Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal
Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.
Zu der guten Laune: oh ja, das kann echt anstrengend sein. Da ist es gut, wenn der Betroffene mehrere Kontakte hat und das nicht bei einem (also zB dir) hängen bleibt - oft in Partnerschaften ein Problem.
Ansonsten kann man sich bei Treffen mit Betroffenen auch Sachen vornehmen, bei denen man nicht so viel miteinander zu tun haben muss. Klingt gemein, aber ich denk da an sowas wie Kino oder zusammen was zocken. Dann lässt man den anderen nicht allein, aber bekommt trotzdem nicht so viel davon ab.
Und wenn es einem selbst auch zunehmend schlechter damit geht, ebenfalls nicht vor Hilfe zurückschrecken. Das ist ja nicht immer gleich die volle Therapie sondern vielleicht nur Mal ein Beratungsgespräch oder ein Austausch mit anderen. Weiß gar nicht, wie es da bei Depressionen aussieht; bei Suchterkrankungen gibt es afaik inzwischen oft Angebote für Angehörige, weil man schnell in Co-Abhängigkeit gerät
Mal ganz ohne Wertung, bestätigt aber auch meine persönliche Erfahrung damit.
"Science is not the truth. Science is finding the truth. When science changes its opinion, it didn’t lie to you. It learned more."
"Religion emerged when the first scoundrel met the first fool......"
So, dann oute ich mich mal auch. Hab' heute meinen ersten Termin beim Psycho-Doc. Meine emotionale Instabilität hat sich jetzt voll im beruflichen Umfeld ausgetobt. Hab alle gegeneinander aufgehetzt.
Wurde mal vor 30 Jahren mit Borderline diagnostiziert, aber das war alles WildWest-Psychologie damals. Züge davon hab' ich jetzt noch, der schlimmste ist, dass ich mich gegen fremde Emotionen nicht abschirmen kann und sie verstärkt widerspiegle, im Guten wie im Bösen.
Wie TR mal treffend festgestellt hat: in unserem Alter gibt's keine störungsfreie Menschen mehr.
Mir geht's jetzt nicht schlecht oder so, fühlt sich wie ein heilsamer Schock an und ich sehe jetzt alles glasklar. Die zwei Wochen davor waren schlimm. Hab' wie in Trance gehandelt und mein eigenes Gemüt durch ein anderes überlagern lassen. Hat sich alles verwoben und fühlte sich wie eine geistige Vergewaltigung an.
Na ja, mal sehen, welche beruflichen Spielräume mir noch bleiben. Erstmal kümmer' ich mich nur noch um mich selbst. Der Desozialisierungsprozess im Kollegium war schon länger im Gange, ich hab' ihn jetzt auf die Spitze getrieben und es gibt lauter zerschnittene Tischtücher. In ganz kleinen Schnipseln.
Beruflich musst du dir als Beamter glaube ich keine Sorgen machen
D.h. du bist demnächst erst einmal krankgeschrieben und bist in Behandlung bei dem Doc?
#KriegIstFrieden
#FreiheitIstSklaverei
#UnwissenheitIstStärke
Erstmal ja, ne Borderline-Störung zu diagnostizieren dauert halt einige Sitzungen. Es gibt knallharte Anzeichen, aber einiges aus der Jugend damit einherging, ist jetzt im Alter schon deutlich abgeschwächt.
Zeitgleich starte ich eine Psychotherapie, um mich emotional in Zukunft besser abzuschirmen
Also ich denke, dass zerschnittene Tischtücher geflickt werden können - meistens. Sagen wir mal: Je nach Größe der Schnipsel und der Nachhaltigkeit mit der du die Schneidaktion angegangen bist. Das sollte aber erstmal nicht deine größte Sorge sein.
Erstmal musst du klarkommen und glaub mal...diese "geistige Vergewaltigung", wie du es nennst, die kennen vermutlich alle in deiner/unserer Lage.
Sieh zu, dass du irgendwie lernst damit erstmal klarzukommen und gib dir vor allem die Zeit dafür. Ich könnte jetzt noch ca. 100 Platitüden raushauen, aber stimmen tun sie irgendwie alle. Ich wusste zB nach der Trennung genau, dass ich nach jedem Kontakt mit meiner Ex ne gute Woche dran zu knabbern habe. Also habe ich mir gesagt: Na wunderbar - in 5-7 Tagen ist es wieder einigermaßen ok. Aus den 5-7 Tagen wurden dann irgendwann 2 Tage, 4h, 1h...
Und auch, wenn meine Ex-Madame mir letztens wieder was vor die Füße geworfen hat wo ich einfach kaum noch weiß wohin mit mir und ich das schon seit 3-4 Wochen im Hinterkopf mit mir rumschleppe...wirklich belasten tut es mich nicht mehr.
Dieses Bewusstsein ist wichtig, weil es mich persönlich nämlich irgendwie funktionieren ließ. So eine Art Durchhalte-Deadline.
Ich hatte in meiner heftigsten Zeit vor ca. einem Jahr die Situation wo ich für ganz kurze Zeit nicht wusste ob ich nicht einfach sofort - also wirklich in dem Moment wo der Gedanke aufkam - alles beende. Und das war nicht so ein "typischer" Selbstmordgedanke den bestimmt viele mal haben und die ich selbst auch schon dutzende Male hatte. Das war ein Gedanke der dermaßen konkret war, dass ich selbst Angst bekommen habe.
Seit ich diesen Gedanken damals hatte und mir auch die Gegenmaßnahmen (Beruhigungstabletten) in den Schrank gelegt (und nie angefasst) habe, hat sich vieles relativiert. Da ist echt so einiges zu einem müden Schulterzucken verkommen, wenn es mir mal nicht sooo gut geht. So gesehen: irgendwie ein heilsamer Schock.
Wenn mich heute Freunde oder Bekannte fragen wie es mir geht dann sage ich meistens "OK". Nicht gut, weit entfernt von blendend, aber ok - und das ist irgendwie auch in Ordnung. Das einzige was mich stört ist diese vollendete emotionale Taubheit. Ich habe eine Frau an meiner Seite die echt cool und hübsch ist und rational ist mir das auch alles bewusst, aber emotional - Fehlanzeige. Das tut mir halt wahnsinnig leid für sie und natürlich auch für mich, aber ich habe nicht den geringsten Schimmer was ich tun soll. Außer zu warten.
Außerdem glaube ich, dass mir zwei (ehem.) Freunde aus dem Weg gehen. Sind allerdings auch Freunde von Mindy und ich habe die beiden damals auch auf Distanz gehalten. Nur...wenn man dann irgendwie nicht zu Partys eingeladen wird wo man normalerweise eingeladen wurde - weil ja auch Mindy eingeladen wird - dann ist das für mich komisch. Und ungewohnt, weil eigentlich gern gesehener Partygast. Ich habe aber ein gewisses Maß an Verständnis für die Zurückweisung. Haben sich halt für die "andere Seite" entschieden.
Steht oben da, fremde Emotionen und Gedankengänge überlagern meine, v.a. von Leuten, die mir nahe stehen. Dagegen habe ich keine funktionierenden Abwehrstrategien. War aber noch nie so intensiv und lang wie diesmal: anderthalb Wochen in einer manipulativen Trance gefangen. Hab 4 Kilo abgenommen, weil ich sogar vergaß zu essen - so sehr hat mich das unterdrückt.
Es gibt einen Grund, warum ich keine Freundschaften schließen sollte. Hab' den Fehler gemacht jemand zu nah an mich ranzulassen, der selber in ner instabilen psychischen Situation steckte. Hab' ich aber erst alles in dieser fiebrigen Woche erfahren. Seine Angst, Panik, Rachegedanken, Selbstmordgedanken, Herzrasen, die ganze Furie, die ganze Demütigungen, haben wie Schmiedehämmer auf mich eingeschlagen. Darum: war wie ne geistige Vergewaltigung. Hab dann gelogen, manipuliert, Gedankenspiele als Tatsachen verkauft, imaginäre Bedrohungskulissen aufgebaut - um ihn zu unterstützen, während ich ihm selber zeitgleich immer zur Aufgabe und Schulwechsel riet. Hab', obwohl er mich dann irgendwann blockierte, trotzdem in dieser Rage weitergemacht. Wie ein Irrer. Erst die Kollegin, die ein Auge auf mich hat, hat mich runtergebracht und ins Krankenhaus geschickt. Da bin ich erst langsam runtergekommen und hab' wieder angefangen zu essen.
Hab' an der Schule angekündigt, dass ich mich in Psychotherapie begebe. Aber ob das reicht um einen Schulwechsel zu verhindern? Als Mitglied im Personalrat kann ich gar nicht zwangsversetzt werden, nur freiwillig - oder man eröffnet ein anderthalbjähriges Amtsenthebungsverfahren. Gut, der Chef kann auch auf Dienstunfähigkeit pochen, um mich erstmal weg und im Krankenstand zu halten bis sich die Wogen glätten. Aber selbst darüber bestimmt ein Amtsarzt und nicht er. Die sind von den Schulen entkoppelt und da einen Termin zu erhalten, dauert Monate. Und wenn ich dort in meinem JETZIGEN Zustand auftauche, hellwach und begreifend, findet der auch nix.
Habe auch gar nicht vor zu pausieren. Habe gesagt, dass ich es bei all den Jahren guter Arbeit unfair und diskriminierend finde, wegen einer Woche mit Ausfallserscheinungen - aufgrund meiner jetzt offengelegten psychischen Erkrankung - entsorgt und abgesondert zu werden. Plädiere auf einen anderen Umgang miteinander im Kollegium, denn ich war ja nicht der Auslöser der Desozialisierung, nur der Brandbeschleuniger. Wäre halt 2 Wochen später eskaliert. Und man kann mit mir umgehen, wenn ich aufzeige, woran man so ne Trance erkennt, wie man mich runterholt und was man möglichst nicht tun sollte.
Jedenfalls, mein Vorgehen: Verständnis wecken. Schwierig bei all dem verspielten Kredit. War mit der beliebteste und glaubwürdigste Lehrer an der Schule - daher auch der durchschlagende Erfolg meiner Desintegrations-Aktion. Jeder im Kollegium kennt Depressionen und Burnout, aber es gibt noch weitere und von denen weiß keiner wirklich was. Und wenn das nicht klappt, dann muss ich halt auf mein gutes Recht beharren. Bin ja bereits in Therapie, was will man auf jemanden mit ner psychischen Erkrankung nochmals einschlagen? Schuldgefühle hab' ich ja schon genug, Kampfgeist für mich selbst einzustehen aber auch.
Die Psychotherapie hat für mich erstmal nur einen einzigen Zweck: emotionale Abschirmung zu erreichen, um fremde Emotionen und Menschen davon abzuhalten, sich mir überhaupt annähern zu wollen.
Das ganze hat aber nicht nur Nachteile: Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie viele Schulkinder mir ihre geritzten Arme zeigen, von Selbstmordgedanken berichten und Problemen. Weil ich sie unbewusst spiegle und damit Vertrauen erwecke. Es ist tatsächlich tricky, aber da schützt mich zumindest noch die Schranke Lehrer-Schüler. Bei Freundschaften gibt's gar keine. Werde mich wieder höchstens auf Bekanntschaften beschränken. Rationale, ruhige Leute. Wie diese Kollegin. Die vergewaltigt meinen Geist genauso und nimmt ihn fest ein, aber die legt ihr Gemüt dann wie ein ruhiger See über meins. Das ist okay, fühlt sich gut an. War anderthalb Jahre mental auf sie fixiert und hat mich während der Trennungsphase und den Dreck in der Familie stabilisiert. Ungewöhnlich, dass ich in dieser Woche sogar meine Fixierung auf sie verloren habe.
Noch ein Vorteil: ich spiegle und verstärke genauso gute Stimmung, ebenso teils manisch, wenn es hochkocht, aber das gefiel bisher jedem.
Geändert von Tohuwabohu (05. August 2022 um 10:16 Uhr)
@nordstern:
Klingt, als könnte Dir nur ein Profi wirklich helfen. Um bis dahin erstmal durch die Tage zu kommen: Welches "Sicherheitsnetz" kannst Du Dir denn selbst im Alltag spannen?
Mir scheint zwar als kompletter Laie, dass Deine Angst vor einer psychosomatischen Reaktion, die dann einem allergischen Anfall ähneln und dadurch gefährlich werden könne, komplett verschraubt-zirkelschlüssig ist. Aber das macht es ja leider nicht weniger real. Kannst Du der Angst begegnen, indem Du ein Verhalten, ein technisches Gerät, ein Ritual, eine andere Person einbaust, durch die in den Augen Deiner Psyche Dein Risiko verringert wird?
Eine gute Freundin, die unter ähnlichen lebensmittelbezogenen Angststörungen litt, hat sich zu der Zeit sehr auf ihren Freund gestützt, Gott sei Dank ein extrem geduldiger, erdverbundener Typ, der das einfach mitgespielt hat. Er hat Lebensmittel für sie getestet wie ein Vorkoster, alles in ihren Augen möglicherweise "verdorbene" oder "verseuchte" fraglos weggeworfen, und sie beim Kochen und Essen begleitet. Weil sie ihm komplett vertraut hat, konnte sie auch dem vertrauen, was er ihr aufgetischt hat.
Hast Du eine Person, die in ähnlicher Weise zumindest Deine Mahlzeiten begleiten könnte? Oder wenn nicht, und weil Deine Angst ja wohl hauptsächlich einem akuten schockartigen Anfall gilt: Kannst Du Dir einen Panic Button anschaffen, oder ein Ritual vor/während dem Essen einführen, das Dein gefühltes Risiko minimiert? Z.B. Dinge (unter kontrollierten Bedingungen, z.B. in Gesellschaft oder an einem öffentlichen Ort) kosten, eine feste Zeit verstreichen lassen, und wenn Du noch nicht umgefallen bist, auch so etwas wie taube Zungen oder Lippen als positives Zeichen wahrnehmen? Dir selbst so etwas sagen wie: "OK, mein Körper bemerkt das neue/ungewohnte/potenziell unsichere Lebensmittel, aber ich reagiere darauf lediglich mit einem klaren 'Reiz aufgefangen'-Signal, nicht mit katastrophalem Systemausfall. Also kann ich's wohl essen, auch wenn's jetzt nicht toll ist. Und ich brauch die Vitamine."? Evtl. ein Blutdruckmessgerät kaufen oder den Puls messen und für Dich kritische Grenzwerte festlegen (das kann man ja recherchieren), bis zu denen Du weiterisst, und ab denen Du aufhörst? So könnte man sich selbst eine objektive Instanz schaffen und müsste nicht mehr, im Wesentlichen, Angst vor der Angst haben.
Nur ins Blaue fabuliert. Wie immer gilt zuerst und zuletzt der erste Satz.
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