Die drei großen Ritterorden hatten mit Sicherheit einen wichtigen Anteil daran, dass Teile des Heiligen Landes fast über 200 Jahre hinweg gehalten werden konnten. Natürlich spielten auch hier materielle und ideelle Motive eine Rolle, soweit sich das über einen solchen zeitlichen Abstand hinweg überhaupt sagen lässt. Wenn du die (später beträchtlich erweiterte) Regel des Templerordens von 1129 einmal ansiehst, merkst du jedenfalls, dass es aus heutiger Sicht ein äußerst anspruchsloses, von geistlicher Strenge geprägtes Leben war. Die Ritter mussten beispielsweise - wenn sie nicht in eine Schlacht verwickelt waren - täglich fünf Horen des Stundengebetes und die Heilige Messe mitfeiern. Es ist kaum plausibel, dass alle Ritterbrüder dabei nur schliefen und sich langweilten, viele werden das also schon sehr ernst genommen haben. Dazu kamen bei den anderen beiden Orden noch die Verpflichtungen der Krankenpflege, der sich bei den Johannitern sogar der Großmeister und die Priore zu widmen hatten.
Andererseits war die "Berufswahl" eines mittelalterlichen Adligen natürlich nicht frei. So, wie viele nachgeborene Söhne vom Vater für eine geistliche Laufbahn vorgesehen wurden, wurden sie manchmal auch schon früh einem Ritterorden übergeben. Es wird also gewiss auch Templer gegeben haben, die eher widerwillig ihre Pflichten erfüllten. Außerdem konnte man als nachgeborener Sohn im Orden ein "ritterliches" Leben führen und Karriere machen. Viele Großmeister des Templerordens waren dritte, vierte oder fünfte Söhne und hätten als Weltritter sicher nicht dieselbe Macht und dasselbe Ansehen gewonnen.
Es ist allerdings gut bezeugt, dass immer wieder weltliche Ritter (darunter viele hochrangige Adlige) sich einem der Ritterorden anschlossen, zum Teil sogar als Witwer. Ein Beispiel wäre der siebte oder achte Templergroßmeister Philipp von Nablus, der als einer der mächtigsten Barone im Königreich Jerusalem kaum einen Grund hatte, aus materiellen Gründen einem Ritterorden beizutreten und von dem vor seinem Ordenseintritt auch eine Wallfahrt zum Katharinenkloster bezeugt ist. Es gab also auf jeden Fall Kreuzfahrer oder im Lande heimisch gewordene oder geborene Adlige, die Templer oder Johanniter als "Vorbilder" ansahen.
Man könnte vielleicht noch anmerken, dass es weder bei den Kreuzzugsablässen noch bei den Predigten Bernhards von Clairvaux oder den Briefen Katharinas von Siena darum ging, Ritter ganz allgemein zum Kämpfen zu motivieren. Das war für diese Adelsschicht einfach ein Teil des Selbstbildes. Man versuchte vielmehr, ihrem Kampfeswillen eine Richtung zu geben, also eine "geistliche" Mission.