„Wir beide fahren jetzt zum Baggersee. Nur du, ich und der Zementsack im Kofferraum.“
„Darf ich bitte noch mein Eis aufessen?“
„Na gut.“
Während Simon sein Eis schleckte, sah sein Begleiter ungeduldig auf seine Uhr. Es war eine jener Uhren, die man heute nur noch selten sieht. Ein Blatt aus purem Gold. Jedoch mit Filzstift schwarz angemalt. Schließlich war schwarz eine furchtbar coole Farbe und in seinem Job furchtbar angesagt. Schwarz angemalt hatte er die Uhr selbst. Seine Freunde hatten nämlich über seine Uhr gelacht, was ihn sehr gekränkt hatte. Sie würden nicht mehr lachen, wenn er ihnen berichten konnte, dass er dafür gesorgt hatte, dass Graf Simon ihnen nie wieder in den Weg kommen würde. Sie würden zu ihm aufsehen und sagen „Ui, toll!“. Er lächelte ein wenig, als er das dachte, dann besann er sich jedoch eines besseren und steckte seine Sonnenuhr zurück in seine Westentasche. Jetzt war es an der Zeit böse zu gucken.
„Bist du bald fertig?“
„Sei doch nicht so gehetzt. Das ist auch nicht gut für deine Haut.“
„Meinst du?“
„Jap.“
Plötzlich stürzte das Haus in sich zusammen. Die beiden bemerkten jedoch nichts davon, da sie sich in einem vollkommen anderen Haus befanden. Genauer gesagt befanden sie sich in einer Eisdiele. Außer ihnen war die Eisdiele leer. Der Eisverkäufer war gerade dabei mit den Leuten, die sich vor die Eisdiele in die Sonne gesetzt hatten zu quatschen.
„Warum sitzen wir eigentlich nicht draußen?“, fragte Simon.
„Weil wir dann nicht ungestört wären.“
„Hm. Warum hast du eigentlich noch deine Sonnenbrille auf?“
„Würdest du bitte dein Eis essen?“
„Ich sage dir, du wärest viel entspannter wenn du auch ein Eis essen würdest.“
„Geht nicht.“
„Warum?“
„Laktoseintoleranz.“
„Oh.“
„Ja.“
„Hm…“
„Bist du bald fertig?“
„Ja, ja. Gleich.“
Ein Mann betrat das Eislokal. Der Eisverkäufer kam direkt hinter ihm hinein.
„Was wollen Sie denn für ein Eis?“, fragte der Eisverkäufer.
Der Mann antwortete: „Zunächst einmal möchte ich ihre Lizenz sehen.“ Im selben Moment zog er aus seiner Jacke, einer Sportjacke, die er sich locker um den Bauch gebunden hatte, einen Ausweis. Darauf stand, dass er Kommissar Neuhaus sei.
„Ich bin Kommissar Neuhaus.“
Der Begleiter von Simon hatte sich unter dem Tisch versteckt, als der Kommissar eingetreten war.
„Das ist Kommissar Neuhaus!“, sagte er zu Simon, der jetzt unter den Tisch schaute.
„Ja, das hat er gerade gesagt. Warum versteckst du dich unter dem Tisch?“
„Ach, das ist ein alter Reflex.“
Der Mann stieg wieder hervor.
„Ach, dich kenn ich doch!“ rief Kommissar Neuhaus aus, als er dem Mann dabei zusah. Er achtete dabei gar nicht auf den Eisverkäufer, der aus dem Schrank unter der Theke mittlerweile mehrere Aktenordner herausgeholt hatte und murmelte, dass diese Lizenz doch irgendwo hier sein müsse.
Simon steckte sich das Ende der Eiswaffel in den Mund und sah den beiden Männer zu, die sich jetzt innig umarmten. Sein Begleiter schien diesen Kommissar zu kennen, kombinierte er blitzschnell. Und fast im selben Moment fiel ihm ein, dass jetzt der perfekte Moment wäre um zu verschwinden.
„Wie lang ist das hier, seit ich dich das letzte Mal gesehen hab?!“ Der Kommissar war geradezu außer sich. Weder er, noch der Mann im schwarzen Anzug beachteten den Grafen Simon als der sich an ihnen vorbei drückte. Auch das Ding-Dong der Tür störte sie nicht weiter.
Als Simon draußen war fiel er beinahe über einen Mann, der hier saß um sein Eis zu essen. Denn die Eisdiele hatte leider nur Stühle für drinnen. Den Kommissar hatte ja gerade dieser Sachverhalt aufmerksam gemacht. Simon störte sich allerdings nicht daran und der Mann über den er beinahe gestolpert wäre auch nicht. Musste dieser auch nicht, er hatte schließlich seine Hose über ein Werbeschild gehangen, damit diese nicht schmutzig würde.
Simon ging weiter die Straße entlang. Er war ein wenig traurig, denn er hatte den Mann gemocht, der ihn bis hier hin mitgenommen hatte und ihm sogar das Eis ausgegeben hatte. Aber jetzt war es Zeit weiterzuziehen.