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Thema: Götterspiel - Der Götterkampf von Bakia'ham [Aktions-/Hauptthread]

  1. #241
    Mag Ratten Avatar von Rattenkind
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    Gerom

    Das große Gebirge des Nordens ist eine wilde und weitgehend unbewohnte Region von Bakia'ham. Menschliche Ansiedlungen sind selten und oft viele Tage von einander entfernt. In einer dieser namenlosen Siedlungen am Fuße der mächtigen Berge leben einige Holzfäller und Waldbauern, ein paar ganz wenige Handwerker, aber vorallem Bergleute. Die Mine des Dorfes strotzt nicht unbedingt vor überschwelligem Reichtum, doch wirft sie genug ab, damit die Gemeinde einen bescheidenen, wenn auch mühevollen, Handel mit den südlichen Städten und Dörfern unterhalten kann, der sie mit den Gütern versorgt, die sie sich nicht herstellen können.

    In diesem abgeschiedenen Ort beschließe ich, der Erdgeist Gerom, dessen zuhause die tiefen Wurzeln der Berge selbst sind, mich den Menschen zu zeigen, um sie an meinem Wissen über Erz und Stein und die dunklen Höhlen unter dieser Welt teilhaben zu lassen und mithilfe der Menschen Glauben wundersames vollbringen zu können. Seit vielen Jahren habe ich nun schon meine bescheidenen Kräfte gesammelt, um mich endlich einem von ihnen offenbaren zu können und zu einem richtigen Gott zu werden. Nun muss sich nur der richtige zeigen.

    Wieder einmal beobachte ich die fleißigen Bergleute, die sich jeden Tag wieder in die Dunkelheit unter den Berg wagen, um ihm mit ihren minderwertigen Spitzhacken in mühevoller Arbeit seine Schätze abzuringen. Und an diesem Tage spüre ich, dass meine Zeit gekommen ist. Die armen Menschen bemerken die Zeichen des Unglücks nicht, die mich förmlich anschreien. Das morsche Holz einiger Stützbalken. Das Glucksen der Wasserader, die den Stein mit unnachgiebiger Ausdauer schwächt. Die Schläge ihrer Spitzhacken, mit denen sie beharrlich und unwissend genau die falsche Stelle bearbeiten. Ja, ihr Tod ist für mich so gewiss wie der Sonnenaufgang am nächsten Morgen.

    Doch einer mag zu retten sein.

    Da! Es geschieht! Die Menschen hören es noch nicht, doch ich vernehme es wie das Getöse eines ausbrechenden Vulkans. Der Stein bricht, ganz fein erst, doch schnell werden aus haarfeinen Rissen größere Spalten im Gestein. Die Bergleute halten inne, als auch sie nun das Knirschen und Knacken vernehmen und sich ängstlich umschauen. Würden sie nun schon loslaufen, mögen sie sogar überleben. Aber sie stehen nur da wie gelähmt bis der erste Stein aus der Decke bricht. Dann auf einmal rennen sie. Doch der Berg ist schneller und zermalmt sich mit seiner schweren Last. Alle bis auf einen.

    Der etwas gedrungene Mann mit dem dichten Vollbart, der das Glück hat, die fliehenden Bergleute anzuführen, könnte es fast von allein schaffen, die Gefahrenzone zu verlassen, doch auch er ist zu langsam. Und so sammle ich fast all die bescheidene Kraft, die ich habe, als er gerade an einer Abzweigung zu einem stabilen Tunnel vorbeiläuft und gebe dem faustgroßen Stein unter seinem rechten Fuß den rechten Schub mehr, um ihn wegrutschen und den Mann unsanft in den rettenden Tunnel stürzen zu lassen, während der Tunnel, aus dem er kam, über seinen Kameraden zusammenstürzt und sie unter sich begräbt.

    Er aber lebt noch und ebenso die spärliche Flamme seiner Laterne. Etwas mühevoll kommt er wieder auf die Füße. Von der Art wie er ein Bein belastet scheint es angeschlagen zu sein. Er leuchtet mit seinem Licht zum Tunneleinsturz und blickt für Augenblicke nur ausdruckslos an. Dann macht er einige zittrige Schritte auf die Tunnelwand zu, setzt sich nieder und fängt an zu schluchzen. Ich belasse ihn einige Minuten in diesem Zustand während ich den Rest meiner Kraft sammle, um mich ihm zu zeigen.

    Ich nehme die Form eines Zwergs an. Klein, stämmig mit üppigem rotbraunen Haar und langem Bart. Leider bin ich recht durchscheinend. Das ist nicht zu ändern. Für eine festere Form reicht meine Kraft nicht. Ich hocke mich vor den Verzweifelten und lasse meine Stimme zum ersten Mal in meinem Leben erklingen.

    "Worüber weinst du, Mensch?", frage ich mit rumpelnder, doch sanfter und leiser Stimme. Erschrocken blickt er auf und starrt micht erst nur an, bis er seine Stimme findet. "Wer... was... bist du?"
    "Ich bin Gerom", antworte ich, "Gott von Stein und Erz, Herr der Erde und all der Schätze, die sie birgt. Die mich anbeten lasse ich die reichsten Erzadern finden, deren Minen halte ich selbst in tiefsten Tiefen frei von Wasser und giftigen Lüften. Ich kann dich lehren, die stabilsten Tunnel zu graben, die kunstvollsten Werke aus dem Stein zu schlagen und die glänzensten Schmuckstücke zu fertigen." Ich lächle den Mann an. "Aber was für den Augenblick am wichtigsten ist: Ich kann dir helfen, wieder ans Tageslicht zu kommen."
    "Wie?", fragt der Bergmann.
    "Du musst glauben", erwidere ich.
    "Kannst du den Tunnel freiräumen?", fragt der Mann in einem Anflug von Hoffnung und ich gebe ein amüsiertes Lachen von mir.
    "Oh ja, das könnte ich. Aber warum sollte ich?" Ich sehe die Hoffnung in seinen Augen schwinden. "Verzage nicht! Ich habe mich dir nicht gezeigt, um dich hier sterben zu lassen. Doch mein Beistand will verdient sein, junger Mensch."
    "Was... was muss ich tun?"
    "Beweise deinen Glauben!", fordere ich ihn auf und zeige auf den Tunneleinsturz. "Die Freiheit ist nicht weit. Erhebe dich und räume dir den Eingang frei. Ich werde dich warnen, solltest du nach dem falschen Brocken greifen. Verzage nicht und bewahre dir deinen Glauben und ich werde dich nicht ermüden lassen, bis du das Tageslicht erreicht hast, noch werde die ich die Flamme deine Laterne erlöschen lassen. Gibst du dich jedoch deinen Zweifeln hin, so wirst du hier zugrunde gehen.
    Gerom hilft dem Tüchtigen!"


    Mit diesen Worten gebe ich meine sichtbare Form wieder auf, hoffend, dass ich den Mann richtig eingeschätzt habe und er die Gelegenheit nutzt, die ich ihm und mir biete.
    Geändert von Rattenkind (22. März 2015 um 18:04 Uhr)
    Zitat Zitat von Ennos Beitrag anzeigen
    Der Mensch schuf Gott nach seinem Ebenbild.
    "A life is like a garden. Perfect moments can be had, but not preserved, except in memory. LLAP"

    - Leonard Nimoy

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