nicht, auch wenn die Hauptdarsteller vergleichsweise jung sind und, ja, eine Liebesgeschichte ist auch mit drin. Aber auch die bekommt einen Twist. Hätte die Hugo-Nominierung auf jeden Fall verdient gehabt. Nebenbei wird einem übrigens auch nochmal bewusst, dass sehr viele Sci-Fi-Welten und Gesellschaften stark amerikanisiert sind, bzw. durch diese kulturelle Brille gesehen werden. Das ist natürlich auch ein Stückweit logisch, denn jeder schreibt aus der Kultur, aus der er kommt. Aber das gesamte Chinesische Setting wirkt auf den ersten Blick für eine Zukunftswelt "fremd" - dabei ist es das gar nicht. Wir sind es nur nicht gewöhnt.

  2. #92
    Singen Saufen Siegen Avatar von Admiral G
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    Klingt interessant.

  3. #93
    Pfeffersack Avatar von slowcar
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    Zitat Zitat von Louis XV. Beitrag anzeigen
    Nebenbei wird einem übrigens auch nochmal bewusst, dass sehr viele Sci-Fi-Welten und Gesellschaften stark amerikanisiert sind, bzw. durch diese kulturelle Brille gesehen werden. Das ist natürlich auch ein Stückweit logisch, denn jeder schreibt aus der Kultur, aus der er kommt. Aber das gesamte Chinesische Setting wirkt auf den ersten Blick für eine Zukunftswelt "fremd" - dabei ist es das gar nicht. Wir sind es nur nicht gewöhnt.
    Das gefiel mir auch am "Three Body Problem", das aktuell durch die Serie ja noch einmal Bekanntheit erhält, auch besonders gut. Vor allem der Einblick in die Kulturrevolutions-Zeit war sehr gut und eindringlich geschrieben.
    Die eigentliche SciFi-Story hat mir dagegen gar nicht zusagen können. Nach dem, was man so hört, fällt der erste Teil für die Serie eher runter und es wird sich auf den zweiten konzentriert, also nicht unbedingt ein must-watch für mich.

  4. #94
    Sozialschmarotzer Avatar von Rince Wind
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    Gibt es bei den neuen Dragonlance Büchern eigentlich auch Fizban, oder was die Dragonlance Version des Charakters war? Der kommt ja auch in anderen Serien vor.

  5. #95
    starc und vil küene Avatar von Louis XV.
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    Zitat Zitat von Rince Wind Beitrag anzeigen
    Gibt es bei den neuen Dragonlance Büchern eigentlich auch Fizban, oder was die Dragonlance Version des Charakters war? Der kommt ja auch in anderen Serien vor.
    "Fizban" als Avatar kam ja nur in der allerersten Serie vor. Danach hatte halt Paladin immer wieder gelegentlich einen Auftritt. Aktuell haben wir die Ebene der Götter noch nicht so richtig erreicht. Bis auf Astinus, der ist ja auch gefühlt immer am Start und schreibt da in seiner Bibliothek herum. Der ist diesmal auch zentral dabei, weil es ja mal wieder um Zeit und so geht. Und Reorx hat im ersten Band einen Auftritt, weil ja der Graygem mit der Story verzahnt werden muss.

  6. #96
    Blue Heeler Genießer Avatar von Baldri
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    Zitat Zitat von slowcar Beitrag anzeigen
    Das gefiel mir auch am "Three Body Problem", das aktuell durch die Serie ja noch einmal Bekanntheit erhält, auch besonders gut. Vor allem der Einblick in die Kulturrevolutions-Zeit war sehr gut und eindringlich geschrieben.
    Die eigentliche SciFi-Story hat mir dagegen gar nicht zusagen können. Nach dem, was man so hört, fällt der erste Teil für die Serie eher runter und es wird sich auf den zweiten konzentriert, also nicht unbedingt ein must-watch für mich.
    Den Part auf der Erde in der Vergangenheit fand ich schwerfällig und langweilig, SciFi war hingegen super.

    Das vorgestellte Buch klingt... naja. Ich bin zwiegespalten. Mechs als Buch? Qi-Energie? 1984? Klingt schon nach ner wilden Mischung. Prinzipiell durchaus Dinge die ich einzeln mag.
    Geändert von Baldri (28. März 2024 um 12:45 Uhr)
    Hallo.

  7. #97
    Sozialschmarotzer Avatar von Rince Wind
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    Zitat Zitat von Louis XV. Beitrag anzeigen
    "Fizban" als Avatar kam ja nur in der allerersten Serie vor. Danach hatte halt Paladin immer wieder gelegentlich einen Auftritt. Aktuell haben wir die Ebene der Götter noch nicht so richtig erreicht. Bis auf Astinus, der ist ja auch gefühlt immer am Start und schreibt da in seiner Bibliothek herum. Der ist diesmal auch zentral dabei, weil es ja mal wieder um Zeit und so geht. Und Reorx hat im ersten Band einen Auftritt, weil ja der Graygem mit der Story verzahnt werden muss.
    Ich glaube viel mehr Dragonlance als die erste Serie habe ich nicht gelesen. Ein paar Bücher von anderen Autoren die ich aber so mäßig fand, dass ich es sein ließ.
    Ich erinnere mich nur, dass ein Anagramm von Fizban auch in den Todestor Büchern der beiden Autoren vorkam und ich meine auch noch in mindestens einer anderen Serie.

  8. #98
    Civ Mod Hase Avatar von wisthler
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    Zitat Zitat von Baldri Beitrag anzeigen
    Den Part auf der Erde in der Vergangenheit fand ich schwerfällig und langweilig, SciFi war hingegen super.
    Ich bin gerade am Ende des zweiten Buches und finde es interessant, aber bedeutend wenig spektakulär oder begeisternd für mich, wie ich es erwartet hätte. Ist eher so ganz gut bis ok.
    "Science is not the truth. Science is finding the truth. When science changes its opinion, it didn’t lie to you. It learned more."
    "Religion emerged when the first scoundrel met the first fool......"

  9. #99
    Blue Heeler Genießer Avatar von Baldri
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    Im Grunde gebe ich dir recht. Hinzu kommt für mich der andere Stil. Es gab noch ein Kompendium seiner Kurzgeschichten. Vielleicht ein Cashgrab aber auch mit interessanten Ideen. Teil 2 empfand ich als den schwächsten. Die Geschichte in Norwegen war gut.

    Ich lese gerne die besten Passagen. Die Trilogie hat definitiv Längen.
    Hallo.

  10. #100
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    The Carnival Campaign: How the Rollicking 1840 Campaign of "Tippecanoe and Tyler Too" Changed Presidential Elections
    Mann, das hört sich auch gut an. Ich würde es ja auch auf Englisch lesen, aber das kostet mich immer Überwindung.
    Kommen da sehr viel Slang oder zu viele hochtechnische Wörter vor, die für den Ami-Wahlkampf typisch sind, aber ich als 0815-Beobachter der US-Politik nicht auf anhieb kapiere?

  11. #101
    starc und vil küene Avatar von Louis XV.
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    Zitat Zitat von Frederick Steiner Beitrag anzeigen
    Mann, das hört sich auch gut an. Ich würde es ja auch auf Englisch lesen, aber das kostet mich immer Überwindung.
    Kommen da sehr viel Slang oder zu viele hochtechnische Wörter vor, die für den Ami-Wahlkampf typisch sind, aber ich als 0815-Beobachter der US-Politik nicht auf anhieb kapiere?
    Das ist schwer für mich zu beurteilen, weil ich immer ein bisschen schlecht einschätzen kann, wo mein Englischlevel im Vergleich zu anderen Menschen liegt. Es ist aber insgesamt sehr locker geschrieben, die Kapitel sind kurz, es ist ein typisches Beispiel für die Art und Weise, wie US-Autoren bei historischen Fachbüchern gerne mal deutlich stärker darauf achten, dass es auch gut und verständlich zu lesen ist.

  12. #102
    starc und vil küene Avatar von Louis XV.
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    Zitat Zitat von Rince Wind Beitrag anzeigen
    Ich glaube viel mehr Dragonlance als die erste Serie habe ich nicht gelesen. Ein paar Bücher von anderen Autoren die ich aber so mäßig fand, dass ich es sein ließ.
    Ich erinnere mich nur, dass ein Anagramm von Fizban auch in den Todestor Büchern der beiden Autoren vorkam und ich meine auch noch in mindestens einer anderen Serie.
    Ich habe als Jugendlicher damals angefangen, Dragonlance-Bücher von anderen Autoren zu lesen und es dann direkt wieder sein lassen. Es war schon auch der Epik-Level und das Charakter-Ensemble, das mit fasziniert hat, und das habe ich so nur von Weis/Hickman bekommen, deren Welt es ja nunmal war. Plus, ihr Schreibstil war schon auch besser als viele der Gelegenheitsautoren.

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