Nein, nicht weil ich aus dem Osten komme und diese Mangelware waren .
Vielmehr beruht meine tiefe emotionale Bindung die ich zu den köstlichen Zitrusfrüchte auf zwei einschneidenden Erlebnissen. Ich weiß es noch wie gestern. Ich war neun Jahre alt. Ich kaufte mir ein "Lustiges Taschenbuch." Damals waren sie bekannt dafür bekannte literarische Werke aufzugreifen und in Comicform zu bringen. So auch dieses. Sein Name war "Mein Traum vom großen Onkel." Schnell wurde mir klar, dass es sich um eine Adaption von Orwells Meisterwerk "1984" handelte, welche ich bereits mehrere Jahre zuvor las. Eine Szene ist mir in besonderer Erinnerung geblieben. Die Rolle die Donald verkörperte, hatte eine Flasche Orangensaft. "Nicht eines von diesen zusammengepanschten Konzentraten, sondern richtigen Orangensaft." So Duck sinngemäß. Natürlich war ein Verzehr nicht lizensierter Produkte unter den Argusaugen des großen Onkels, verkörpert durch Dagobert, na klar!, nicht erwünscht. Die Eyebots, welches fliegende Kameras waren namen diesen Verstoß wahr und brummten Donald eine saftige Geldstrafe auf. Darum sind Orangen für mich ein Zeichen der Rebellion und des Aufbegehrens gegen herrschende strenge Reglementierungen, welches mein Grundwesen gut findet. Ich bin so. Ich verbinde Orangen einfach mit Freiheit.
Eine weitere tragweite Begegnungen hatte ich mit Orangen in einem Buch. Es heißt "Druss" und wurde von David Gemmel geschrieben. Zwei Nebenrollen, Bauern, melden sich zur Verteidigung einer verloren geglaubten Festung, die das Tor zu den eigenen Ländereien darstellt. Diese Festung wird von einer Horde mongolenähnlicher Krieger angegriffen. In einem Gespräch fiel das Thema auf Orangen. Wieder gebe ich den Dialog nur sinngemäß wieder: "Wusstest du, warum sie uns jeden Morgen Orangen geben? Der Saft macht die Hände klebrig. Das Schwert liegt so sicherer in der Hand." Natürlich habe ich das ausgetestet. Die Klebekraft des Orangensaftes macht die Hand klebrig ja, doch bezweifle ich, dass diese Klebekraft ausreicht um etwas zu bewirken. Doch wer weiß? Vermutlich war diese Geschichte nur etwas was den Griff der Rekruten um das Schwert stärkte. Sie gingen davon aus, dass sie es ja nicht verlieren wegen des Fruchtzuckers der Apfelsinen. Eine Art mittelalterlicher Placeboeffekt, könnte man sagen. Nicht die Klebekraft, sondern allein die Geschichte um sie reichte aus um den Griff zu stärken. Die Apfelsine als Lebensretter, als Garant der Sicherheit und Unnachgiebigkeit sowie der Verbundenheit zum Schwert. Ein Symbol der Freiheit im Kampf gegen die Unterdrücker, Angreifer und Barbaren. Gar eine Kriegswaffe, die das Bestehen der staatlichen Ordnung gegen einfallende Horden und Chaos darstellt. Psychologisch betrachtet konträr zum ersten Absatz, doch nicht nur. Gerade in Bezug auf den Aufbegehr-/Sicherheitseffekt? Vielleicht mag ich Orangen deshalb so, weil sie für mich ein Sinnbild der Ausgewogenheit darstellen. Ich weiß es nicht.
Außerdem mochte ich als Kind die Punicawerbung. Der für mich erste wahrgenommene Influx westlicher Kultur war so anders als alles bisher dagewesene.
Ich habe mir jedenfalls gerade Orangensaft gekauft und er schmeckt schlecht. Wohl, weil er nicht frisch gepresst ist.
Das wollte ich einfach loswerden. Habt auch ihr eine irrationale Bindung zu etwas Alltäglichem? Wenn ja was und warum?