Nach 3 Kriegen geschah es schließlich, wogegen sich die tapferen Karthager solange verzweifelt wehrten. Im Jahre 146 v. Chr. fiel Karthago an die Römer. Das Volk wurde massakriert, die Stadt geschliffen und Salz über die Felder gestreut. Rom wähnte sich am Ziel, den alten Rivalen vernichtet zu haben.
Jedoch existierten einige karthagische Kolonien im Landesinneren Afrikas, von deren Existenz die Römer nichts wussten.
So konnte das Volk Karthagos überleben, obwohl es schmerzliche Verluste hinnehmen musste. Die Kolonien wuchsen und gedeihten. Durch geschickte Diplomatie und falls notwendig auch militärischer Gewalt unterwarfen die Kolonien die um sie herum lebenden Stämme.
Rom nahm davon nur wenig Notiz und hatte auch genug andere Probleme.
Der einzige nennenswerte Kontakt mit der uns bekannten Welt in dieser Zeit war die durch eifrige Missionare vorangetriebene Verbreitung des Christentums im Landesinneren Afrikas.
Mit der Eroberung des von den Römern neu aufgebauten Karthagos durch die Vandalen im Jahre 439 n. Chr. richtete sich das Augenmerk der Herrscher der Kolonien wieder auf die alte Heimat. Zusammen mit den Byzantinern vertrieben sie 534. n. Chr. die Vandalen aus Karthago. Seitdem ist Karthago wieder im Besitz der Nachkommen der alten Karthager, jedoch unter der Oberhoheit des byzantinischen Kaisers.
Karthago konnte weitgehend ungestört durch Konstantinopel seine inneren Angelegenheiten regeln. Dies änderte sich schlagartig, als die Araber einfielen, um ihre neue Religion mit dem Schwert zu verbreiten.
698 n. Chr. unterlag das karthagisch-byzantinische Heer den Invasoren vor den Toren der Stadt. Karthago fiel zum zweiten Mal in Feindeshand und wurde erneut zerstört. Zum Glück lebte der Großteil der (ursprünglichen) karthagischen Bevölkerung mittlerweile nicht mehr in der Stadt und entging somit der Vernichtung. Aber die Feindschaft zwischen Karthagern und Moslems war gesät, weshalb sich auch die Konvertierungsrate unter den Karthagern, Lateinern und den mit ihnen verbundenen Stämmen stark in Grenzen hielt.
Durch ihren Niederlagen gegen die Franken stark geschwächt ( Schlacht von Tours und Poitiers), fiel es den Mauren immer schwerer die karthagischen Bestrebungen nach Unabhängigkeit und Rache zu unterdrücken. Es kam zu einer Reihe von Aufständen, aber erst über 100 Jahre später im Jahre 847 konnten die Karthager die maurischen Unterdrücker bezwingen und sich neben dem Gebiet des heutigen Tunesiens auch große Teile Algeriens sichern. Die entscheidende Schlacht fand in der Nähe der karthagischen Ruinen statt. Der Legende nach gewannen die vereinten Heere der Karthager und Byzantiner mit Hilfe von Drachen gegen die Übermacht der maurisch/muslimischen Heere. Jedoch bezweifelt die moderne Forschung stark, dass solche Wesen jemals existiert haben, obwohl den Überlieferungen nach die Überreste der letzten Drachen noch in den Verliesen des karthagischen Königspalastes lagern sollen.
Viel mehr gibt es Hinweise, dass die Christen sich eine Substanz zu Nutze machten, die sie Drachenfeuer nannten. Jedoch ist diese Substanz heutzutage hauptsächlich als byzantinisches Feuer bekannt. Sowohl in Karthago, als auch in Byzanz ging das Wissen über die Herstellung des Feuers mit der Zeit verloren.
Nach dem Sieg über die Mauren krönte sich der karthagische Fürst Hannibal zum ersten Großkönig und ließ die Stadt Karthago zum dritten Mal in ihrer Geschichte neu aufbauen. Dabei kam es auch zum rücksichtslosen Einsatz von zentausenden maurischen Sklaven. Von denen viele während der Bauarbeiten starben.
In Folge ihres überwältigenden Sieges überrannten die Karthager bis zur Jahrtausendwende die verbliebenen maurischen Reiche in Algerien, Marokko und Mauretanien vollständig.
Aber die iberischen Christen taten sich hingegen mit der Reconquista gegen die iberischen Mauren noch immer schwer, weshalb sie die Glaubensbrüder aus Karthago um Hilfe riefen. Bis zum Jahre 1255 wurden auch die iberischen Mauren von den vereinten Kräften Kataloniens und Karthagos zerschlagen. Wobei sich Karthago seine ehemaligen Kolonien im Süden Spaniens sichern konnte.
Kaum 18 Jahre später fiel Jerusalem an die Kreuzfahrerheere. Da der erst vierzehnjährige karthagische Großkönig Daero I. Als erster durch die Tore der Stadt einzog, ließ er sich zum König von Jerusalem krönen. Jedoch war Karthago kaum in der Lage ein Gebiet so fernab der Heimat zu kontrollieren, weshalb die tatsächliche Regentschaft über Jerusalem anderen Mächten zufiel. So gesehen war dieser Titel, der später vom Papst in Rom bestätigt und noch bis heute von den karthagischen Herrschern geführt wird, nur eine Ehrenbekundung. Die nichts desto trotz das Ansehen Karthagos in der Christenheit stark erhöhte.
Nicht nur zu Land, auch auf See spielte Karthago in dieser Zeit eine herausragende Rolle. Karthagische Seefahrer entdeckten 1499 die Insel Marajó in der Mündung des Amazonas. Waren die Eingeborenen den Entdeckern zunächst freundlich eingestellt und gingen mit ihnen noch umfangreiche Tauschhandel ein, so änderte sich das allmählich, als immer mehr karthagische Siedler sich auf der Insel niederließen.
Auch weiter südöstlich im Gebiet des heutigen Paraíba entstanden zahlreiche karthagische Siedlungen.
1502 folgten Siedler aus Österreich den Karthagern und errichteten zwischen Marajó und Paraíba eine Reihe von Stützpunkten. Trotz gewisser Unstimmigkeiten zwischen Karthago und Wien waren sich beide Seiten darin einig, rabiat gegen die Eingeborenen vorzugehen. Dies führte zu erbitterten Kämpfen mit den einheimischen Tupi-Stämmen. Die hartnäckigen Raubüberfälle der Eingeborenen führten dazu, dass die Neugründung von Siedlungen sogar ganz zum erliegen kam. Trotz starker Verteidigung ging das Siedlungsgebiet immer weiter zurück. 1506 fiel Paraíba an die Eingeborenen. Zwei Jahre später zogen sich die Österreicher komplett aus dem Amazonas-Gebiet zurück, während sich die karthagischen Siedler auf Marajó verschanzten. Welches in der Zwischenzeit Neu-Tingis getauft wurde.
Durch die karthagische Seeherrschaft war es den Tupi nicht möglich die Insel zu nehmen, weshalb es nur wenige gescheiterte Versuche gab. Die folgenden Jahrhunderte belauerten sich Tupi und Karthager zwar gegenseitig, aber unternahmen keine aggressiven Schritte gegeneinander. Der Handel zwischen beiden Seiten blühte sogar auf. Das ging soweit, dass im Jahre 1708 n. Chr. zur Zeit Balo des Seligen Neu-Tingis nach einer schrecklichen Seuche, die die Bevölkerung halbierte, an die Tupi übergeben wurde. Im Gegenzug versprachen jene die dort verbliebenen Siedler in Ruhe zu lassen und räumten den Karthagern Handelsprivilegien in mehreren Tupi-Häfen ein. In Folge dessen wurden die Tupi für das karthagische Reich der wichtigste Handelspartner in der neuen Welt. Auch die Kulturen beider Länder kamen sich in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten näher.
Da die Bestrebungen nach einem Kolonialreich in der neuen Welt nur sehr schleppend verliefen, verlegte Karthago seinen Fokus zurück nach Afrika. In der Sahara, im Senegal, bis hinunter in die Sklavenbucht entstanden im 16. Jahrhundert karthagische Stützpunkte entlang der Küste.
Die Kolonien des alten Karthagos in Mali, die einst der Ausgangspunkt für die Rückeroberung waren, verloren jedoch viel von ihrer Anziehungskraft und wurden verstärkt von aufständischen, meist islamischen Wüstenstämmen angegriffen. Um dem treiben der Stämme ein Ende zu setzen marschierte 1653 ein karthagisches Heer, welches zum Großteil aus Angehörigen Karthago gegenüber loyal eingestellter numidischer Stämme bestand, auf Timbuktu, eroberte und plünderte die Hauptstadt der malischen Stämme und unterwarf in den folgenden 8 Jahren einen Stamm nach dem anderen.
Die primitiven schwarzafrikanischen Königreiche im Senegal, Benin, Sklavenbucht und Nigeria waren lange Zeit über begehrte Jagdreviere für karthagische Sklavenhändler. Bis die Sklaverei 1779 unter Großkönig Rhaebal IV. für illegal erklärt wurde. Dennoch hatte sie im Mali und den südlich und östlich davon liegenden Territorien noch de facto bestand. Mit dem einzigen Unterschied, dass nun die afrikanischen Stämme die alte Arbeit der Sklavenjäger übernahmen und sich gegenseitig verstärkt bekämpften, um Gefangene an die Plantagenbesitzer des Südens verkaufen zu können. Vielerorts wurden auch Angehörige der islamischen Minderheit zur Sklavenarbeit herangezogen.
Rhaebal IV. wollte dies keines Falls tolerieren und sammelte 1784 ein großes Heer, um die Sklavenprovinzen mit Feuer und Schwert zur Anerkennung seiner Gesetze zu zwingen. Jedoch verstarb er unter mysteriösen Umständen und sein Nachfolger Maego II. machte keine Anstalten das Sklavereiverbot in allen Provinzen durchzusetzen.
Während in Europa die Reformation auftrat und sogar zur Abspaltung Österreichs von der katholischen Kirche führte, gelang es in Afrika Kirche und Staat solche Bestrebungen im Keim zu ersticken. Nachträglich mag man das Handeln der Könige Karthagos in dieser Zeit als hart und grausam bezeichnen, aber sie verhinderten letztendlich dass Karthago in einem Strudel aus Chaos und Krieg versank. Während sich in Europa die verschiedenen Konfessionen blutige Kriege lieferten, blieb es in Nordafrika ruhig.
Karthago konnte sogar davon profitieren, da viele europäische Flüchtlinge, vor allem aus Deutschland, aber auch aus dem zum Keltenreich gehörenden England nach Nordafrika kamen. Darunter viele tüchtige und fleißige Leute, die maßgeblich an der Industrialisierung und am technischen Fortschritt in Karthago mitwirkten und auch das kulturelle Leben mitprägten. Deutschstämmige Offiziere hatten ihren Anteil daran, dass die karthagischen Streitkräfte bis heute zu den besten der Welt zählen.
Byzanz, welches in den Tagen der islamischen Expansion noch ein enger Verbündeter war, entwickelte sich immer mehr zu einem Konkurrenten. Die byzantinischen Versuche die italienischen Staaten an sich zu binden führten auch zu verstärkten Interventionen Karthagos auf der Apenninenhalbinsel. Dies führte zu einer Reihe von Stellvertreterkriegen, in denen die beiden Großmächte sich indirekt bekämpften und versuchten den jeweils anderen von der italienischen Halbinsel zu verdrängen. Bis im Jahre 1816 das Abkommen von Neapel unterzeichnet wurde. Darin verpflichteten sich beide Seiten die italienischen Gebiete als Pufferzone zwischen ihren Reichen zu belassen und nicht ohne Absprache mit dem jeweils anderen in inner-italienische Angelegenheiten einzugreifen. Ein wichtiger Vertrag, der nicht nur den Handel zwischen Karthago und Konstantinopel beflügelte, sondern auch den Grundstein für die Einigung Italiens unter dem sanften Regime des Heiligen Vaters legte.
Den nun dauerhaften Frieden zwischen Byzanz und Karthago sollte eine königliche Hochzeit besiegeln. Die jüngste Tochter des byzantinischen Kaisers (kannst Namen einfügen) heiratete Großkönig Hasdrubal VI.
Und tatsächlich kamen sich Byzanz und Karthago in Folge dessen langsam auch politisch wieder näher.
Doch eine weitere Macht trat an Byzanz Stelle. Dieses Mal, um Karthagos Vormachtstellung im nord-westlichen Afrika anzufechten. Obwohl mit den afrikanischen Stämmen und Stammeskönigreichen entlang der Küste Schutzverträge bestanden und diese auch bekannt waren, gingen 1832 arelatische Expeditionstruppen an Land, um jene Stämme dem arelatischen Machtbereich hinzuzufügen.
Auch gründeten arelatische Siedler mehrere große Siedlungen entlang der Küste.
Karthago nahm seine Schutzversprechungen ernst und beorderte Truppen unter dem Befehl Maekars, dem vierten Sohn der Großkönigin Dido II. in die umstrittenen Gebiete. Es kam zum Krieg. Die entscheidende Schlacht wurde jedoch nicht in der Sklavenbucht oder an der mauretanischen Küste ausgetragen, sondern direkt vor den Toren Karthagos. Ein großes arelatisches Expeditionskorps landete 1834 in der Nähe von Cirta und überrannte die Garnison der Stadt. 5000 Karthagische Soldaten starben oder gingen in Gefangenschaft, während Cirta geplündert wurde. Karthagische Verstärkungen, welche zu spät am Ort des Geschehens eintrafen, mussten sich wieder zurückziehen. Bedrängt von den übermächtigen Arelatern kam es zu einer Reihe von Rückzugsgefechten. Dem karthagischen Befehlshaber Klink gelang es dabei seine Truppen zusammenzuhalten. Mit 20000 Mann traf er vor den Tore Karthagos ein. Immerhin noch zwei Drittel seiner ursprünglichen Streitmacht. Unterwegs vergifteten seine Truppen alle Brunnen und Wasserstellen. Ein großer Zug an Zivilisten folgte ihnen, um den Invasoren zu entkommen.
In Karthago wurden inzwischen die Stadtwache und die 15000 Mann starke königliche Garde mobilisiert.
Vor den Toren der Stadt trafen 70000 halb verdurstete Arelater auf 40000 Karthager. Trotz ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit waren die Verteidiger im Vorteil. Sie waren ausgeruhter, hatten genügend Wasser und Verpflegung, den Vorteil der Befestigungen Karthagos und die besseren Geländekenntnisse auf ihrer Seite. Außerdem den unbändigen Willen ihre Heimat um jeden Preis zu verteidigen.
So kam es, dass die Angreifer Mann für Mann niedergemacht wurden, bis sie die Waffen niederlegten und sich ergaben. Auch der arelatische Feldherr Wilhelm von Vienne, ein Schwager des Königs, geriet dabei in Gefangenschaft.
Der 17. Mai gilt seit dem als karthagischer Nationalfeiertag. Es war auch die letzte Schlacht, in der Elefanten gegen eine andere zivilisierte Macht eingesetzt wurden. Heutzutage spielen sie in den Streitkräften nur noch bei traditionellen Paraden eine Rolle.
Trotz des militärischen Sieges zogen sich die Friedensverhandlungen noch lange hin.
Arelat war zu sehr geschwächt, um erneut in Afrika zu landen, während Karthago hingegen selber mit innenpolitischen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte und deshalb ebenfalls nicht in der Lage war eine Invasion des feindlichen Heimatlandes durchzuführen.
Erst ein Jahr nach der Schlacht von Karthago kam es zum Frieden von Caralis. Unter der Vermittlung des Papstes wurde der Konflikt beigelegt. Arelat musste seine meisten Stützpunkte in Afrika an Karthago abtreten und einwilligen, erst ab einer Linie südöstlich von Nigeria weitere Stützpunkte zu errichten. Dennoch war der Frieden auch für Karthago kein vollkommener Erfolg. Ein paar Stützpunkte blieben nämlich in der Hand der Arelater.
Arelat blieb keine andere Wahl, da es in seinem Land damals zu einer Reihe von Tumulten kam, die später als Julirevolten bekannt wurden. Während in Karthago Teile des Adels auf eine Schwächung der Kronautorität hinarbeiteten. Durch den Frieden hatten beide Seiten die Möglichkeit sich um ihre inneren Angelegenheiten zu kümmern.
In den folgenden Jahrzehnten hielt sich Karthago aus den europäischen Kriegen heraus und erlebte dadurch einen kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung. Abgesehen von ein paar Feldzügen gegen aufmüpfige Stämme und einem gescheiterten Versuch im Jahr 1898 das Verbot der Sklaverei in Mauretanien, Mali und den südlichen Schutzgebieten militärisch durchzusetzen, hatte es in dieser Zeit wenige Kämpfe gesehen.
Offiziell war Karthago an den großen europäischen Kriegen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht beteiligt. Aber mittlerweile ist bekannt, dass karthagische Expeditionstruppen in der katalanischen Armee dienten und Katalonien auch mit Waffen versorgten, als es gegen Arelat kämpfte. Trotz dieser geheimen Einmischung ließ sich Karthago seine offizielle Neutralität von Arelat fürstlich entlohnen. Nachdem dies raus kam, wären die Arelater am liebsten erneut gegen Karthago gezogen, aber sie waren schlicht zu stark geschwächt, um einen Krieg gegen eine ausgeruhte Großmacht zu führen. Also blieb es beim zeitweisen Abbruch der diplomatischen Beziehungen und einem Handelsembargo, was vor allen den arelatischen Kolonien in Afrika schadete.
Mittlerweile hat sich das Verhältnis zwischen beiden Staaten wieder normalisiert So wurde 1989 ein Freundschafts- und Nichtangriffspakt unterzeichnet. Dennoch gelten Karthager in arelatischen Landen weitgehend als arbeitsscheue Betrüger und Gauner. Auch, wenn man auf Regierungsebene vermeidet, solche Vorurteile zu schüren.
In Karthago selber bestieg 1980 Ayrca II. den Thron. Er galt zunächst als besonnener Regent und auch die Gegner der Sklaverei setzten ihre Hoffnungen in ihn. Zunächst unternahm er tatsächlich Schritte um das Los der Sklaven zumindest zu erleichtern. So durften Kinder unter 12 Jahren nicht mehr verkauft werden, grausame Verstümmelungen als Strafen wurden verboten und auch die Todesstrafe für einen Sklaven durfte nicht mehr von seinem Besitzer allein nach Gutdünken verhängt werden. Jedoch ist es umstritten, inwieweit sich alle Plantagenbesitzer und Sklavenfabrikanten auch daran hielten. Den großen Wurf wagte Ayrca II. hingegen nicht. Auch wirtschaftlich erholte sich das Land Mitte der 80er allmählich wieder von einer Rezession. Die Arbeitslosenzahlen in den großen Küstenmetropolen Nordafrikas gingen stark zurück, was jedoch viel mehr den Beratern des Königs und nicht ihm selber zugeschrieben wurde.
Mit zunehmenden Jahren wurde Ayrcas Geisteszustand immer bedenklicher. Oft schloss er sich wochenlang in seinen Gemächern ein und ließ jeden auspeitschen, der ihn in dieser Zeit zu Nahe kam. Immer öfters meinte er Stimmen zu hören, die ihm gewisse Dinge zuflüsterten. Man munkelte, dass der König schlicht irre sei. Er ließ sich seinen Bart wachsen, bis er den Boden berührte und auch seine Fingernägel wurden immer länger. Bis sie sogar länger als die eigentlichen Finger waren.
Dazu kamen auch körperliche Leiden und Erkrankungen. Ayrca II. verstarb am 17. Januar 1997 an einer seltenen Krankheit. Sein Erbe Visco folgte ihm keine zwei Wochen später ins Grab. Es hieß, er sei auf eine kuriose sogar dämliche Art und Weise ums Leben gekommen.
So kam es, dass die einzige Tochter des Ayrca ihm auf den Thron folgte. Daenerys I. musste im Alter von gerade mal 14 Jahren den Thron eines der bedeutendsten Reiche der Welt besteigen. Natürlich sollte ihr, bis sie in 3 Jahren die Volljährigkeit erreicht hat, ein Regentschaftsrat zur Seite stehen. Der Rat sollte die junge Königin beraten und auch vor Fehlentscheidungen bewahren.
Daenerys galt schon damals als eine äußerst kluge Frau mit einem starken militärischen Gespür. Aber auch als mitfühlend und gütig gegenüber ihren Untergebenen wird sie beschrieben.
Nicht zu vergessen gilt sie als äußerst attraktiv und wunderschön, verfügt über ein starkes Charisma und die Fähigkeit Andere von ihren Ansichten zu überzeugen. Alles Eigenschaften, die ihrem älteren Bruder vollkommen fehlten.
Die Sklaverei, welche in einigen Provinzen des Reiches noch bis heute praktiziert wurde, muss ihr schon sehr früh als ein Unrecht vorgekommen sein und so fasste sie einen Plan, diese endgültig abzuschaffen.
Vorherige Versuche scheiterten, weil die Sklaventreiber lange zuvor Bescheid wussten und reagieren konnten, entweder indem sie den Monarchen verunglücken ließen oder mit ihrem Reichtum genügend Söldner anheuerten und die Armee in blutige Guerillakämpfe in Wüste und Dschungel verwickelten. Bis jene sich zurückzog.
Also durften sie dieses Mal keine Warnungen erhalten. Keine Ultimaten und Ankündigungen militärischer Strafmaßnahmen. Schnelles und entschlossenes Handeln war angesagt..
Ohne den Regentschaftsrat in Kenntnis zu setzen, wies die Großkönigin ihre Generäle an Truppen in die betroffenen Provinzen zu verlegen und andere wieder ab zu ziehen, Manöver und Übungen abzuhalten etc.
Spezialkräfte und Angehörige der königlichen Garde wurden in Zivil in den Provinzstädten und Ortschaften der Provinzen Mali, Mauretanien, Senegal und der Sklavenküste untergebracht. Auch wurden Offiziere, die mit den Sklaventreibern möglicherweise sympathisierten nach und nach versetzt. Militärisch war also alles vorbereitet.
Am 3. Juli fanden die Feierlichkeiten zu Daenerys Krönung statt. Zu so einem Großereignis waren gewöhnlich alle Fürsten und wichtigen Adligen, Gouverneure, Tetrarchen, Generäle und sonstige Würdenträger anwesend, um dem neuen Herrscher zu huldigen und den Lehnseid zu schwören.
So auch die wichtigsten Angehörigen, des Sklavenadels. Auch kam es in Karthago und allen Provinzhauptstädten zu ausgelassenen Feierlichkeiten.
In der prunkvollen und reichlich geschmückten Kathedrale von Karthago wurde Daenerys I. in einer feierlichen Zeremonie vom Erzbischof von Karthago zur Großkönigin gekrönt. Ihr voller Titel lautete von da ab:
Daenerys I. aus dem Geschlecht der Barkiden, vom Blute Hannibals des Großen
Von Gottes Gnaden Königin der Könige, Großkönigin von Karthago, Königin der Punier, der Numidier und der Iberer, apostolische Königin von Jerusalem, Kaiserin des Malis und der Goldküste, Herrin über Afrika, Beschützerin des Reiches und Verteidigerin des Glaubens
Nach und nach traten die Adligen und Regierungsmitglieder vor die Königin, um ihr ihre ewige Treue zu schwören. Die Adligen aus den Sklavenprovinzen taten dies auch, obwohl schon manche bei ihrer Ansprache schlucken mussten. Als sie neben den üblichen Floskeln das Reich und den christlichen Glauben zu beschützen auch versprach die Schwachen und Hilflosen zu beschützen und das Unrecht zu bekämpfen, das ihnen angetan wird. Zwar erwähnte sie mit keinem Wort die Sklaverei, aber es hinterließ für die Sklavenbesitzer schon ein gewisses Geschmäckle, wie manch einer ihrer deutschstämmigen Untertanen sagen würde.
Nach den Vertretern von Adel und Staat traten die Generäle und die Großmeister der Ritterorden vor die Königin, legten ihre Schwerter, die sie nur noch zu zeremoniellen Zwecken trugen, ihr zu Füßen und schworen ihr die Treue. Die Ritterorden waren vor langer Zeit eine bedeutende Kapazität der karthagischen Armee. Mittlerweile sind sie nur noch rein traditionelle Vereinigungen, die an sich keine Bedeutung innerhalb der Armee haben, wenn gleich viele Mitglieder der Orden als aktive Offiziere in den Streitkräften dienen.
Jedoch fehlte der oder andere bekannte General. In diesen Stunden wurde gemunkelt, ob jene der Königin die Treue versagen wollten. Doch es sollte sich ganz anders herausstellen. Noch in der gleichen Nacht rückte das Militär in alle Städte der Sklavenprovinzen ein, besetzte Plantagen, Fabriken, Minen und Arbeitslager, nahm eine Reihe bedeutender Persönlichkeiten fest und verhängte den Ausnahmezustand. Was anfänglich wie ein Militärputsch aussah war gemeinsam von der Königin und ihren Generälen von langer Hand geplant worden. Zeitgleich wurden sämtliche Adlige und Wirtschaftsmagnaten aus den betroffenen Provinzen, die sich zu den Krönungsfeierlichkeiten in der Hauptstadt aufhielten, von der Geheimpolizei verhaftet.
Innerhalb einer Nacht hatte Daenerys I. der Schlange den Kopf abgeschlagen und einen Großteil der Sklavengebiete unter ihre Kontrolle gebracht. Zwar kam es in den folgenden Monaten immer wieder zu Gefechten zwischen Söldnern der verbliebenen Sklaventreiber und der karthagischen Armee, aber da die mächtigsten Sklavenhändler eingekerkert und ihre Vermögen beschlagnahmt waren, konnten die Verbliebenen nicht so wie vor über 100 Jahren genügend Söldner anheuern, um der Armee ernsthaften Schaden zuzufügen. Die Meisten akzeptierten daher murrend die neue Situation und versuchten sich mit ihr zu arrangieren. Die Radikalen unter ihnen gingen jedoch in den Untergrund und gründeten die Al Quaida Milizen, welche sich die Wiederherstellung der alten Ordnung auf ihre Fahnen schrieben.
Diese Gruppierung versuchte mit Terroranschlägen und Übergriffen auf Armeeangehörige, Befreite und irgendwann ganz normalen Bürgern ihre Ziele durchzusetzen.
Während eines Besuchs einer Befreitensiedlung durch die Königin im Frühjahr 1999 sollte ein Attentat auf sie verübt werden. Was von ihren Leibwächtern dem Herrn sei Dank verhindert werden konnte. Nach ihrem Scheitern gelang es den Attentätern nicht mehr sich durch Gift der Festnahme zu entziehen.Unter der Folter gaben sie schließlich Namen, Verstecke, Gruppenstärken etc. preis. Womit in den folgenden Wochen und Monaten die Al Quaida Milizen von Spezialkräften von Armee und Polizei systematisch ausgeräuchert werden konnten.
Großkönigin Daenerys I. ließ die Rädelsführer der Terrorgruppe hängen und verurteilte ihre Mitläufer zu lebenslanger Kerkerhaft.
Die Mitglieder einer Untergruppierung, die mit Vorliebe ehemalige Sklavenkinder entführten, misshandelten und ermordeten, erwartete jedoch ein weniger schnelles Ende. Alle 57 Angehörigen dieser Terrorzelle wurden vor die Königin gebracht. Sie verurteilte sie alle – egal ob Anführer oder Befehlsempfänger - zu einem langsamen und qualvollen Tod. Alle sollten an Pfähle genagelt werden. Einer der Männer versuchte um Gnade zu winseln und sich damit herauszureden, dass er nur aufgepasst hat, während die anderen mordeten. Daenerys I. Ihre Stimme klang kühl und voller Verachtung, als sie ihren Wachen befahl diesen Mann als letztes festzunageln. Da er „nur“ zugeschaut habe, sollte er zusehen, wie die Anderen festgenagelt werden, ehe er an die Reihe kam. Wütend und unerbittlich war sie in diesem Moment gewesen. Was diese Männer getan haben, verdiente die härteste Strafe.
Alle Verurteilten wurden am nächsten Morgen vor den historischen Stadttoren Karthagos an Pfähle genagelt und einem langsamen und qualvollen Tod überlassen. Der letzte starb erst am dritten Tag.
Nach der Zerschlagung der Al Quaida gab es so gut wie keinen Widerstand mehr gegen die rabiate Durchsetzung des Sklavereiverbots. Hier und dort kommt es natürlich noch heute zu gelegentlichen Zwischenfällen, aber die heiße Phase ist vorüber.
Und am 19. August 1999 erreichte die Monarchien endlich ihr 17. Lebensjahr und war damit nach karthagischen Recht volljährig und mündig. Nun brauchte sie auch offiziell keinen Regentschaftsrat mehr, der ihr ohnehin nur wenig zu sagen hatte.
Dieser Geburtstag wurde mit einer gewaltigen Parade in der Hauptstadt gefeiert. 100000 Soldaten, Gardisten, Reservisten und Polizisten marschierten im Stechschritt an der Königin vorbei. Den Abschluss bildete ein Bataillon, das tausend Fahnen trug. Darunter die Staatsflagge Karthagos, die königliche Standarte, die Flaggen der Provinzen und der wichtigsten Städte, sowie der großen Adelsfamilien und diverser Armeeeinheiten – alle wurden sie vor der Tribüne der Königin und ihrer Gäste (darunter viele ausländische Würdenträger) gleichzeitig gesenkt.
Es war eine wahrlich denkwürdige Veranstaltung. Die ganze Welt sollte wissen, dass mit Daenerys I. In Karthago ein neues Zeitalter eingeläutet wurde.